Lukas Hässig

Lukas Hässig © zVg

Razzia gegen Inside Paradeplatz

Marco Diener /  Die Staatsanwaltschaft durchsuchte das Büro von «Inside Paradeplatz». Der Vorwurf gegen Lukas Hässig: Bankgeheimnis-Verletzung.

Die Causa Pierin Vincenz hat Lukas Hässig seinerzeit auf seinem Wirtschafts-News-Portal «Inside Paradeplatz» aufgedeckt. Nun gerät Hässig selber ins Visier der Staatsanwaltschaft. Sind die umstrittenen Deals des Ex-Raiffeisen-Chefs mit seinem Vertrauten Beat Stocker durch eine Straftat ans Licht gekommen?

Diesen Verdacht hegt die Staatsanwaltschaft. Deshalb hat sie ein Strafverfahren gegen Hässig und «Inside Paradeplatz» eröffnet. Sie vermutet, der Journalist habe das Bankgeheimnis verletzt. Vor zwei Wochen durchsuchten der zuständige Staatsanwalt und ein halbes Dutzend Polizisten die «Inside-Paradeplatz»-Büroräume im Zürcher Schiffbau und die Wohnung von Hässig. Sie nahmen Laptop, Handy und Papiere mit.

«Längst vergangene Zeiten»

Lukas Hässig hat die beschlagnahmten Gegenstände versiegeln lassen. Nun ist es am Zwangsmassnahmen-Richter, zu entscheiden, was verwendet werden darf. Hässig schreibt auf «Inside Paradeplatz»: «Die Hausdurchsuchung erinnert an längst vergangene Zeiten. Vor rund 30 Jahren stürmte die damalige Bundesanwältin Carla Del Ponte die Räume der Sonntags-Zeitung.»

Die Razzia gegen «Inside Paradeplatz» sind die erste Folge einer Gesetzesverschärfung zum Bankgeheimnis vor zehn Jahren. Seither können auch Leute, die mit einer Bank nichts zu tun haben, wegen einer Bankgeheimnis-Verletzung verurteilt werden. Die Gegner der Gesetzesverschärfung warnten in der Parlamentsdebatte davor, dass Journalisten die Leidtragenden sein können.

Und so ist es nun gekommen. Lukas Hässig deckte in seinen Artikeln auf, wie Stocker und Vincenz privat in Firmen investierten, die dann von der Zahlkarten-Firma Aduno und Raiffeisen gekauft wurden. Vincenz war damals als Chef von Raiffeisen auch Verwaltungsratspräsident von Aduno, Stocker sein Berater und Mitglied des Aduno-Verwaltungsrats. 2022 verurteilte das Zürcher Bezirksgericht die beiden zu mehrjährigen Haftstrafen. Doch Stocker und Vincenz gingen in Revision. Das Obergericht wird den Fall nächstes Jahr neu beurteilen.

Immer blieb aber unklar, wie Hässig zu seinen Informationen gekommen war und ob sein Informant und auch er das Bankgeheimnis verletzt haben könnten. Deshalb eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft schon 2019 eine erste Strafuntersuchung gegen «Unbekannt», sistierte diese aber später. Dagegen legte Stocker Einsprache ein. Mit Erfolg. Das Obergericht hob die Sistierung auf und wies die Staatsanwaltschaft an, weiter zu ermitteln. Im Herbst 2023 sistierte die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren ein zweites Mal. Wieder sprach Stocker ein. Und wieder bekam er Recht.

Aufgeräumte 4-Zimmer-Wohnung

So kam es schliesslich am 3. Juni zur Razzia. Lukas Hässig zitiert auf «Inside Paradeplatz» aus dem Polizei-Rapport: «Am 03.06.2025 08:00 Uhr begaben wir uns unter der Leitung des Staatsanwalts (…) an die Geschäftsörtlichkeit der Firma lnside Paradeplatz GmbH, 8005 Zürich, Giessereistrasse 5. (Der Staatsanwalt) erläuterte (dem Journalisten) die Rechtsbelehrung vor Hausdurchsuchung und liess diese um 08:36 Uhr unterschreiben. Danach begannen wir mit der Hausdurchsuchung. Während der Rechtsbelehrung machte (der Journalist) um 08:32 Uhr vom Siegelungsrecht Gebrauch, weshalb auf dem Durchsuchungsprotokoll als Beginn 08:32 Uhr eingetragen wurde. Nachdem wir das Büro durchsucht und die Sicherstellungen gesiegelt hatten, verschoben wir zusammen an den privaten Wohnort (des Journalisten). ln der aufgeräumten 4-Zimmer-Wohnung konnten keine weiteren Sicherstellungen erhoben werden. Die Hausdurchsuchungen verliefen ohne Zwischenfälle.»


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