Anschlag Pipeline

Austretendes Gas an der Oberfläche des Meeres. © Danish Defence Command

Wer steckt hinter dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines?

Alexander Männer /  Motive dafür haben zahlreiche Staaten und internationale Akteure, die technischen Mittel allerdings nur wenige.

Red. Alexander Männer versucht, die verschiedenen Interessenlagen und Motive darzustellen. Männer schreibt u.a. für das Overton Magazin des deutschen Westend Verlags. Wir stellen diesen von der Agentur pressenza verbreiteten Artikel zur Diskussion.


Die Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2, die aus Russland nach Deutschland verlaufen, wurden nahe der Insel Bornholm ernsthaft beschädigt. Die Täter der Anschläge sind nach wie vor nicht geklärt und es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis man eindeutig sagen kann, wer dafür verantwortlich ist. Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass die Pipelines explodiert sind oder gesprengt wurden.

Seismologen erklärten, dass es sich um Unterwasser-Explosionen handeln soll. Zum Beispiel teilte der auf Erdbeben spezialisierte Geophysiker Björn Lund vom Schwedischen Seismologischen Netzwerk (SNSN) nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass man zwei deutliche Detonationen in dem Gebiet registriert habe – die erste in der Nacht vom 26. auf den 27. September und eine zweite am Abend des 27. Septembers.

Die Gasleitung Nord Stream 1 war in den vergangenen Wochen zwar aufgrund von Reparaturschwierigkeiten nicht in Betrieb, aber trotzdem mit Gas gefüllt. Die Leitung Nord Stream 2 hingegen wurde nach ihrer Fertigstellung vor knapp einem Jahr nicht in Betrieb genommen, was direkte Auswirkungen auf die Gaspreise in Deutschland hatte. Und wenn man jetzt sogar von einem langfristigen Ausfall der russischen Pipelines ausgeht, dann ist dies für die europäische Gasversorgung höchst problematisch, weil dadurch die Energiesicherheit Deutschlands und diverser anderer EU-Staaten in der kommenden Winterperiode wegen möglicher Gasknappheit enorm gefährdet wird.

Nur wenige Staaten haben die technischen Mittel

Eine der wichtigsten Fragen angesichts dessen lautet nun: Wer steckt hinter dem Nord-Stream-Zwischenfall? Motive für eine solche Tat haben viele Staaten und internationale Akteure, die technischen Mittel sowie andere dazu notwendige Voraussetzungen jedoch nur wenige.

Es kommt nur ein staatlicher Akteur infrage. Es sind sowohl die USA und ihre Verbündeten als Urheber des Zwischenfalls in Betracht zu ziehen, da sie mehrfach betont haben, den europäischen Gasimport aus Russland unterbinden zu wollen, als auch die Russen selbst, die ihre eigenen Interessen in der Energiekrise verfolgen.

Ist Russland für die Anschläge verantwortlich?

Zahlreiche westliche Medien haben die Schuld für die Anschläge der Führung in Moskau zuschoben. In einigen britischen Zeitungen etwa hiess es gleich am 27. September, dass es ein russischer Angriff gewesen sei. Aber auch deutsche Medien vertraten diese These. [Die Sonntags-Zeitung in der Schweiz berief sich am 2. Oktober auf den ehemaligen Chef des deutschen Nachrichtendienstes BND sowie auf die Denkfabrik Rand Corporation, welche das Militär in den USA berät, um die These zu unterstützen, dass wahrscheinlich Russland die Anschläge verübte. Anm. d. Red.]

Der Tagesspiegel warf die Frage auf, wem der «Energieterror nützen könnte», und stellte gleich die dazu passende Theorie auf, die Russen hätten in einer «False-Flag-Operation» ihre eigenen Gasleitungen gesprengt. Denn die daraus entstehende Verunsicherung würde ja grundsätzlich dem Kreml in die Karten spielen. Demnach könnte sein Motiv sein, Unsicherheit auf dem europäischen Gasmarkt zu schüren und möglicherweise den Gaspreis wieder nach oben zu treiben.

