Enteignung

Enteignung: Wenn die Inflation grösser ist als die Verzinsung © qpress.de

NZZ: Sparer in ganz Europa werden enteignet

upg /  Klartext sprach gestern die «Heute Show» des ZDF, heute die NZZ auf der Frontseite: Negative Realzinsen sind eine kalte Enteignung.

Für einmal hat die NZZ zugunsten der Leute mit kleinem Einkommen und mit Geld auf gewöhnlichen Bankkonten kein Blatt vor den Mund genommen. Im Frontartikel von heute Samstag schreibt NZZ-Börsenchef Michael Rasch, der Aufschrei «Enteignung», diesmal wegen der beabsichtigten Abgabe auf Sparguthaben in Zypern, hätte längst in ganz Europa erschallen müssen. Denn die Sparer in den meisten Ländern Europas und der USA «werden schon seit mehr als zwei Jahren kalt enteignet». Der Albtraum bestehe in negativen Realzinsen. Mit andern Worten: Mit der Inflation nimmt der Wert des Geldes schneller ab als es dank Zinsen zunimmt. Dies treffe «vor allem die sogenannten kleinen Leute, weil diese ihr Erspartes meist in sehr niedrig verzinsten Anlageformen haben».
Die Verantwortlichen schweigen das Thema tot
In der Tat kaufen Leute, die genügend Kapital besitzen, heute massenweise Immobilien und Aktien. Die gegenwärtige Börsen- und Immobilienhausse bedeutet eine Flucht in reale Werte von Unternehmen.
Mit ihrer Nullzins- oder Fastnullzins-Politik «nehmen Notenbanken die kalte Enteignung der Sparer und die damit einhergehenden Umverteilungseffekte» nicht nur in Kauf, «sondern schweigen diese auch tot», ärgert sich die NZZ. In keiner ihrer Reden hätten die Nationalbank-Spitzen das Thema auch nur erwähnt, und es tauche auch in keiner der vielen Studien auf, welche diese Institutionen herausgeben, moniert die NZZ.
Michael Rasch hätte ergänzen können, dass auch unser FDP-Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann das Thema geflissentlich übergeht. Auch in der Schweiz sind die Realzinsen in den letzten Jahren schon einige Male ins negative gerutscht. Von einem Ertrag dank Zinseszinsen ist kaum mehr etwas vorhanden.
Welch grossen Einfluss die Verzinsung hat, macht Rasch an einem Beispiel deutlich: Wer 20’000 Franken zehn Jahre lang zu einem Realzins von 1 Prozent anlegt, erhält am Schluss 22’000 Franken. Wer für die 20’000 Franken 3 Prozent Realzins erhält, bekommt am Schluss 27’000 Franken.
Düstere Zukunft
Die weitere Zukunft für die Sparer sieht die NZZ düster: Die bereits verschuldeten Staaten verschulden sich laufend noch stärker, so dass eine Erhöhung der Zinssätze politisch fast nicht mehr möglich sei: Die Last der Zinsen würde diese Staaten erdrücken. Sparer sollten sich deshalb nach Ansicht vom NZZ-Börsenchef auch künftig auf negative Realzinsen gefasst machen – und später einmal auf höhere Inflation: «Diese Form der Enteignung…führt zu erheblicher Umverteilung und droht den sozialen Frieden zu stören.»


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2 Meinungen

  • am 23.03.2013 um 14:15 Uhr
    Permalink

    In Wirklichkeit ist es noch brutaler. Denn die Zinsen müssen ja noch versteuert werden, und zwar auch dann, wenn sie unterhalb der (zugegebenen) Inflationsrate liegen. Die «Besteuerung inflationsbedingter Scheingewinne» ist ein Thema, auf das ich schon seit Jahren hinweise.
    Hans-Peter Holbach
    http://www.geldbrief.ch

  • am 24.03.2013 um 23:04 Uhr
    Permalink

    Das Tabuthema Umverteilung kommt langsam aber sicher auch in den Mainstream-Medien an. Wer hätte das gedacht? Ich empfehle dazu Dirk Müller, wie er das Schuldgeldsystem Im ORF erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=HtMTVvMIzEE

    "Eigentlich ist es gut, dass die Menschen unser Banken- und Währungssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, so hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."
    Henry Ford
    (Mehr solcher Zitate unter dem verlinkten Video)

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