Sperberauge

Selbst für die NZZ wird’s leicht peinlich

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Das Corona-Jahr 2020 hat die Reichen noch viel reicher gemacht – und dies weltweit.

«Die Superreichen können das Krisenjahr 2020 als Erfolg abbuchen: Trotz Corona haben sie ihren Reichtum deutlich gesteigert. Im jüngsten «Billionaires Report» zählen die Beratungsgesellschaft PwC und die Bank UBS weltweit 2189 Milliardäre. Deren Vermögen ist seit April um 28 % gestiegen und beträgt nun rekordhohe 10’200 Mrd. $. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es erst 4000 Mrd. $.» 

Das schreibt die «NZZ am Sonntag» – um präzis zu sein, nicht die «normale» NZZ. Der politische Kurs der beiden Blätter unterscheidet sich gelegentlich ja um ein µ.

Dann aber weiter im Text:

«Am stärksten ist der Zuwachs ganz oben in der Pyramide. Die zehn Reichsten dieser Welt besitzen derzeit 1086 Mrd. $ – 40 % mehr als Anfang Jahr. Die Nummer 1, Amazon-Gründer Jeff Bezos, hat sein Vermögen um 70 Mrd. auf 185 Mrd. $ gesteigert, Tesla-Gründer Elon Musk folgt knapp dahinter mit 155 Mrd. $.»

Es lohnt sich, den ganzen Bericht zu lesen.

In einem ganz anderen Stil hat der deutsche Fernsehsender ZDF auf den Segen für die Reichen aufmerksam gemacht. In Deutschland gibt es jeden Tag 159 neue Euro-Millionäre, im Corona-Jahr 2020 bisher rund 58’000 neue Millionäre.

Das Video dauert nur zehn Minuten. Da kann man sogar lachen. Die Information zu den neuen Millionären findet sich gleich am Anfang, ab Minute 0.45.

Aber auch in den USA ist es mittlerweile ein Thema. Der «Businessinsider» vermeldet, dass die amerikanischen Dollar-Milliardäre im Corona-Jahr 2020 im Durchschnitt zusammen 42 Milliarden Dollar pro Woche reicher wurden. Amazon-Gründer Jeff Bezos’ Vermögen war schon im Juli so gross wie eine ganze Jahresleistung der Volkswirtschaft von New Zealand zusammen.

Leserinnen und Leser werden geschont

Was auffällt: Kein Medium, das über dieses steil ansteigende Vermögen der Reichen und Superreichen berichtet, berichtet im gleichen Artikel  über die steigende Armut der grossen Masse. Etwa, dass in den USA etliche Millionen – Millionen! – Familien, meist mit Kindern, die Wohnungs- oder Hausmiete schon drei Monate nicht mehr zu bezahlen in der Lage waren und deshalb Ende Jahr aus dem Haus vertrieben werden dürfen. 

Diese Information den Leserinnen und Lesern im gleichen Artikel zuzumuten, so brutal sind die Medien dann doch wieder nicht.  Es sollte ja auch niemand auf die Idee kommen, zwischen diesen zwei Phänomenen einen Zusammenhang zu erkennen. Zweifel an unserem Wirtschaftssystem sollten auf alle Fälle nicht aufkommen.


Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

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Reich, arm, ungleich

Grösser werdende soziale Kluften gefährden demokratische Rechtsstaaten.

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Eine Meinung zu

  • am 22.12.2020 um 14:38 Uhr
    Permalink

    Ein guter Artikel – danke ! — Aber nicht weit genug, sondern nur kurz vor die Füsse geschaut:
    Es gibt weniger als 5 Länder welt-weit, die NICHT verschuldet sind –
    die also NICHT davon abhängig sind, bei «REICHEN» um Kredite anzustehen!

    Woraus sich die -sich selbst beantwortende- Frage ableitet:
    WER regiert TATSÄCHLICH die Welt ?!

    «Fröhliches» MitDenken wünsche ich
    – und alles Gute !
    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

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