Billionen_Cover_Kopie

Buch-Untertitel: «Wie die Krise begann und warum sie noch lange nicht zu Ende ist» © wiley

Raus aus der Schuldenspirale geht’s nur mit Opfern

upg /  Auf Schulden noch mehr drauf laden: Das vergrössert das Risiko eines Crash. Politiker glänzen mit guter Miene zum bösen Spiel.

Der Autor des Buchs «Die Billionen Schulden Bombe» Daniel Stelter ist ein durch und durch kapitalistischer Finanz- und Wirtschaftsspezialist. Er ist Mitinhaber der internationalen Beratungsfirma «Boston Consulting Group».
Der Buchtitel tönt reisserisch, doch nach der Lektüre wird klar, dass die Pflästerlipolitik der letzten Jahre das Problem der gigantischen Überschuldung der Industriestaaten noch verschärft statt es zu lösen. «Wenn wir Schulden mit noch mehr Schulden bekämpfen und gesetzgeberische Scheinmassnahmen ergreifen, wird der Schaden nur grösser», warnt Stelter.

Die Gretchenfragen

Am Schluss seines Buches empfiehlt Stelter allen Bürgerinnen und Bürgern ihren Politikern folgende Gretchenfragen zu stellen:

  • «Wie genau soll die Schuldenkrise gelöst werden: durch Inflation, durch Schuldenschnitte oder durch Sparmassnahmen?»
  • «Glauben Sie, dass die Euro-Krisenstaaten ihre Schulden je zurückzahlen?»
  • «Glauben Sie, die heute 50-Jährigen erhalten die gleich hohen Renten wie die heutigen Pensionierten?»

Stelter zeigt sich überzeugt: «Die Politiker wollen der Öffentlichkeit nicht die Wahrheit sagen, nämlich dass ein beträchtlicher Teil der Schulden nicht zurückgezahlt wird.» Alle, die gespart haben würden einen schönen Teil ihres Geldes verlieren.

Ein weiser Mahner war und ist für Stelter William White. Dieser war Chefökonom der Internationalen Bank für Zahlungsausgleich BIZ und hatte sich schon im Jahr 2003 mutig gegen die Poltik des US-Notenbankchefs Alan Greenspan gewendet. White warnte Greenspan, dass dessen Politik «die grösste Blase aller Zeiten» produzieren könne. Doch die Meinung anderer Experten überwog: Die US-Notenbank garantiere, dass Zeiten von Krisen und Rezessionen ein für alle Mal der Vergangenheit angehörten. Heute leitet William White das «Economic Committee» der OECD. Nach der 2008er-Finanzkrise forderte White im Jahr 2010: «Nachdem wir so viel Mist gebaut haben, brauchen wir einen neuen Plan B». Er lotete vier Optionen aus, um die Krise zu bewältigen. Buchautor Daniel Stelter stellt sie wie folgt vor.
1. Sparen und Zurückzahlen

