Altersheim Zärtlichkeit

Nähe und Zärtlichkeit stärken die Gesundheit und verlängern das Leben. © srf

Corona: Schwer Gefährdete lässt man fahrlässig im Stich

Urs P. Gasche /  Mit täglich addierten Zahlen von an oder mit Corona Gestorbenen schüren Behörden Angst. Doch ernst nehmen sie die Todesfälle nicht.

Mit Ausgangsbeschränkungen und der Schliessung von Restaurants und Läden wollen Behörden und Virologen verhindern, dass sich das Virus weiter verbreitet. Das Tracing oder Rückverfolgen von Virusträgern kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn es wenige davon gibt, und wenn alle potenziellen Virusträger rechtzeitig getestet werden. In der gegenwärtigen Situation ist dies ein Sisyphus-Vorhaben, das scheitern muss, wenn man die Bevölkerung nicht vollständig einsperren will.

Doch das oberste Ziel bleibt nach wie vor das Eindämmen des Virus. Die neue britische Variante des Virus könne die Fallzahlen und die  Reproduktionszahl R steigen lassen – beides Werte, auf welche Behörden und Experten fixiert sind. Auf dieser Grundlage ergreifen sie einschneidende und äusserst kostspielige Massnahmen, damit sich das Virus möglichst nicht weiter verbreitet. Dies in der Meinung, die Betagten würden am besten geschützt, wenn man alle anderen Personen vor dem Virus möglichst schütze.

Diese Auffassung teilen nicht alle. Das in Deutschland offizielle Ziel von wöchentlich weniger als 50 positiv Getesteten pro 100‘000 Einwohner hält beispielsweise Klaus Stöhr «zwar für wünschbar, aber unrealistisch und nicht machbar». Der Epidemiologe und Virologe war Leiter des Global-Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator der WHO. Von 2007 bis 2011 entwickelte er beim Pharmakonzern Novartis Impfstoffe. Seine Prognose: «Auch wenn der Impfstoff zur Verfügung steht, wird die Pandemie nicht verschwinden.»

In Deutschland erklärte Andreas Gassen, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, am 13. Januar: «Der Lockdown, der jetzt seit Anfang November anhält, hat quasi nichts gebracht. Die Todeszahlen sind unverändert erschreckend hoch. Der Schutz der Risikogruppen ist immer noch beschämend schlecht.»

Fazit: Seit Beginn der Pandemie haben die Verantwortlichen viele Massnahmen beschlossen, doch den Schutz derjenigen Menschen vernachlässigt, die dem Virus am meisten ausgeliefert sind.

Vorzeitig Gestorbene fast nur in der Risikogruppe der Hochbetagten

Im Zentrum aller Massnahmen sollten diejenigen stehen, welchen die Epidemie mit Abstand am meisten zusetzt. 70 Prozent aller Todesfälle in der Schweiz betrafen die Altersstufe der über 80-Jährigen. Die meisten der jüngeren «Infizierten» oder «Angesteckten» werden nicht einmal krank.

Selbstverständlich gibt es Ausnahmen. Auch bei einzelnen der mittleren Altersklassen kann es zu tragischen Verläufen und Todesfällen kommen. Über einige dieser Schicksale haben Medien gross berichtet, jedoch ohne auf deren zahlenmässig geringe Bedeutung hinzuweisen. Die Botschaft «Es trifft auch Junge» sollte Aufmerksamkeit wecken.

Zählt man diejenigen dazu, welche aus Alters- und Pflegeheimen in ein Spital verlegt wurden, waren zwei Drittel aller «an oder mit Corona» Verstorbenen Hochbetagte aus Alters- und Pflegeheimen, einschliesslich Institutionen für Demenzkranke. In den Kantonen Solothurn und Obwalden lebten sogar 80 Prozent aller derjenigen, die «an oder mit» Covid-19 starben, in Alters- und Pflegeheimen. Dabei müsse man indessen wissen, sagt der Branchenverband Curaviva, dass in der Schweiz jedes Jahr durchschnittlich 44 von 100 Heimbewohnern auch ohne Corona sterben. Jetzt stürben viele «mit» Corona, deren Leiden auch sonst bald zum Tod geführt hätten.

