Sperberauge

Deutschland: Kostenpflichtige Tests brachten wenige zum Impfen

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Ein «Testdebakel» nennt es der «Spiegel». Der Versuch, Ungeimpfte zum Impfen zu drängen, sei «krachend gescheitert».

«Wenn man die Impfmuffel dort packt, wo es ihnen weh tut, würden sie schon spuren. Und besonders weh tut es vielen Deutschen nun mal beim Geld. Das war der Grundgedanke hinter der Abschaffung der kostenlosen Coronatests am 11. Oktober.»

Die Erwartungen seien riesig gewesen, schreibt der Spiegel: «Kostenpflichtige Tests werden dazu führen, dass sich sehr viele noch impfen lassen, weil sie eine regelmässige Testung vermeiden wollen», sagte damals der SPD-Experte Karl Lauterbach. Und Gesundheitsminister Jens Spahn befand: «Kostenlose Bürgertests abzuschaffen, gebietet die Fairness vor dem Steuerzahler.»

Nach Angaben des «Spiegel»-Wirtschaftsredaktors Stefan Kaiser fällt das Resultat jedoch mager aus: Nur 600’000 über 18-Jährige hätten sich seit dem 11. Oktober impfen lassen [würde in der Schweiz etwa 55’000 entsprechen]. So viele Impfungen habe es am Anfang jeden Tag gegeben. Fazit von Kaiser: «Das erklärte Ziel, mit finanziellem Druck einen Impfboom auszulösen, ist also gescheitert.»

In der Schweiz versuchen die Behörden, den Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen, indem sie den günstigsten und angenehmsten Nasal-Schnelltest des Pharmakonzerns Roche nicht mehr anerkennen, um ein Testzertifikat zu erhalten. Betroffen sind vor allem Jugendliche und jüngere Erwachsene, die häufig in den Ausgang wollen (Siehe Infosperber vom 5.11.2021: «Verbot günstiger Nasen-Tests: Reine Schikane gegen Ungeimpfte»). Die neuste Impfkampagne auf die Jüngeren auszurichten, sei wenig zielführend, kommentierte NZZ-Inlandredaktor Andri Rostetter am 5. November. Vielmehr solle die Kampagne die ungeimpften über 65-Jährigen ansprechen: «Zur Entlastung der Spitäler müsste genau dort angesetzt werden.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

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Coronavirus: Information statt Panik

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5 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 6.11.2021 um 09:36 Uhr
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    Hat die Lobby-Arbeit der Roche versagt, trotz der Auffassung welche Herr Campiche zu diesem Thema zu äussern scheint ?

  • am 6.11.2021 um 12:15 Uhr
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    Guten Tag Herr Gasche,

    Danke für den Artikel. Da sind die Deutschen wenigstens ehrlich und stehen dazu, dass es nur darum geht den Impfdruck zu erhöhen.
    Nun, offenbar versagt die Impfung gerade bei den Älteren Personen. In den Zulassungsstudien wurden wohlweislich jüngere Probanden getestet.

    Beängstigend ist die schnelle Entwicklung in Österreich. In wenigen Wochen wurde die 3G-Regel am Arbeitsplatz und 2G Regel in der Öffentlichkeit umgesetzt. Die Umsetzung der 2G-Regel am Arbeitsplatz ist nur noch eine Frage von Wochen.
    Gezielt werden die unbrauchbraren Panik-Indizes von letzem Jahr wieder aus der Schublade geholt um die Impfpflicht umzusetzen.
    Es gibt alleine in der Schweiz seit 2017 jedes Jahr 60’000 Patienten die wegen Krebs eine ambulante Behandlung benötigen. Das wird offenbar nicht als Belastung für die Pflegekräfte angesehen, eher als Geschäftsmodell. Jeder zweite Schweizer bekommt die Diagnose Krebs in seinem Leben und jedes Jahr sterben über 17’000 Personen daran.

    Der Bund ist nicht mal fähig aktuelle Zahlen zur Sterbestatistik zu stellen, (letzter Stand bei Krebs ist 2017) wahrscheinlich sind die Kreidetafeln der Spitäler verloren gegangen oder der Praktikant ist an einem 4-Jährigen Excelkurs um 4 Spalten und 20 Zeilen zu machen. Die Corona-Fallzahlen werden aber in allen Farben und Formen tagesaktuell publiziert.
    Das ist schlicht und einfach politisches Versagen.

  • am 6.11.2021 um 16:32 Uhr
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    Auch die in der Schweiz geplante Impfwoche ist fragwürdig aufgegleist. Sie ist spezifisch auf die Jungen ausgerichtet, also auf die Falschen. In der Ideenwelt der Behörden spielt das wohl keine Rolle, denn die Imfquote ist zum Ersatzfetisch geworden.
    Die Massnahmen der Behörden sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz missachten auch grundlegende Erkenntnisse der menschlichen Psychologie. Beraten lässt man sich von Personen, denen man vertraut. Die Behörden haben schon seit Monaten durch einseitige Information und nicht eingehaltene Versprechen viel Vertrauen verspielt. Mit der Einführung der Zertifikatspflicht im Inland, und dann nochmals mit der Kostenpflicht für Tests, legen sie nun den Ungeimpften gegenüber ein Verhalten an den Tag, das wohl von den allermeisten dieser Gruppe als schikanös, wenn nicht sogar feindselig, empfunden wird.
    Wahrscheinlich gibt es mehr Ungeimpfte, die aufgrund des behördlichen Verhaltens mit «So erst recht nicht!» reagieren, als solche, die sich nun plötzlich doch noch überzeugen lassen.

  • am 8.11.2021 um 10:51 Uhr
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    Wenn man den Druck auf Ungeimpfte erhöht, desto eher werden sie sich dagegen stemmen – das ist normal. Ungeimpfte sind aus Überzeugung in diesem Status.

    Aber auch die Geimpften in der Schweiz werden bald erkennen, dass ihr Zertifikat ohne Booster in den nächsten Monaten auslaufen wird. Das wird so sein, auch wenn man es in der Schweiz von offizieller Seite her noch nicht so kommuniziert.

    Es bleibt die Wahl der Qual: man lässt sich anfixen und wird zum Impfstoff-Junkie, oder man bleibt ungeimpft und nimmt die Restriktionen in Kauf und hofft auf bessere Tage.

  • am 11.11.2021 um 20:55 Uhr
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    Ein Testdebakel sehe ich ganz anders.
    Getestete Ungeimpfte, müssen mit ungetesteten zusammen sein, dort wo die 3G Regel gilt, das kann aber auch ein Berufliches Meeting sein und muss nicht Party heissen.
    Ich betrachte die Politiker die das alles durchziehen als immer unglaubwürdiger und Unfähig waren die meisten schon immer.
    Obwohl sie mich jeder Zeit «an die Wand reden könnten».
    Aber reden ist halt nicht machen und schon gar nicht schlau Konstruieren.
    Also testet man munter diejenigen, die man als Sündenböcke konstruiert hst und lässt die folgsamen Schäfli munter und flott den Virus verteilen.

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