Wer sich als Konsument mit dem Kauf eines Hauses übernommen hat, kann seine Ausgaben ganz einfach einschränken, indem er weniger auswärts isst, weniger ins Kino geht und zugleich etwas mehr erwerbstätig ist. Das geht allerdings nur, wenn er sich mit dem Haus nicht allzu stark überschuldet hat.
Hier liegt aber der Hund der westlichen Welt begraben: Erstens war die Party zu schön und der gegenwärtige Kater zu gross. Zweitens leiden fast alle Industriestaaten am gleichen Kater. Wenn alle diese Länder gleichzeitig sparen, schrumpft die Wirtschaft überall, die Arbeitslosigkeit nimmt zu, und die Staaten erhalten weniger Steuereinnahmen. Das kann zu einer langen Rezession und sinkenden Preisen, also einer Depression führen. In Griechenland kann man dies beobachten: Je mehr die Griechen Ausgaben kürzen und Steuern erhöhen, desto höher wird das Defizit.
In einer überschuldeten Welt können nicht alle gleichzeitig sparen. Andrerseits ist es auch keine Lösung, wenn überschuldete Staaten mit Krediten die Wirtschaft stimulieren, weil sie damit an der Überschuldung nichts ändern. Ein Teil der Schulden verlagert sich einfach von der Privatwirtschaft zum Staat.
Auch Exporthilfen scheitern daran, dass nicht alle Staaten gleichzeitig einen Exportüberschuss erzielen können. Überschüsse haben in andern Ländern zwangsweise Handelsdefizite zur Folge. «Die Erde kann nicht darauf hoffen, Handelsüberschüsse mit dem Mars zu verzeichnen», meinte am 1.11.2011 die «Financial Times» treffend. Nur wenn China oder Deutschland ihre eigenen Exporte senken und mehr importieren, könnten sie den Defizitländern USA oder Griechenland helfen, Schulden abzubauen.
2. Aus der Krise «herauswachsen»
Regierungen und Ökonomen versuchen seit vielen Jahren mit allen Mitteln, das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts BIP so stark zu fördern, dass mit der zusätzlichen Wirtschaftsleitung das Übermass an Schulden ohne grössere Einschränkungen und Abstriche abgetragen werden kann. Ein kräftiges BIP-Wachstum erscheint als der bequemste Weg: Die Wirtschaft wächst aus dem Problem heraus.
Der Haken ist allerdings, dass das in der Vergangenheit fast nie geglückt ist. Bereits seit fünfzehn Jahren haben die Schulden in den Industriestaaten der OECD stärker zugenommen als das BIP. Alles Wachstum erfolgte auf Pump.
Unterdessen glauben Ökonomen der BIZ herausgefunden zu haben, weshalb Wachstum nur noch mit zusätzlicher Verschuldung zustande kam: Die Überschuldung selber ist schuld, sobald

  • die Staatsverschuldung grösser ist 80-100 Prozent des BIP,
  • Die Bruttoverschuldung der Wirtschaft (ohne Finanzsektor) 90 Prozent des BIP erreicht,
  • die Verschuldung der privaten Haushalte 85 Prozent des BIP übersteigt.

Aus diesen Gründen könnten Irland oder Japan keinesfalls aus ihren Schulden «herauswachsen». Japan habe zwar bisher eine Depression verhindert, doch «das dicke Ende steht im wahrsten Sinne des Wortes noch bevor».
Fazit von Buchautor Daniel Stelter: «Mit William White sind wir der Meinung, dass ein Herauswachsen aus dem Problem nicht funktionieren wird. Alles spricht dagegen. Nur ein Produktivitätswunder könnte uns jetzt retten, doch das ist nirgendwo zu sehen.» Diesen erhofften schmerzfreien Weg aus der Misere gebe es nicht.

