Shimmering fish at fish market

Die Anzahl der Fischarten, die nachhaltig gefischt werden, ist nicht mehr allzu gross, fand die deutsche Verbraucherzentrale. © public-domain pxhere

Nur noch 12 Meeresfische «empfehlenswert»

Daniela Gschweng /  Wer nachhaltig und umweltschonend Fisch essen will, dem bleibt immer weniger Auswahl. Und Labels bieten nur bedingt Orientierung.

Die deutsche Verbraucherzentrale hat im Dezember 2022 ihre Guter-Fisch-Liste aktualisiert, um es Konsumentinnen und Konsumenten leichter zu machen, sich für nachhaltige Ware zu entscheiden. Die Anzahl der Fischarten, die man noch guten Gewissens verzehren kann, schrumpft auf ein gutes Dutzend.

Auch für Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz kann die Liste ein Leitfaden sein. 2021 verspeisten sie rund 66’000 Tonnen Fisch, rund 8 Kilogramm pro Kopf. Der grösste Teil stammte aus dem Import. Allerdings gelten 90 Prozent der weltweiten Fischgründe als überfischt. Und im Label-Dschungel findet sich kaum noch jemand zurecht.

Nur noch zwölf Fischarten

Wer guten Gewissens Fisch essen will, dem bleibt nicht mehr viel Auswahl. Gerade 12 Meeresfische und Meeresfrüchte führt die Liste als «empfehlenswert», weitere drei als «bedingt empfehlenswert». 2021 waren es noch 14 Meeresfische und neun Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur.

Als «empfehlenswert» führt die Guter Fisch-Liste:

Ostsee Flunder (Platichthys flesus)
Riga Hering (Clupea harengus)
Nördlicher Irland Hering (Clupea harengus)
Ostsee Kliesche (Limanda limanda)
Keta Lachs, auch Chum salmon (Oncorhynchus keta)
Rotlachs, auch Sockeye salmon (Oncorhynchus nerka)
Miesmuschel Leinenkultur (Mytilus edulis)
Ostsee Scholle (Pleuronectes platessa)
Barentssee Seelachs (Pollachius virens)
Iberischer Stöcker (Trachurus trachurus)
Bonito Thunfisch oder Skipjack aus dem Indischen Ozean (Katsuwonis pelamis)
Weisser Thun, Langflossen Thun, auch: Albacore (Thunnus alalunga)

Als «bedingt empfehlenswert» bewerteten die beteiligten Organisationen:

Nordsee Hering (Clupea harengus)
Makrele (Scomber scombrus)
Ostsee Sprotte (Sprattus sprattus)

Die in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Organisationen erstellte Liste soll auch unterschiedliche Empfehlungen verschiedener Organisationen vereinheitlichen. An der Guter Fisch-Liste mitgearbeitet haben die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (GEOMAR), der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der World Wildlife Fund (WWF).

Wo und womit gefischt wird, ist wichtig

Die beteiligten Organisationen bewerteten unter anderem, wo verbreitete Fischarten wie Hering gefischt wurden und womit. Fangmethoden und -geräte machen einen grossen Unterschied für die Umwelt. Netze mit geringer Maschenweite verursachen beispielsweise viel Beifang. Und Fischbestände können an einem Ort überlastet und an anderen ungefährdet sein.

In Zukunft soll die Guter-Fisch-Liste nach einheitlichen Kriterien wie Bestandsgrössen, Fischereidruck, Körpergrösse und verwendeten Fangmethoden jährlich erstellt werden. Verkäufer müssen die genaue Fischart, Fangmethode und das Fanggebiet verpflichtend angeben.

Die in der Fischerei oftmals miserablen Arbeitsbedingungen gehen in die Nachhaltigkeitsbewertung nicht ein. Fische, die in Aquakulturen gezüchtet wurden, bewertet die Liste ebenfalls nicht.

Einige Fische stünden auch nur unter Vorbehalt auf der Liste, schreibt die Verbraucherzentrale. Detaillierte Informationen gibt es auf den Websites der beteiligten Organisationen und auf der Seite der Verbraucherzentrale Hamburg.

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Detailbeispiel aus der Guter-Fisch-Liste für den bekannten Sockeye Salmon oder Rotlachs.

Kann man Fischwohl-Labels vertrauen?

