Grossbanken warnen vor «tickender Zeitbombe», zünseln aber mit
In Teilen des Finanzsektors gebe es «Systemrisiken», warnte Colm Kelleher in der «Sonntags-Zeitung». Riesige Summen von Pensionsfonds und Versicherungen seien in «private Kreditmärkte» geflossen. Das «Treiben von ausserbörslich gehandelten Kapitalanlagen» von Akteuren wie Blackstone, Apollo Global Management, KKR oder Carlyle Group beobachte er schon lange.
Diese Finanzinstitute zählen zu den Schattenbanken. Sie verfügen über keine Banklizenz. Deshalb müssen sie sich nicht an die vielen Bankregulierungen halten. Trotzdem geben ihnen kleinere Ratingagenturen gute Noten.
«Es fehlen wirksame Regulierungen», sagte Kelleher. JP-Morgan-CEO Jamie Dimon ortet Systemrisiken bei Exzessen im privaten Kreditmarkt und übertriebenen Bewertungen von KI-Firmen.
Aber trotz der Risiken geschäften auch Grossbanken wie die UBS mit dem unregulierten Schattenbanksektor.
Zu den Schattenbanken zählen auch private Beteiligungsgesellschaften wie Blackrock, Vanguard, State Street sowie private Hedgefonds, Vermögensverwalter und Gesellschaften für Immobilienanleger.
Der Sektor der Schattenbanken würde den traditionellen Banken das Wasser abgraben, erklärte Kelleher. Tatsächlich werden weltweit volumenmässig fast die Hälfte aller Bankgeschäfte in Schattenbanken abgewickelt.
Weil Grossbanken im Schattenbanksektor kräftig mitmischen, kann ein Crash von Schattenbanken auch einen Crash im regulierten Bankensektor auslösen. Grossbanken sind nicht nur Konkurrenten, sondern auch Partner und Dienstleister von Schattenbanken. In ihrem Angebot haben sie selber auch «alternative Produkte» von Schattenbanken.
Die UBS‑Hedgefondsplattform O’Connor beispielsweise gehört mit ihren Hedgefonds‑ und Private‑Credit‑Vehikeln zum weiteren Schattenbank‑Sektor. Mindestens einer ihrer Fonds war wesentlich in Finanzierungen des inzwischen insolventen US-Autozulieferers First Brands engagiert und wird nun abgewickelt. «Da die UBS die Finanzierungen ohne Sicherheiten vergab, dürfte dieses Geld ihrer Kunden weg sein», schrieb die «NZZ» am 27. November.
Grossbanken besitzen und verwalten auch Hedgefonds, ohne es offenzulegen. Rudolf Elmer, früher Manager der Bank Julius Bär und Geschäftsführer der Julius Baer Bank & Trust auf den Cayman Islands, sagte, dass viele Schattenbanken auf den Cayman Islands und in anderen Steueroasen lediglich juristische Konstrukte seien. Mit Hilfe von Stimmrechtsaktien würden Grossbanken viele Schattenbanken kontrollieren. Die operativen Geschäfte würden Grossbanken in ihren eigenen Rechenzentren abwickeln.
Im Oktober 2025 warnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ vor Risiken der Schattenbanken: Vage Bewertungen würden «die wahren Risiken komplexer Anlageinstrumente» verschleiern. Zudem sorge die Vernetzung traditioneller Banken mit unregulierten Akteuren für Unruhe. Allein US-Banken hätten Kredite in Höhe von 1,2 Billionen Dollar an Schattenbanken vergeben – 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Vernetzung erhöhe das Risiko, dass der regulierte Bankensektor von einem Crash von Schattenbanken angesteckt werde, was die «Finanzstabilität gefährden» könne, erklärte die BIZ.
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