3. Die Schulden abschreiben
Stelter verweist auf die Geschichte: Immer wieder habe es Perioden mit einem ungezügelten Kredit- und Schuldenwachstum gegeben, die mit einem grossen Krach endeten. Finanzkrisen und Staatspleiten seien seit Jahrhunderten auf der Tagesordnung.
Schuldenschnitte sind Enteignungen, auch wenn von «Rekonstruierung» der Schulden, von «Umschuldung», «Verlängerung der Kreditlaufzeiten mit tieferen Zinsen» und dergleichen die Rede ist. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Die Gläubiger verlieren einen Teil ihrer Forderungen.
Daniel Stelter rechnet nach, dass eine einmalige Besteuerung der Finanzvermögen von Versicherungen und Banken sowie von Kundenguthaben in der Höhe von über 100’000 Euro pro Person keinesfalls ausreichen würde, um das Schuldenproblem langfristig zu lösen. Es seien «strukturierte Umschuldungen und Abschreibungen» erforderlich, um dem Teufelskreis aus der zu hohen Verschuldung zu entrinnen: «Je länger der Tag der Abrechnung verschoben wird, desto höher werden diese Verluste ausfallen.» Grund sei der Zinseszinseffekt, der weder die Wirtschaft noch die Politik gut begreifen würden. Ein Zinssatz von 5 Prozent genüge, damit sich eine ausstehende Verschuldung alle 15 Jahre verdopple.
Die Gläubiger würden grosse Teile ihres Geldes so oder so verlieren, mit einer organisierten Umschuldung aber «sehr offen und spürbar».
Der frühere BIZ-Chefökonom William White sei allerdings zum Schluss gekommen, dass ein grösseres Abschreiben der Schulden mit den Politikern nicht zu machen sei. Eine solche Enteignung sei schlicht «zu unpopulär». Mächtige Lobbys würden sich dagegen wehren.
4. Abwertung der Schulden durch hohe Inflation
Den politisch gangbarsten Weg sehen Autor Stelter und William White in der Inflation. Doch auch diese habe «verheerende Konsequenzen».
Eine hohe Inflation werde etwas verschleiernd auch «finanzielle Repression» genannt, was nichts anderes heisse als «Enteignung durch die Hintertür».
Eine Inflation entfalte ihre Wirkung, wenn sie höher ist als die auf den Schulden zu zahlenden Zinsen. Deshalb müsse eine Inflation überraschend kommen, denn sonst würden sich die Zinsen der Inflation sofort anpassen.
Dass heute weit und breit nichts von einer Inflation zu spüren sei, bezeichnet Stelter als trügerisch. Es gehöre zum Spiel, dass Sparer, Pensionskassen und Versicherungen in lang laufende, tief verzinsliche Papiere gelockt würden, damit sie von der Inflation überrascht würden: «Vergessen wir nicht, es geht um das Vernichten von Schulden und Forderungen in historisch einmaligem Umfang.»
Dabei sei die Inflation heute gar nicht so gering: Die Entwicklung der Rohstoffpreise, Immobilien und Aktien käme im Konsumentenpreisindex kaum zum Ausdruck. Und die starke Erhöhung der Geldmenge führe dazu, dass immer mehr Geld einem gleichen Angebot an Gütern, Dienstleistungen und Vermögenswerten gegenüberstehe. Jede Massnahme des Gelddruckens, sei sie «Quantitive Easing», «Long Term Refinancing Operation» oder «Operation Twist» genannt, habe vor allem die Börsen- und Rohstoffmärkte beflügelt. Die Konsumenten und Unternehmen aber hätten das Geld bisher nicht schneller für Produkte ausgegeben.

Sobald aber die Inflation für alle sichtbare wird, würden die Menschen und Unternehmen das Geld schneller ausgeben in der Erwartung, dass die Preise steigen. Dann werde es nicht bei einem kleinen Anstieg bleiben. Das Vertrauen ins Geld werde schwinden.
Ein Indiz, dass unter den Reichen das Vertrauen ins Geld bereits zu schwinden beginne, sei die stark gestiegene Nachfrage nach Gold, Immobilien, Ackerland, Oldtimern und auch teuren Uhren.
Die Gefahr eines Vertrauensverlustes ins Geld umschrieb Bundesbank-Präsident Jens Weidmann etwas verklausuliert wie folgt («The Telegraph» vom 18.9.2012): «Wenn eine Zentralbank potenziell unbegrenzt Geld aus dem Nichts schaffen kann, stellt sich die Frage, wie sie sicherstellen kann, dass Geld hinreichend rar sei, um seinen Wert zu behalten.»
Das Geld behalte seinen Wert nur, falls eine Zentralbank Geld ausschliesslich gegen ausgezeichnete Sicherheiten herausgibt. Doch das tun die Europäische Zentralbank, die US-Zentralbank oder die Zentralbanken von Grossbritannien und Japan schon lange nicht mehr.
Falls aber das Vertrauen in den Wert des Euro, Dollars, Pfundes oder des Yens schwindet, ist eine Flucht in reale Vermögenswerte zu befürchten, sowie ein rasches Ausgeben des Geldes, was die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht und die Inflationsspirale nach oben treibt.
Wie geht es weiter?
An Aktivitäten mangelte es in den vergangenen Jahren nicht, stellt Buchautor Stelter fest, und nennt Rettungsschirme, Treffen der G8 oder G20 und andere globale Konferenzen. Doch die Regierungen hätten nur versucht, «die übermässige Verschuldung mit noch mehr Schulden zu bekämpfen, und darauf gehofft, wie durch ein Wunder gerettet zu werden». Sie hätten auf Zeit gespielt und die Wurzeln der Krise nicht angepackt, nämlich die globalen Ungleichgewichte und die nicht tragbare Verschuldung. «Jeder Tag, der weiter auf Zeit gespielt wird», bilanziert Daniel Stelter, «erhöht nicht nur den Schaden, sondern auch die Wahrscheinlichkeit des GAUs, des grössten anzunehmenden Unfalls».
Es wäre besser, rasch einen Kassensturz zu machen und das Unvermeidliche zu tun: die Schulden geordnet zu rekonstruieren. Alle Gläubiger würden zwar viel Geld verlieren, aber wir hätten noch die Wahl, wie.