Fischwohl-Labels wie MSC sollen die Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit des Einkaufs garantieren. Ganze zehn führt die Label-Datenbank «Ecolabel Index» für Fisch und Meeresfrüchte auf. Das bekannteste dürfte der Marine Stewardship Council (MSC) sein.

Gerade das MSC-Siegel steht aber wegen zu schwacher Standards in der Kritik. Können Konsument:innen diesen Labels überhaupt vertrauen? Bedingt, sagen die deutschen Verbraucherzentralen. Ein schwaches Label sei aber besser als keines.

Aquakultur ist nur eine schwache Lösung

Dasselbe gilt für Labels, die Aquakulturen auszeichnen. Der dort gezüchtete Fisch werde oft mit Wildfang gefüttert. Auch die langen Transportwege, die bei der Verarbeitung anfallen, sehen die Verbraucherzentralen kritisch.

Siegel wie ASC (Aquaculture Stewardship Council) hätten eher niedrige Anforderungen. ASC erlaube beispielsweise den Einsatz von Antibiotika in Fischzuchten. Die Verbraucherzentralen raten laut dem NDR dazu, zu Bioware zu greifen, Labels wie Bioland und Naturland legten strengere Kriterien an.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

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Das reichhaltige und wundervolle Leben im Meer wird dezimiert. Industriell und rücksichtslos bis zum Ende.

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3 Meinungen

  • billo
    am 26.01.2023 um 23:35 Uhr
    Permalink

    Wenn man – was die üblichen Fischratgeber nicht tun – zudem die Auswirkungen der Fangmethoden auf die Fische berücksichtigt, wird die «gute Wahl» noch kleiner. Die meisten von Methoden sind mit grosser und lange dauernder Qual für die Fische und viele weitere mitgefangene Wassertiere verbunden. Der «FischTest» von fair-fish zieht das in die Beurteilung mit ein: https://fischtest.net
    Ein auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt unter der Leitung von fair-fish untersucht derzeit verschiedenste Fangmethoden auf deren Folgen für die Fische und prüft Massnahmen, um die Qualen so kurz und gering wie möglich zu halten. Auf der Basis der Resultate werden später Richtlinien für einen rücksichtsvollen Fang entstehen.
    https://fair-fish.net/de/was/fischwohl/fischerei/carefish-catch/

  • am 26.01.2023 um 23:55 Uhr
    Permalink

    In obigem Artikel die «Empfehlung» bezieht sich ausschliesslich auf Überfischung (eine Art Artensterben durch Fang). Mein Fokus liegt auf Umweltfaktoren im Wasser, aus Sicht der Fische und aus Sicht von uns Konsumenten. Für uns wäre Fisch (und Kelp, vgl. die «ältesten Japaner» damals, ihre Ernährung), speziell diese (tierische und maritime) Omega-3-Quelle hochwertvoll. Aber eben, Schwermetalle, Chemie, Radioaktivität (und Mikroplastik)? Zumal heutzutage «Bio» en vogue ist. Und Fischzuchten offshore mit enormem Zusatzchemieeinsatz (weil die Tiere zu eng und damit krankheitsanfällig gehalten werden) sind halt erst recht keine Lösung.

    • billo
      am 27.01.2023 um 10:43 Uhr
      Permalink

      Alles richtig, Wolfgang Reuss. Mein Fokus jedoch liegt auf dem Umstand, dass beim Thema Fischkonsum das Leiden der gefangenen Fische von den meisten immer noch ausgeblendet wird, erstaunlicherweise selbst dann, wenn es in den Fischempfehlungen von allen möglichen Umweltorganisationen angeblich um den «besten Fisch» geht. Nun, fair-fish wird diese schiefe Optik auch in der Fischerei zu ändern wissen. In der Aquakultur ist das ja schon ein Stück weit gelungen, Fischwohl ist ein Thema, mit dem sich in den letzten Jahren auch weitsichtigere Fischzüchter auseinanderzusetzen begonnen haben, was auf Dauer dazu führt, dass zumindest auf dem europäischen Markt die übelsten Aquakulturpraktiken verschwinden werden. Das ist dann zwar nicht das Paradies für die Zuchtfische, die wir noch essen, aber wenigstens nicht mehr die absolute Hölle.

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