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Womöglich ist sie noch immer in Betrieb: US-Wahlmaschine, aufgenommen bei den Zwischenwahlen 2006. © Nathan Gibbs, Flickr

Pannen an US-Wahlmaschinen noch immer häufig

D. Gschweng /  Ursache, warum die Elektronik in den US-Wahllokalen nicht funktioniert, sind oft Kleinigkeiten – bis hin zur fehlenden Steckdose.

Donald Trump legt Wert darauf, sein Land zu führen wie ein Unternehmen. Bei seinen Wählern kommt diese anpackende Art gut an. Wären die USA ein Unternehmen, gäbe es da allerdings ein paar Herausforderungen im Wareneingang: Pannen an den Wahlmaschinen sind noch immer häufig.

Zur Abwechslung geht es hier nicht um die oft untersuchte Sicherheit der «Voting Machines», die auch Infosperber bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen beschrieben hat («US-Wahlen: Cyber-Angriff nur eine Frage der Zeit»). Die Ursache für das Versagen der Technik sind meist Kleinigkeiten; das hat sich während der Vorwahlen gezeigt. Aber auch sie haben Konsequenzen. Wahlberechtigte, die damit rechnen müssen, stundenlang Schlange zu stehen, verzichten womöglich darauf, ihre Stimme abzugeben.

Organisationsfehler und verwirrende Prozesse

«Die häufigsten Probleme mit Wahlmaschinen sind relativ simpel», erklärt der Wahlsicherheitsforscher Matt Bernhard dem Nonprofit-Medium «The Markup». Das sonst eher technologieaffine News-Outlet hat sich auf die Suche gemacht, um herauszufinden, warum es so oft Probleme mit Wahlmaschinen gibt …

… und ist auf eine lange Liste von Lappalien gestossen: Zu Ausfällen und Schlangen vor den Wahlbüros geführt haben oft Kleinigkeiten wie zu wenige Steckdosen, verstopfte Drucker oder ein zu kleiner Papiervorrat, listet die Reporterin Adrianne Jeffries auf. In Michigan fiel ein ganzes Wahlbüro aus, weil Wahlhelferinnen und Wahlhelfer beim Aufwärmen ihres Essens eine Sicherung überlastet hatten.

Schlecht ausgebildete Helferinnen und Helfer

Die Demokratische Partei im US-Staat Georgia hat wegen chaotischer Zustände bei Wahlen sogar geklagt. Die Klagedokumentation führt mehr als drei Dutzend Probleme auf, die bis 2014 zurückgehen. Darunter kommen instabile Internetverbindungen genauso vor wie komplizierte Prozesse und mangelndes Training. Viele Helferinnen und Helfer werden mit Geräten und Prozessen erst am Wahltag vertraut gemacht.
Julia Angwin, Chefredaktorin von «The Markup», beschreibt in ihrem Newsletter den Wahlvorgang in Georgia, wie er in den Unterlagen beschrieben ist:

  • Der oder die Wählende wird von einem Helfer in Empfang genommen, der mit einem Tablet-Computer arbeitet, auf dem das Wahlprogramm installiert ist.
  • Der oder die Helferin überprüft die Identität des Wählenden.
  • Das Wahlprogramm programmiert dann eine Karte mit einem Microchip mit den Daten des Wählenden.
  • Dieser geht damit zu einem Touchscreen und führt die Karte dort in ein Lesegerät ein. Der Bildschirm zeigt ihm oder ihr den Stimmzettel an.
  • Der Wählende gibt mit Hilfe des Touchscreens seine Stimme ab.
  • Danach druckt er den Stimmzettel auf einem danebenstehenden Drucker aus.
  • Zum Schluss muss er den ausgedruckten Stimmzettel an einem Scanner abgeben.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was dabei alles schiefgehen kann.

«Richtige» technische Pannen gibt es auch

Echte technische Unzulänglichkeiten kamen ebenfalls schon vor: 2010 zählten Wahlmaschinen in der Bronx «Phantomstimmen», weil sie überhitzt waren. 2014 vertauschten Maschinen in Virginia Beach Stimmen, weil der Klebstoff an den Bildschirmen sich aufgelöst hatte. In Los Angeles stellten sich mehr als tausend Drucker als unbrauchbar ab Werk heraus.

Das kurioseste Beispiel: 2006 kam es zu Fehlern durch eine optische Illusion. Sie betraf nur Wählende, die mehr als 1,83 Meter (sechs Fuss) gross waren. Manchmal liegt es auch einfach am Alter des Geräts. Eine Wahlmaschine von 2007 sei «mindestens so alt wie das allererste iPhone», kommentierte der «Atlantic» vor zwei Jahren, sei aber noch immer in Benutzung.

Autos werden besser kontrolliert als Wahlmaschinen

Larry Norden, Direktor des Wahlreformprogramms im «Brennan Center for Justice», fordert eine bessere Qualitätskontrolle. Hersteller und Wahlhelfer sollten dazu verpflichtet werden, alle Probleme mit Wahlmaschinen zu melden, verlangt er. «Es gibt keinen zentralen Aufbewahrungsort für Konstruktionsfehler in Systemen» und einige Probleme würden so nie schlüssig diagnostiziert, bemängelt er. Autos würden besser überwacht als Wahlmaschinen.

Um zu Trumps Führungsstil und dem «Unternehmen USA» zurückzukommen: Die Wareneingangskontrolle funktioniert, die Prozesse laufen aber anscheinend nach dem Motto «Am Ende haben wir’s immer hingekriegt». Aber womöglich ist das nur die Perspektive schweizerischer oder deutscher Gründlichkeit …

Medienberichte tragen zur Verwirrung oft noch bei

US-Bürger sehen die teils klapprige Infrastruktur anscheinend etwas lockerer: Alles kein Drama, findet Tina Barton, die Stadtschreiberin und Wahlleiterin von Rochester Hills, Michigan. «Wahlsysteme sind nicht perfekt. Darum gibt es immer einen Plan B», sagt sie. Zur Not gebe es noch immer altmodische Stimmzettel und die verschlossene Wahlurne. Sie rät Wählern, sich in seriösen Medien zu informieren und im Zweifel das lokale Wahlbüro anzurufen.

Medienberichte können zur Verwirrung allerdings noch beitragen, sagt Wahlsicherheitsforscher Bernhard. Vom Totalausfall bis zum verstopften Drucker, der in kurzer Zeit wieder flottzumachen ist, würden Pannen in den Nachrichten meist kurz zusammengefasst als «Voting Machines down» oder «Voting Machines broken».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Wahlkreise werden willkürlich festgelegt. Lobbys greifen ein. Viel Lärm um Einfluss aus dem Ausland.

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