Unbestreitbare Zahlen beachten

Es gibt eine Statistik des BFS, die im Gegensatz zu vielen anderen Statistiken niemand anzweifeln kann. Es ist die Statistik der effektiv Verstorbenen. Sie rückt die Proportionen zurecht: In der Altersgruppe der 0- bis 64-Jährigen starben im ganzen Jahr 2020 nicht mehr Menschen, als ohne Corona zu erwarten gewesen wäre:

Übersterbl.Junge.hun
Die Übersterblichkeit der Altersgruppe 0-64 Jahre im Jahr 2020.

Bei der Bevölkerungsgruppe der 65 bis 100-Jährigen sieht es im gleichen Zeitraum anders aus:

Übersterbl.Ältere.hun
Die Übersterblichkeit der 65-Jährigen und Älteren im Jahr 2020.

Laut BFS sind im Jahr 2020 in der Schweiz insgesamt rund 6500 Menschen mehr gestorben, als ohne Corona zu erwarten gewesen wären (sogenannte «Übersterblichkeit»). Es waren fast nur Menschen im Pensionsalter, vor allem Hochbetagte. Dargestellt in obiger Grafik sieht diese Zahl dramatisch aus. Doch tatsächlich starben während des ganzen Jahres 2020 in der Schweiz pro 100’000 Einwohner zwar mehr Menschen als im Jahr 2019, aber nicht mehr als in den Jahren 2003 und 2000 (siehe Grafik unten). 
Im Jahr 2020 haben Massnahmen wie Distanzhalten, Maskentragen und Veranstaltungsverbote in geschlossenen Räumen die Zahl der vorzeitig Verstorbenen verringert. Andererseits haben fehlende Massnahmen in Alters- und Pflegeheimen die Zahl der vorzeitig Verstorbenen erhöht.

Tote 100'000 Einwohner
Todesfälle pro 100’000 Einwohner in der Schweiz

Die Risikoverteilung unter den Altersklassen ist in allen Industriestaaten ähnlich. In Deutschland waren im Jahr 2020 nach Angaben des Robert Koch-Instituts 70 Prozent der «an oder mit Covid-19» Verstorbenen über 80 Jahre alt. In Schottland waren laut dem Amt für Statistik NRS 86 Prozent der Verstorbenen älter als 70-jährig. Neun von zehn unter ihnen litten an einer schwereren Grunderkrankung. 

Keine Milliarde für die weitaus am stärksten Gefährdeten

Die von Corona am stärksten Betroffenen lebten bereits während der ersten Corona-Welle im Frühjahr in Alters- und Pflegeheimen. Trotzdem bewilligten Bundesrat und Parlament seither viele Milliarden für die Fluggesellschaft Swiss und für andere von Massnahmen Betroffene, aber keine einzige Milliarde für Alters- und Pflegeheime, damit diese ihre Gefährdeten hätten schützen und ihnen ein Leben in Würde ermöglichen können. Vielen Institutionen fehlte schlicht das Geld, um sichere Begegnungsorte einzurichten, Betagten zu Videogesprächen mit ihren Liebsten zu verhelfen, und um die Kosten für systematische Tests von Bewohnern, Personal und Gästen zu zahlen. Mangels Unterstützung hätten sich viele Einrichtungen «finanziell und personell» zurückhalten müssen, bedauert der Verband der Altersheime Curaviva. 

«Heime werden weitgehend sich selber überlassen»

In einzelnen Kantonen halfen Zivilschützer oder Zivildienstleistende aus. Den Einsatz von Sanitätssoldaten in Heimen hat das Parlament unter Führung der SVP-Fraktion abgelehnt, gleichzeitig aber kein Geld für Alters- und Pflegeheime zur Verfügung gestellt. 

Scharfe Kritik mussten die Politiker von Andreas Stuck, Chefarzt Geriatrie am Berner Inselspital, einstecken. In der NZZ vom 11. Januar erklärte er: «Die Heime werden weitgehend sich selber überlassen.» Bis heute habe der Bund – im Gegensatz zu den Vorschriften für Restaurants und Seilbahnkabinen – nicht geregelt, wie ein Heim organisiert sein müsse, wenn ein Bewohner an Corona erkrankt.

Alters- und Pflegeheime bräuchten gegenwärtig zusätzliches Geld, um das Personal, Heimbewohner und Gäste mit unterdessen vorhandenen Schnelltests regelmässig auf das Virus zu testen. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC wird mehr als die Hälfte aller Coronaviren von Ansteckenden übertragen, die keine Symptome haben. Um solche Ansteckungen in Seniorenheimen und -residenzen zu verhindern, lädt der Kanton Basel-Land das gesamte Heimpersonal zu freiwilligen Coronatests ein. Das berichtete Angelika Hardegger in der gleichen Ausgabe der NZZ. In einer ersten Testrunde seien 18 von 1201 getesteten Heimmitarbeitenden positiv getestet worden: «Alle waren zum Zeitpunkt des Tests ohne Symptome, aber mehrere von ihnen hochansteckend», erklärte Andreas Bürgivom Krisenstab Basel-Land.