PS. Buchautor Daniel Stelter träumt davon, dass «nach der raschen Lösung der Schuldenkrise» wieder ein «nachhaltiges Wachstum» möglich und wünschbar sei. Dabei lässt er die Frage unbeantwortet, wie es möglich ist, dass die drei Milliarden Menschen in Afrika, Indien und China so viele Ressourcen verbrauchen wie wir in Europa und den USA bereits heute es tun.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Buchautor Daniel Shelter ist Senior Partner und Managing Director der «Boston Consulting Group» BCG in Berlin und Mitglied des weltweiten «BCG Executive Committee». 2012 befragte Dietmar Fink von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 477 Führungskräfte zur Reputation von Unternehmensberatungen. Die BCG schaffte es in Deutschland auf den ersten Rang, gefolgt von McKinsey und Roland Berger.

Zum Infosperber-Dossier:

Sperber.NurKopf.vonLinks.IS-Hintergrund

Des Sperbers Überblick

Kompaktes Wissen: Hier finden Sie die wichtigsten Fakten und Hintergründe zu relevanten Themen.

3065502515_fcf0d5f0f2

Die Euro- und Währungskrise

Noch mehr Geldspritzen und Schulden bringen die Wirtschaft nicht mehr zum Wachsen. Sie führen zum Kollaps.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

19 Meinungen

  • am 22.01.2014 um 12:29 Uhr
    Permalink

    Da bleibt ja wirklich nur «Loesung 3» uebrig, die Bedienungsanleitung liegt ja bereits in Zypern vor, fehlt nur noch die offene Kommunikation des entsprechenden Zeitplans, doch dieser wird natuerlich nicht kommuniziert, es wird gehandelt. Also heisst es: «fasten seat belts!"

  • am 22.01.2014 um 19:14 Uhr
    Permalink

    meiner Meinung nach sind die Schulden derart hoch, dass sie mit einer Inflation nicht mehr zu beseitigen sind. Frau Lagarde vom IWF hat es auch deutlich gesagt: die Enteignung der Bürger durch die Politiker muss kommen durch Konfiskation und vermutlich einer Währungsreform. Herr Schäuble äussert sich im kleinen Kreise auch in dieser Richtung. Walter Hirt schrieb vor Jahren in «Wirtschaft aktuell": wenn der Goldpreis stark gedrückt wird dürfte das ein Signal sein für den baldigen Beginn der ganz grossen Krise mit allen Folgen. Meinen besten Dank an Herrn Gasche für seine ehrliche, ungeschönte Information. Die Politik- und Wirtschafts-"Eliten» haben jegliche Glaubwürdigkeit verloren.

