Wolf

Wolf: Als Wildtier besser dran als eingepferchte Mastschweine © Josh Felise/Unsplash/cc

Der Wolf hat Schwein, dass er keine Sau ist

Niklaus Ramseyer /  Der Mensch kennt (und quält) vier Sorten Tiere. Am schlimmsten dran sind seine «Nutztiere».

Jetzt geht es einmal mehr um den Wolf – und gegen ihn. Konkret um die Frage, ob die Walliser Regierung Wölfe in ihrem Kanton schon auf Verdacht hin, dass diese irgendwann einmal ein Schaf reissen könnten, dürfe abschiessen lassen. Am 27. September wird abgestimmt. Und die Walliser Wolfjäger haben schlechte Karten. Der Wolf nämlich gehört zur Kategorie der Wildtiere: Da ist er in guter, geschützter Gesellschaft mit Elefanten, Zebras und Nashörnern in Afrika. Aber hierzulande auch mit Luchsen und neuerdings Bären, mit Schmetterlingen, Käfern und Hornissen und mit den Krähen und Meisen auf dem Baum vor unserem Fenster. Die meisten dieser ungezähmten Kreaturen geniessen sehr viel Sympathie beim Menschen, der sie zwar dominiert, aber in vielen Belangen viel ungeschickter ist als sie.
WILDTIERE: Hunderte Millionen Jahre lang die einzigen Tiere
Wildtiere waren zu 99,9 Prozent der Zeit, seit es tierische Lebewesen gibt, die einzigen Tiere auf der Erde. Das war über viele hundert Millionen Jahre so. Eine der ältesten heutigen ErdenbewohnerInnen ist die Tuatara (Brückenechse), die es nur in Neuseeland gibt. Diese bis zu 70 Zentimeter langen Echsen mit drei Augen (das mittlere nur für hell/dunkel) sind seit der Trias-Zeit, also seit rund 250 Millionen Jahren hier.


Tuatara in Neuseeland: 250 Millionen Jahre länger auf der Erde als der Mensch. (Bild: Sid Mosdell/Flickr/cc)
Kurz vorher hatte an der erdgeschichtlichen Perm-Trias-Grenze eine beispiellose Naturkatastrophe (ein Meteoreinschlag am Südpol oder Vulkanausbrüche in Sibirien) grosse Teile der Fauna und Flora auf der Erde vernichtet. Nach dem brutalen Einschnitt musste sich die pflanzliche und tierische Existenz über Millionen von Jahren neu aufbauen. Heute leben wieder Zehntausende verschiedene Spezies auf der Erde: Über 10’000 Eidechsen- und Schlangenarten, 18’000 Vogelarten, und 6500 Sorten Säugetiere – von der Spitzmaus bis zu Elefanten und Walfischen.

Der Mensch: Die meiste Zeit als Wildtier unter Wildtieren
Der Mensch gehört zur Spezies der Säugetiere. Er trat auf Erden erst vor gut 2 Millionen Jahren erstmals auf. Und obwohl die intelligenteren Exemplare dieses Homo habilis oder später Homo erectus wohl schon seit über eine Million Jahre das Feuer nutzen, begannen sie vor nur gerade 12’000 Jahren, andere Tiere (zunächst wohl den Hund) zu domestizieren, sie für ihre Zwecke zu «nutzen» – und später als «Nutztiere» zu züchten.
Damit steht fest: Die allermeiste Zeit (über 99 Prozent) seiner bisherigen Daseinsepoche lebte der Mensch als Wildtier unter Wildtieren.

Wildtiere unter Wildtieren: Menschen vor 10’000 Jahren. (Bild: Proxy-Image/museologien.blogspot.com)
Zwar jagte und erlegte er einen Teil dieser Tiere (wie viele andere Tiere einander ja auch), er röstete und verspeiste sie. Doch während Millionen Jahren lief das auf Augenhöhe: Die Menschen liessen die (anderen) Tiere in ihrer Freiheit, wehrten sich zwar gegen die gefährlichsten unter ihnen – aber stets nach dem Naturprinzip: «Leben und leben lassen, fressen und gefressen werden».