BAG: «Keine weiteren Überlegungen»

Doch die Kosten für solche regelmässigen Schnelltests in gefährdeten Institutionen will niemand zahlen. Der Bund bleibt passiv. Er empfiehlt und bezahlt nur Tests an Personen, die Symptome aufweisen oder mit möglichen Ansteckenden in Kontakt waren. Der NZZ teilte das Bundesamt für Gesundheit BAG mit, es gebe «im Moment keine weiteren Überlegungen bezüglich weiterer Massnahmen zum Schutz von Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern».

Dass die Hauptbetroffenen der Coronaepidemie in Alters- und Pflegeheimen wohnen, weiss man bereits seit Beginn. Am 17. März 2020 hatte Infosperber informiert: «Opfer des Coronavirus werden fast nur ältere Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, oder Menschen mit schwereren Vorerkrankungen. Fast alle anderen Infizierten werden entweder überhaupt nicht krank oder wieder gesund.» 

Seit Mai nur noch 6 Verstorbene in den neun Altersheimen von Tübingen

Infosperber berichtete schon dreimal darüber: Die Stadt Tübingen sorgt nicht nur dafür, dass sich gefährdete ältere Menschen sehr gut schützen können, sondern ermöglicht ihnen auch ein möglichst würdiges Leben. Und dies mit bemerkenswertem Erfolg.

Während der ersten Welle im Frühjahr 2020 kam es unter den rund 560 Bewohnern der neun Pflegeheime in Tübingen zu 14 Todesfällen «mit oder an» Corona, doch seit Mai bis heute nur noch zu sechs solcher Todesfälle. Im Verhältnis zur Zahl der Plätze in Alters- und Pflegeheimen gab es in der Schweiz seit Ausbruch der zweiten Welle rund dreimal so viele Todesfälle wie in Tübingen zu beklagen.

Die wichtigsten Massnahmen der Stadt

Infosperber hat über die Massnahmen erstmals am 9. Dezember 2020 informiert:

  • Kostenlose Abgabe von FFP2-Masken für Seniorinnen und Senioren. Um die Masken zu erhalten, mussten die Betagten nichts unternehmen. Sie wurden per Post an die rund 15’000 Tübingerinnen und Tübinger verschickt, die 65 oder älter sind. Für diese Aktion bewilligte die Stadt 50’000 Euro. Der Oberbürgermeister sagte, «Arme können sich die Masken nicht leisten».
  • Alle Bewohner und Beschäftigte in Altersheimen – und seit einiger Zeit auch Besucherinnen und Besucher – können sich kostenlos regelmässig testen lassen.
  • Angehörige, die ihre hochbetagten Verwandten besuchen möchten, können sich auch auf dem Marktplatz mit einem ebenfalls kostenlosen Schnelltest testen lassen. 
  • Öffnungszeiten von Geschäften von 09.00 bis 11.00 Uhr exklusiv für Seniorinnen und Senioren im Alter von über 65 Jahren. 
  • Für Seniorinnen und Senioren gibt es Rufbusse und Taxis, die sie 30 Minuten vorher anfordern können. Die sogenannten «Sammel-Anruf-Mietwagen» holen die Anrufenden dann an der Bushaltestelle ab. Eine Fahrt kostet ihnen gleich viel wie ein Busticket und mit einer Abo-Karte ist sie gratis. Das Sammeltaxi fährt zu den regulären Abfahrtszeiten der jeweiligen Bushaltestelle. Näheres über diese Dienstleistung hier.

Mit etwas Initiative, Kreativität und Geld gäbe es noch weitere Möglichkeiten, um Gefährdete sozial nicht abzuhängen und ihnen im Alltag mehr Freude zu bereiten.

Die Stadt Tübingen ist auch in Deutschland eine Ausnahme. Die dortige Situation fasste Wolfgang Streeck,  ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, wie folgt zusammen:

«Wenn man die Alten- und Pflegeheime virenfest aufrüsten würde, was zweifellos nur einen winzigen Bruchteil der gigantischen Corona-Ausgaben erfordern würde, könnte man Totenzahlen und Bettenbelastung nicht unbedingt halbieren, sinken würden sie aber. Wenn man dann noch die Hausärzte dazu bekäme, ihre vorerkrankten Stammpatienten einzubestellen und ins Gebet zu nehmen, wäre eine, und soweit ich sehe, überhaupt die wichtigste Begründung für die mit ewiger Wiederkehr drohenden Lockdowns entfallen.»