  • am 22.01.2014 um 21:37 Uhr
    Permalink

    1 Zigarette gegen die Immobilienblase
    Die Nationalbank (SNB) hat sich für die Inflation entschieden, die sich statt bei den Konsumgütern bei den Vermögensgütern (Aktien, Immobilien…) austobt. Die Hypotheken machen die Schweiz zum Land mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung der Privathaushalte. J.P. Roth sagte schon 2002 als Präsident der SNB: „Für die Geldgeber bedeutet dies ein nicht zu unterschätzendes Klumpenrisiko. Daraus lässt sich erahnen, wie wichtig das vergleichsweise tiefe Zinsniveau für die Schweiz ist.“ SNB und Banken stützen mit billigem Geld unser Schuldenbabylon, schon Jahre vor dem Problem mit dem Eurokurs. Das führt zu einer gigantischen Umverteilung in Milliardenhöhe durch inflationäre Aufwertung der Immobilien um fast 50% in 10 Jahren. Diese Umverteilung geht von unten nach oben, weil die Reichen die grossen Schulden machen. Im Kanton St. Gallen machen die reichsten 10% zusammen 50% der Schulden. Je mehr Eigenkapital jemand hat, desto mehr Kredit bekommt er, desto höher kann er sich verschulden. Die SNB runzelt zwar ab und zu die Stirn, etwas Ernsthaftes hat sie nicht im Sinn. Beleg: Seit dem 30. September müssen die Banken ihren Hypotheken-bestand mit 1% mehr Eigenkapital zu unterlegen. Dadurch steigt der Hypothekarzins um 0.04%. Das entspricht bei einem Hypothekarkredit von Fr. 400000 dem Wert von 1 Zigarette pro Tag. 1 Zigarette gegen die Immobilienblase – das kann nicht ernst gemeint sein. Dahinter steckt knallharte Umverteilungspolitik.

  • am 23.01.2014 um 09:12 Uhr
    Permalink

    Nachtrag: Neu 2 Zigaretten gegen die Immobilienblase.
    Soeben haben Nationalbank und Bundesrat den Kapitalpuffer für Wohnhypotheken von 1% auf 2% erhöht. Dadurch steigt der Hypothekarzins rund 0.08%. Das kostet 2 Zigaretten pro Tag bei einer Wohnimmobilie mit 500000 Fr. Wert und einer Hypothek von 400000 Fr. Das nützt überhaupt nichts. Der Bundesrat weiss das natürlich. Vermutlich will er mit dieser PR-Aktion tatkräftiges Handeln im Hinblick auf die Zuwanderungsinitiative demonstrieren. Es besteht ja ein Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Immobilienblase.

  • am 23.01.2014 um 11:13 Uhr
    Permalink

    Die SNB demonstriert klar ihre «Unabhängigkeit"!, sie unterstützt die Exportindustrie seit mehr als zwei Jahren mit dem CHF-Euromindestkurs und betreibt damit Konjunkturpolitik mit dem Flammenwerfer, die Exporteure sind glücklich, das ständige Jammern lohnt sich. Nun gibt die SNB mit dem Feuerlöscher Gegensteuer und will wiederum Konjunkturpolitik betreiben, doch dieses Ansinnen verpufft ständig und der Feuerlöscher muss nachgefüllt werden. Ein Schelm oder Ignorant, wer dieses Vorgehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wie Hans Schlauri richtig festhält, nicht durchschaut! (Februar Abstimmung)
    SNB-Präsident hat letzte Woche in Zürich bestätigt, dass Konjunkturpolitik nur in absoluten Ausnahmefällen, in Abstimmung mit dem Ausland, betrieben werde. Wo bleibt da die Konsequenz der Aussage? Der antizyklische Kapitalpuffer wird verpuffen, was allerdings nicht heisst, dass deswegen alsbald eine Immobilienblase platzen wird.
    Eine Beruhigung der Situation in den Hotspots der Schweiz ist bereits eingetreten, die Gesamtsituation längst nicht ausser Kontrolle oder jenseits von Gut und Böse.

  • am 23.01.2014 um 14:24 Uhr
    Permalink

    Zuviel Moral wie «die Party war zu schön", «Kater", «…auf Pump", und zuwenig Wissen. Und das 90%-Staatsverschuldungsmärchen wird wieder aufgekocht. Das working paper von Reinhard&Rogoff weist grobe Mängel auf und suggeriert eine falsche Kausalität. Die wahrscheinlichere Variante der Geschichte ist, dass ein Land wegen einer Krise sich verschuldet, und nicht umgekehrt. Die Autoren wiedersprechen sich, wenn sie das Platzen der Immobilienblase als Grund für die Wirtschaftskrise anerkennen, aber dann das 90%-Verschuldungsmärchen auftischen. Und, wenn die Notenbank alleine, und nicht die Deregulierungspolitik der 80er und 90er Jahre, als Grund für die Blase herangezogen wird, dann ist vollends klar, dass die Autoren bessere Geschäftsleute als Makroökonomen sind. Ich persönlich würde mich freuen, wenn die Wirtschaftsredaktion von Infosperber mehr wissen und weniger moralisierte.

