Knauser-Trick: Hersteller ersetzen teure Zutaten durch günstige
Lebensmittelhersteller ersetzen hochwertige Zutaten durch billigere. Oder sie senken den Anteil teurer Bestandteile, meldet die Verbraucherzentrale Hamburg. Konsumentinnen und Konsumenten bemerken den Qualitätsverlust oft nicht.
Angekündigt wird er häufig durch Angaben wie «Jetzt noch cremiger!», «Veränderte Zutaten» oder «Verbesserte Rezeptur». Eine Veränderung zum Besseren ist das jedoch oft nicht. Ehrlich wäre eher: «Jetzt mit 10 Prozent weniger Früchten!», «Neu mit künstlichen statt natürlichen Aromastoffen!», oder vielleicht: «Wir haben den Anteil günstiger Stärke für Sie erhöht!». Dieses Vorgehen nennt sich Skimpflation, zu Deutsch etwa: «Sparen durch Knausrigkeit».
Die Produkte sehen aus wie zuvor, enthalten aber weniger Qualität fürs gleiche Geld. Oder eher: Weniger Qualität für mehr Geld. Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Manchmal geht Skimpflation obendrauf noch mit einer Verkleinerung der Füllmenge einher.
Streichkäse mit weniger Käse und mit Wasser gestreckter Spinat
Die Verbraucherzentrale Hamburg führt eine Produktliste, die derzeit 40 Einträge umfasst, darunter viele Produkte, die statt natürlicher Geschmacksstoffe nur noch Aromen enthalten oder bei denen hochwertige durch günstigere Fette ersetzt wurden. Typische Beispiele sind auch Ketchup mit weniger Tomaten (unser Titelbild), Milkana Streichkäse, der statt 65 Prozent nur noch 42 Prozent Käse enthält, und Rahmspinat von Penny, der neu nur noch aus 67 Prozent Spinat besteht. Vorher waren es 88 Prozent. Nun ist mehr Wasser drin.

Insgesamt dürften weit mehr als 40 Produkte von den zweifelhaften Änderungen betroffen sein. Wer schaut denn schon so genau hin oder weiss, wie ein Produkt vor einer Änderung zusammengesetzt war? Die Verbraucherzentralen rufen Konsumentinnen und Konsumenten auf, Skimpflation-Produkte zu melden. In der Schweiz kann man solche unschönen Überraschungen dem Konsumentenschutz mitteilen.
Die Knauser-Kost befeuert die deutsche Preiskrise
Die jüngste Meldung der Verbraucherzentralen folgt Diskussionen über die Lebensmittelpreise, die in Deutschland seit 2020 um durchschnittlich 35 Prozent und bei einzelnen Produkten um mehr als 70 Prozent angestiegen sind. Es zeichnet sich auch kaum eine Senkung ab, obwohl sich die Lage im Lebensmittelsektor seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine deutlich entspannt hat. Einen erklärbaren Hintergrund für die anhaltend hohen Preise wie Inflation oder höhere Löhne gebe es oft nicht, sagt die Organisation «Foodwatch».
Die regelmässige «Anpassung» der Zutaten sei ein «notwendiger» Prozess, verteidigen sich die Produzenten, schliesslich stiegen überall die Preise und auch die Anforderungen an das Produkt.
Die Verbraucherzentralen fordern eine bessere Kennzeichnung solcher «Anpassungen». In den vergangenen Jahren bemängelten sie auch andere Tricks, unter anderem schrumpfende Füllmengen bei gleichbleibender Packungsgrösse (Infosperber berichtete). Eine Unsitte, die «Shrinkflation» heisst und die durch unnötig grosse Verpackungen auch noch die Umwelt belastet.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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