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Kaum ist der BER in Betrieb, fordert die Gewerkschaft Verdi die Rückkehr zum alten Terminal in Berlin-Schönefeld. © tagesspiegel.de

Der BER hat endlich geöffnet – jetzt aber funkt’s

Daniela Gschweng /  Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bekommen regelmässig Stromschläge, vermutlich wegen schlechter antistatischer Vorkehrungen.

Im Oktober 2020 war es endlich so weit: der Berliner Flughafen BER ging in Betrieb. Auch, wenn es wegen der Corona-Pandemie ein wenig unterging, bekam die deutsche Hauptstadt damit endlich einen standesgemässen Flughafen.

Der Eröffnung vorangegangen war eine beispiellose Pannenserie, die den BER zum vermutlich berühmtesten noch nicht eröffneten Flughafen der Welt gemacht hatte. Eine interaktive Reise des deutschen «Tagesspiegels» durch alle BER-Pannen findet sich hier. Nicht ganz drei Monate läuft der Betrieb nun im eingeschränkten Corona-Modus, schon gibt es neue Probleme: Am BER funkt’s und zwar ganz schön heftig.

Seit dem 31. Oktober gab es mehr als 60 Unfälle durch elektrostatische Entladungen, wovon internationale Medien schnell Wind bekamen. Dutzende Gepäckabfertiger, die an den Sicherheitsschleusen das Handgepäck durchleuchten, bekamen Stromschläge. Auch einige Passagiere waren betroffen.

«Es hat ordentlich gepfeffert und geknallt»

Elektrostatische Entladungen können heftiger ausfallen, als sich das mancher vorstellt. «Es hat ordentlich gepfeffert und geknallt», berichtet ein betroffener Sicherheitsmitarbeiter dem «Tagesspiegel». Andere klagten über Schmerzen, Taubheitsgefühle und Benommenheit, es seien sogar Kollegen ohnmächtig geworden, gab ein Mitarbeiter den Reportern von «RTL» zu Protokoll. Einige Betroffene mussten mit dem Rettungswagen in ein Spital gebracht werden.

Ursache der heftigen Entladungen sind wahrscheinlich ungenügende antistatische Vorkehrungen. So muss jedes in einem Bau vorhandene Metallteil geerdet werden, damit es sich nicht statisch auflädt. Die Neuheit des Flughafens könnte ebenfalls eine Rolle spielen. So können sich beispielsweise auch neue Gummis von Förderbändern statisch aufladen. Nach einem Bericht der «Nachdenkseiten» soll es ähnliche Vorfälle auch in anderen Gebäudebereichen gegeben haben, nicht nur an den Scannern in Terminal 1.

Bundespolizei sieht kein Problem

Die für die Geräte zuständige Bundespolizei sieht keine gravierenden Mängel, und technische Mängel an Anlage und Kontrolltechnik könnten nach einer im Dezember erfolgten Kontrolle ausgeschlossen werden, teilte die Berliner Direktion dem «Tagesspiegel» mit. Sie riet zu antistatischen Schlüsselanhängern, empfiehlt dem Personal, isolierendes Schuhwerk zu tragen und den Betreibern, den Boden öfter zu wischen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist davon nicht überzeugt. Sie verlangt die Stilllegung der betroffenen Geräte in Terminal 1. Da der Betrieb durch die Corona-Pandemie momentan ohnehin eingeschränkt sei, biete sich eine Verlegung nach Terminal 5 an – also auf den alten Berliner Flughafen in Berlin Schönefeld.


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2 Meinungen

  • am 30.01.2021 um 14:23 Uhr
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    Ich hoffe, man beginnt in Deutschland -endlich- zu begreifen, dass man fachlich un-qualifizierten, «verantwortungs-losen Funktionsträgern», wie Politikern und Beamten keine Aufgaben an-ver-traue-en darf, die man NUR jemand übertragen darf, der eine vollständige, fachlich gute, Mannschaft hat UND der auch Verantwortung und Haftung trägt !

    Meine Bezeichnung «verantwortungs-lose Funktions-Träger» ist bewusst satirisch überzogen, damit aufgeweckt/aufgeschreckt wird.

    Weil es einfach ein UN-Ding ist, Menschen ein technisches Mammut-Projekt zu übertragen, die
    weder von dessen Technik noch von qualifizierter Planung eines solchen Projekts genügend Ahnung haben –
    noch gewohnt sind, «berufliche Verantwortung» zu tragen.

    Verantwortung und Politiker passt nicht sonderlich gut zusammen — was wohl nicht zu beweisen ist ?!
    UND ein deutscher Beamter (beziehungsweise -ersatzweise- dessen «Dienstherr)
    haftet nach deutscher Gesetzgebung nicht für durch UN-Fähigkeit verursachte Schäden «persönlich», sondern nur dann, wenn ihm böswillig-vorsätzliche SchadensStiftung nachgewiesen werden kann.

    Dann aber könnte dem deutschen Beamten (was meines Erachtens alles Andere als RECHTS-staatlich ist) sogar geschehen, dass er nicht nur denJob
    S O N D E R N A U C H seine PensionsAnsprüche «verliert».

    Es gibt (eigentlich) viel zu tun oder WENIGSTENS künftig zu unterlassen !

    Freundliche Grüsse – und alles Gute !
    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

  • am 30.01.2021 um 14:59 Uhr
    Permalink

    Das ist ja spannend. Körperscanner welche mit Röntgentechnologie arbeiten, im Niedrigdosisbereich, können ganz schön die Umgebung ionisieren. Ebenso Rollbänder. Wenn demensprechend dilektrische Materialien beim Bauen verwendet wurden (Bernstein hat auch solche Eigenschaften) dann laden diese Materialien sich unauffällig auf, und erst wenn das Spannungsfeld höher ist als der isolierende Wert des Materiales, springt die Spannung aus dem Material und erzeugt einen zum Teil sehr heftigen Entladungs-Blitz. (Den man nur in der Dunkelheit sehen würde) Vielleicht muss der erste Mensch mit einem Herzschrittmacher kollabieren bei einer Entladung, bis die Herren Ingenieure die Materialforschung zuziehen, um das Problem endgültig zu lösen. Isolierende Schuhe verschlimmern das Problem eher, je nach Situation, sind aber sicher keine Lösung. Höchstspannungsfelder (Sferics) können in solchen Räumen entstehen, welche nahezu stromlos sind, aber mit Spannungen aufwarten können bis 300Kv. Ab 140 Kv (Kilovolt) werden diese selber ionisierend, und der Teufelskreis ist perfekt. Bei Entladungen können Brände entstehen, die Menschen bekommen Kopfschmerzen, oder Übelkeit kann die Folge sein, da das Gleichgewichtsorgan gestört werden kann. (Mein Vater war Feuerlöschtechniker der alten Schule, da konnte ich einiges lernen.) Es kommt mir fast vor wie ein surrealer Witz, das es heute noch solche Szenarien bei einem Bau gibt. Waren da Dilettanten am Werk? würde mein verstorbener Vater jetzt fragen.

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