Kommentar
Keller-Sutter, Leaderin eines Versager-Rats
Die «SonntagsZeitung» bringts auf den Punkt. «Karin Keller-Sutters grösstes Fiasko», titelt das einflussreiche Blatt aus dem Hause Tamedia.
Am Donnerstag «um 20.38 Uhr» habe die Seco-Chefin, Keller-Sutters Unterhändlerin, «aus dem Umfeld Trumps eine SMS» erhalten. «(E)s sei wohl besser, das Gespräch zu beenden, bevor es vollends eskaliere», hiess es darin.
Dann war das Drama schnell vorbei. «Zwei Minuten später war denn auch Schluss. Und allen war klar: Es gibt keinen Deal, sondern ein Fiasko.»
Keller-Sutter, die Schweizer Finanzministerin, hatte Donald Trump zuvor eine knappe halbe Stunde lang erklärt, was richtig und korrekt wäre. Das interessierte den grossen Deal-Maker nicht im Geringsten.
Warum wusste das die Freisinnige nicht? Jeder Gymischüler hat inzwischen erkannt, wie Donald Trumps Psyche spielt: Er will gewinnen – also liefere ihm dieses Gefühl. Ausser, du willst kein Business mit seinen USA machen.
Doch das kommt für die Schweiz nicht infrage. Fast jeder 5. Export-Franken verdient die Eidgenossenschaft mit dem Land der unbeschränkten Möglichkeiten.
Mit ihrer desaströsen Verhandlungs-Taktik – sie dachte, sie käme bei Trump mit 10 Prozent Zoll durch – hat die hochgelobte Ostschweizerin dem Land einen Bärendienst erwiesen.
Jetzt ist ein Hauen und Stechen ausgebrochen. Uhren-Patron Georges Kern, Chef von Breitling, will endlich die Pharma-Fürsten zur Ader lassen. «Die Schweiz ist in Geiselhaft der Pharmaindustrie», sagt Kern heute in der NZZ am Sonntag. Deren Medis seien in den USA dreimal so teuer wie in Europa – das wolle Trump nicht mehr zahlen. «Genauso wenig wie die 20-Millionen-Gehälter einiger Pharma-CEO.»
Die SonntagsZeitung zielt derweil auf die vier Gold-Raffinerien. Ohne deren Exporte in die USA wäre ein Grossteil des knapp 40 Milliarden-Handelsbilanz-Überschusses der Schweiz mit Amerika weg. Warum die ganze Schweiz in eine Rezession stossen wegen Tessiner und Neuenburgern Gold-Schmelzern?

Vorwürfe, Not-Lösungen, Krisen-Headlines, Black-Aktien-Monday: Die Eidgenossenschaft ist zum 734. Geburtstag in einer Full-blown Crisis gelandet.
«Trump’s ‚Slap in the Face‘ Puts Neutral Switzerland in Trade-War Crossfire», erkennt das einflussreiche Wall Street Journal. Und fährt fort: «Swiss business leaders and politicians are scrambling to understand why their close relationship with Washington has suddenly fractured.»
To the point: Alle dachten, es komme schon gut. Dann zeigte Trump den Helvetiern, was er mit allen macht: den Meister.
Und bumm: Nichts ist da. Kein Plan B. Keine Offerte, um den Kaiser milde zu stimmen. Kein Dealing&Wheeling. Stattdessen nur Oberlehrer-Auftritt der Solo-Tänzerin im Namen des Siebner-Rats der Weisen.
Wo sind die einst cleveren Verhandler der Alpenrepublik gelandet? Ein Stucki, ein Blankart, selbst ein Borer? Heute kommandieren eine Helene Budliger beim Wirtschaftsamt Seco, eine Daniela Stoffel in der Finanzdirektion. Über ihnen thront eine Keller-Sutter als Säckelmeisterin der Nation und Tonangeberin im Bundesrat. Alle mit dünnem Rucksack ausgestattet, was das Fachliche angeht. Dafür umso brillanter, wenn’s ums mediale Rampenlicht geht. Wird’s dann ernst, scheitern sie fulminant.
Wie konnte in der Schweizer Diplomatie, Wirtschaftspolitik und Landesregierung eine Gilde die Zügel an sich reissen, die nicht einmal das kleine Einmaleins beherrscht? Nämlich immer, immer den Worst-Case mit ins Kalkül einbeziehen und in Alternativen denken.
Jetzt spricht man von Notsitzungen, zelebriert durchgearbeitete Nächte – gleich wie damals vor zweieinhalb Jahren, als es Pizzas gab, bevor man die CS der UBS für ein Butterbrot schenkte. Und der 167-jährigen Escher-Bank kurz mal den Stecker zog, dafür aber mit 257 Milliarden Franken des Bürgers ins Risiko ging.
