Louisiana abandonned wells 2

Verwaiste Bohrung in Louisiana, die 2010 saniert wurde. © State of Louisiana

Methan: Das teure Aufräumen nach dem Boom

Daniela Gschweng /  Die USA realisieren, wie teuer alte Bohrlöcher sein werden, und machen 4,7 Milliarden Dollar locker – nicht annähernd genug.

150 Jahre Öl- und Gasförderung haben ihren Preis. Die USA stellen erstmals Gelder bereit, um die fossile Ära aufzuräumen. Verwaiste Bohrlöcher müssen sauber verschlossen und die Umgebung saniert werden.

Der im November 2021 verabschiedete «Infrastructure and Jobs Act», auch bekannt als «Infrastructure Bill», mit dem US-Präsident Joe Biden die US-Wirtschaft ankurbeln will, stellt dafür 4,7 Milliarden Dollar bereit. Eine grosse Summe, die trotzdem nicht ausreichen wird. Den USA schwant langsam, was der Ölboom den Steuerzahler kosten wird.

Ausmass wird den USA langsam klar

Nach Auswertung von Daten aus den einzelnen Bundesstaaten erkannte das US-Innenministerium im Januar 2022, was da auf die USA zukommt. Die Behörde, die nach einer Schätzung von 2019 von 56’000 verwaisten Bohrlöchern ausgegangen war, stellte fest, dass es im ganzen Land nämlich 130’000 dokumentierte Bohrstellen gibt, die saniert werden müssen. Das berichtet das US-Magazin «Mother Jones» unter Bezug auf «High Country News».  

Insgesamt könnten es sogar mehrere Millionen sein, warnen Umweltorganisationen und sogar die US-Umweltbehörde EPA (Infosperber: «US-Ölquellen: Aufräumen muss der Staat»).

Gefahr für Gesundheit und Klima

Die Sanierung von Öl- und Gasquellen ist aufwendig und teuer. Gewartet haben die USA damit aber schon viel zu lange. Millionen Amerikaner leben näher als eine Meile an einer stillgelegten Mine, Gas- oder Ölbohrung, die das Grundwasser verschmutzen und giftige Gase ausstossen können.

Das drückt nicht nur auf die Grundstückspreise, auch die öffentliche Gesundheit ist betroffen. Stillgelegte Bohrlöcher sind dazu eine Quelle des Klimagases Methan. Nach Schätzungen der US-Umweltschutzbehörde EPA verliert jede unverschlossene Bohrung 0,13 Tonnen Methan im Jahr.

Im Einzelfall bis zu einer Million Dollar

Eine Untersuchung von 19’500 Bohrungen, die 2021 im Magazin «Environmental Science & Technology» publiziert wurde, stellte erstmals fest, was die Sanierung im Einzelfall kosten könnte. Die Summe variiert je nach Alter, Tiefe, Lage und Zweck der Bohrung. Ölquellen zu verschliessen etwa ist günstiger als das Abdichten von Gasbohrlöchern, und pro 1000 Fuss (305 Meter) Tiefe steigen die Kosten um 20 Prozent.

Durchschnittlich rechnen die Autorinnen und Autoren von «Resources for Future» mit 20’000 Dollar für den Verschluss einer Quelle und zusätzliche 56’000 Dollar für die Sanierung der Oberfläche, also insgesamt 76’000 Dollar. Im Einzelfall können die Kosten aber auch auf eine Million Dollar pro Bohrloch steigen.

Aktivisten fürchten Geldsegen für Lobbys

Die Kautionsanforderungen für die Unternehmen sind demgegenüber lächerlich gering. Während sich Politiker in besonders betroffenen Staaten wie Texas bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes über den Geldsegen freuten, befürchten Umweltaktivisten, dass die ohnehin nicht ausreichenden Mittel wieder an Öl- und Gasunternehmen und ihre Lobbys gehen werden. Andere betonten im Vorfeld lieber die zusätzlichen Arbeitsplätze, die beim Verstopfen entstehen werden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

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Gifte und Schadstoffe in der Umwelt

Sie machen wenig Schlagzeilen, weil keine «akute» Gefahr droht. Doch die schleichende Belastung rächt sich.

Bohrinsel_ST33VO

Wir hängen am Tropf von Rohstoffen

Rohstoffe lagern in der Erde noch viele. Doch deren Ausbeutung schafft Risiken und wird fast unbezahlbar.

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Eine Meinung zu

  • am 23.02.2022 um 11:08 Uhr
    Permalink

    wird endlich Zeit dass die USA diese Bohrlöcher stopft koste es was wolle. So kommen wir den Klimazielen etwas näher. Trump hat vor Jahren die Ölgesellschaften damit verschont und gesagt dies sei nicht notwendig

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