Coop: Taten statt Worte

Taten statt Worte: Coop verteilt klimaschädliche Benzin-Rabatte © coop/Bildmontage: ktm

Coop: Mit Benzin-Rabatten gegen den Klimaschutz

Kurt Marti /  Der Detailhändler Coop engagiert sich mit dem WWF für den Klimaschutz und wirbt gleichzeitig mit Rabatten für den Benzin-Konsum.

Die Coop-KundInnen bekommen regelmässig mit dem Kassenzettel auch einen «Spar-Bon» mit der Aufschrift «5 Rappen Rabatt pro Liter Benzin oder Diesel» in die Hand gedrückt (siehe Foto oben), einlösbar an allen Coop Pronto Shops mit Tankstelle. Zudem wirbt Coop auf seiner Website mit Benzin-Rabatten von 4 Rappen.

Mit diesen «Spar-Bons» nimmt Coop die AutofahrerInnen ins Visier und versucht sie an die eigenen Tankstellen zu locken. Für alle andern – unterwegs zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem ÖV – sind diese «Spar-Bons» wertlos.

Im Widerspruch zum klimapolitischen Engagement

Diese Rabatt-Aktion ist brisant, weil sie im Widerspruch zu den klimapolitischen Zielen von Coop steht. In der Werbe-Kampagne «Taten statt Worte» von Coop heisst es: «Wir engagieren uns mit dem WWF für den Klimaschutz.»

Wie der WWF unterstützt auch Coop «das CO2-Gesetz und das Nettonull Commitment 2050», wie der Detailhändler auf Anfrage bestätigt. Mit dem neuen CO2-Gesetz sind unter anderem höhere Benzinpreise vorgesehen, um den Benzinverbrauch und folglich den CO2-Ausstoss zu senken. Dem steht die Konsumförderung durch Benzinrabatte entgegen.

Was sagt Coop zu diesem Widerspruch? Auf Anfrage verweist Coop auf die Freiheit der KonsumentInnen: «Unser Klimaengagement baut darauf auf, unseren Kundinnen und Kunden nachhaltige Alternativen zu bieten, ihnen aber die Wahlfreiheit zu lassen.»

Nicht der erste Widerspruch

Es ist nicht der erste klimapolitische Widerspruch von Coop. Einerseits unterstützt Coop das neue CO2-Gesetz, andererseits ist die Coop-Tochterfirma «Coop Mineralöl AG» für das Referendum gegen dieses CO2-Gesetz.

Als SRF über diesen Widerspruch berichtete, schob Coop die Verantwortung auf den Lobbyverband Avenergy (früher Erdölvereinigung), in dessen Vorstand auch «Coop Mineralöl AG» mit ihrem CEO Roger Oser vertreten ist.

Mit seinen Benzinrabatten liegt Coop auf der Linie von Avenergy. Doch diesmal kann Coop die Verantwortung nicht einfach auf seine Benzinfirma und Avenergy abschieben. Denn die Benzin-Spar-Bons werden an den Coop-Kassen verteilt und nicht an den Tankstellen der Tochterfirma oder bei Avenergy.

Über einen weiteren klimapolitischen Widerspruch hat Infosperber im Dezember 2019 berichtet. Coop flog billiges Rinds-Entrecôte aus Uruguay ein und arbeitete für die CO2-Kompensation mit dem WWF zusammen (siehe Infosperber: WWF-Feigenblatt für eingeflogenes Rinds-Entrecôte).


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Kurt Marti war früher Beirat (bis Januar 2012), Geschäftsleiter (bis 1996) und Redaktor (bis 2003) der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES).

Zum Infosperber-Dossier:

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