NUTZTIERE: Opfer menschlicher Profitwirtschaft
Diese Fakten zeigen auch, wie absurd der ganze religiös-kreationistische Mumpitz ist, der in den USA jetzt wieder verbreitet wird. Die Menschen lebten unter anderen Tieren Millionen Jahre lang fröhlich, ohne einen «Herrgott», der ihnen einredete: «Seid fruchtbar und vermehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.» (Bibel 1. Mose, 1, 28)
Mit Nutztierhaltung begann der Mensch jedenfalls Jahrtausende bevor die zitierte, arrogante und gefährliche Ideologie sich ausbreitete. Und erst vor gut 200 Jahren, also um 1800, begannen Menschen an der Macht ihre totale Kontrolle über jegliches Dasein global durchzusetzen. Fachleute nennen diese Epoche inzwischen Anthropozän.
Für Tiere aller Arten bedeutet dieses Anthropozän eine ganz schlechte Zeit. Vor allem für «Nutztiere»: Zu Hunderten und Tausenden eng zusammengepfercht, werden heute Milliarden Kühe, Schweine und Hühner durch Menschen völlig artwidrig und tierquälerisch gemästet, herumgekarrt und geschlachtet. Krass ist die Lage solcher Tiere in den USA. Aber zusehends ebenso in Südamerika und in China.


Menschlicher Wahnsinn in den USA: Zehntausende Rinder ohne Schutz vor Wind, Wetter und Sonne werden im Freien im Dreck der «Feed lots» mit herangekarrtem Futter gemästet. (Bild: selbstvers.org)

Auch in Europa werden etwa «herzige» zartgelbe Küken in Riesenhallen zu Tausenden maschinell «geerntet» und die männlichen gleich vergast oder geschreddert; werden Schweine, Kälber und Kühe in Sattelschleppern eingepfercht tagelang ohne Wasser und Futter herumgekarrt. Alles nur dem «freien Markt» und dem Profit wegen. Das fatale Bibelzitat hat seit dem zweiten Weltkrieg (seit erst gut 70 Jahren also) in der industriellen Tierproduktion erschreckende Formen der Umsetzung erreicht.
Die auf Tiere spezialisierte Berner Juristin Charlotte E. Blattner hat im «Magazin» vom 15. August festgehalten: Der Handel mit Tieren und Tierprodukten habe «exponentiell zugenommen.» Zwischen 1986 und 2016 habe sich «die Fleischproduktion vervierfacht und jene von Milch und Eiern mehr als verdreifacht». Handelsliberalisierungen hätten viele Staaten zudem dazu verleitet, «das Tierschutzniveau zu senken». Blatter nennt dies die «Globalisierung des Tierleids» (Kostenpflichtiger Artikel).

Tiere leben längst in einer «15 Millionen-Schweiz»
In der Schweiz ist der Tierschutz zwar überdurchschnittlich gut. Und der Bundesrat will «allen Nutztieren Auslauf garantieren». Nicht etwa aus Liebe zu den gequälten Schweinen und Hühnern, sondern aus Angst vor der «Initiative gegen Massentierhaltung», die letztes Jahr zustande kam.
Was «Auslauf» dabei heisst, kann man zudem auf dem Land überall beobachten: Trostlose verschissene, winzige Betonplätze vor dem Stall, auf denen sich die Milchkühe zwischen Metallgittern drängen und traurig in die leere saftig-grüne Matte hinausblicken, auf der sie kaum je grasen dürfen. Denn auch der Bauer lässt seine Tiere nicht aus Tierliebe aus dem dunklen Stall, sondern nur, weil er sonst weniger Direktzahlungen bekäme. Und die braucht er, weil seine Produkte so absurd unterbezahlt sind, dass er davon nie leben könnte.
Dass die traurigen Schweinemasthallen ohne Einstreu verboten werden sollen, hat man auch noch nie gehört. Und um den Import von Fleisch aus üblen Qualmästereien im Ausland zu verbieten (wie dies die Initiative auch verlangt), sind Bundesrat und Parlament erst recht zu feige. Selbst (global naiv angepassten) SP-VertreterInnen und Grünen fehlt es dazu oft an Format: Sie kuschen stets vor den gleichermassen ökologisch blinden Kommerz-Organisationen Brüsseler EU und WTO.

