Die KI ist ein Stromfresser. Trump setzt auf fossile Energien
Die verstärkte Nutzung von KI benötigt gewaltige Mengen an Energie. Deshalb wird es immer schwieriger, die Klimaziele zu erreichen. Auf welche Art der künftige Energiebedarf gedeckt wird, stellt klimapolitische Weichen.
Während sich China zur Schlüsselmacht der Energiewende entwickelt, will Trump zurück ins letzte Jahrhundert. Er fördert Erdgas, Erdöl und sogar Kohlekraftwerke. Gleichzeitig bremst er das grosse Potenzial der erneuerbaren Energien aus. Damit wirft er die USA klimapolitisch und auch im KI-Wettlauf mit China zurück.
Trump hat im Januar 2025 das Pariser Klimaabkommen zum zweiten Mal gekündigt. Vor der UN-Generalversammlung vom September 2025 bezeichnete er den Klimawandel als den grössten Betrug, der je verübt wurde (Kurzvideo im Artikel der britischen Agentur Reuters). Trump blieb der Klimakonferenz in Belém fern.
Staatspräsident Xi Jinping dagegen verkündete an derselben UN-Generalversammlung, China werde seine Treibhausgasemissionen bis 2035 zwischen sieben und zehn Prozent senken.
China fördert geopolitische Wende in den Schwellen- und Entwicklungsländern
China ist zwar vor den USA der weltweit grösste Emittent des klimaschädlichen CO2. Allerdings leben in China eine Milliarde mehr Menschen als in den USA. Das Land der Mitte, so die The New York Times, hat in den letzten Jahren die weltweit grösste Produktionslinie für Solarpanels, Windturbinen, Elektrofahrzeuge und Batterien aufgebaut. Über den eigenen Markt hinaus exportieren chinesische Unternehmen diese Technologien in Schwellen- und Entwicklungsländer, was diesen erstmals klimaverträgliches Wachstum ermöglicht.
Einen Eindruck vermitteln Bilder im chinesischen Staatsfernsehen vom Talatan Sonnenkraftwerk in der Hochebene Tibets. Als willkommener Zusatzeffekt ergrünt die Wüste unter den Solarpanels, da diese die Bodenfeuchtigkeit zurückhalten. Auch in weiteren Wüstengebiete Chinas gibt es Sonnen- und Windkraftwerke.
In der Forschung leistet China Pionierarbeit. Als erstes Land entwickelt es einen KI-Supercomputer im Erdorbit und baut das weltweit erste windbetriebene Unterwasser-Rechenzentrum. Die energieintensive Kühlung übernimmt im ersten Fall der kalte Weltraum, im zweiten das Meerwasser.
In erster Linie dank China übertrifft die weltweite Erzeugung erneuerbarer Energien die Kohleproduktion. Das geht aus dem Electricity Mid-Year Update 2025 der Internationalen Energieagentur hervor. Aber auch Indien verzeichnet bei Solar- und Windenergie einen Rekordausbau. Indien konnte seine Klimaziele für 2030 bereits in diesem Jahr erreichen und deckt seinen Strombedarf zur Hälfte mit Wind-, Solar- und Wasserkraft.
Klima-Allianz von US-Bundesstaaten gegen Trump
36 der 50 US-Bundesstaaten wollen Trumps Energiepolitik nicht einfach hinnehmen. Sie repräsentieren 55 Prozent der US-Bevölkerung und 60 Prozent der US-Wirtschaft und hatten sich schon in seiner ersten Amtszeit in den Organisationen US Climate Alliance und America Is All In zusammengeschlossen. Die Klimabewegung America Is All In ist sogar in allen 50 Bundesstaaten vertreten.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, seit Mai 2025 Co-Vorsitzender der US Climate Alliance, stellt auf seiner Homepage mit Stolz fest, dass Kalifornien die Treibhausgasemissionen seit 2000 um 21 Prozent gesenkt habe und als weltweit viertgrösste Volkswirtschaft die erste sei, die zu zwei Dritteln saubere Energie nutze.
Rasch bereitgestellt und kostengünstig
Es sind nicht nur klimapolitische Überlegungen, es sind auch wirtschaftliche Faktoren, die erneuerbaren Energien grossen Schub verleihen. Gemäss dem Energiebericht 2025 von Lazard, einer der weltweit grössten Investmentbanken, sind Sonnen- und Windenergie nicht nur am kostengünstigsten, sie können auch am schnellsten bereitgestellt werden. Dies ist für die energiehungrigen Tech-Unternehmen besonders relevant. Fieberhaft sind sie darauf bedacht, die Energieversorgung ihrer Rechenzentren rasch sicherzustellen.