Die Regierung zu Bern hat sich in den letzten Jahren mit dem Griff zu Notrecht als starke Truppe gebärdet. Jetzt zeigt sich, dass dahinter vor allem Schwäche steckte. Oder will der Bundesrat Trump jetzt mit Notrecht in die Knie zwingen?
Die Schweiz hat das Führungspersonal, das sie verdient. Derzeit und schon seit längerem ist dieses zweitklassig.
Trump hätte man besser «lesen» müssen. Mit etwas Scharwenzeln und Top-Englisch, wie das die studierte Dolmetscherin Keller-Sutter versucht hatte, heimst man Charme-Punkte ein. Damit lässt sich aber eine Wirtschaftskrise nicht abwenden. In der Nacht der entscheidenden Deal-Runde brauchte es einen Trumpf, ein Pfand, dem Trump nicht hätte widerstehen können.

Das Gold, die Pharma, die Bauern – anything. Aber Keller-Sutter und mit ihr die ganze Landesregierung hatten nichts ausser Belehrungen; dass wir doch die Guten sind. Die Neutralen. Die Kleinen.
Auf die Leader der unzähligen Swiss Multinationals, allen voran Roche, Novartis, UBS, Nestlé, Zurich, ABB, war auch kein Verlass. Was haben sie für die Eidgenossenschaft unternommen in den Wochen seit April, als Trump erstmals auf den Tisch gehauen hatte?
Jetzt lecken sich alle die Wunden, reiben sich die Augen, staunen Bauklötze, ziehen sich aus der Verantwortung oder malen rosa wie SVP-Bundesrat Albert Rösti. Es sei «noch nicht aller Tage Abend» , meinte der SVP-Magistrat.
Kommt schon gut. Who knows.
Sicher ist: Der Bundesrat und seine aktuelle Bundespräsidentin als globale Vorzeigefigur haben ein Trauerspiel Trump’scher Dimension aufs Parkett gelegt.
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Dieser Beitrag erschien auf «Inside Paradeplatz»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
US-Strafzölle: Reaktion auf frühere Versäumnisse!
Die grossen Handelsbilanzdefizite gegenüber wirtschaftlich starken Staaten und Staatengemeinschaften schwächen den US-Dollar und den Industriestandort USA.
Dass die USA versuchen, dies mit ihrer Zollpolitik nun zu ändern, kann man nicht grundsätzlich verurteilen. Sie hätten allerdings schon viel früher mittels ausgewogener Freihandelsabkommen den Aussenhandel ausgeglichener gestalten müssen.
Frau von der Leyen wird gescholten, weil sie die EU dem Diktat der USA unterworfen hat, Frau Keller-Sutter wird gescholten, weil sie sich dem Diktat der USA nicht unterworfen hat. Lula wird dafür gelobt, dass er dem Druck der USA standhält. Die US-Zölle brechen die «regelbasierte Ordnung» der WTO, statt dem Recht regiert das Recht des Stärkeren. Doch lohnt sich ein Blick über den Tellerrand hinaus. In den USA leben nur 0,4 Milliarden Menschen von den insgesamt 8 Milliarden auf der ganzen Welt. Es bleiben also noch 7,6 Milliarden potenzielle Kunden außerhalb der USA. Mit 24 Millionen Millionären gibt es in den USA dreimal mehr Millionäre als die gesamte Schweiz Einwohner hat. Für US-Millionäre spielt es keine Rolle, ob eine Breitling 10.000 oder 13.500 Dollar kostet. Die 37 Millionen Arme in den USA werden keine Breitling kaufen, selbst wenn sie nur 1000 Dollar kosten würde. Die Hegemonie Russlands zerbrach, als die Hegemonie für die Vasallenstaaten mehr Nachteile als Vorteile brachte.
Da muss man Klartext sprechen, sorry! Einmal mehr zeigt sich: Mit ein bisschen Voraussicht und einem Hauch ökonomischer Kompetenz hätte sogar unsere KKS alias Mr. Trump das Handelsdefizit halbwegs erklären und Mr. Trump auf Linie bringen können.
Aber gut – Arroganz gepaart mit Inkompetenz ist halt selten eine wirtschaftspolitische Win-win-Strategie. 😉
Super Beitrag, Luka Hässig! Das ist die Lösung: Die Nationalbank kauft das Gold (und andere Edelmetalle) für 40 Mia.! Wo ist da das Problem? Zusätzlich Exportzölle für wichtige Rohstoffe, wenn sie negativ zur Handelsbilanz beitragen! – Was zählt alles zur Trumpschen Handelsbilanz? Und welche Transaktionen zählen nicht dazu?
CASH 31.07.2025 17:51: «Ein US-Bundesberufungsgericht hat sich am Donnerstag skeptisch gezeigt, ob die von Präsident Donald Trump verhängten Sonderzölle auf einer ausreichenden rechtlichen Grundlage stehen.»