Hoffen auf gute Wirkung, Immunität und keine Virenübertragungen dank Impfungen

In Deutschland wie in der Schweiz bieten die Behörden die Impfungen prioritär den Betagten und Hochbetagten sowie dem Personal in Alters- und Pflegeheimen an. Die Kantone Basel-Land und Luzern sind mit dem Impfprogramm am weitesten voran. Im Innerschweizer Kanton sollen laut einem Bericht der NZZ schon 90 Prozent der Risikopersonen in Pflegeeinrichtungen eine erste Impfdosis erhalten haben. SRF meldete, im Kanton Basel-Land würden alle Personen in Heimen, welche es wünschen, bis Ende Januar die erste Impfdosis erhalten haben.

Die Hersteller haben ihre Impfstoffe nur an wenigen Personen dieser Zielgruppe getestet. Es steht noch offen, wie gut die Impfungen bei Betagten mit Vorerkrankungen tatsächlich wirken, und ob die Geimpften noch ansteckend sein können. Deshalb bleiben Massnahmen, wie sie die Stadt Tübingen zugunsten dieser von Corona weitaus am stärksten Betroffenen eingeführt hat, weiterhin dringend erforderlich.


Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Keine.

Keine Verharmlosung

upg. Damit man Gefahren und Folgen der Corona-Epidemie einschätzen kann, muss man sie einordnen und mit anderen Risiken vergleichen. Eine solche Einordnung führt manchmal ungerechtfertigterweise zum Vorwurf, man wolle Covid-19 verharmlosen und alle getroffenen Massnahmen in Frage stellen. Diese Kritik stammt häufig just von jenen Personen oder Organisationen, welche andere Gesundheitsrisiken verharmlosen und bei vermeidbaren Zivilisationskrankheiten wirksame Massnahmen ablehnen.

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

17 Meinungen

  • am 15.01.2021 um 12:02 Uhr
    Permalink

    Danke für diesen Artikel. Ich teile die Meinung, dass wir nur die Gefährdeten schützen müssten und alles wäre gut, nur bedingt. Aber hier wird immerhin nicht geheuchelt, sondern gemahnt, dass man zum Schützen auch etwas tun muss. Nicht nur darauf hinweisen, dass man etwas tun müsste (und eigentlich nichts tun will). Auch wenn man die Prävalenz gern tiefer hätte, entbindet das nicht von der unabhängig davon und jederzeit dringlichen Pflicht, etwas für die Heime zu tun.

  • am 15.01.2021 um 12:54 Uhr
    Permalink

    Vielen Dank Herr Gasche, wie von ihnen gewohnt ausgezeichnet recherchiert und gut durchdacht. Die weltweit betriebene Lockdown -Strategie erfordert global gesehen wahrscheinlich bereits aktuell einen grösseren Verlust an Lebensjahren, als solche vor den Klauen des COVID-Virus gerettet werden können. Dass die Ressourcen unserer Altersheime nicht grosszügigsten aufgestockt werden, auch durch die kluge Mobilisierung ehrenamtlicher Unterstützung, war mir schon zu Beginn der Pandemie unverständlich.

  • am 15.01.2021 um 14:20 Uhr
    Permalink

    Es ist ein Denkfehlern, wonach angeblich bei der Impfung der 1/2 der Bevölkerung eine Herdenimmunität eintreten würde.

    Gegeben ist:
    * Kinder unter 16 Jahren dürfen nicht geimpft werden, das sind ca. 16% der Bevölkerung.
    * der Impfstoff Comirnaty gewährt einen Impfschutz von 95%.
    * SARS-CoV-2 hat ein Ro von 3 (d.h. 2/3 müssten für Herdenimmunität geimpft sein)
    * die britische Mutation (SARS-CoV-3) ist 50 % ansteckender, somit Ro = 4.5
    => (4.5-1)/4.5 = 0.818, d.h. 82% müssten geimpft werden und nicht 1/2 oder 2/3 der Bevölkerung.