Auch Unternehmen der Fossilindustrie diversifizieren in erneuerbare Energien. TotalEnergies, eines der weltgrössten Fossilindustrieunternehmen, wird Google im Laufe von 15 Jahren 1,5 Terawattstunden Strom aus dem Solarpark Montpelier in Ohio liefern. TotalEnergies baut und betreibt auch Solar- und Windparks, obwohl es bis in die Neunzigerjahre den Klimawandel bestritt, sich aber mit der Umbenennung 2021 neu als Multi-Energie-Unternehmen ausgibt. Die Erdölindustrie ist sich offensichtlich bewusst, dass sie den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern nicht verhindern, sondern nur verzögern kann.
Rechenzentren – ein Wirtschaftsfaktor im Standortwettbewerb
Die Consulting-Firma Accenture schätzt in einer Studie vom März 2025, dass sich der Anteil der Rechenzentren am gesamten Stromverbrauch von derzeit 5 Prozent auf 16 bis 23 Prozent im Jahr 2033 erhöhen könnte (S. 8). Weltweit beherbergen die USA und China zusammen 89 Prozent der Rechenzentrumskapazität (Bericht von Microsoft, Graphik S. 9).
Während China die Energiewende von oben durchsetzen kann, sind die Prozesse in einem föderativ-demokratischen Staatswesen wie den USA komplexer. Rechenzentren sind ein Innovationsfaktor und es gibt deshalb innerhalb der USA einen Standortwettbewerb. Die einzelnen Bundesstaaten punkten mit regulatorischen Erleichterungen und Anreizsystemen. Weitere Standortvorteile sind bestehende stabile Glasfaseranbindungen und Netzstrukturen.
Klimaerwärmung beeinflusst die Standortwahl
Im Folgenden ein Auszug aus der Accenture-Studie, S.12:
«Bei der Auswahl von Standorten für Rechenzentren ist es von entscheidender Bedeutung, Klimarisiken zu berücksichtigen, die den Betrieb und die Zuverlässigkeit beeinträchtigen könnten, wie beispielsweise die Waldbrände in Kalifornien. Zu diesen Risiken zählen extreme Wetterereignisse wie Tornados und Überschwemmungen, die Sachschäden verursachen, die Stromversorgung unterbrechen und die Verfügbarkeit wichtiger Ressourcen einschränken können. Um die Ausfallsicherheit des Betriebs von Rechenzentren zu gewährleisten, insbesondere in Gebieten, die für solche Klimaereignisse anfällig sind, sollten Stromversorger und Planer gründliche Klimarisikobewertungen durchführen und fortschrittliche Maßnahmen wie erhöhte Gebäudekonstruktionen, redundante Strom- und Kühlsysteme sowie Notfallpläne umsetzen. Die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung umfassender Strategien.»
In den USA konzentrieren sich die bestehenden und geplanten Rechenzentren auf einige Bundesstaaten, wie aus der Graphik des NREL ersichtlich ist.
Parlamentsdebatten und Widerstand aus der Bevölkerung
In vielen Bundesstaaten gab es heftige Parlamentsdebatten zu Gesetzesaktivitäten. Einige wollen mit finanziellen und anderen Anreizen die Attraktivität ihres Bundesstaates für Infrastrukturinvestitionen fördern. Sie versprechen sich Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Andere Parlamentsmitglieder wiederum warnen vor möglichen Stromengpässen, steigenden Energiepreisen und Wassermangel.
Gestritten wird darüber, wer die Kosten für Bau und Betrieb übernimmt und ob die Rechenzenten ihren Strom aus eigenen Kraftwerken beziehen sollen anstatt aus dem Netz.
Wo Bundesstaaten Verträge überstürzt abschliessen, um sich ein Werk zu sichern, bleiben Proteste der Bevölkerung nicht aus. Beispielsweise berichtete Associated Press im September 2025 über den von Meta und dem Energieversorger Entergy geplanten Bau eines Rechenzentrums mit gasbetriebenen Kraftwerken in Louisiana. Meta erklärte, die Hälfte der Kosten für den Bau der Kraftwerke über 15 Jahre zu übernehmen, nicht aber für Wartung und Betrieb aufzukommen. Ebenso strittig war, wer für den Bau der Übertragungsleitungen bezahlen soll.
Es ist dies kein Einzelfall. Bereits sind die Strompreise an vielen Orten stark gestiegen und mit den Tausenden Bauarbeitern verschärft sich der Mangel an Wohnraum und es drohen höhere Immobilienpreise.
