Tagesschau: Grosses Tamtam um 0,58 Prozent
300 Millionen können sehr viel oder sehr wenig sein. Es kommt darauf, von welcher Summe diese 300 Millionen gespart werden sollen. Doch diese grundlegende Information hat die Tagesschau den Zuschauerinnen und Zuschauern vorenthalten. Die 300 Millionen standen im luftleeren Raum. Keine Chance zu beurteilen, ob ein grosser Coup gelungen ist oder ob es sich bloss um eine Lappalie handelt.
Unbedeutende 0,58 Prozent
Konkret: 300 Millionen von einer Milliarde wären enorme 30 Prozent. Von 10 Milliarden wären 300 Millionen immerhin noch 3 Prozent, von 30 Milliarden nur noch 1 Prozent.
Tatsächlich kosten die obligatorischen Leistungen der Grundversicherung 52 Milliarden Franken. 300 Millionen davon sind unbedeutende 0,58 Prozent.
Kein Wunder, hat die Tagesschau die 300 Millionen nicht eingeordnet und verschwiegen, dass diese Summe nur 0,58 Prozent aller Kosten der obligatorischen Leistungen in Höhe von 52 Milliarden ausmacht. Sie hätte sich sonst blamiert, wenn sie diese Information an die Spitze der Tagesschau setzt.
Auch die «NZZ» betreibt Augenwischerei. Sie schreibt von «substanziellen» Einsparungen. 300 Millionen seien «immerhin 1 Prozent des gesamten Prämienvolumens». Von «nicht einmal einem Prämienprozent» sprach auch das «Echo der Zeit».
Das ist korrekt, doch die Prämien decken nur 70 Prozent aller obligatorischen Leistungen. 9 der 52 Milliarden gehen zu Lasten der Steuerzahlenden (die Kantone zahlten bisher 55 Prozent der stationären Spitalbehandlungen). Weitere 6 Milliarden zahlen die Patientinnen und Patienten aus der eigenen Tasche.

Immerhin hat die «NZZ» die Einspar-Versprechen des runden Tisches weder auf der Frontseite gemeldet noch als Aufmacher im Inlandteil.
Für die Tamedia-Zeitungen wie den «Tages-Anzeiger» war der «Erfolg für Baume-Schneider» (so «Watson», «Zofinger Tagblatt») am 28. Oktober keine Meldung wert.
Viele Versprechen, wenig Verbindliches
In der Tagesschau hatte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider einen grossen Auftritt. Anders als ihr Vorgänger Alain Berset setze sie auf «Eigeninitiativen» von Ärzten, Spitälern, Pharma, Krankenkassen und Kantonen. Diese hätten sich geeinigt, bei den Kosten der Grundversicherung freiwillig 300 Millionen Franken zu sparen.
Sie hätten versprochen, 38 Massnahmen umzusetzen. Die Kassen wollen zwei Prozent der Verwaltungskosten der Grundversicherung oder 40 Millionen Franken einsparen. Die in der Schweiz extrem teueren Laborkosten sollen um 85 Millionen gesenkt werden. Der Ärzteverband FMH soll seinen Mitgliedern empfehlen, künftig wenn möglich nur Wirkstoffe von Medikamenten zu verschreiben und nicht ein konkretes Produkt. Vielleicht würden dann mehr Generika verkauft.
Entsprechende Umsatzeinbussen gefallen der Pharmabranche allerdings nicht. In einem Communiqué verlangt sie als Kompensation «faire Vergütungen» für innovative und bewährte Arzneimittel. Mit diesem Wording meint die Pharmabranche höhere Preise.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.










Ich war auch mehr oder weniger schockiert über diese Nachricht des BR.
Nach fast 27 Jahren seit der Interdepartementalen Arbeitsgruppe IDA sind wir heute in der Lage knapp 1% zu sparen nach jahrelangen Prämiensteigerungen.
Das ist etwas sehr peinlich.
Es wird nicht ohne Systemwechsel gehen. Es gibt genug Vorschläge zu diesem Thema. Leider will man nicht.