ARD-Tagesschau über die Sicherheitskonferenz Waffenkäufe und wenig Hoffnung auf Frieden

Die ARD-Tagesschau über die Sicherheitskonferenz: «Waffenkäufe und wenig Hoffnung auf Frieden» © ARD

Auch Rüstungskonzerne sponsern Münchner Sicherheitskonferenz

Urs P. Gasche /  Noch immer beteiligen sich auch Lockheed und Rhein-Metall an den Konferenzkosten. Medien erwähnen dies höchstens am Rande.

Es ist eine wichtige Aufgabe der Medien, Abhängigkeiten und Interessenkonflikte transparent zu machen. Die Münchner Sicherheitskonferenz ist eine private Veranstaltung, die sich unter anderen auch von den Rüstungskonzernen Rhein-Metall und Lockheed Martin sponsern lässt.

Zu den «institutionellen Partnern» gehören der «Atlantic Council», die «Atlantik-Brücke», der «European Council on Foreign Relations», das «Mercator Institut», die «Bill&Melinda Gates-Stiftung» oder die «Rockefeller Foundation».

 «Hochrangige Politiker entscheiden über die Zukunft der Aussenpolitik und die Waffenkonzerne können mitbestimmen», ärgert sich beispielsweise Maria Feckl schon lange. Sie ist Organisatorin der parallel stattfindenden Friedenskonferenz. In einem Interview mit dem «Merkur» äusserte sie sich kritisch: 

«Die Sicherheitskonferenz wurde einst als ‹Wehrkundetagung› gegründet, inzwischen heisst sie Sicherheitskonferenz. Im Kern ist es ein transatlantisches Bündnis, das der Nato verpflichtet ist, einem sehr aggressiven Verteidigungsbündnis […] Unsere drängendsten Weltprobleme – Klimawandel, Hungerproblematik, Verlust von Biodiversität oder die wachsende Schere zwischen Arm und Reich – lassen sich nicht mit Militarisierung lösen.
Doch die Ausrichtung der Sicherheitskonferenz ist mit dem neuen Vorsitzenden Christoph Heusgen noch extremer geworden. Seine Vorgänger wie Wolfgang Ischinger haben noch versucht, Dialoge zu eröffnen und diplomatische Verbindungen zu knüpfen. Sie haben dazu auch iranische und russische Vertreter eingeladen, das ist heuer nicht der Fall. Wir aber meinen, dass genau diese diplomatischen Wege wieder gesucht und eröffnet werden müssen […] Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und erkennen das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine an. Wir fordern Initiativen zu Gesprächen und Verhandlungen über einen Waffenstillstand.»

Wolfgang Ischinger, der die Münchner Sicherheitskonferenz MSC bis 2022 geleitet hatte, erklärte zum Sponsoring von Rüstungskonzernen:

«Die Sicherheitskonferenz wird erfreulicherweise von einer Vielzahl von Institutionen, Behörden, Organisationen und Firmen finanziell oder in anderer Form unterstützt. Dabei achtet die MSC sorgfältig darauf, dass finanzielle Beiträge von Partnern jeweils unter zehn Prozent des Gesamtbudgets der MSC liegen, um die Unabhängigkeit der MSC auch für die Zukunft zu wahren und zu sichern.»

Alle Sponsoren der Münchner Sicherheitskonferenz sind hier veröffentlicht.

FAZ Ein Foto aus München sorgt für Aufsehen.x
«Ein Foto eines Business-Lunchs in München sorgt für Aufsehen», titelte die «Frankfurter Allgemeine»: «Die Chefs von Wirtschaftsunternehmen sind vor allem männlich und weiss.»


«Frieden schaffen ohne Waffen»

Kann man den Slogan «Frieden schaffen ohne Waffen» angesichts des russischen Angriffskriegs überhaupt noch skandieren? Dazu äusserte sich Andreas Zumach, langjähriger Genfer UNO-Korrespondent der Taz und auch von Infosperber bereits anlässlich der letztjährigen Sicherheitskonferenz:

«Der Slogan ist gültiger und richtiger als je zuvor. Es ist nur ein törichtes Missverständnis zu glauben, ‹Frieden schaffen ohne Waffen› hätte immer nur gemeint, in einer konkreten Situation, wo ein Konflikt bereits auf die Gewaltebene eskaliert ist und eine Seite Waffen einsetzt, zu sagen, wir setzen unsererseits keine Waffen ein.» Es sei jedoch nach wie vor wichtig, gegen Waffenlieferungen und für Verhandlungen zu kämpfen. 

Aber geht das überhaupt noch mit Wladimir Putin? Dazu Zumach: «Ich bin alt genug, um mich daran zu erinnern, wie häufig bei früheren Gewaltkonflikten das auch über die jeweils andere Seite gesagt wurde. Das ging im Vietnamkrieg los. Bis sich in Washington diejenigen durchgesetzt haben, die gesagt haben, wir müssen mit den Kommunisten, die wir da angegriffen haben, verhandeln, hat es lange gebraucht. Weil es vorher hiess, mit denen kann man nicht verhandeln.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Kalter_Krieg

Der Kalte Krieg bricht wieder aus

Die Grossmächte setzen bei ihrer Machtpolitik vermehrt wieder aufs Militär und gegenseitige Verleumdungen.