    Die kausale Folge:
    – für Herdenimmunität müssten rund 82 % geimpft werden – bei britischer Mutation (SARS-CoV-3).
    – in Frage kommen nur die Erwachsenen, d.h. 100% – 16% = 84%
    – Impfschutz ist 95%, somit 84% * 95% = 79.8% funktioniert nicht.

    Ich war von Anfang an für den wirksamen Schutz der Hochbetagten und die Durchseuchung der restlichen Bevölkerung. Siehe Artikel, Zitat: «Die meisten der jüngeren «Infizierten» oder «Angesteckten» werden nicht einmal krank.»

    • am 16.01.2021 um 13:41 Uhr
      Permalink

      Guten Tag Herr Herzog,

      der Anteil Geimpfter (resp. der Anteil der Bevölkerung mit Immunität) rechnet sich theoretisch (wie sie schreiben) aus der Formel (Ro-1)/Ro. Das würde bei einem Ro von 3 die von Ihnen erwähnten 2/3 ergeben.
      Zweiterlei führt aber dazu, dass in der Realität weniger erfolderlich ist:
      – Viele haben sich bereits infisziert und sind immun (davon geht man zumidest aus. Es sind – soweit mir bekannt ist – auch nur sehr wenige Re-Infektionen nachgewiesen.)
      – Der theoretische Anteil (z.B. die oben erwähnten 2/3) müssen in der Praxis wohl nicht erreicht werden. In einem sehr hörenswerten Interwiew (Link: https://vtdigger.org/2020/11/20/vermont-conversation-nicholas-christakis-on-the-nations-covid-19-failures/) geht der Experte z.B. davon aus, dass in Realität lediglich 45% (statt 66%) immun sein müssen, damit sich das Virus nicht weiter ausbreiten kann. Das ist also ziemlich viel weniger.

      Wir können also durchaus darauf hoffen, dass die Impfkampagnen (zusammen mit der natürlichen Immunität) bald erfolgreich sein werden.

      Beste Grüsse!

  • am 15.01.2021 um 18:02 Uhr
    Permalink

    Warum nicht Menschen mit Krankheitsrisiko in angenehmen Strukturen versammeln und andere schnell mit COVID anstecken lassen. Das hätte sicherlich weniger Auswirkungen auf die Gesellschaft als die derzeitige Situation. Das Beispiel der Stadt Tübingen sollte verallgemeinert werden. Außerdem würde es die Gesellschaft weniger kosten und die jungen Menschen könnten endlich aufatmen. Von einem gesunden ’81er.

  • am 16.01.2021 um 01:41 Uhr
    Permalink

    Schade, dass man es im BAG vorzieht im Nebel herum zu stochern. Man hat im BAG kürzlich sogar beschlossen den Ansteckungsort nicht mehr zu erfassen – noch mehr Nebel. Und natürlich ist man beim Bund ständig unfehlbar, sodann man auf die Unfehlbarkeit (wider besseren Wissens) noch stolz ist. Die Vorbilder von denen man was lernen könnte (Tübingen) ignoriert man geflissentlich, man könnte ja das Gesicht verlieren. Stattdessen man Kantönligeister kultiviert, und sich in Grabenkämpfe verstickt. Die peinliche Diskussion um Unterhosen & Glühbirnen tangiert ab Montag so ähnlich auch mein Geschäft.

    Ich hab mich – anstatt Covid-Verordnungen zu studieren – schlauerer Lektüre zugewandt: Stephanie Kelton, «The Deficit Myth». Frau Kelton ist die führende Ökonomin bei den Demokraten, in den USA. Sie widerlegt die von Margaret Thatcher propagierte Meinung, «der Staat könne nur soviel ausgeben wie der durch Steuern und durch Kreditaufnahme einnimmt». Thatcher hat schlicht die Notenpresse vergessen. Fazit: Die paar Milliarden die BR Maurer bei Covid-19 nicht ausgeben will: die kratzen niemanden. In 20 Jahren schon gar nicht. Schade, vom Bundesrat habe ich mehr Format erwartet.

    • am 16.01.2021 um 12:47 Uhr
      Permalink

      @Wieland
      Es freut mich sehr zu hören, dass Sie Stephanie Kelton entdeckt haben. Ich denke, folgende Autoren/Referenten werden Sie möglicherweise auch als eine Bereicherung/Erhellung erleben:
      Heiner Flassbeck (resp. die Web-Site «makroskop.eu», auf der Sie einiges mehr zu MMT finden)
      und
      Mariana Mazzucato.