  • am 23.01.2014 um 17:17 Uhr
    Permalink

    z.B. Griechenland war schon vor der Krise verschuldet. Spanien hat mit billigem Geld ein Baufieber veranstaltet und steht jetzt vor Bauruinen. Braucht man über den Politzirkus in Italien noch Worte zu verlieren? Und die Grande Nation ist für ein sinnvolles wirtschaften der KMU schlicht überreguliert und 50 % aller Beschäftigten ziehen ihren Lohn aus der öffentlichen Verwaltung oder staatseigenen Betrieben. Die Schulden sind da, mit moralisieren hat das nichts zu tun.

  • am 24.01.2014 um 11:54 Uhr
    Permalink

    Bei der ganzen Diskussion wird übersehen: Wir haben einen Finanzkrise und nicht eine Wirtschaftskrise. Folgendes «Bild» kann das vielleicht erhellen: Heute backt ein Bäcker für alle Brot. Und zwar für Kinder, Schüler, Gut- und Schlechtverdiener, Alte und Kranke. Der entsprechende Warenstrom ist gut organisiert. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum das irgend wann nicht mehr funktionieren soll. Die Ware und Infrastruktur ist vorhanden!
    Was nicht funktioniert ist die Verteilung der Berechtigungen, vom Brotkorb zu beziehen. Nur dieses Problem behindert letztlich dann auch den Warenstrom, wenn der Bäcker z.B. für das Mehl nicht mehr bezahlen kann. Das Mehl wäre aber vorhanden!
    Wenn also meine Pension durch einen Schuldenschnitt zusammengestrichen wird, ist das völlig egal, solange es ein Ersatzsystem gibt, dass den Pensionären den Bezug vom Brotkorb ermöglicht. Vorhanden ist es!

    Viel ernsthafter als unser verknorztes Verteilssystem (Geld, Wirtschaft), welches wir nur reparieren müssten, ist die Frage der Ressourcen. Es gibt eine Menge Ressourcen (Energie (z.B. Erdöl), Nahrungsmittel (z.B. Überfischung)), welche wir sehr exzessiv verbrauchen, teilweise für immer. Auch da gäbe es Auswege – nur braucht es zunächst die Einsicht.

  • am 24.01.2014 um 19:04 Uhr
    Permalink

    Natürlich haben wir auch eine Finanzkrise, aber die Schulden- resp. Staatskrise war zuerst, die Staatsschulden wuchsen und wuchsen, dies ist eine Wirtschaftskrise! Josef Brusa spricht die Verteilgerechtigkeit an, diese ist Teil des Problems. Tatsache ist allerdings, dass gerade jene Kräfte, welche die Verteilgerechtigkeit anstreben, durch ihre wirren Pläne und Massnahmen die Schuldenkrise verursacht haben! Umverteilung mit Mass könnte eine zu diskutierende Lösung sein, sie verpufft aber, wenn die Umverteilung exzessiv und damit auch das Staatsdefizit exzessiv wird.
    Haben Sie schon einmal davon gehört, dass sich ein Hund einen Wurstvorrat angelegt hat? Ich habe selbst einen kleinen Hund, nie hat er Vorräte angelegt! Die «linksbürgerlichen Parteien» sind nicht in der Lage zu sparen und sich mit einem ausgeglichenen Budget zufrieden zu geben, sie fordern mehr Ausgaben bei weniger Einnahmen, das kann und wird nicht funktionieren!