Zur Aussage im Artikel: «Keller-Sutter, die Schweizer Finanzministerin, hatte Donald Trump zuvor eine knappe halbe Stunde lang erklärt, was richtig und korrekt wäre. Das interessierte den grossen Deal-Maker nicht im Geringsten.». Könnte man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Bundespräsidentin Keller-Sutter wohl erkannt haben könnte, dass nicht Präsident Trump zuständig ist Zolltarife in Fantasie-Höhe festlegen zu können, sondern der Kongress. Und hat Donald Trump eine «knappe halbe Stunde lang erklärt, was richtig und korrekt wäre». Präsident Trump wollte nicht hören und will wohl der ganzen Welt demonstrieren, er stehe über dem Kongress und bestimme alleinig die Höhe der Zolltarife. Scheint ein Trump/Kongress-Machtkampf zu werden.
Gunther Kropp, Basel
Der Artikel ist frauenfeindlich und «Hate speach»! Frau Keller ist eine Politikerin mit einem beachtlichen Leistungsausweis. Sie ist Teil eines Gremiums und nicht Alleinverantwortliche. Mit einem Psychopathen, ergo Egomanen, zu verhandeln ist eher Sache eines Psychiaters denn einer Politikerin mit festem Glauben an Werte und Demokratie. Hinter Triump verbirgt sich eine ganze Bande undemokratischer Akteure, die nun am längeren Hebel der Macht Unheil verursachen.
Die Amerikaner kreierten 1789 eine vorbildliche Verfassung. Sie galt aber nur für die weissen Einwanderer, denn gleichzeitig rotteten sie die Indianer praktisch aus und betrieben Sklaverei! In der Attitüde hat sich nichts geändert:
«USA first»! Und wir merken das erst jetzt, schändlich!
Zu 91% richtig, Danke Herr Hässig für die Tacheleslektion.
Ein Gymiboy hat Herr Trumps Psyche nicht zu beurteilen, wenn schon kann das jeder oder niemand Punkt.
Meine Grossmutter hat mir schon im Vorschulalter beigebracht «nur soviel Geld kann man ausgeben wie man verdient», in der vierten Klasse habe ich den Sinn ordentlich verstanden.
Der Welthandel kann nur langfristig friedlich verlaufen wenn die Salden der Nationen ausgeglichen sind. 2. Lektion Wirtschaftskunde.
Dass die USA an einem grossen Defizit krankt, wissen wir. Herr Trump weiss das auch und übernimmt Verantwortung und korrigiert. Richtig gemacht, voilà. Er schützt und ermöglicht den Inlandmanufakturen sich zu erholen und auf die Beine zu kommen. Dauert etwas.
Unter Grinsen weiss das der ganze Berner Verwaltungsclub seit 2 Jahrzehnten, füllt seine Bäuche und klopft sich auf die Achseln statt Korrekturen anzuleiern. zB. die Zeit verböterlet man lieber tagelang über Hakenkreuze des vorigen Jahrhunderts zu belallen.
Vor noch nicht einmal sehr vielen Jahren hat die Nationalbank das «überschüssige» Gold verscherbelt, heute jammert sie, dass sie wegen den US-Dollar Reserven Verluste eingefahren hat. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Dollar wieder in Gold umzutauschen. Das die schweizer Politik noch nicht erkannt hat wie Trump tickt, ist nicht besonders verwunderlich, auch bei der EU haben sie noch nicht erkannt, dass die meisten aus der Bevölkerungen am liebsten aussteigen würden, trotzdem zieht es sie magisch dahin. Die Schweiz hätte es verdient, dass ihre stärken ausgespielt werden, stattdessen werden immer nur die Interessen der grossen Lobbys berücksichtigt und die Bevölkerung hat das Nachsehen. Wir wählen zwar nicht die Bundesräte, aber das Parlament schon, somit bewahrheitet sich wieder einmal: Jeder hat die Regierung, die es verdient! Egal ob’s uns gefällt oder nicht.
Des Kaisers neue Kleider… einen Notorischen Lügner enttarnt man nur mit der Wahrheit…
Welche Umsätze laufen denn zu Paypal, Spotify, Netflix, Apple, Microsoft, Cisco, Cocacola, McDonalds, Blackrock oder ganz Hollywood aus der Schweiz in Amerikanische Firmen?
Sich von allen und jedem erpressen zu lassen oder den Mafiösen ablas abzudrücken ist auch keine Lösung… Wer das Krokodil ständig füttert wird es nicht los!
Füsse stillhalten und aussitzen. In 3 Jahren sieht die Welt ganz anders aus. Immerhin öffnet es vielleicht jetzt mal einigen die Augen, wie abhängig man von unzuverlässigen «Partnern» ist.
Die Schweiz gibt besser mehr Geld für’s eigne Land aus um unabhängiger zu werden, als sich postum dem nächsten «Freund» (EU) an den Hals zu werfen, welcher letztendlich, wie alle anderen, auch nur unser bestes will… unser Geld.
Wenn die USA uns nun erpresst, wozu dann noch Russland Sanktionen aufrechterhalten?