    • am 17.01.2021 um 16:11 Uhr
      Permalink

      Herr Kühne, das Tragische an der Sache ist, dass wir Schweizer seit Jahren wie irre Geld drucken, und niemanden stört es, und eine Inflation (und seien es nur 2%) kommt deswegen auch nicht auf. Wie ist das möglich? Wir stopfen es ausländischen Investoren in den Rachen, damit die aufhören unseren (zum Nationalen Heiligtum erklärten) Frankenkurs zu attackieren.

      Ziel von den Investoren ist aber nicht unseren Frankenkurs zu beschädigen (was hätte man davon?), sondern an möglichst viele Schweizer Franken zu kommen, der Kurs dabei ziemlich egal ist, es hat ja genug davon und jeden Tag von Neuem. Das neue Geld treibt sich nachher an der Börse herum.
      Mit der Kohle kann man dann unsere Firmen hierzulande aufkaufen – grosse wie kleine. Es wird dann als Erstes die Belegschaft reduziert (damit der Kurs der Aktie steigt, weshalb sonst sollte ein kurzfristig denkender Kapitalist überhaupt Aktien kaufen?), worauf die Nationalbank moniert, der Franken dürfe nicht weiter steigen, weil sonst Arbeitsplätze verloren gehen (Trugschluss). Worauf den Investoren viele Schweizer Franken in den Rachen geworfen werden. So wenig wie BR Maurer eine Ahnung von MMT hat, so wenig hat die Nationalbank eine Ahnung von fiesen Spielchen.
      Schade, von der Nationalbank habe ich mehr Format erwartet.

    • am 18.01.2021 um 15:45 Uhr
      Permalink

      @Wieland. Danke.
      Sie schreiben: «Wir [= die Nationalbank SNB] stopfen es ausländischen Investoren in den Rachen …»

      Solche Worte weisen ein hohen Mass an Emotionen auf. Emotionen wirken, dass wir Worte als (unumstössliche) Tatsache erleben. Der Verstand wird hierbei schachmatt gesetzt.
      Um den Verstand wieder online zu bekommen, ist den Lücken nachzuspüren. Mit Fragen wie:

      Müssen es «ausländische» Investoren sein?

      Es kommt dabei ev. folgende Ursache zum Vorschein:

      Die Schweiz (CH-Unternehmen) erzielen Jahr für Jahr einen Leistungsbilanzüberschuss im Gegenwert von rund 70 Mia. CHF. Die Schweizer nehmen also um diesen Betrag mehr (ausländische) Devisen ein als sie (für Importe) herzugeben haben.

      Was macht CH-Unternehmen mit diesen überschüssigen Devisen? Sie wechseln diese – und zwar in CHF! Warum? Weil Löhne, Steuern, Dividenden usw. in CHF zu zahlen sind.

      Was bewirkt die Nachfrage – von Schweizern (!) – nach CHF (unter Hergabe ausländischen Devisen)? Ein CHF-Kursanstieg.

      Was, wenn verhindert werden soll, dass der Export dadurch schwächelt, Arbeitsplätze verloren gehen? Genau: Die SNB kauft die Devisen auf und zahlt dafür mit – neugeschaffenen – CHF.
      CHF werden also in den Rachen von Schweizern (!) gestopft.

      So sammelte die SNB – allein aufgrund der Leistungsbilanzüberschüsse über die letzten 10 Jahre – Devisen im Gegenwert von rund 700 Mia. CHF an. Zur Diversifikation und für höhere Rendite werden damit dann ausländische Schuldpapiere & Aktien (u.a. Facebook) gekauft.

    • am 20.01.2021 um 01:23 Uhr
      Permalink

      Guten Abend Herr Kühne

      Ihr Satement ist grossartig. Sie Schreiben wir hätten 70Mia Überschuss im Aussenhandel, und sogar 700Mia im ganzen BIP. Lassen wir mal beiseite ob das stimmt, wie das entstanden sein soll und wie das im Wirtschftskreislauf wirken soll. Die Zahlen erscheinen jedenfalls nicht ganz abwegig zu sein, bauen wir doch jedes Jahr klammheimlich 3Mia an Staatsschulden ab, bei prognostizierter schwarzer Null.

      Entschuldigung, aber was jammert BR Maurer da eigentlich?