Aber auch deutsche Politiker wollen Russland als den Hauptverantwortlichen für den Zwischenfall ausgemacht haben. So etwa der CDU-Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Bundestag, Roderich Kiesewetter. Gegenüber dem Handelsblatt erklärte er, dass dies ein gezielter Sabotageakt sei, der «durchaus in die von Staatsterrorismus geprägte und hybride Vorgehensweise Russlands passen würde». Es könnte ein Versuch gewesen sein, so der Christdemokrat, Europa zu spalten, die Bevölkerung zu verunsichern und auf diesem Wege die Unterstützung der Ukraine zu schwächen.

Als Gegenargument für die Behauptung Kiesewetters könnte man anführen, dass Russland durch die Beschädigung der eigenen Infrastruktur sich eben auch selbst die Möglichkeit genommen hat, die Gasversorgung als Druckmittel zu verwenden.

Darüber hinaus verliert Moskau mittel- bis langfristig die Möglichkeit, die Pipelines in Betrieb zu nehmen, um die Einnahmen aus dem Gasexport in Milliardenhöhe zu generieren. Der Verlust dieser Gelder ist in Anbetracht der westlichen Sanktionspolitik besonders schmerzhaft für die Russen, weil der Export von Rohstoffen für die russische Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt.

Was die «Verunsicherung des europäischen Gasmarktes» angeht, so ist erneut darauf hinzuweisen, dass über die beiden Nord-Stream-Leitungen zum Zeitpunkt des Zwischenfalls kein Gas transportiert wurde und die Gasmärkte auch nicht damit gerechnet haben, dass sich dies in naher Zukunft ändert. Dementsprechend stieg der Gaspreis auf dem Spotmarkt nach den Anschlägen auch nur auf 212 Euro je Megawattstunde. Dieses Preisniveau ist bei weitem nicht mit den Gaspreisen zu vergleichen, die man in den vergangenen Monaten in Europa sonst erlebt hatte.

Aber es gibt da auch noch andere Vermutungen: Zum Beispiel soll der Zeitpunkt günstig gewählt worden sein, um den Anschlag den USA unterzuschieben. Schliesslich bewegen sich derzeit viele Kriegsschiffe der NATO in der Ostsee und östlich von Bornholm sammelt sich ein grosser US-Kampfverband. U-Boote und Marinetaucher sollen auch an diversen Übungen teilgenommen haben.

Ausserdem könnte Russland Europa deutlich machen wollen, dass die westliche Sanktionspolitik nicht greift und dass man definitiv bereit sei, das Erdgas aus Westsibirien, das für den Export via Nord Stream in die EU bestimmt ist, in den kommenden Jahren nach China umzuleiten. Zumal Russland auch über andere Routen verfügt, um Gas nach Europa zu transportieren: die Pipeline «Turkish Stream» in Südeuropa, die Gasleitungen, die durch Weissrussland und die Ukraine gehen sowie den LNG-Transport.

Sind die USA für den Anschlag verantwortlich?

Trotz der Tendenz des Westens, immer zuerst die Russen zu verdächtigen, halten sich die europäischen Regierungen in diesem Zusammenhang mit Schuldzuweisungen derzeit zurück. Nicht aber die grossen europäischen Medien wie etwa der Tagesspiegel, die sich nach dem Pipeline-Zwischenfall umgehend daran gemacht haben, die Schuld Moskau zuzuschieben.

Angesichts der politischen Spannungen um Nord Stream sind vor allem die Vereinigten Staaten als Urheber der vermeintlichen Sabotage in Betracht zu ziehen, da sie nicht nur mehrfach betont haben, den europäischen Gasimport aus dem Osten unterbinden zu wollen, sondern auch ganz klar den grössten wirtschaftlichen und geopolitischen Nutzen davon hätten, die Energiepartnerschaft zwischen Russland und Deutschland durch die Ausschaltung der Ostsee-Pipelines entscheidend zu schwächen.

