Grossbritannien verbietet Mikroplastik in Kosmetik
Nach Neuseeland, Kanada und den USA verbietet Grossbritannien Mikroplastik in Kosmetika. In der Schweiz sind sie weiter erlaubt.
Grossbritannien unternimmt Schritte, um die globale Plastikverschmutzung einzudämmen. Seit Anfang Januar 2018 ist die Herstellung, ab Juli 2018 auch der Verkauf von Mikroplastik in Kosmetika verboten, berichtet unter anderen der «Guardian».
Das Verbot geht zurück auf eine Gesetzesvorlage vom September 2016, die sich an den USA orientierte, wo Mitte 2017 ein ähnliches Gesetz in Kraft trat. In Neuseeland und Kanada dürfen mikroplastik-haltige Kosmetika ab Mitte 2018 nicht mehr verkauft werden. Die EU bereitet erst ein Gesetz vor.
In der Schweiz bleibt Mikroplastik erlaubt
In der Schweiz gibt es dazu kein Gesetz. Eine Motion des Grünen-Politikers Balthasar Glättli zum Verbot von Mikroplastik in Körperpflegeprodukten hat der Nationalrat im Juni 2017 mit 119 zu 62 Stimmen abgelehnt. Glättli kündigte im Januar an, seinen Vorstoss nochmals einzureichen.
Sogenannte «Microbeads», kleine Plastikkügelchen, finden sich in vielen Kosmetika. Dabei sind sie durch umweltfreundliche Stoffe ersetzbar.
Mikroplastik in Pflegeprodukten ist der am leichtesten zu vermeidende Teil des weltweiten Plastikaufkommens. Zudem gibt es Möglichkeiten, die kleinen Plastikstückchen oder -kugeln in Sonnenschutzmitteln, Peelings, Zahnpasta und anderen Kosmetika durch biologisch abbaubare oder natürliche Stoffe zu ersetzen.
Das Verbot ist nur ein Anfang
Das Gesetz könne nur ein Anfang sein, sagte die britische Labour-Abgeordnete Mary Creagh, Vorsitzende des Umweltprüfungsausschusses EAC: «Das Mikroplastik-Verbot ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es muss sehr viel mehr getan werden», mahnt sie. «Seit wir das Verbot gefordert haben, hat mein Ausschuss auch eine Pfandregelung gefordert, eine Abgabe für mit Plastik ausgekleidete Kaffeebecher, sowie Reformen, welche die Verpackungshersteller mehr in die Verantwortung nehmen.»
Die britische Regierung bemüht sich seit einiger Zeit, vermehrt umwelt-, klima- und tierschutzfreundliche Gesetze auf den Weg zu bringen. So hat Theresa May kürzlich eine Steuer auf Plastikverpackungen angekündigt, vor allem auf nicht wiederverwertbaren Plastikflaschen. Plastiktüten kosten bereits seit drei Jahren 5 Pence pro Stück. Kritiker werfen ihr vor, damit vor allem bei jüngeren Briten auf Wählerfang zu gehen.
Gesundheitliche Auswirkungen von Mikroplastik noch nicht erforscht
Dabei geht es nicht nur um Kosmetika: Plastikmüll ist eines der drängendsten globalen Umweltprobleme. Mikroplastik findet sich in Oberflächengewässern und sogar in Leitungswasser (Infosperber berichtete: «Plastikmüll im Leitungswasser»).
Dabei geht es nicht nur um Plastikstücke, die schon bei der Herstellung winzig klein sind. Auch grössere Plastikteile werden mit der Zeit zu Fragmenten zerrieben. Ein guter Teil des weltweit vorhandenen Mikroplastiks stammt zudem aus Kleiderfasern. Die kleinen und kleinsten Plastikstücke finden sich in der gesamten Nahrungskette wieder. Wie sich Mikroplastik bei Aufnahme mit der Nahrung langfristig auf die Gesundheit auswirkt, ist noch nicht genau erforscht.
Siehe auch:
- Infosperber «Plastikmüll im Leitungswasser»
- Infosperber: «Plastikmüll für die Ewigkeit»
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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts des «Guardian» und anderer Quellen erstellt. Grosse Medien in der Schweiz haben bisher nicht darüber berichtet.
Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
keine
Weiterführende Informationen
«Plastic microbeads ban enters force in UK», Guardian
«Wozu brauchen wir Mikroplastik?», Utopia, enorm Magazin
«Shoppers could have to pay 5p tax on a bottle of water..», The Telegraph
Ein Meer voll Plastik (auf SRF)
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