Wärmere Weltmeere lassen Eisberge schmelzen Studioclover

Wärmere Weltmeere lassen Eisberge schmelzen. © Studioclover / Depositphotos

Alarmzeichen: Die Weltmeere erreichen Rekordtemperaturen

Red. /  Seit Anfang 2024 steigen die Wassertemperaturen noch stärker als schon im ganzen Jahr 2023. Forscher erklären sich überrascht.

Die Oberflächentemperaturen der Weltmeere steigen seit Anfang 2023 deutlich stärker als in den Jahren seit 1981. Das berichtete die New York Times am 10. April 2024. Die Erwärmung setzt sich im Jahr 2024 fort (orange Kurve): 

Ozeane Temperaturen
Durchschnittliche tägliche Oberflächentemperatur der globalen Meere

«Es gibt keine Ambiguität bei den Daten», sagte Gavin Schmidt, Klimatologe und Direktor des NASA Goddard Institute for Space Studies. «Es handelt sich wirklich um eine Erwärmung.»

Neuer Monatsrekord

Im März 2024 erreichte die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur der Meere laut dem Copernicus Climate Change Service, einer vom Europäischen Rat finanzierten Forschungseinrichtung, mit 21,07 Grad Celsius einen neuen monatlichen Höchstwert. Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin von Copernicus, erklärte: «Die Serie von Klimarekorden für Luft- und Oberflächentemperaturen im Ozean setzte sich im März 2024 fort.»

Die globale Temperatur der Weltmeere sollte eigentlich nur langsam und langfristig steigen, weil Wasser für die Erwärmung viel mehr Energie braucht als die Luft. Aus diesem Grund könne die CO2-Belastung die jetzigen Rekorde und das Ausmass der Ozeanerwärmung nicht allein erklären.

Wissenschaftler machen neben der CO2-Belastung zusätzliche Gründe aus: 

  • Der Planet sei mit den Auswirkungen eines El Niño-Ereignisses konfrontiert, das im Juli 2023 begann. El Niño-Ereignisse sind natürliche Klimamuster, die mit erhöhten Temperaturen verbunden sind.

El Niño-Ereignis

El Niño ist ein natürliches Klimaphänomen, das periodisch im östlichen Pazifischen Ozean auftritt. Es bezeichnet die unregelmässige, aber wiederkehrende Erwärmung der Meeresoberflächentemperaturen, insbesondere vor der Westküste Südamerikas. Dies führt zu einer Veränderung der atmosphärischen Zirkulation und hat weitreichende Auswirkungen auf das globale Wettergeschehen, einschliesslich Dürren, Überschwemmungen und Stürmen in verschiedenen Teilen der Welt. Ein El Niño-Ereignis dauert typischerweise ein bis zwei Jahre und kann signifikante Auswirkungen auf die Landwirtschaft, Fischerei und Wasserversorgung haben.

  • Im Jahr 2022 brach des riesige Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai im Jahr 2022 im Pazifik aus. Weil dieser Vulkan unter dem Pazifischen Ozean liege, habe sein Ausbruch unter anderem Millionen Tonnen Wasserdampf an die Oberfläche und in die obere Atmosphäre gesprüht. Wasserdampf ist ein leistungsstarkes Treibhausgas. «Es war der explosivste Ausbruch seit Krakatau im Jahr 1883. Normalerweise sieht man die Auswirkungen im darauffolgenden Jahr», erklärte Sean Birkel, Assistenzprofessor am Climate Change Institute der University of Maine gegenüber der New York Times. Er vermutet, dass der erwärmende Effekt des Vulkanausbruchs grösser war als frühe Schätzungen vermuten liessen. Aber weitere Forschung sei nötig.

All diese Erklärungsversuche reichen aber gemäss Schmidt nicht aus, das Ausmass der Ozeanerwärmung zu erklären. Mehrere Teams von Wissenschaftlern arbeiteten daran, ein klareres Bild zu bekommen, sagte Schmidt. Er erwarte erste Ergebnisse bereits in den nächsten Monaten.

