The surface of cast gold bullion. Selective focus.  (shallow DOF)

Ein 250-Gramm-Goldbarren © VladK213/Depositphotos

Diese Goldkonzerne stürzen die Schweiz mit ins Elend

Urs P. Gasche /  Die Schweiz verkauft immer mehr Gold: Im ersten Halbjahr 2025 hatte Gold einen Anteil von 52 Prozent an den Exporten in die USA.

Nach Angaben von Bundesrätin Karin Keller-Sutter nimmt Präsident Donald Trump einzig daran Anstoss, dass die Schweiz viel mehr Waren in die USA exportiert als von den USA importiert. 

Die Schweizer Exporte von Gold machten im ersten Halbjahr 2025 die Hälfte aller Schweizer Exporte in die USA aus.  

Die Zahlen: Im ersten Halbjahr 2025 exportierte die Schweiz Waren im Wert von 72 Milliarden Franken, davon Gold im Wert von 38 Milliarden Franken. Das waren 52 Prozent aller Exporte. Gleichzeitig, importierte die Schweiz aus den USA jedoch Waren im Wert von lediglich 24 Milliarden Franken. 

Damit betrug das Handelsdefizit der USA mit der Schweiz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 48 Milliarden Franken. Es war damit erheblich höher als im ersten Halbjahr 2024.

Ausgerechnet Trumps Zollpolitik hat das US-Handelsdefizit verursacht

Der Wert der Schweizer Goldexporte in die USA hat sich im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zur Vorjahresperiode fast verfünffacht. Dazu trugen die gestiegenen Goldpreise nur einen kleinen Teil bei. Der Hauptgrund ist Trumps Zollpolitik. Als der US-Präsident die ersten willkürlichen Zölle verhängte, blieben Goldimporte in die USA davon ausgenommen. Auch von den jetzt angekündigten 39 Prozent Zölle ist Gold ausgenommen. Angeblich geht es um die Stabilität des Marktes mit Edelmetallen.

Noch im Jahr 2024 erreichte der Anteil der Goldexporte an allen Exporten in die USA erst 12 Prozent, im ersten Halbjahr 2025 enorme 52 Prozent.

Das heisst: Selbst falls Trump gegen die Schweiz hohe Zölle verordnet, bleibt das Handelsdefizit, das die Goldexporte verursachen, davon unberührt. Falls der US-Präsident – obwohl volkswirtschaftlich unsinnig ­– fast ausschliesslich am Handelsdefizit Anstoss nimmt, bleibt der Schweiz nichts anderes übrig, als die Exporte der ausländischen Goldraffinerien in der Schweiz einzuschränken, statt wie bisher massiv zu fördern.

Raffinerien in ausländischer Hand

Die Goldraffinerien in der Schweiz sind Tochterfirmen ausländischer Konzerne – mit Ausnahme des Familienbetriebs MKS Pamp in Genf. Medien informieren wenig über sie, weil die Aktien der Raffinerien an der Börse nicht gehandelt werden. Hier ein Überblick:

RaffinerieAktionäre
Argon-Heraeus, Tessin100%-Tochter der deutschen
Heraeus Holding GmbH in Hanau
Metalor, Neuenburg100%-Tochter der japanischen
Kikinzoku Group
MKS Pamp, Tessin100% Familienbesitz Shakarchi, Genf
Valcambi, Tessin100% unter Kontrolle der indischen Firma
Rajesh Exports Ltd, Bangalore

Keine Mehrwertsteuer

Der Bundesrat hat Goldbarren und Goldmünzen sowohl beim Import wie beim Export von der Mehrwertsteuer befreit. Andere Edelmetalle wie Silber oder Platin werden mit 8,1 Prozent Mehrwertsteuer belastet. Der Verkauf und Handel von Anlagegold durch Raffinerien ist von der Mehrwertsteuer befreit. Das macht den internationalen Umschlag in der Schweiz steuerlich besonders attraktiv. Dabei profitieren indirekt vor allem die erwähnten Raffinerien Argor-Heraeus, Metalor, MKS Pamp und Valcambi, weil sie fast ausschliesslich Gold in dieser Anlage-Form verarbeiten und aufbereiten. 

Mit einer blossen Änderung der bundesrätlichen Verordnung kann der Bundesrat den Goldhandel mit der Mehrwertsteuer belasten. Die Goldexporte würden drastisch zurückgehen.

Fragwürdige Vorteile

Die Goldkonzerne möchten an ihren Privilegien festhalten. Die Raffinerien würden hochqualifizierte Arbeitsplätze anbieten (hat die Schweiz nicht einen Mangel an Fachkräften?), in Spitzentechnologie investieren (was wiederum die Einwanderung von Fachkräften erfordert), Banken und Zulieferfirmen würden profitieren und die Firmen und ihre Beschäftigten würden Steuern zahlen.

Von einem Rückgang des Goldhandels wäre vor allem der Kanton Tessin betroffen, wo drei der vier grossen Raffinerien ihren Standort haben.

Die Schweizer Wirtschaft und Politik muss sich der Frage stellen, ob die Nachteile des privilegierten Goldhandels überwiegen, wenn die US-Regierung wegen des enormen Handelsdefizits mit der Schweiz – zu einem schönen Teil von den Goldexporten verursacht – die gesamte Schweizer Industrie mit noch höheren Zöllen belegt, als wenn das Handelsdefizit kleiner wäre.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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