Neuwagen Parkplatz

Die Schweiz importiert gerne verschwenderische Autos. © Avalonstock/Depositphotos

Die deutschen Autos sind die schlimmsten

Marco Diener /  Die Deutschen bauen die umweltschädlichsten Autos. Sagt Greenpeace. Und wir Schweizer kaufen sie. Sagt Infosperber.

Greenpeace sorgt für schlechte Stimmung in Deutschland. Pünktlich zur Münchner Automobilmesse IAA präsentiert die Umweltorganisation eine Studie, die zeigt, dass deutsche Autos eine besonders schlechte Umweltbilanz aufweisen.

Untersucht hat Greenpeace den Energieverbrauch, den Rohstoffverbrauch sowie den Platzbedarf. Berücksichtigt hat die Umweltorganisation die Autos der 30 meistverkauften Marken Europas. Am besten schneidet erwartungsgemäss der amerikanische Hersteller Tesla ab, weil er ausschliesslich Elektroautos vekauft. Dahinter folgen Dacia aus Rumänien und Peugeot aus Frankreich, weil beide Firmen relativ viele kleine Autos im Angebot haben.

Und die deutschen Hersteller? Sie landen auf den hintersten Rängen:

23. VW

24. Audi

26. BMW

27. Mercedes

30. Porsche

Dafür gibt es zwei Gründe: Die deutschen Hersteller produzieren besonders viele Autos mit grossen und starken Verbrennungsmotoren. Zudem haben sie die Umstellung auf die Elektroauto-Produktion verschlafen. Und nun verfolgen sie laut Greenpeace einen «Top-Down-Ansatz»: «Zunächst kommen grosse, teure Elektromodelle auf den Markt, das ist gut für die Rendite. Einen elektrischen Kleinwagen sucht man im Portfolio der deutschen Marken hingegen vergeblich.»

Greenpeace fragt deshalb: «Verliert die deutsche Vorzeigebranche gerade den Anschluss?» Und antwortet gleich selber: Während Elektroautobauer aus den USA und China laufend Marktanteile gewännen, «haben sich die deutschen Hersteller auf den Verkauf besonders grosser und teurer Modelle konzentriert.»

Noch geht die Rechnung für die deutschen Autohersteller auf. Gerade in der Schweiz. Hier sind die deutschen Autos besonders beliebt. Das zeigen die Statistiken von Auto-Schweiz, der Vereinigung der Autoimporteure. Im August belegten sie bei den Verkäufen die ersten vier Plätze. Und auch Porsche liegt bemerkenswert weit vorne:

1. VW 1977 verkaufte Autos

2. BMW 1715

3. Audi 1477

4. Mercedes 1333

16. Porsche 330

Der Marktanteil der deutschen Hersteller betrug im August in der Schweiz beinahe 40 Prozent. Selbst in Deutschland liegt er mit knapp 44 Prozent kaum höher.

Und die Schweizer mögen gerne grosse Autos. Letztes Jahr betrug das durchschnittliche Leergewicht neuer Autos 1731 Kilos. Dass Elektroautos wegen der Batterien schwerer sind, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das Leergewicht neuer Autos steigt so oder so schon seit Jahrzehnten. 1990 lag es noch bei 1200 Kilo.

Die Eidgenösische Finanzkontrolle stellte schon Anfang Jahr fest: «In der Schweiz sind schwerere Personenwagen aufgrund der hohen Kaufkraft bei einem breiteren Konsumentenkreis beliebt. Im europäischen Vergleich verfügt die Schweiz deswegen über eine der schwersten Fahrzeugflotten. 44 Prozent der neuzugelassenen Fahrzeuge waren 2020 denn auch Geländelimousinen (SUVs). Lediglich 20 Prozent der Neuzulassungen im gleichen Jahr waren Mini- oder Kleinfahrzeuge.»

Das hat auch Auswirkungen auf den CO2-Ausstoss von Neuwagen. Höher als in der Schweiz war er im Jahr 2021 nur in osteuropäischen Ländern und auf Zypern.

Screenshot 2023-09-04 at 10-15-46 Prüfung der Wirksamkeit der CO2-Sanktionen für neue Personen- und Lieferwagen - 21307BE-Endgueltige-Fassung-V04.pdf
Der CO2-Ausstoss neuer Autos in der Schweiz ist im internationalen Vergleich sehr hoch.

