Danone to sell its 20 percent stake in Chinas Bright Dairy

Danone-Produkte in einem Supermarkt in Shanghai. © Depositphotos

Zu viel Plastik und kein Plan: Client Earth verklagt Danone

Daniela Gschweng /  Umweltjuristen haben in Frankreich Klage gegen Danone eingereicht. Der Konzern tue zu wenig, um die Plastikflut zu reduzieren.

Danone gehört zu den zehn grössten Plastikverschmutzern weltweit. Der Konzern, der Marken wie Evian und Volvic produziert, betont regelmässig, wie sehr ihm die Umwelt am Herzen liegt. Gleichzeitig steigt das globale Aufkommen an Plastikabfällen weiter an. Bis 2050 könnte sich die Müllschwemme gegenüber 2019 verdreifacht haben.

Am Ranking der globalen Top-Vermüller hat sich über die letzten Jahre nicht viel geändert. Die Juristen von Client Earth wollen sich diese Untätigkeit in Umweltbelangen nicht länger gefallen lassen. Zusammen mit der Surfrider Foundation Europe und Zero Waste Frankreich haben sie Anfang des Jahres Klage vor dem Pariser Tribunal Judiciaire eingereicht. Die drei Umweltorganisationen wollen den Konzern mit Hauptsitz in Frankreich gerichtlich dazu zwingen, weniger Plastik zu verbrauchen.

Französisches Gesetz legt Lieferketten-Verantwortung fest

Die Klage stützt sich auf das 2017 in Frankreich verabschiedete Sorgfaltspflichtgesetz. Das «Loi sur le Devoir de Vigilance» verpflichtet grosse Unternehmen, jedes Jahr einen «Überwachungsplan» zu veröffentlichen, der die Umwelt-, Gesundheits- und Sozialrisiken des Unternehmensbetriebs über die gesamte Lieferkette benennt.

Das Unternehmen muss darlegen, wie es bestehenden Gefahren begegnen will, und über die Umsetzung von Gegenmassnahmen berichten. Das Sorgfaltspflichtgesetz gilt für Unternehmen ab 5000 Mitarbeitern oder ab 10’000 Mitarbeitern in Frankreich und ausländischen Tochtergesellschaften.

Entstanden war das Lieferkettengesetz als Folge der Rana-Plaza-Brandkatastrophe 2013. In einer Fabrik in Bangladesch starben dabei mehr als 1000 Näherinnen, die Kleidung für grosse internationale Marken fertigten. Unternehmen sollen, so der französische Gesetzgeber, Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen.

Klagegrund: Untätigkeit und Planlosigkeit

Das gilt auch für den von ihnen verursachten Müll, findet Client Earth. Danone komme seinen Pflichten im Rahmen des Gesetzes nicht nach, argumentieren die Umweltjuristen. 2021 habe Danone 750’000 Tonnen Kunststoff verbraucht, mehr als im Jahr davor.

Als bisher einzigen Ansatz wolle Danone die Recyclingfähigkeit seiner Produkte erhöhen. Das reiche bei weitem nicht aus. Die Recyclingquote für Kunststoffe liege bei nur 9 Prozent weltweit. Einen ernsthaften Plan, mit der Plastikflut umzugehen, habe Danone nicht. Von Ansätzen zu Mehrweg-Verpackungen sei beispielsweise kaum die Rede.

Auf eine Abmahnung im September 2022, die unter anderen auch an Nestlé Frankreich und McDonald’s Frankreich ging, hatte Danone zwar im Dezember 2022 reagiert, Client Earth hält die Reaktion aber für unzureichend.

Danone soll ein Plastik-Reduktions-Programm vorlegen

Die Organisation fordert den Konzern auf, einen umfassenden Bericht über die Auswirkungen der Kunststoffproduktion auf Umwelt, Klima, Gesundheit und Menschenrechte vorzulegen. Dieser soll den gesamten Produkt-Lebenszyklus umfassen sowie eine Bewertung der Risiken. Weiter soll Danone einen Plan mit detaillierten Zielen vorlegen, wie es seinen Plastik-Fussabdruck verringern will.

Bisher, so die Client-Earth-Juristin Rosa Pritchard, stolpere Danone «ohne ernsthaften Plan» zum Umgang mit Plastikverschmutzung voran. Das Unternehmen hoffe, dass Recycling das Plastikproblem «auf wundersame Weise» lösen werde, was völlig unrealistisch sei.

Ein von Client Earth in mehreren Sprachen veröffentlichter Artikel mit dem deutschen Titel «Irgendwann kriegen wir euch alle» listet dazu Bekanntes auf: Die Herstellung von noch mehr Plastik für Einwegverpackungen aus fossilen Rohstoffen schadet dem Klima, viele Verpackungen enthalten gesundheitsschädliche Chemikalien, Mikroplastik schade allen Lebewesen – womöglich für Generationen. Besonders belaste die Plastikflut weniger wohlhabende Länder, deren Entsorgungssysteme sie entweder direkt oder durch Plastikmüll-Import überlaste.

Danone weist Anschuldigungen zurück

«Wir sind sehr überrascht von dieser Anschuldigung, die wir entschieden zurückweisen», reagierte Danone. Das Unternehmen sei seit langem als Pionier im Umweltrisikomanagement bekannt. Zwischen 2018 und 2021 habe man die verwendeten Kunststoffmengen um 60’000 Tonnen oder 12 Prozent reduziert.

Ein Ende der Plastikverschmutzung könne gleichwohl nicht von einem einzigen Unternehmen ausgehen. Gefordert seien alle Akteure, die öffentliche Hand wie die Industrie.

Client Earth hat schon viele verklagt, teilweise mit beachtlichem Erfolg. Derzeit prozessiert die Nichtregierungsorganisation beispielsweise gegen Shell. Wie es mit der Klage gegen Danone weitergeht, wird bei einer Anhörung in den nächsten Monaten festgelegt werden. Andere Plastikhersteller wie Coca-Cola oder Nestlé dürften den Gang der Ereignisse genau verfolgen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

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Gifte und Schadstoffe in der Umwelt

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Plastik-Abfälle für die Ewigkeit

Kunststoffmüll wird zum Problem künftiger Generationen. Weltweit gelangen fast 80% in Umwelt und Deponien.

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Eine Meinung zu

  • am 20.03.2023 um 15:00 Uhr
    Permalink

    Im Ostblock gab es sehr wenig Plastikverpackungen; Plastikbeutel, sofern überhaupt verfügbar, wurden liebevoll gefaltet und gehortet. Plastikbecher wurden im Haushalt teilweise als Aufbewahrungsboxen wiederverwendet – die Dose der «Rahmbutter» hat sogar einen wiederverschließbaren Deckel. Sogar die Plastikmilchtüten – die Anlagen hat heute der Iran – wurden ausgespült und als Frühstückssäckchen verwendet. Der Grund war, dass Erdölprodukte grundsätzlich wertvolle Devisenbringer waren, die man lieber in den Westen verkaufte, als ihren Wert in der Planwirtschaft verpuffen zu lassen. M.a.W., stiege der Preis für diese Verpackungen enorm, würden die Firmen wahrscheinlich in andere Gebinde abfüllen bzw. es käme wieder zu einem Pfand- und Glassystem, wie es früher einmal gut funktioniert hat. Das Problem ist der niedrige Preis für Erdölprodukte. Das Naturprodukt Erdöl ist ein wertvoller, flexibler und in tausende Endprodukte zu verwandelnder Stoff, der leider viel zu billig verkauft wird.

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