Pferde mausern sich vom Nutz- zum Ziertier
So bleibt die Lage auch hierzulande für fast 15 Millionen Nutztiere zwar besser als andernorts, aber immer noch unerfreulich. Die grösste Gruppe bilden dabei die Hühner mit fast 12 Millionen Mast- und Legetieren, gefolgt vom Rindvieh mit gut 1,5 Million Exemplaren und 1,35 Millionen Schweinen. Hinzu kommen 340’00 Schafe und rund 80’000 Pferde – Tendenz bei letzteren steigend. (Quelle: Bundesamt für Statistik, BFS in Neuenburg).
Die eleganten Huftiere können indes kaum mehr zu den Nutztieren gerechnet werden. Noch vor 70 Jahren meist bei Bauern und Kavalleristen zu harter Arbeit gezwungen, hat sich das Ross nun in die Kategorie «Zier- und Freizeittiere» emanzipiert: Die allermeisten Stuten und Hengste im Land halten sich heute eine junge Frau zwischen 16 und 30 Jahren, die sie bewegt, bedient, finanziert und (tier)medizinisch versorgt.

HEIM- und ZIERTIERE halten sich Menschen als Bedienung
Gleichermassen halten sich die 500’000 Hunde und fast 1,7 Millionen Katzen in der Schweiz Menschen (im Fachjargon: «Herrchen und Frauchen») zu ihrer Versorgung und Bedienung. Die Zeiten, als die Urahnen dieser Tiere noch als Wach-, Jagd- und Begleithunde oder als Mäuse-fängerinnen arbeiten mussten, sind für sie längst vorbei. Blindenhunde und Bauernhofkatzen bestätigen als Ausnahmen die Regel. (Quelle: Verband für Heimtiernahrung).
Vorab diese Heim- oder Ziertiere wecken beim nun fast totalitär über alles Leben herrschenden Säugetier namens «Homo erectus» generell starke Gefühle und Sympathien. Tiere sind dem Menschen heute sympathisch, weil sie ihn kaum mehr bedrohen. (Umgekehrt hingegen immer mehr.) Tiere sind zudem immer wahrhaftig, offen und ehrlich. Weil sie gar nicht reden können, lügen Tiere nie. Umso mehr erweckt die oft stumm leidende Kreatur unser Mitleid.

SPORTTIERE leiden zum Gaudi der Menschen
Dies mitunter da, wo egoistische Menschen das Tier als «Sportgerät» missbrauchen: Gar mancher Springreiter, der sich im Fernsehen als Freund seines Pferdes rühmte, stand später wegen Tierquälerei vor Gericht. Und jene naiven Journalisten und Touristen, die aus den USA Fotos und Filmchen vom Rodeo oder aus Spanien von der Corrida heimbringen verdrängen oder verschweigen, dass es dabei um nichts anderes geht, als um Tierquälerei zur Volksbelustigung.
Schamlos zum Schaden gequälter Tiere vergnügen sich auch jene «Sportfischer», die mit Helikoptern ganze Tanks voller Zuchtforellen in Bergseen hinaufbringen lassen – um dann am nächsten Tag «wettkampfmässig» so viele der desorientierten und hungrigen Tiere wieder rauszufischen, dass sie sie gar nicht alle essen mögen. Trostlos auch jene Hobby-Angler, die zu ihrem brutalen Zeitvertreib im See gefangene Fische gleich wieder ins Wasser werfen – nicht selten darum, weil sie gar nicht gerne Fisch essen.