  • am 24.01.2014 um 21:04 Uhr
    Permalink

    wir haben eine Finanz- und eine Schuldenkrise. Dazu kommt eine Wirtschaftskrise, in der Schweiz ist sie noch nicht richtig sichtbar. Die Politik meint das beheben zu können, dabei ist sie Teil der Krise. Vernünftige Rahmenbedingung zu erarbeiten und zu beschliessen wäre ihre Aufgabe. Dann die Menschen arbeiten lassen und nicht meinen überall und jederzeit eingreifen zu müssen.

  • am 24.01.2014 um 22:58 Uhr
    Permalink

    Was ich sagen wollte:
    1) Der Bäcker hört nicht auf Brot zu backen (Wirtschaft), weil es kein Mehl mehr gäbe oder kein Hunger da wäre, sondern weil das Abrechnungssystem (Finanz) nicht mehr funktioniert.
    2) Ich brauche keine Brotvorräte anlegen, sprich Pension (siehe Ihr Hund). Denn auch in meiner Pension wird es Mehl und Brot geben (darauf vertraut ja der Hund). Nur das Abrechnungssystem steht dem möglicherweise entgegen, dass ich auch in Brot kriege. Aber nicht der Umstand, dass es nicht vorhanden wäre.

    Ich weiss, dass das etwas unkonventionell gedacht ist. Wenn wir uns aber weiter in der BWL-Sprache und Denke unterhalten, werden wir die Probleme mit Sicherheit nicht lösen. Unser Finanzsystem ist weder gottgegeben noch ein physikalisches Gesetz! Die Menschen haben es entwickelt und können es deshalb auch weiter entwickeln. Das sollten wir endlich tun.

  • am 25.01.2014 um 09:17 Uhr
    Permalink

    der letzte Beitrag von Herrn Brusa tönt für mich: ein neuer Mensch muss her und der muss dann besseres Menschein vollbringen. Alles schon da gewesen mit entsetzlichen Folgen und trotzdem geistert es noch in vielen Köpfen herum. Der Mensch ist unvollkommen, seine Werke und Taten werden es immer bleiben. Wir sind aufgefordert Extreme zu vermeiden, eine Aufgabe die nie vollendet sein kann. Goethe hat es am Schluss im Faust wie folgt formuliert: wer immer strebend sich bemüht, den erlösen wird.

  • am 25.01.2014 um 09:20 Uhr
    Permalink

    @Ulrich: Eine seltsame Interpretation von dem, was ich geschrieben habe. Mit dem was ich gemeint habe, hat es allerdings nichts zu tun.

  • am 25.01.2014 um 09:33 Uhr
    Permalink

    Meine Fähigkeit zu verstehen was Sie geschrieben haben ist leider beschränkt. Wenn das in diesen Spaten zu ausführlich würde darf Herr Gasche vom infosperber Ihnen meine e-mail-Adresse geben, und wenn Sie Lust und Zeit haben können Sie mich dann detaillierter informieren.

  • am 25.01.2014 um 11:35 Uhr
    Permalink

    Ich versuch es mit einem anderen Beispiel, zugegeben, stark vereinfacht: Warum werden in Griechenland die Strassen nicht repariert? Etwa, weil es zu wenig Baumaterialien gibt oder zu wenig Arbeiter die das könnten? Oder weil es gar keine kaputten Strassen gibt?
    Nein, das Bedürfnis und die Möglichkeiten (Wirtschaft) sind vorhanden. Was dagegen steht ist unser Finanzsystem (welches solche Arbeiten ja mit der unsichtbaren Hand steuern sollte), ein Finanzsystem, dass unser Denken derart beeinflusst, dass wir lieber neben den Sandhaufen und Schaufeln sitzen und die Arbeitslosigkeit beklagen, statt einfach mal die Schaufel in die Hand zu nehmen.

    Nochmals, dies ist ein stark vereinfachtes Bild. In der Realität ist die «Schaufel» und der «Sandhaufen» nicht so leicht erkennbar. Das derzeitige Finanzsystem verschleiert den Blick aber vollends, da wir zuerst in Geld denken und erst dann in Sandhaufen, statt umgekehrt.