Seit 2017 wollen die USA die Nord Stream-Pipelines verhindern und eigenes Fracking-Gas nach Europa exportieren

Red. Der US-Kongress hat die US-Regierung mit einem Sanktionierungsgesetz dazu verpflichtet, den Bau einer zweiten deutsch-russischen Gasleitung in der Nordsee zu verhindern, um ihr eigenes Gas nach Europa exportieren zu können. Unternehmen und Banken, welche die Gasleitung Nord Stream 2 unterstützen, konnten seither mit Sanktionen belegt werden. Im Gesetz, das der US-Kongress im Jahr 2017 verabschiedete und Sanktionen gegen Investoren von Nord Stream 2 vorsieht, heisst es wörtlich:

«Die US-Regierung legt grössten Wert auf den Export amerikanischer Energieträger und auf die Schaffung amerikanischer Jobs.»

Sanktionsgesetz 2017
US-Sanktionsgesetz von 2017

Von einer «bemerkenswerten Offenheit» in diesem Gesetz sprach der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Michael Harms, 2018 im ARD-Magazin Panorama. Es werde eine «aussen- und sicherheitspolitische Zielsetzung mit dem Verfolgen eigener Wirtschaftsinteressen verknüpft».

Die US-Juniorpartner Ukraine und Polen können nach einem definitiven Ausfall der Nord Stream-Pipelines als Transitländer bei der Energieversorgung Deutschlands nun eine herausragende Rolle spielen. Beide Staaten hatten immer wieder die Demontage von Nord Stream 2 gefordert und verlangen heute von der Europäischen Union, auf den Import von russischem Erdöl und Gas komplett zu verzichten.

Die USA haben diese Position stets unterstützt und kündigten ihrerseits im vergangenen Februar sogar an, Nord Stream 2 im Fall eines russischen Einmarsches in die Ukraine unbenutzbar zu machen.

Ausgehend von den technischen Möglichkeiten für die Durchführung eines Anschlags auf die Pipeline in 70 Metern Tiefe sind die US-Militärs ihren ukrainischen und polnischen Kollegen allerdings weit voraus. Zudem befanden sich zu dem Zeitpunkt der Sabotage viele amerikanische Kriegsschiffe in der Ostsee und östlich von Bornholm, wo ein grosser US-Kampfverband im Rahmen der NATO operierte.

Aus ökonomischer Sicht steht es ausser Frage, dass die USA ein grosses Interesse daran haben, preiswerte russische Rohstofflieferungen nach Deutschland, das zu den wichtigsten Konkurrenten der USA auf dem Weltmarkt zählt, langfristig zu verhindern. [Das ist auch der Inhalt eines Sanktionsgesetzes von 2017. Siehe Kasten oben.] Die Biden-Regierung brachte im vergangenen Jahr Nord Stream 2 mit Fragen der nationalen Sicherheit und der amerikanischen Aussenpolitik in Verbindung und unternahm zudem entsprechende Schritte, um Berlin dazu zu bringen, seine Sicht auf diese Pipeline zu ändern. Dazu gehören Sanktionen gegen diejenigen westlichen Unternehmen, die in das russische-europäische Energieprojekt involviert waren.

US-Interessen richten sich gegen die deutsche Wirtschaft

Kritiker hatten damals schon betont, dass die Amerikaner damit in erster Linie ihre eigenen Ziele verfolgen, die mit den fundamentalen Wirtschaftsinteressen der Bundesrepublik nicht nur nicht konvergieren, sondern sich offenbar gegen diese richten. Der Führung in Washington geht es schlicht darum, die eigenen Fracking-Produzenten und damit die US-Industrie zu stärken, indem man die deutschen Konkurrenten ihrer billigen Energieträger aus Russland «beraubt» und so die Beeinträchtigung der deutschen Wirtschaft forciert.

Es liegt nicht im Interesse der USA, Konkurrenten auf dem Weltmarkt künftig Produktionsvorteile gegenüber US-Wettbewerbern zu überlassen. Darum versucht das Weisse Haus, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Deutschen langfristig an das viel teurere Flüssiggas zu binden und die deutsche Industrie damit vor eine kostspielige Produktion zu stellen. Dadurch müssten die deutschen Unternehmen mehr Ressourcen in die Herstellung investieren, was ihre Erzeugnisse bestenfalls weniger konkurrenzfähig machen würde. So gesehen kann man die US-Strategie in Bezug auf Nord Stream 2 durchaus auch als einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland auffassen.