Ukraine_Sprachen

Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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8 Meinungen

  • am 18.02.2024 um 11:19 Uhr
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    Danke für diese Information. Es ist grauenhaft. Doch einmal mehr, wie kommen wir zu besseren Lösungen.
    Das Wissen über Misstände reicht bei weitem nicht aus.
    Mit nachhaltigen Grüssen
    Urs Anton Löpfe

    • am 18.02.2024 um 22:24 Uhr
      Permalink

      Alle führenden Köpfe der MSC haben ihre Sponsoren hauptsächlich in den USA oder von den USA verdient und sind entsprechend ausgerichtet. z.B. der Herr Teltschik war ab 2003 Präsident von Boeing Deutschland und Vizepräsident Boeing International. Alle sind dann – gerade ab dem Jahren 2008 – in politischen Spitzenpositionen der EU bzw. besonders in Deutschland gelandet. Somit wird sich nichts ändern. Den es wird nur Rechtsfertigungspolitik gemacht – wir sind es nicht gewesen ist die Devise. Die Medien unterstützen diese Einstellung, ohne kritische Basis, weil sie sich im Mainstream verfangen hat.
      Das wieder eine ganze Generation – ob nun Ukrainer oder Russen– verheizt Wie Egon Bahr 2013 schon feststellte – für die Interessen von Staaten.

  • am 18.02.2024 um 13:02 Uhr
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    Hauptsache sind die Bemühungen, Ziele und Erfolge der Münchner Sicherheitskonferenz. Kritik wegen unliebsamer Sponsoren ist ein Nebenschauplatz: Wer sucht, findet immer ein Haar in er Suppe!

    • am 19.02.2024 um 05:26 Uhr
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      Da haben Sie recht. Ich versuche seit Jahren Herrn Gasche davon zu überzeugen, dass Wissen über Unzulänglichkeiten nicht genügt um eine Veränderung herbei zu führen. Dafür braucht es Gemeinschaften, die sich ihre Erfolge mitteilen.
      Gelernt habe ich, dass man von konstruktiven und positivem Journalismus spricht. Würde Herr Gasche den Infosperber in diese Richtung bewegen, denke ich könnte der Infosperber wesentlich erfolgreicher sein.

    • am 19.02.2024 um 13:58 Uhr
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      Wenn es nur ein Haar wäre, würde ich nicht mal was sagen! Kann passieren, auch im normalen Leben. Jedoch ganze Perücken, also das geht beim besten Willen nicht! Und die ganze Veranstaltung wird in «unseren» Medien noch als friedenssuchend verkauft…. ohne wenn und ABER…obwohl das doch heutzutage je mehr nötig wäre zu hinterfragen und einzuordnen!

  • am 18.02.2024 um 13:17 Uhr
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    Wer das Interview von Tucker Carlson mit Putin gesehen hat, wird bestätigt sein in der Annahme, dass es sehr wohl geht, Frieden zu schaffen ohne Waffen. Es wäre bereits im März 22 gegangen genauso wie heute, wenn der Werte-Westen die Friedensverhandlungen unterstützt anstatt sabotiert hätte. Müssen wir tatsächlich so lange Waffen liefern, bis der letzte Ukrainer gefallen ist? Wie kann man so menschenverachtend sein?

  • am 18.02.2024 um 13:20 Uhr
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    War dieser Artikel nützlich? JA, sehr!!!!!!
    Alle führenden Köpfe der MSC haben ihre Sporen hauptsächlich in den USA von den USA verdient bzw, erhalten und sind entsprechend ausgerichtet.
    z.B. der Herr Teltschik war ab 2003 Präsident von Boeing Deutschland und Vizepräsident Boeing International. Nachdem der Streit um staatliche Subventionen zwischen Boeing und Airbus eskaliert war und im Oktober 2004 zu wechselseitigen Klagen vor der WTO geführt hatte,
    Alle sind dann – gerade ab dem Jahren 2008 – in politischen Spitzenpositionen der EU bzw. besonders in Deutschland gelandet. So wie auch Irschinger und Heusgen = als ob der Teufel das Weihwasser bringt Um alles einigermaßen zu verstehen passen auch folgende Artikel von Sperber Joe Biden ist Handlanger der mächtigen Rüstungskonzerne vom 29.01.2024 oder Neuer Rekord bei US-Rüstungsexporten vom 28,11.2023 oder George Friedman @The Chicago Council 2015

  • am 18.02.2024 um 14:53 Uhr
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    siaf (siaf.ch) hat christoph heusgen und andere kriegsprofiteur/innen (strack-zimmermann, ben hodges) an die uni zürich eingeladen. propaganda in öffentlichen institutionen s o l l t e n in einem neutralen land nicht möglich sein. die mehrzahl der besucher/innen von siaf-veranstaltungen sind LEIDer folgender meinung: «mehr rüstung ist nötig» und «nato ist an frieden interessiert».
    das «forschungsinstitut» nimmt es mit der wahrheit nicht so genau: am 8.11.23 behauptete der siaf-chef martin meyer, dass israel eine verfassung hat und heusgen streitete ab, dass rheinmetall msc sponsert. bekanntlich ist WAHRHEIT das erste opfer von krieg!
    suchmaschine: rheinmetall alec gagneux

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