Sperberauge

Kreative Walliser Raumplanung

Kurt Marti © Christian Schnur

Kurt Marti /  Die Walliser Gemeinden verkleinern ihr Bauland ebenso kreativ, wie sie früher Bauland eingezont haben.

Jahrzehntelang wurde im Wallis viel zu viel Bauland auf Kosten der Landschaft geschaffen und damit die Klientel der CVP und CSP bei Laune gehalten.

Die Zahlen sind eindrücklich. Für jeden Walliser und jede Walliserin stand um die Jahrtausendwende im Schnitt eine leere Baufläche von 770 m2 bereit, mehr als das Doppelte des Schweizer Durchschnitts von 355 m2.

Seit 1999 war die Statistik bekannt (siehe Walliser Bote vom 19. Mai 1999), doch der Kanton Wallis hielt an seinem Kurs fest. Obwohl die grandiose Ausdehnung der Bauzone klar dem damaligen Raumplanungsgesetz widersprach, das die Einzonungen auf den Bedarf von 15 Jahren begrenzte.

Noch jahrelang wurde fleissig weiter eingezont und dem Prinzip gefrönt: Wer hat noch nicht, wer will noch mehr? Doch seit 2014 verlangt das neue eidgenössische Raumplanungsgesetz massive Rückzonungen. Wegen den drohenden Wertverlusten herrscht am Rhonestrand seither Katzenjammer.

Um die Auswirkungen des Raumplanungsgesetzes abzufedern und den Ärger der Eigentümer in Grenzen zu halten, gehen die Walliser Gemeinden und ihre Raumplaner erneut mit grossem Erfindungsreichtum vor.

Statt überschüssige Bauzonen zu streichen, werden sie zum Beispiel umgetauft in «Zonen für touristische Bauten und Anlagen» oder «Perimeter mit Sondernutzungsplanungspflicht». Zudem gibt es Bauzonen, die quasi auf Eis gelegt werden unter dem Titel «Bauzonen der 2. Erschliessungsetappe».

Der Kreativität der Gemeinden und deren Raumplaner sind keine Grenzen gesetzt: So wollen mehrere Gemeinden ganze Quartiere samt allen Häusern wieder der Landwirtschaftszone zuteilen, wie der Walliser Bote berichtete. Mit diesem Buebetrickli soll verhindert werden, dass andere Bauzonen auf der grünen Wiese ausgezont werden müssen.

Ebenso kreativ wie die heutigen Raumplaner waren ihre Vorgänger. Das kleine Walliser Dorf Geschinen im Goms schuf beispielsweise Ende der 90er Jahre eine Baulandreserve für mehr als 100 Jahre. Die grosszügige Einzonung wurde von der Gemeinde durchgezogen und vom Walliser Staatsrat abgesegnet (siehe Infosperber: Raumplanung: Wer nicht hören will, muss fühlen!).


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Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 31.01.2021 um 19:38 Uhr
    Permalink

    Das C im Parteinamen der CVP steht doch für Clientela oder habe ich das falsch verstanden?

  • am 5.02.2021 um 20:18 Uhr
    Permalink

    … und wie sich das in Geschinen auswirkt, kann man Jahr für Jahr sehen: Der Zersiedlungs-Krebs wächst immer weiter in die Talmitte hinein – ein Balken ins Auge…

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