Kommentar

Alles für die UBS, nichts fürs Land?

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Der Verzicht auf die Verlust-Garantie macht nun endgültig klar, wie die Regierung die UBS vergoldet hat.

Vorhang auf für Showtime UBS: Wir verzichten «freiwillig» auf die 9 Milliarden Verlust-Garantie für ein CS-Portfolio, so die Bank-Chefs heute früh. Grosszügige UBS-Topshots? Nicht doch, das Kalkül ist simpel. Sergio Ermotti und seine Topshots erkaufen sich freie Hand beim CS-Abwracken.

Die 9 Milliarden Absicherung durch den Bürger waren nie gerechtfertigt. Der Schnäppchenpreis von 3 Milliarden für die ganze CS war gut genug. Obendrauf profitierte Käuferin UBS von 17 Milliarden AT1-Ausradierung. Diese stärkte ihr Eigenkapital um diese Summe.

Alles zusammen führt zu einem Sondergewinn von 35 Milliarden für die UBS – dank Bundesrat und Schweiz. Je nach Betrachtung sind es gar über 50 Milliarden. Eine unglaubliche Summe, die Ende August, wenn die UBS die Zahlen auf den Tisch legt, zum Vorschein kommt.

Der vermeintlich grosszügige Verzicht von heute früh ist also vor allem eines: Auftakt zur Promo-Tour. Dahinter steckt Kalkül. Wie der Schweiz verklickern, dass man angesichts des grössten Reibachs aller Zeiten Tausende auf die Strasse stellt.

Oder Zehntausende.

Allein in der Schweiz verlieren unzählige Banker ihren Job. Besonders betroffen dürften die Älteren sein. Deren Zukunft im Banking ist trüb, sie könnten auf dem RAV landen. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. Giga-Gewinne für die UBS-Masters, Abwrackkosten für den Bürger.

Deshalb die Aktion mit dem Verzicht auf die 9 Milliarden, just zweieinhalb Wochen vor dem Big-Knall mit den Jobs. Warum sonst haben Bund und UBS noch vor 2 Monaten einen ellenlangen Vertrag über die 9 Milliarden Verlust-Garantie abgeschlossen?

Hätte man sich sparen können. Schon da war klar, dass die UBS einen Bombendeal mit dem CS-Notkauf getätigt hatte. Da man nun alles «überprüft» habe, sei man zum «Schluss gekommen, dass der Garantievertrag nicht mehr erforderlich» sei, so die Bank-Chefs heute früh in ihrer Mitteilung.

Wer’s glaubt, wird selig.

Die Realität ist profan: Die CS hatte am Freitag, 17. März, zwei Tage vor ihrem Untergang, einen Börsenwert von über 8 Milliarden.

Dies nach historischem Crash ihrer Aktie. Sprich: Sie war schon zu jenem Zeitpunkt extrem tief bewertet. Die UBS zahlte aber nicht einmal das, sondern nur 3 Milliarden, knapp ein Drittel des aktuellen Marktpreises. Obendrauf kriegte sie die erwähnten Wandler-Bonds über 17 Milliarden. Zusammen ein «Geschenk» von über 20 Milliarden.

Wie gross waren die Risiken für die UBS?

Schwer zu sagen. Die Aktie der UBS zeigt sich seit ein paar Wochen immer stärker: Die Investoren sehen den CS-Deal mehr und mehr als Chance. UBS-Chef Ermotti kann sagen: Wir erledigen den Job, die CS herunterzufahren – im Interesse der Schweiz. Dafür gebührt uns Dank und eine Risiko-Prämie.

Wie Ermotti vorgeht, macht er per LinkedIn klar: In einem Video sieht man die Auswechslung des Türschilds vor den CS-Ablegern in Übersee.

Effektiv zahlen aber andere die Rechnung fürs grosse CS-Versagen. Neben dem Bürger sind das vor allem die Kunden.

Die Sparer.

Sie haben bisher nichts vom grossen Wurf, werden mit Zinsen weit unter 1 Prozent abgespiesen. Umgekehrt verlangt die Bank 12 Prozent «Wucherzins», wenn man ins Minus gerät.

Die UBS – alles für sie, nichts fürs Land?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Der Autor ist Redaktor und Herausgeber des Online-Portals Inside-Paradeplatz.
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2 Meinungen

  • am 11.08.2023 um 12:45 Uhr
    Permalink

    Hätte die UBS die Garantien gezogen, wärs nicht recht gewesen. Jetzt hat sie die Garantien nicht gezogen – und siehe da, es ist auch nicht recht !

    • am 12.08.2023 um 00:45 Uhr
      Permalink

      Das stimmt allerdings. Es ist immer schlecht, wenn Privatunternehmen Garantien der öffentlichen Hand verlangen.

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