In diesem Sinne sind die USA auch auf bessere Absatzchancen für ihr Flüssiggas (LNG) auf den europäischen Märkten aus, das mit dem deutlich billigeren russischen Pipeline-Gas bisher nicht konkurrieren konnte. Da der russische Gasimport nun extrem begrenzt wurde und es auch keine preiswerteren Alternativen zum US-amerikanischen Treibstoff gibt, stehen die Amerikaner dem Magazin Spiegel zufolge kurz davor, Europas grösster LNG-Lieferant zu werden. Die Milliarden Euro, die zuvor für Energielieferungen nach Russland gingen, gehen jetzt zu einem grossen Teil in die Vereinigten Staaten.

Nicht zuletzt hat die Gasversorgung Deutschlands in der Ukraine auch eine wichtige politische Komponente, die den USA schon immer ein Dorn im Auge war. Der zentrale Aspekt dabei ist die Unersetzbarkeit der russischen Gaslieferungen, die Berlin immer dazu bewegt haben soll, auf russische Interessen Rücksicht zu nehmen, wie etwa im Ukraine-Krieg. Berlin weigerte sich bisher nicht nur vehement, schweres Kriegsgerät an die ukrainische Armee zu übergeben, sondern könnte die Ukrainer auch auf eine Beendigung des Konflikts mit Russland drängen. Jetzt, wo ein grosser Teil der Gaslieferungen für einen langen Zeitraum wegfallen dürfte, hat Deutschland nur wenig Nutzen davon, russische Interessen zu berücksichtigen und Moskau eine partielle Aufhebung der Sanktionen in Aussicht zu stellen.

So viel über die Interessenlagen der USA und von Russland. Wer wirklich für die Anschläge auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich ist, bleibt eine offene Frage.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Ukraine_Sprachen

Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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24 Meinungen

  • am 3.10.2022 um 10:45 Uhr
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    Cui bono? Es steht doch außer Frage, wer den größten ökonomischen und politischen Nutzen hat. Die europäische und vor allem deutsche Wirtschaft soll als Konkurrent auf dem globalen Markt geschwächt werden und das extrem umweltschädliche Frackinggas aus den USA beziehen. Der Verursacher wird sich hüten, den Schaden zu beseitigen, und die Russen sind sicher nicht so dämlich, die Kosten und die Arbeiten zu übernehmen. Sie werden ihr Gas und Öl auch woanders los. Denn entgegen dem propagandistischen Geschwafel vom Green New Deal werden die fossilen Rohstoffe noch so lange eine Rolle spielen, wie sie Gewinn bringen – ungeachtet der damit verbundenen weiteren Beschleunigung des Klimawandels. Und offensichtlich ist noch genug Zeug davon da. Profit schlägt nun mal Verstand, da hat die Evolution wohl vorsorglich einen Selbstzerstörungsmechanismus in das menschliche Handeln eingebaut.

  • am 3.10.2022 um 11:01 Uhr
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    Nordstream 1/2 ermöglichten es Russland und der BRD, ohne Lieferwege über dritte Länder, ohne weitere Transitgebühren, Gaslieferungen auf der Basis von langfristigen, günstigen Verträgen zu tätigen. Das benachteiligte Polen, die Ukraine und weitere mögliche Transitländer. Die Pipelines machten beide Länder weitgehend unabhängig von der außenpolitischen Lage anderen Staaten Europas gegenüber. Die Sprengung – und die mutmaßlich dauerhafte Unbenutzbarkeit – sind ein deutliches Signal an Deutschland: die Brücken sind abgebrannt, Rückzug nicht möglich. Sie nützt weder den Russen, noch den Deutschen – sie nützt Polen, der Ukraine, den USA. Das Druckmittel Nordstream fällt für die Russen nun aus. Eine false-flag-Operation Russlands in einem der am stärksten durch die NATO überwachten Gewässer bleibt reines Wunschdenken jener, die immer noch nicht begriffen haben, wer Deutschland momentan am stärksten schadet.

