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Radio-Moderatorin Ivana Pribakovic: «Wie gross ist die Angst?» © SRF

«Wie gross ist der Stein, der Ihnen vom Herzen fällt?»

Marco Diener /  Journalisten stellen häufig Fragen, die sich kaum vernünftig beantworten lassen. Die Interviewten tun einem fast leid.

Damit begonnen haben seinerzeit Sportjournalisten – mit unmöglichen «Wie?»-Fragen. Etwa: «Wie bereit sind Sie?» «Wie zufrieden sind Sie?» Oder als Krönung: «Wie gross ist der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist?»

Als Zuhörer würde man sich wünschen, dass ein Sportler mal den Mut aufbrächte, präzise zu antworten: «Drei Kubikmeter.»

Infosperber hat solche Interviews schon vor zwei Jahren kritisiert. Journalisten müssten sich eigentlich vor jeder Interviewfrage überlegen, ob sich die Frage überhaupt beantworten lässt. «Wie bereit sind Sie?» lässt nur Antworten zu wie «sehr», «geht so» oder «überhaupt nicht». Besonders aufschlussreich wäre das nicht. Deshalb machen die meisten Sportler gute Miene zum bösen Spiel und erzählen dann halt, was ihnen so durch den Kopf geht.

Mittlerweile ist die Mode mit den «Wie?»-Fragen auch im Nachrichtenjournalismus angekommen. Beispiele aus einem Interview zum Israel-Iran-Krieg im gestrigen «Rendez-vous» auf Radio SRF 1:

Frage von «Rendez-vous»-Leiterin Ivana Pribakovic: «Wie gross ist denn die Verunsicherung in der Bevölkerung?»

Antwort ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann: «Ja, die Verunsicherung ist ziemlich gross.»

Frage: «Wie gross ist denn die Angst vor einer Eskalation mit allenfalls atomar bestückten Waffen?»

Antwort: «Die Verunsicherung ist hier grundsätzlich sehr gross.»

Frage: «Wie laut ist die Kritik an Netanjahu jetzt noch?»

Antwort: «Ja, die ist schon deutlich ruhiger geworden.»

Erkenntnisgewinn? Gleich null.


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