40’000 Wildtierarten in unserem Land
Was Wunder hat Friedrich Schiller schon 1799 (in weiser Voraussicht zum Auftakt des zusehends fatalen Anthropozän) gedichtet: «Gefährlich ist’s den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn.» («Die Glocke») In diesem Wahn werden allein in der Schweiz jedes Jahr mehr als 71 Millionen Nutztiere geschlachtet und verspeist. Die 7 Millionen Masthühner etwa leben ja nur wenige Wochen – und summieren sich so übers Jahr. (Quelle: Swissveg.ch).

Der Luchs sorgte ebenfalls immer wieder für Debatten, wie Wolf und Bär. (Bild: skeeze/Pixabay/cc)
Im Vergleich dazu sind die grundsätzlich geschützten Wildtiere statistisch («erlegtes Wild») fast vernachlässigbar: 70 Millionen geschlachteten Nutztieren standen 2018 in der Schweiz nicht einmal 120’000 erlegte Wildtiere gegenüber. Darunter als grösste Gruppe die Rehe mit 43’000 Abschüssen, gefolgt von den Rotfüchsen (24’000) und 11’000 Gämsen. Beim Federvieh ist das Verhältnis noch krasser: Pro Jahr werden – vorab aus kulinarischen Gründen – bloss etwa 5000 Wildenten und 2000 Waldschnepfen erlegt, aber über 60 Millionen Hühner gemästet und gemetzget.
Immerhin: Der Tierschutz listet für unser Land rund 40’000 Wildtierarten auf. Darunter 83 Säugetierarten – von der nur 10 Gramm schweren Zwergmaus bis zum 250 Kilogramm schweren Rothirsch. Dazu immer noch 398 verschiedene Vögel und 30’000 Insekten- sowie 51 Fischarten.
«Homo homini lupus est» – wie lange noch?
Hinzu kommen ab und zu ein Bär und inzwischen doch auch wieder 80 bis 100 Wölfe in acht Rudeln. Diese grösseren Raubtiere, zu denen auch der Luchs zählt, stehen seit Jahrzehnten im Zentrum heftiger Debatten zwischen ihren schon fast religiös schwärmerischen Anhängern und ihrer erbitterten Gegnerschaft unter Jägern und Schafzüchtern. Dabei scheint oft effektiv «Homo homini lupus», wie Plautus im alten Rom schon gekalauert hat – der «Mensch für seinen Mitmenschen der Wolf» zu sein. Für sein «Mit-Tier» erst recht: Fachleute warnen, der totalitären menschlichen Wachstumswirtschaft wegen sei ein schlimmeres Massensterben, als jenes vor 252 Millionen Jahren jetzt schon wieder im Gange.
Der wirkliche Wolf (der bisher laut BFS pro Jahr meist 0 bis maximal 2 Abschüsse beklagen musste) hat am 27. September in der Schweiz vorerst gute Chancen, sich an der Urne gegen seine bewaffneten, menschlichen Gegner im Wallis und im Graubünden zu behaupten. (Wobei später ein Ja zur «Initiative gegen Massentierhaltung» den Tieren hierzulande unendlich viel mehr bringen könnte, als jetzt ein Nein zum Jagdgesetz.) Doch selbst wenn er verlieren sollte, hat der Wolf – verglichen mit eingepferchten Nutztieren – draussen in der freien Natur dennoch Schwein gehabt, dass er keine Sau ist. Und auch kein Mensch: Für diese Spezies nämlich wächst die Gefahr rasant, dass sie wegen Unfähigkeit zur Anpassung an die Gegebenheiten der Natur ihren eigenen Lebensraum mutwillig zerstört, und ihren Kurzauftritt auf Erden bald beenden muss – um dann von unzähligen aus ihrer Gewaltherrschaft erlösten (und besser angepassten) Tierarten um ein paar weitere 100 Millionen Jahre überlebt zu werden.

