Rücken eines Mannes

In der Studie wurden Körperhaare in der Gegend um den Pilonidalsinus am Steissbein mit einem Laser entfernt (Symbolbild). © Depositphotos

Entzündung am Steissbein: Laser kann helfen

Martina Frei /  Der Pilonidalsinus ist eine mühsame Erkrankung. Dauerhafte Haarentfernung mittels Laser könnte Betroffenen Erleichterung bringen.

Aus dem Lateinischen «pilus» für Haar, «nidus» für Nest und «sinus» für Höhle haben Ärzte einen Begriff für eine mühsame Erkrankung zusammengesetzt: der Pilonidalsinus. 

Dabei handelt es sich um eine Entzündung in der Gesässfalte am Steissbein. Es können sich Abszesse oder tiefe Gänge im Gewebe bilden. Mühsam ist das Ganze, weil der akut entzündete Pilonidalsinus häufig zu einem schmerzhaften Abszess führt, der operiert werden muss, die Heilung danach wochenlang dauert und nicht selten ein Rückfall folgt. Warum es zum Pilonidalsinus kommt, ist nicht klar. Eine Hypothese besagt, dass Körperhaare im Bereich des Steissbeins in die Haut einwachsen und zur Entzündung führen.

Nur 10 anstatt 34 Prozent hatten einen Rückfall

US-Ärzte schlagen nun eine Behandlung vor, die Rückfälle deutlich reduzieren soll. Sie teilten 302 junge Patienten und Patientinnen (im mittleren Alter von 17 Jahren) per Los in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe wurde nur geschult: Sie sollte auf gute Hygiene im Bereich der Gesässfalte achten und die Körperhaare dort regelmässig rasieren oder mit einer Haarentfernungs-Creme entfernen. Die andere Gruppe unterzog sich im Abstand von vier bis sechs Wochen insgesamt fünf Mal einer Laserepilation. Dabei wurden mittels Laser dauerhaft Körperhaare im Bereich des Pilonidalsinus entfernt. 

Nach einem Jahr verglich das Studienteam, wie oft es zu Rückfällen gekommen war. In der laserepilierten Gruppe betraf dies nur 10 Prozent der Patientinnen und Patienten, in der Vergleichsgruppe hingegen 34 Prozent – ein deutlicher Unterschied, der für die Laserepilation spricht, wie das Studienteam in «Jama Surgery» berichtet. 

Corona-Lockdown machte einen Strich durch die Rechnung

Ein Manko dieser Studie ist, dass nur 131 von geplant 151 Personen mit dem Laser behandelt wurden. Nach einem Jahr konnte das Ärzteteam bloss die Ergebnisse von 96 laserepilierten Patienten und 134 Patienten in der Vergleichsgruppe in die Auswertung einbeziehen. 115 Personen in der Laserepilations-Gruppe und 81 in der Vergleichsgruppe brachen die Studie im Verlauf der zwölf Monate vorzeitig ab. Falls viele davon einen Rückfall gehabt hätten, hätte die Laserepilation keinen Vorteil gebracht oder womöglich sogar schlechter abgeschnitten als die Vergleichsbehandlung.

Die Studienautoren versuchen diesen Einwand jedoch zu entkräften. Ihre Klinik sei in der Region die erste Anlaufstelle für die Patienten mit Pilonidalsinus. Es sei daher unwahrscheinlich, dass es Rückfälle gegeben habe, von denen das Ärzteteam nichts erfuhr. In der Laserepilations-Gruppe hätten viele Teilnehmende die Studie im Übrigen erst dann vorzeitig abgebrochen, nachdem sie alle fünf Behandlungen erhalten hätten.

Zudem habe die Corona-Pandemie die Durchführung der Studie erschwert: Wegen des Lockdowns durfte die Laserepilation während dreier Monate nicht stattfinden. Dadurch habe sich alles verzögert. Einige Studienteilnehmende konnten oder wollten sich dann nicht mehr mit dem Laser behandeln lassen, manche fürchteten auch, sich in dem medizinischen Zentrum mit Sars-Cov-2 anzustecken. Insgesamt 38 Personen in der Laserepilations-Gruppe seien einzig Corona-bedingt vorzeitig aus der Studie ausgeschieden, mit der Laserbehandlung habe ihr Studienabbruch nichts zu tun gehabt. In der Kontrollgruppe hielten vermutlich deshalb mehr Patienten bis Studienende durch, weil sie im Anschluss an die Studie als Dank gratis die Laserepilation erhielten. Das habe die Motivation erhöht. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Eine Meinung zu

  • am 29.04.2024 um 23:37 Uhr
    Permalink

    Pilonidalabszesse können überall auf der Sitzfläche entstehen. Es ist alte klinische Erfahrung von Proktologen, dass mangelnde Analhygiene im Kombination mit Sitzen auf hartem Untergrund die Haare in ihre Wurzeln «einstaucht» und diese dann sich bakteriell entzünden. So ist es wenig aussichtsreich, die Haare zu rasieren, da ihre Stümpfe noch immer in die Wurzeln gedrückt werden können.
    Per Fazit ist der Gebrauch von wenig Syndet und reichlich Wasser im Bidet (!) – also keine feuchten Tücher – nach dem Stuhlgang mandatorisch. Falls ein Pilonidalabszess im Kommen ist, sollte man ihn so früh wie möglich stilllegen durch Aufkleben eines Centstückgroßen reizarmen (weißen) Pflasters ohne Mull. Dadurch werden das weitere Einstauchen und Bewegungen des betroffenen Haares eingeschränkt und die Initialphase meistens wieder beendet, bevor sich der «Pickel» ausdehnt.

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