Wärmere Weltmeere erzeugen mehr Energie für stärkere und häufigere Stürme, prophezeien Wissenschaftler der Colorado Staty University.

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Übersetzung und Bearbeitung von Rainer Simon


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.

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5 Meinungen

  • am 22.04.2024 um 12:08 Uhr
    Permalink

    Zitat Deutscher Wetterdienst:»Die Satelliten tasten die Wasseroberfläche mit elektromagnetischer Strahlung im Infrarotbereich ab und registrieren die Ausstrahlung der Ozeane. Hierbei ergeben sich für die Datennutzung zwei Probleme. Zum einen gibt die Messung «lediglich» die Temperatur der Meere an der Oberfläche an, nicht aber wie per Definition der Meeresoberflächentemperatur gefordert die Temperatur des Wassers in einem Meter Tiefe»
    Damit die von Satelliten gemessene Temparatur mit stationär erfassten Daten vergleichbar werden, wird nicht mehr in 1m Wassertiefe, sondern an der Oberfläche gemessen. zudem hat das Umstellen (Ablesefehler) von Queksilber- (analog) auf digitale Thermometer die Messwerte um ca 0,8 Grad angehoben. Also von «Es gibt keine Ambiguität bei den Daten» zu sprechen, ist gelinde gesagt, eine Herausforderung für Jeden, der etwas von Messtechnik versteht.

    • am 23.04.2024 um 22:41 Uhr
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      Falls dem tatsächlich so ist, würde es zu einem Sperberauge passen, wenn sich die Redaktion diesbezüglich äussern würde…
      😉

      • am 24.04.2024 um 09:44 Uhr
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        Nach Rückfrage bei Gavin Schmidt, dem Klimatologen, auf den die Aussagen im Artikel zurückgehen, lässt sich folgendes feststellen:
        1. Die Unterschiede zwischen dem, was Satelliten von der Meeresoberfläche aus sehen, und der von Bojen, Maschineneinlässen oder anderen Instrumenten gemessenen Meeresoberflächentemperaturen, sind bekannt und berücksichtigt.
        2. Die dem Diagramm zugrunde liegenden Daten beziehen sich jedoch nicht auf Satellitenaufzeichnungen, sondern auf eine Zusammenfassungen historischer Schiffsmessungen und Bojen (HadSST4- oder ERSSTv5-Dokumentationen). Für ältere Zeiträume müssten noch verschiedene Verzerrungen korrigiert werden (Grössenordnung 0.1 bis 0.2 Grad C), für die letzten Jahre seien diese Daten jedoch recht gut beschrieben.
        3. Was die Besonderheiten des Jahres 2023 betrifft, so bestätigten verschiedene Satellitenaufzeichnungen die sehr großen Anomalien in der zweiten Jahreshälfte unabhängig voneinander ebenfalls.

      • am 24.04.2024 um 22:01 Uhr
        Permalink

        Herzlichen Dank für diesen Nachtrag. Aus meiner Sicht sehr wertvoll. Interessant, dass alleine schon die Satellitendaten diese Anomalie bestätigen.

  • am 22.04.2024 um 15:00 Uhr
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    «Es gibt keine Ambiguität bei den Daten», sagte Gavin Schmidt, Klimatologe und Direktor des NASA Goddard Institute for Space Studies (Infosperber 22. 4. 24.). Das ist falsch; es gibt sie immer. Aus der Wissenschaftstheorie wissen wir seit David Hume bis Karl Popper, dass aus denselben Daten logisch immer verschiedene Theorien folgen können. Daten können allerdings die eine Theorie stützen und die andere zu Fall bringen. Aber wenn uns alternative Theorien nicht einfallen oder wir sie sogar bekämpfen, als könnten nur schlechte Menschen vorherrschende Theorien bezweifeln, dann können wir nie etwas Neues lernen. – Hinweis für alternative Denker: Der Meeresspiegel steigt seit 1880 kontinuierlich an. Vielleicht weil (i) die Kontinente um ein Winziges zusammenrücken oder (ii) irgendwo der Meeresboden sich hebt oder (iii) es da unten etwas wärmer wird.

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