  • am 25.01.2014 um 14:03 Uhr
    Permalink

    offensichtlich bin ich schwer von Begriff. Wie könnte denn ein anderes Finanzsystem aussehen? Wer bereit ist zu schaufeln muss essen und trinken und irgendwo schlafen können. Dazu braucht er Geld. Dieses Geld muss bereit sein. Wenn die Aktion aus «Gespartem» finanziert wird muss vorher gespart werden. Wenn aus dem umlaufenden bezahlt wird muss es auch vorhanden sein und aus der Zirkulation herausgenommen werden für den Menschen der Schaufeln will. Für beide Versionen braucht es ein Finanzsystem.
    Dass die Banken in diesem heute ihre wirkliche Aufgabe nicht mehr kennen und lieber in finanziellen Luftgeschäften spekulieren ist eine Fehlentwicklung welche durch die politisch gesetzten Rahmenbedingungen korrigiert werden muss und kann, sofern die Politik selber ihre grundlegenden Aufgaben erfüllen würde. Aber vielleicht bin ich zu einfach gestrickt und begreife vieles nicht.

  • am 25.01.2014 um 14:24 Uhr
    Permalink

    Solange wir denken, Wirtschaft funktioniere nur und ausschliesslich unter Anwendung von BWL-Regeln, werden wir kaum eine Lösung finden.

    Ein weiteres Beispiel: Stellen wir uns den Verein «Wandervögel» vor. Beim regelmässigen Wandern stellen sie fest, dass die Wanderwege mal eine Auffrischung benötigen und beschliessen eine Aktion. Jeder bringt die Werkzeuge mit, die er zu Hause rumliegen hat. Arbeitskraft haben sie auch genug. Nun könnten sie mit der Arbeit starten – oder sie könnten auch sagen, die Gemeinde muss uns zuerst einen Lohn zusichern …

    Ich will nicht darauf hinaus, dass man kostenlos arbeiten soll, sondern darauf hinweisen, dass es nicht an Ressourcen fehlt (Rohstoffe, Arbeitskraft, Werkzeuge, usw.), sondern lediglich am Geldfluss, der insbesondere in unseren Köpfen ins stocken gerät.
    Wir stellen das Geld und die BWL über alles, statt dass wir sie der Sache unterwerfen.
    Selbstverständlich ist das etwas visionär gedacht und ist in der Praxis nicht so ohne weiteres umsetzbar. Wenn wir uns aber nicht wenigstens gedanklich aus dem System lösen und überlegen, um was es wirklich geht, werden wir kaum passende Lösungen finden.

  • am 25.01.2014 um 20:31 Uhr
    Permalink

    Lieber Josef Brusa, ich sagte schon einmal, es ist nicht alles schlecht was Sie schreiben. Doch scheinen Sie meinen früheren Beitrag nicht richtig verstanden oder inerpretiert zu haben. Das Problem liegt nich darin, dass Rohstoffe und Schaufeln vorhanden sind, die sind vorhanden. Es ist sogar noch ein anderer, noch viel wichtiger Rohstoff vorhanden, es gibt auch in der Schweiz 484´000 Personen die gerne mehr arbeiten würden, offensichtlich fehlen uns nicht die Rohstoffe (Material) und auch nicht die Schaufeln (Werkzeuge) und es fehlt uns auch nicht an Know-How (gebildete Menschen)! Es fehlt uns an Know-How bei der Regierung, alles in Bewegung zu setzen, dass ein echter Mehrwert für uns alle produziert wird. Die Banken für das Debakel der Ausgabenpolitik der Staaten und auch der Kantone verantwortlich zu machen, greift hier wesentlich zu kurz. «Gring abe und seckle", das ist vor allem vom Bundesrat, d.h. unserer Regierung gefordert. Die Regierungsräte können sich gleich anschliessen!

  • am 25.01.2014 um 23:38 Uhr
    Permalink

    Ein Zusatztip zum Thema Staatschuldenpanik und totsparen:
    In «Das Magazin» von heute Samstag: das Interview mit Mark Blyth oder direkt sein Buch «Austerity. The History of a Dangerous Idea".

    Werner T. Meyer

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...