
Die Schweine dürfen hoffen...
Good News aus Brüssel für Schweine – und für uns
Mehr und mehr Menschen sind Antibiotika-resistent, eine Folge vermutlich des massiven Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung.
Nicht alles, was aus Brüssel – oder aus Strassburg – kommt, ist schlecht. Eben hat der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments der neuen EU-Tierarzneimittel-Verordnung zugestimmt. Inhalt dieser Verordnung: Die Nutzung der vorhandenen antimikrobiellen Arzneimittel muss eingeschränkt und neue Mittel müssen entwickelt werden, um die wachsende Resistenz gegen Antibiotika bei den Menschen zu bekämpfen. Ein vorbeugender Einsatz von Antibiotika soll nur noch für Einzeltiere erlaubt sein, wenn ein Tierarzt die Behandlung rechtfertigen kann.
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament Martin Häusling sagte vor der Abstimmung: «Klar ist für uns: Antibiotika dürfen keinesfalls prophylaktisch verabreicht werden. Auch die Herdenbehandlung mit Antibiotika darf nur allerletztes Mittel der Wahl sein. Wir haben detaillierte Vorgaben für eine Vorbeugung von Krankheiten ausgearbeitet. Sie basiert nicht auf Medikamenten, sondern stellt die Abschaffung falscher Haltungssysteme in den Fokus. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Antibiotika oft nur deshalb verabreicht werden, um schlechte Tierhaltungssysteme auszugleichen. Das muss unterbunden werden.»
Auch die Tierschutzorganisation «Vier Pfoten» lobte das Ergebnis der Abstimmung über die Tierarzneimittel-Verordnung. «Die Verwendung von Antibiotika darf nie ein Ersatz für schlechte Haltungsbedingungen sein. Das Ziel der Landwirte muss sein, die Tiere so zu halten, dass sie gar nicht erst krank werden», sagte Pierre Sultana, Leiter des Europabüros von «Vier Pfoten» in Brüssel. Aus Sicht der Tierschützer macht der massenhafte Antibiotikaeinsatz in der Tiermast die Problematik der Intensivtierhaltung deutlich: hohe Besatzdichte, geringe Wachstumszeiten und schlechte Haltungsbedingungen, die Krankheiten begünstigen.
Das Plenum des EU-Parlaments stimmt voraussichtlich noch in diesem Sommer definitiv über die neue Tierarzneimittel-Verordnung ab.
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Siehe:
- Über achtzig Todesfälle pro Jahr – bald noch mehr. Wegen Keimen, die gegen Antibiotika resistent sind, müssen sich Zehntausende Patienten in Spitälern länger behandeln lassen. Infosperber vom 28.5.2011
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Keine
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Eine Meinung
Was mich mehr stört: mangelnde Transparenz. Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen keine anständigen Preise, weil sie nicht wissen, wozu. Mastbetriebe sind kaum für gewöhnliche Konsumenten zugänglich und Daten zu Medikamentenverbrauch auch nicht in nützlichem Rahmen. Verständlich, sonst würden noch vielmehr VegetarierInnen. Wäre klar ersichtlich, was im Kotelett drin ist und wie anders ein natürlicheres Stück Fleisch zusammengesetzt sein müsste, hätten EsserInnen eine echte Wahl und würden wohl vermehrt verzichten oder ab und zu mehr zahlen.
Ausserdem vertieft die Heimlichtuerei in den Mastbetrieben den Stadt-Land-Graben. Wenn dann einmal Stadtmenschen in einen Stall sehen und der nicht der Kinderbuchvorstellung entspricht, neigen sie schnell mal dazu, dem Bauern, der sich gerade abplagt, mit guten Ratschlägen den Tag zu versüssen.
Ein Lösungsansatz ist Landdienst. Allerdings müssten dann auch noch die südamerikanischen Betriebe, die den Mais liefern, einbezogen werden und die Bauern, die dadurch kein Land für Selbstversorgung mehr haben.
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