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6 Meinungen

  • am 4.09.2023 um 11:15 Uhr
    Permalink

    «Dass Elektroautos wegen der Batterien schwerer sind, spielt nur eine untergeordnete Rolle» – aha, 3-400 kg Mehrgewicht spielen eine untergeordnete Rolle. Das ist bemerkenswert!

    • Portrait Marco Diener.1 Kopie
      am 4.09.2023 um 16:03 Uhr
      Permalink

      Das höhere Gewicht der Elektroautos wirkt sich auf das durchschnitliche Leergewicht der Neuwagenflotte noch nicht sehr stark aus, weil der Elektroautoanteil bei den Neuimmatrikulationen nach wie vor relativ gering ist (22,6 Prozent im August 2023). Ich habe die Elektroautos mal aus der letztjährigen Statistik herausgerechnet. Ohne Elektroautos betrug das durchschnittliche Leergewicht der Neuwagenflotte 1660 Kilo. 1990 hatte es noch 1200 Kilo betragen. Das heisst: Das Gewicht nahm auch ohne Elektroautos beinahe 40 Prozent zu — und zwar sehr kontinuierlich, wie die Statistiken des Bundesamts für Energie zeigen.

    • am 4.09.2023 um 17:17 Uhr
      Permalink

      Zu Stefan Roth: Bei kleinen Autos wiegen die Batterien weniger als 200 kg, bei grossen bis 700 kg. Auch da gilt wieder: Klein ist fein.

  • am 4.09.2023 um 15:54 Uhr
    Permalink

    Die Schlagzeile müsste lauten «Reiche Schweizer sind die schlimmsten». Der Artikel ist leider grüner Populismus; der Konsument ist verantwortlich dafür was er kauft, die Politik für die abgabenrechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen. Wenn man endlich ps-starke und schwere Fahrzeuge viel stärker als Kleinwagen besteuern würde, zöge auch die Autoindustrie nach. Luigi Colani wies immer wieder darauf hin, dass man schon in den 80igern mit Leichtbauweise und kleinen Motoren erheblich Materialverbrauch und Emmissionen hätte drosseln können. Das war politisch nicht gewollt; die Hersteller machen nun einmal das was am meisten Umsatz bringt. Zusätzlich sind Fahrzeuge vollgestopft mit stromfressender Elektronik und Klimaanlage. Den spartanischen ressourceschonenden Kleinwagen à la 2CV, R4 oder Panda gibt es schon lange nicht mehr; selbst moderne «Kleinwagen» wie der Polo wiegen deutlich über eine Tonne.

  • am 5.09.2023 um 14:44 Uhr
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    Die Studie von Greenpeace kommt also zum Schluss, dass amerikanische Autos umweltfreundlicher sind als deutsche Autos. Ich habe den Eindruck, dass die Studie so angelegt wurde, dass dieses Resultat dabei herauskommt. Gut möglich, dass die Studie einer deutschen Organisation mit Leichtigkeit das genaue Gegenteil aufzeigen könnte. Zum Beispiel dann, wenn beim Tesla auch die Umweltschäden durch den Abbau der Rohstoffe wie Lithium und Kobalt eingerechnet würden. Diese Umweltschäden sind garantiert menschengemacht. Wie die Umweltschäden durch Windräder und Solarpanels (Entsorgung), mit denen der Strom für die Teslas produziert werden soll.

    Greenpeace, einst wohl mit besten Absichten gegründet, lässt sich instrumentalisieren um gerade aktuelle Narrative zu bedienen, aus meiner Sicht. Ebenso wie Amnesty International, WWF und viele weitere ähnliche internationale Organisationen.

    Lohnt es sich vor dem Hintergrund, einer solchen Studie Platz zu geben bei Infosperber? Ich würde sagen nein.

    • Portrait Marco Diener.1 Kopie
      am 5.09.2023 um 14:56 Uhr
      Permalink

      Nein, amerikanische Autos sind nicht unbedingt umweltfreundlicher als deutsche Autos. Das steht übrigens auch nicht im Artikel. Greenpeace hat lediglich die Autos derjenigen 30 Marken untersucht, die in Europa am meisten verkauft werden. Darunter sind zwei amerikanische: Tesla belegt Rang 1 (wobei Greenpeace den Rohstoffabbau eingerechnet hat). Jeep belegt Rand 29.

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