Über Proteste und Widerstand gegen diese Infrastrukturen informiert die Plattform Data Center Watch. Allein zwischen März und Juni 2025 wurden gemäss Bericht von Data Center Watch Projekte im Wert von 98 Milliarden Dollar blockiert oder verzögert. Der Widerstand sei überparteilich, genährt von lokal unterschiedlichen Sorgen. Diese Proteste können die Energiewende sowohl verzögern als auch in einer klimafreundlichen Richtung fördern.
Techkonzerne investieren in Atomenergie
Erneuerbare Energien sind unschlagbar, was Kosten und rasche Bereitstellung betrifft. Aber sie garantieren, auch wetterabhängig, nicht konstant für den nötigen Strom. Aus diesem Grund rückt die teurere Atomenergie wieder in den Fokus. Offen ist, wie die ansässige Bevölkerung auf Atomkraftwerke reagieren wird. Es werden kleinere, modulare Anlagen mit unterschiedlichen Technologien entwickelt. Die Planungs- und Bauphasen beanspruchen zwar immer noch Jahre, sind aber gegenüber bisherigen AKWs wesentlich verkürzt. Von der geplanten Massenproduktion verspricht man sich Kosteneinsparungen für diese teure Energieform.
Ende Mai 2025 gab TechCrunch einen Überblick über die von Big Tech unterstützten Start-ups, die an neuen Nuklearreaktoren forschen, den sogenannten Small Modular Reactors. Obwohl noch keines dieser Modelle entwickelt ist, investieren Amazon, Google, Meta und Microsoft in diese Start-ups. Google bestellte sieben kleine Reaktoren bei Kairos (Lieferung frühestens 2030) und arbeitet mit dem Nuklearentwicklungsunternehmen Elementl Power an neuartigen Reaktoren. Sam Altman gab seinen Vorsitz im Start-up Oklo zu dem Zeitpunkt auf, als er für OpenAI mit der Firma eine Energieversorgungsvereinbarung aushandelte. Amazon investiert in X-Energy, und Bill Gates gründete und investiert in TerraPower. Microsoft ist daran, mit Unterstützung des US-Energieministeriums das stillgelegte AKW Three Mile Island in Pennsylvania zu reaktivieren.
Zurück ins 19. Jahrhundert – so verlieren die USA das KI-Wettrennen mit China
Die US-Regierung hat seit dem Antritt von Trump die Förderung erneuerbarer Energien eingeschränkt und dafür das Fördern fossiler Energieträger begünstigt. Die Auswirkungen sind enorm, wie aus der US-Plattform von E2 Economy+Environment hervorgeht. Gemäss E2-Bericht vom Juli 2025 wurden im ersten Halbjahr 2025 Investitionen in erneuerbare Energien im Umfang von 22 Milliarden Dollar annulliert. Die Zahlen und Schätzungen beruhen auf öffentlichen Informationen. Hinter der Plattform steht ein überparteiliches, im Jahr 2000 gegründetes Lobby-Netzwerk von Wirtschaftsführern, Investoren und Fachkräften mit erheblichem Wirtschaftspotenzial.
Im September 2025 kündigte das US-Energieministerium an, mit einer Investition von 625 Millionen Dollar die Kohleindustrie wiederzubeleben und zu erweitern. Gemäss der Energy Information Administration ging diese schmutzigste aller Energien in den letzten zwei Jahrzehnten um die Hälfte zurück.
Auch Ölbohrungen an den Küsten Kaliforniens, Alaskas und Floridas sollen vorangetrieben werden. Ende November publizierte Trump einen entsprechenden Plan für Offshore-Bohrpachtverträge und testet, so Axios, ob die Ölindustrie bereit ist, überhaupt zu investieren.
Nicht nur Kaliforniens Gouverneur Newsom protestiert, auch das republikanische Florida kritisiert die Pläne. Dort kam es im Jahr 2010 zur Umweltkatastrophe von Deepwater Horizon.
China fördert die Transformation wirtschaftlicher Unternehmen, indem es diesen die Nutzung von KI und neuen Technologien dank günstiger Energie erleichtert. Trump erschwert diese Prozesse mit zu teuren, nicht zukunfsfähigen Energieformen. Gouverneur Newsom sprach die Kritik an Trumps Fossilstrategie an der Klimakonferenz in Belém offen aus: «He’s trying to roll back progress of the last century. He’s trying to recreate the 19th century. He’s doubling down on stupid.» Die USA würden riskieren, das Wettrennen mit China zu verlieren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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