Sperberauge

Was da alles unter einen Hut geht!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Wuff! Eine Stiftung zur Bekämpfung der Armut und ein Office auf Guernsey. Man kann einfach nur staunen.

Es ist Sonntagmorgen und wie fast immer um diese Zeit stöbere ich ein wenig im Internet herum, lese etwas in The Nation in den USA oder im New Yorker, finde brillante Kommentare zum Beispiel von Gideon Levy auf Haaretz in Tel Aviv und schaue natürlich auch, was die KyivPost aus der Ukraine zu vermelden hat. Und siehe da: «A Swiss investment company has bought shares in international GlobalLogic, one of the three most profitable Ukrainian tech firms, and one the biggest employers in Ukraine’s tech sector.» Oder zu deutsch: Eine Schweizer Investment-Gesellschaft hat Aktien der GlobalLogic gekauft, eine der drei profitabelsten Tech-Firmen der Ukraine und einer der grössten Arbeitgeber im technischen Bereich der Ukraine. Und wenn man da weiterliest, sieht man, dass das Aktienpaket 48 Prozent der GlobalLogic umfasst und rund eine Milliarde Dollar wert ist.

Und natürlich gibt es da einen Link auf die erwähnte Schweizer Investment Company und man landet bei der Partners Group in Zug. Und geht man dort ein bisschen schauen, sieht man, dass diese Partners Group Firmensitze hat in New York, Sao Paulo, London, Luxemburg, Paris, München, Milano, Dubai, Mumbai, Singapur, Manila, Sydney, Tokyo, Seoul, Shanghai – und auch noch auf einer ganz ganz kleinen Insel: auf Guernsey im Ärmelkanal, da, wo Tausende von Firmen einen Sitz haben, um ordentliche Steuern zu umgehen. Der Hauptsitz der Partners Group aber ist an der Zugerstrasse 57 in Baar im Kanton Zug / Schweiz.

Warum habe ich von dieser weltweit aktiven Firma denn eigentlich noch nie etwas gehört, denke ich, und gehe ins Zuger Handelsregister, um zu sehen, ob ich von den Verantwortlichen vielleicht jemanden kenne. Ein Name schiesst mir ins Auge: Peter Wuffli, Vizepräsident des Verwaltunsgrates (und offenbar gewesener Präsident).

Wer ist denn schon wieder Peter Wuffli? Ja klar, der war CEO der UBS und musste 2007 dort zurücktreten, kurz bevor die UBS von der Schweiz gerettet werden musste. Ein Blick auf Wikipedia zu Peter Wuffli: Seine Business-Karriere, und er hat, zusammen mit seiner Frau Susanna, auch eine Stiftung gegründet, die Elea Foundation for Ethics in Globalization, und hat 20 Millionen Franken eingeschossen. Ein schlechtes Gewissen aus UBS-Zeiten?

Jetzt komme ich nicht mehr so richtig draus: Die Partners Group hat gemäss Handelsregister ein Aktienkapital von 200’000 Franken, sie kauft in der Ukraine 48 Prozent einer dortigen Firma für 1 Milliarde Dollar, sie hat ihren Hauptsitz in Zug in der Schweiz, «Offices» in 17 Weltstädten und auch auf der Off-Shore-Steuer-Spar-Insel Guernsey, und ihr Verwaltungsrats-Vizepräsident ist Peter Wuffli, der die Stiftung Elea ins Leben gerufen hat. Zweck der Stiftung: Sie soll «das Bewusstsein für die globale Vernetzung vertiefen, eine ethische Ausrichtung in der Globalisierung fördern und Betroffenen von globalen Veränderungsprozessen neue Perspektiven öffnen». Schwerpunkte der Stiftungsarbeit sollen «die Förderung der Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge in der Schweiz und die direkte Bekämpfung von globalisierungsbedingter Armut im Ausland» bilden.

Es ist schon wunderbar, was in der Welt der Finanzindustrie alles unter einen Hut geht. Man gibt den Globalisierungsopfern, den Armen und Ärmsten dieser Welt, wieder eine Perspektive, aber um Steuern zu sparen, hat man auch noch ein Office auf Guernsey.

Die heutige Sonntagmorgen-Lektüre hat sich einmal mehr gelohnt. Ich habe wieder einiges gelernt – zumindest soviel, dass da auf dieser Welt nicht immer alles so richtig zusammenpasst …


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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Zum Infosperber-Dossier:

Steueroase_m_Hintergrund

Steueroasen für Konzerne und Reiche

Steuerhinterzieher auf der Politagenda: Die grössten verstecken ihre Identität mit verschachtelten Trusts.

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2 Meinungen

  • am 27.05.2018 um 12:25 Uhr
    Permalink

    Es ist zu hoffen, dass Christian Müller noch viele Sonntagmorgen mit dem Durchstöbern internationaler Medienerzeugnisse verbringt. Sein Artikel veranschaulicht einmal mehr, dass das Leben voller Widersprüche ist. Allerdings sind die Widersprüche, in und mit denen Arme leben müssen einiges mühsamer, als diejenigen von philanthropisch aktiven Ex-UBS-Bankern. Schelm, wer …

  • am 27.05.2018 um 15:43 Uhr
    Permalink

    Das hat vermutlich mit Armutsbekämpfung so viel zu tun wie ein Fisch mit Eiskunstlaufen. Diese Einträge in Handelsregistern werden immer sehr vorsichtig formuliert und die Ziele und Zwecke solcher Firmen sind selten identisch mit denen, die sie für den HR-Eintrag geben… Auch hier gilt, trau, schau, wem!

    Gut recherchiert!

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