Antibabypille: Forscherinnen ermitteln das Brustkrebsrisiko
Schweden führt ein landesweites Gesundheitsregister. Forscherinnen haben es nun genutzt, um zu ermitteln, welche hormonellen Verhütungsmittel mit dem grössten Brustkrebsrisiko assoziiert sind. Es sei die bisher grösste Studie dieser Art mit fast 2,1 Millionen Frauen und weiblichen Teenagern zwischen 13 und 49 Jahren, deren Gesundheit im Mittel zehn Jahre nachverfolgt wurde. Hormonelle Verhütung verursacht demnach jährlich etwa 7 bis 19 zusätzliche Brustkrebs-Erkrankungen pro 100’000 Frauen. Diese addieren sich zu den Brustkrebs-Erkrankungen aus anderen Gründen.
Die Wissenschaftlerinnen verglichen in ihrer Studie Frauen, die nie mit Hormonen verhütet hatten, mit solchen, die zeitweise damit verhüteten. Die kombinierten Anti-Baby-Pillen – sie enthalten ein Östrogen- und ein Gestagen-Hormon – schnitten bezüglich des Brustkrebsrisikos insgesamt besser ab (etwa 1 bis 13 von 100’000 Frauen pro Jahr) als sogenannte Minipillen, die ausschliesslich ein Gestagen enthalten (6 bis 18 von 100’000 Frauen jährlich). Zu diesem Unterschied könnte allerdings auch die Einnahmedauer beigetragen haben. Denn die kombinierten Pillen wurden von den Anwenderinnen im Mittel nur 966 Tage lang genommen, die reinen Gestagen-Pillen hingegen 1350 Tage. Dennoch vermuten die Wissenschaftlerinnen, dass in den Kombipillen der negative Effekt des Gestagens durch das Östrogen abgeschwächt werden könnte.
Je nach Wirkstoff kleineres Risiko
Zwischen den verschiedenen Gestagenen gab es ebenfalls Unterschiede: Der Wirkstoff Desogestrel geht gemäss dieser Studie vermutlich mit einem etwas höheren Brustkrebsrisiko einher (jährlich schätzungsweise 10 bis 11 zusätzliche Brustkrebserkrankungen pro 100’000 Pillen-Anwenderinnen) als beispielsweise Levonorgestrel (Kombipille: 5 pro 100’000 pro Jahr).
Abschliessend weisen die Autorinnen der in «Jama Oncology» veröffentlichten Studie darauf hin, dass das absolute Risiko für Brustkrebs im Zusammenhang mit hormoneller Verhütung klein sei und auch deren Nutzen betrachtet werden sollte. Ihrer Ansicht nach sei es zu früh, um aus dieser Studie konkrete Empfehlungen abzuleiten. Bei vielen Berechnungen waren die statistischen Schwankungsbereiche so gross, dass sich keine eindeutigen Aussagen ableiten lassen.
Für die Anwenderinnen spielt zudem nicht allein das Brustkrebs-Risiko eine Rolle, sondern auch das Risiko für Thrombosen sowie Lungenembolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle, das bei den verschiedenen Wirkstoffen ebenfalls unterschiedlich ausfällt (Infosperber berichtete). Das Gestagen Drospirenon beispielsweise birgt gemäss dieser Studie zwar vermutlich ein kleines Brustkrebsrisiko (Kombipillen: etwa 2 Erkrankungen pro 100’000 Frauen pro Jahr). Bezüglich der Venenthrombosen zählt Drospirenon aber zu den Wirkstoffen mit vergleichsweise höherem Risiko (90 bis 120 pro 100’000 Frauen und Anwendungsjahr).
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