      Er sitz auf einer der bestgefüllten Staats-Chatullen dieser Welt, er regiert über eine Wirtschaft die es versteht hübsche Überschüsse zu erwirtschaften, und richtet gerade hunderte (wohl eher tausende) Existenzen zugrunde, nur weil er sich an tragfähigen Covid-Transferleistungen stört.
      Er übersieht, dass gerade ein riesiger Vermögenstransfer von unten nach oben abläuft – von Wirten, Künstlern, Kinos, Läden – die ihr Erspartes zum Vermieter oder zur Bank transferieren. An dieser zweiten Sorte Covid-Transfers (es steht keine Leistung gegenüber, die Beiz bzw. der Laden sind ja geschlossen) stört sich BR Maurer dann nicht – ein Geniestreich. Marx hatte diese Methode wie man Arbeiter aushungert in seinem berühmten Buch «Das Kapital» jedefalls nicht drin, und bei Keynes findet man die auch nicht, und bei Piketty sowieso nicht. Und bei Stephanie Kelton auch nicht.

      Und nach Tübingen schauen’s immer noch nicht. Schade, von der Taskforce habe ich mehr erwartet.

    • am 20.01.2021 um 09:06 Uhr
      Permalink

      Sehr geehrter Herr Wieland, Sie schreiben, dass trotz des immensen Anstiegs der Geldmenge keine Inflation herrsche. Dem ist leider nicht so. Betrachten Sie den Börsenwert, die Immobilienepreise, Gold oder gerade aktuell den Bitcoin. Egal welchen Markt Sie nehmen, wir haben praktisch überall einen Wertzerfall des Frankens gegenüber der Sache. Praktisch einzig beim Gütermarkt haben wir dies nicht. Es ist unlogisch zu sagen, wir haben keine Inflation und nur Blasen, bloss weil der Kaugummipreis sich nicht relevant verändert. Meiner Meinung nach trübt der Terminus «Blase» die Sicht auf die Dinge. Wir haben dann nämlich halt keine Inflation, sondern einfach überall Blasen. Bei den Immobilien werden Sie, wenn Sie dies ansprechen, natürlich auf die Marktlogik verwiesen und dass eben die Nachfrage den Preis bestimmt. Nur muss berücksichtigt werden, dass wir trotz der Zunahme der Leerstände steigende Immopreise haben. Eben weil sie begehrenswerte Renditeobjekte für «überflüssiges» Geld sind, das in den Markt gepumpt wird und angelegt werden will/muss.

      Es ist aber sicher so, dass die Inflation nicht so extrem ist, wie sie gemäss der üblichen Lehre sein müsste. Der Grund dafür ist der virtuelle Anlegerraum der mit dem Derivatenmarkt geschaffen wurde. Damit wurden quasi virtuelle Werte geschaffen, welche den Infaltionsdruck auf die realen werte mindert. Sollte dieses Geld in reale Anlagen abfliessen, hätten wir eine extreme Inflation innert kürzester Zeit.

    • am 21.01.2021 um 21:31 Uhr
      Permalink

      @Stöckli Marc
      Sie tischen hier die übliche altbackene Lehrmeinung der klassischen Ökonomie auf wenn Sie sagen, Geldmengenerhöhung führe zu Geldentwertung.
      Beispiel: Nehmen wir an, jemand kauft als Spekulationsobjekt ein Haus für 1 Million. Dann verkauft er es wieder für 1 1/4 Millionen. Damit streicht er 1/4 Million Gewinn ein. Der Käufer musste gegenüber dem Erstkäufer also 1/4 Million mehr bezahlen. Hat das nun etwas mit Geldentwertung oder nicht viel eher mit Gewinnmitnahme zu tun? Dieses Beispiel kann man auch für Gold, Aktien, Boden usw. nehmen. Spekulation erhöht hauptsächlich die Preise und nicht Geldentwertung, wie behauptet wird.
      Natürlich darf man es mit der Geldmengenerhöhung nicht übertreiben, sonst schwindet das Vertrauen in eine Währung. Davon sind wir beim CHF aber weit davon entfernt.
      Auch muss man die Zusammenhänge sehen: Wenn die Bevölkerung eines Landes wächst muss auch die Geldmenge mitwachsen, wenn es nicht zu Engpässen kommen soll. Ebenso muss man sich dem Einfluss des Sparens bewusst werden. Durch Sparen «parkt» man gewissermassen Geld und entzieht dieses dem Geldkreislauf. Zur Kompensation muss Staat oder Wirtschaft dann neue Schulden aufnehmen. Umgekehrt gibt man durch Abbau von Ersparnissen und Vermögen Geld wieder in den Geldkreislauf zurück. Eigentlich betreiben wir immer noch Tauschhandel. Wir tauschen Güter und Leistungen aus. Geld ist lediglich der Massstab dazu.

