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Professor Prasser beaufsichtigt das PSI, für das er selber arbeitet © TS

Atomaufsicht noch verfilzter als bisher bekannt

Red. /  Horst-Michael Prasser, Mitglied des Atom-Aufsichtsrats Ensi, lässt nicht nur seinen ETH-Lehrstuhl von der Atomlobby finanzieren.

Prasser ist auch Vorsteher des «Laboratory for Thermal-Hydraulics» am Paul-Scherer-Institut PSI in Würenlingen. Das PSI, das einen nuklearen Forschungsreaktor betreibt, wird vom Ensi beaufsichtigt. Professor Prasser beaufsichtigt also eine Institution, für die er selber arbeitet.
Das hat der Journalist Thomas Angeli in seinem Blog «angeliansichten.ch» aufgedeckt.

«Der umtriebige Professor und Dozent dürfte damit bei der anstehenden Wiederwahl des Ensi-Rats keine Chance haben», meint Angeli.
Einige Medien haben die neue Verordnung zur künftigen Vermeidung von Interessenkonflikten kritisiert, die der Bundesrat unter Federführung von Bundesrätin Doris Leuthard vom Energie-Departement kürzlich beschlossen hatte. Denn sie enthalte den merkwürdigen Passus, dass Mitglieder des Ensi-Rats «bei einer Hochschule in einem Fachbereich, der keine vom Ensi beaufsichtigten Kernanlagen betrifft», angestellt sein können.
«Lex Prasser»
Der Verdacht liege nahe, dass es sich dabei um eine «Lex Prasser» handelt. Denn Professor Horst-Michael Prasser, Spezialist für Kernenergiesysteme, unterrichtet an der ETH Zürich, und diese betreibt tatsächlich keine eigene Kernanlage.
Prasser selber ist jedoch nicht unabhängig von der Atomindustrie. Seinen Lehrstuhl zahlte zuerst die Lobby-Organisation Swissnuclear, die Vereinigung der Kernkraftwerk-Betreiber, und heute bezahlen ihn die Swisselectric (Dachverband von Axpo mit EGL und CKW sowie von Alpiq und BKW) und das Paul-Scherrer-Institut PSI.
Auch Prassers Einsatz als Dozent für leserbriefschreibende Atomfachleute wurde ruchbar.
Überhaupt nicht kompatibel mit einem Mitglied des Ensi-Aufsichtsrats ist die Arbeit für das PSI, einer vom Ensi beaufsichtigten Institution.
Das Ensi entscheidet über Laufzeit der AKWs
Die Aufsichtsbehörde Ensi entscheidet de facto darüber, ab wann die einzelnen Schweizer Atomkraftwerke wegen Überalterung oder Sicherheitsmängel vom Netz genommen werden müssen. Der Bundesrat hat mehrmals erklärt, dass er sich bei diesen Entscheiden ausschliesslich auf die Empfehlung des Ensi abstützen wird. Erst kürzlich bewilligte er die Wiederinbetriebnahme des KKW Mühleberg aufgrund der Empfehlung des Ensi.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

Ensi

Atomaufsichtsbehörde Ensi

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi entscheidet darüber, ob AKWs noch sicher genug sind.

1920px-AKW_Leibstadt_CH

Die Sicherheit Schweizer AKWs

Nach einer Katastrophe drohen Krankheiten oder Tod. Und Gebäude- und Hausratversicherungen zahlen keinen Rappen.

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2 Meinungen

  • am 24.10.2011 um 12:27 Uhr
    Permalink

    Der ewiggestrige Ostdeutsche Prasser hat gar nichts gelernt. Er hat an einer Veranstaltung nach Fukushima in der Kaufleuten in Zürich, die gleichen Argumente wie der sattsam bekannte Atompabst Kohn, nach dem Atom-GAU in Tscherobyl verwendet… Da kann man nur sagen: in 30 Jahren nichts gelernt, aber die Alternativenergie blockiert. «Wes Brot ich fress› des Arsch ich leck…

  • Pingback: Schweizer Hilfe für Chinas neustes AKW-Projekt - infosperber,

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