Sperberauge

Marktlöhne für CEOs, nicht aber für Pflegepersonal

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Es gäbe genügend Pflegende in Spitälern und Pflegeheimen und weniger Abspringende, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen würden.

Für Konzernchefs seien exorbitante Löhne und Boni nötig, weil es zu wenig gute Bewerber für diese Posten gäbe. Der «Markt» und der «Wettbewerb» unter den Konzernen verlange diese hohen Entschädigungen, heisst es.

Doch ganz anders, wenn es ums Pflegepersonal geht. Da erinnert kaum jemand an die Regeln des «Marktes» und des «Wettbewerbs». Denn obwohl beim Pflegepersonal ein grosser Mangel herrscht, werden sie nicht etwa besser entlöhnt und ihre Arbeitsbedingungen nicht etwa verbessert.
Politiker wie der Präsident der Kantonalen Gesundheitsdirektoren Thomas Heiniger denken nicht daran, dem heute knappen Angebot mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen zu begegnen. Vielmehr fordern sie, dass viel mehr Pflegende ausgebildet werden sollen.
Auch das kostet Geld und nützt nur wenig. Denn wenn ausgebildete Pflegende wie heute nach wenigen Jahren aus dem Beruf aussteigen, bleibt der Mangel an Pflegepersonal erhalten. Nur höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten mit mehr Kompetenzen würden den Pflegeberuf so attraktiv machen, dass die Betroffenen in ihrem Beruf bleiben und sich die Ausbildung auszahlt.

Statt viel mehr Pflegende auszubilden, könnten unsere Fachhochschulen mehr Weiterbildungskurse für Manager anbieten. Sobald es genügend Bewerber und Bewerberinnen für CEO-Stellen gibt, kann man deren Löhne um zwei Drittel senken – streng nach den stets zitierten Regeln das Marktes und des Wettbewerbs.
——
Siehe:


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3 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 10.09.2016 um 10:41 Uhr
    Permalink

    Die «Pflegenden» könnten als «Abspringende» (nicht «Abgesprungene"?) bessere Karriere machen. Unterhalten Sie sich, geschätzter Herr Gasche, mal mit dem Sprachmeister von Infosperber, Daniel Goldstein, über die Optimierung Ihres sprachlichen Anliegens. Ich wundere mich, warum Simone de Beauvoir, die Meisterin des Feminismus, im Französischen nie solche Sprachverrenkungen machte, obwohl sie tatsächlich das Problem der Sprache im Zusammenhang mit der Geschlechterfrage angesprochen hat. Auch Max Frisch hat in «Homo Faber» das Problem realisiert, jedoch als grosser Stilist am Ende keine Kompromisse gemacht. Natürlich weiss ich, dass Sie Journalist sind, und zwar immer noch einer der besseren, und nicht Berufs-Stilist.

  • am 10.09.2016 um 21:54 Uhr
    Permalink

    Herr Pirmin Meier,
    Was Wollten Sie eigentlich sagen??
    Ich habe 20 Jahre als leit. Medizinphysiker in einem KS der Innerschweiz gearbeitet. Ich kann Urs P. Gasches Bericht nur unterstützen! Aber was wollen Sie eigentlich mit Ihren pseudosprachwissenschaftlichen, semantischen Kommentaren?

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 11.09.2016 um 04:42 Uhr
    Permalink

    @Leeman. Wieso pseudowissenschaftlich? Auch ich habe nichts gegen das Anliegen von Herrn Gasche, aber mit der Sprache der Mediziner habe ich mich nicht 20 Jahre, sondern 50 Jahre befasst, weswegen ich erst kürzlich wieder Referent war im Kantonsspital Luzern. Klar müssen Sie Bildung nicht überschätzen, aber es kommt immer wieder auf die Sprache an. Paracelsus hat als einer der ersten medizinphysikalische Vorlesungen gehalten, er hat auch «Gender"-Wortschöpfungen gemacht wie «Frauenhirn», «Frauenherz», «fräuische Arznei». Und es ist nun mal so, dass die Sprache nun mal eine hochideologische Angelegenheit ist, das sieht man beim Kommunismus, Faschismus und neu leider auch dort, wo der Feminismus über das Ziel hinausschiesst. Kritisiert habe ich nur die Ausdrücke «Pflegende» und «Abspringende». Und es scheint auch so zu sein, dass in Fragen der Sprache bei Infosperber eher Herr Goldstein der Spezialist ist, wobei Herrn Gasche, meines Erachtens mit Christian Müller zusammen der Stratege dieser Seite, das Kompliment gemacht werden muss, dass sie diesen Daniel Goldstein engagiert haben. Von mir aus gesehen der vielleicht sprachbewussteste Journalist in der Schweiz in den letzten 30 bis 40 Jahren. Was nun aber die Medizinsprache betrifft, so lesen Sie doch mal die Aufsätze und Bücher von Frank Nager vom LU Kantonsspital, das könnte Ihnen weiterhelfen. Aber klar ist Bildung und Semantik heute nicht mehr so wichtig, Es gibt Mediziner, die glauben, auf Sprache nicht angewiesen zu sein.

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