Weitere Artikel zu diesem Thema auf Infosperber:

– Die Sicht des Wolfs: «Für eine Schweiz ohne Raubmenschen»

– Erhellende Lektüre zum Wolf, seinen Freunden und seinen Hassern

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5 Meinungen

  • am 24.08.2020 um 13:01 Uhr
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    Lieber Herr Ramseyer,

    1.Mose 1.28
    Sind sie wirklich der Überzeugung, dass Gott uns hier aufruft/rechtfertigt Tiere zu quälen? Sie zu Hunderten und Tausenden in enge Käfige ein zu sperren.
    Noch nicht einmal, die von ihnen verunglimpften, religiösen Kreationisten ((von lateinisch creatio „Schöpfung“) würden auf die verhängnisvolle Idee kommen, diesen Vers in ihrem Sinne aus zu legen.
    Mit der, von ihnen geschaffenen, Verbindung zw. 1. Mose 1.28 und Tierquälerei ziehen sie etwas in den Dreck das sie nicht kennen und ganz offensichtlich auch nicht verstehen.

    Verwenden sie doch bitte in ihren Artikeln nur Themen von denen sie etwas verstehen, denn meistens sind sie gut und hilfreich.

    Freundliche Grüsse

    Günter Wunderle

  • am 24.08.2020 um 16:03 Uhr
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    Es ist gut, dass immer wieder einmal auf dieser erschreckenden Zustände aufmerksam gemacht wird. Danke! Aber leider haben Sie nicht e i n m a l das Wort «Kapitalismus» erwähnt. Dieser nämlich ist verantwortlich für die üble Ausbeutung von Mensch, Tier und Erde. Es ist schon längst Zeit für einen Systemwechsel, der übrigens nie und nimmer, wie Sie sagen, von der SP oder den Grünen gefordert und errecht wird.

  • am 25.08.2020 um 07:28 Uhr
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    Danke für Ihren Kommentar, Herr Wunderle. Dasselbe habe ich mir gleich zu Beginn der Lektüre auch gedacht. Die ganze Misere einfach einem einzelnen Bibelvers (und somit den Christen dieser Welt) in die Schuhe zu schieben, anstelle auf die Provitgier der Kapitalisten, ist dann schon etwas dreist!

  • am 25.08.2020 um 15:29 Uhr
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    Der Walliser Bote vom 18.8.2020 berichtet auf Seite 3, dass ein Schutzwald bei Fiesch, der Griewald, komplett abstirbt. Dass die Erwärmungskrise auch in Schweizer Berggebieten stattfindet und Hitzestress und Borkenkäfer im Spiel sind, ist keine Überraschung, aber das Goms hat, so der WB, ein weiteres Problem: es gibt so gut wie keinen Aufwuchs mehr, weil das Rotwild, insbesondere die Hirsche, jeden nachspriessenden Jungbaum verbeissen. Gehandelt soll werden, denn der Wald wird in den nächsten Jahren grossflächig Schaden nehmen und dann kommen auf die Gemeinden ungeahnte Kosten für Lawinenverbauungen zu. Die Jäger mögen oder können den Hirschbestand offenbar nicht dezimieren (angeblich, weil sie daran gehindert werden, mit den Autos nahe an die Hirsche heranzufahren). Wer wie wir im Winter bis zu einem Dutzend Hirschen nachts dabei zuschauen darf, wie sie im Garten Kompostbehälter und Frühbeete zerlegen und Gemüsereste aus dem Schnee graben, kann sich darüber nur wundern. Hier haben geschützte Wildtiere ihre Nische als Kulturfolger gefunden. – Gegenüber auf Seite 2 derselben Ausgabe des WB erklärt paradoxerweise ein Kommentar die Wolfsfrage zur «Spitze des Eisbergs um die Rolle der Berggebiete», deren Probleme angeblich in der Restschweiz nicht verstanden werden. Dort will man einfach nicht erkennen, dass die Walliser selbst am besten wissen werden, wie sie es vermeiden, zwei und zwei zusammenzuzählen und Wölfe als Nützlinge zur Rettung des Schutzwalds zuzulassen.

  • am 26.08.2020 um 17:37 Uhr
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    Solange Springreiter den Pferden Metaltrensen in’s Maul rammen sind das Tierquäler. Es würde angenehmere Alternativen geben.

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