  • am 17.01.2021 um 17:51 Uhr
    Permalink

    Aus der Sicht eines Ingenieurs fasse ich mal nur zusammen und kommentiere nicht:

    Der Schutz von der «besonders gefährdeten» Bevölkerung könnte gleich viel oder gar grösseren Erfolg bringen, als alle die Summe aller sonstigen «einschränkenden Massnahmen».

    Risiko-Gruppen, insbesondere über 80-jährige Heimbewohner werden zu wenig geschützt.

    Wenn man den (unsicheren, wegen zu geringer Anzahl) Erfolg in Tübingen schätzungsweise hoch-rechnet kostete die «Hinüber-Rettung» (?für wie lange?) eines gefährdeten Heimbewohners etwa 100 000.– Euro.

    Durchschnittlich sterben (in der Schweiz) etwa 44 von Hundert Heimbewohnern jedes Jahr. Bezogen auf Tübingen (knapp 600 Heimbewohner) würden dort «normalerweise» etwa 250 Heimbewohner jährlich sterben. In Relation dazu sieht die dortige Anzahl von knapp 10 «vor Corona Geretteter» nicht mehr «besonders erwähnenswert aus?!

    Bezüglich der Gesamt-Sterblichkeit gibt es in der Schweiz keine erkennbaren Veränderung zu den VorJahren ?! —> Wenn Sie das Bevölkerungs-Wachstum mit berücksichtigen, wäre möglicherweise sogar ein positiver Trend erkennbar.—

    Wahrscheinlich «retten» die Corona-Massnahmen – insbesondere mehr Hygiene- etwa gleich viel Menschen vor anderen Infektions-Krankheiten (wie Grippe) als andererseits zusätzlich Menschen an Corona starben.

    Alles Gute !
    Wolfgang Gerlach

  • am 17.01.2021 um 20:11 Uhr
    Permalink

    Wolfgang hatte seiner Frau versprochen, sie nie alleine zu lassen. 57 Jahre hielt er das Versprechen. Wegen Corona durfte er sie am Sterbebett nicht besuchen. Sie stirbt also alleine. Nach ihrer Beerdigung erhängte sich Wolfgang.
    https://reitschuster.de/post/der-alte-mann/

  • Pingback: Das Sterben in den Altenheimen: „Nur“ Politikversagen ? Oder sind da böse Mächte am Werk ? – Leben und leben lassen in Regensburg,

  • Pingback: «Zuschauertribünen, Bars und Restaurants sofort öffnen» - infosperber,

  • am 21.01.2021 um 21:53 Uhr
    Permalink

    Mal zwei Aussagen zum Nachdenken:
    Aussage einer Mutter (86) :
    „Ich lass mich nicht impfen. Ich möchte auch nicht beatmet werden – ich habe mein Leben gelebt. Ich habe sowieso kein Leben mehr – keine Altenrunde, keine Busfahrt, kein Café-Besuch-nur noch Corona und Angst im Fernsehen…“

    Aus einer Todesanzeige:
    „Traurig müssen wir Abschied nehmen von unserer Schwester, Tante, Grosstante und Gotte, die im Altersheim nicht an Corona, sondern an den Folgen der sehr streng ausgelegten Coronamassnahmen verstorben ist. Die totale Schliessung des Heimes hat jeglichen Kontakt und Einflussnahme ausgeschlossen.“

    Daraus sollte man doch erkennen, dass Leben nicht einfach auf die Gesundheit und Erhaltung von Körperfunktionen reduziert werden darf. Was nützt es denn, steinalt zu werden wenn die Lebensfreude durch den angeblichen «Schutz» völlig zerstört wird?
    Nur damit sich sogenannte «Gutmenschen» als Schützer, Retter und Held fühlen können?
    Oder damit Zeitgenossen, bei denen die Einhaltung von Regeln und Gesetzen über jeglicher Menschlichkeit steht, sich als staats- und gesetzestreue Bürger frönen können? Da steht längst das «System» mit seinen Zahlen statt der Mensch im Vordergrund. Das Virus zeigt auf, dass der heutige Mensch je länger je mehr in einem imaginären Zahlengefängnis lebt, wo irgendwelche Zahlen, nicht nur beim Geld, alles bestimmen.
    Wie hiess es im Nachruf von Pfarrer Sieber? «Er rechnete in Menschen und nicht in Zahlen».

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...