  • am 3.10.2022 um 11:15 Uhr
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    Warum wird nur immer auf Russland gezeigt? Warum sollte Russland einer Finanzquelle schaden, welche in Zukunft wieder Einnahmen generieren könnte? Mit dem Kernkraftwerk Saporischschja verhält es sich doch ganz gleich. Russland hat das KKW in den Besitz genommen, um es zu schützen. Sollten die Ukrainer in ihrem Grössenwahn glauben, das KKW zurückzuerobern zu können, dann wären sie für die Umweltkatastrophe verantwortlich.
    Viel wahrscheinlicher ist es deshalb, dass die USA hinter der Attacke auf die Gaspipeline stehen, denn sie wollen diesen Handel ein für alle mal unterbinden. Das Ziel der Amerikaner steht schon seit dreissig Jahren fest: um jeden Preis einen Handel und eine wirtschaftliche Einigung zwischen Deutschland und Russland verhindern, denn Europa würde für eine neue Wirtschaftsmacht sorgen. Das wollen die Amis doch nicht!

  • am 3.10.2022 um 11:52 Uhr
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    Wer könnte am meisten Nutzen aus diesem Ausfall, durch den Terrorakt gegen Nordstream 1 + 2, ziehen? Wer möchte vermehrt Europa mit Flüssiggas beliefern, das sich zurzeit mit den hohen Preisen besonders lohnt? Das Interesse diese Pipelines dereinst wieder zu öffnen und zu benutzen, weil Europa mehr für das russische Gas bereit ist zu bezahlen als russlandfreundliche asiatische Staaten? Russland kann das sicher nicht wollen, dass auf längere Zeit keine Möglichkeit besteht, diese Pipelines wieder in Betrieb zu nehmen. Ausschlag für den jetzigen Terrorakt könnte auch sein, weil es nicht wenige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gab, die die Öffnung von Nordstream 2 forderten, was nun, zu Gunsten der oben erwähnten, für längere Zeit, verunmöglicht wurde. Jedenfalls wird es für eine Reihe Leute in Europa, einen kalten und teuren Winter geben. Würde die EU gegen diese Staaten, wenn der, oder die Verursacher ermittelt sein werden, Sanktionen eröffnen?

  • am 3.10.2022 um 12:13 Uhr
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    Die Frage „Cui bono?“ ist damit sehr sachlich bearbeitet, auch die Hauptleidtragenden, die Menschen (inkl. ihrer Wirtschaft) in D bzw. Europa, liegen ja auf der Hand.
    Der Rest bleibt vielleicht für immer Spekulation.
    Was ich mich noch frage: Hätte unsere Bundesregierung den Diskussionen und erwartbaren Protesten bezüglich einer Öffnung von Nord Stream 2 standgehalten, falls demnächst viele Menschen ihre Wohnungen nicht mehr heizen können oder die angekündigte Abwanderung vieler Unternehmen Realität wird? Möglicherweise kommt also das physische Aus für NS2 auch der deutschen Bundesregierung nicht ungelegen!?
    Dies vielleicht auch in Bezug auf die von ihr gewünschte „Energiewende“– weg von „Russischem Gas“. Jetzt kann kritiklos viel teurere fossile Energie von Knochensägefetischisten, Sklavenhaltern oder kriegerischen Aggressoren am Roten und am Kaspischen Meer, und v.a. natürlich von dem seit Jahrhunderten fast pausenlos Krieg führenden großen Bruder jenseits des Atlantik gekauft werden

  • am 3.10.2022 um 13:00 Uhr
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    Gute Analyse von Alexander Männer.
    Leider haben die meisten westlichen Medien sehr schnell mit dem Anklagefinger auf Russland gezeigt. Auch in der Schweiz. Gegen alle Indizien. Das bedeutet nichts Gutes!
    Cui bono? US-Geostrategen wie Stratfor-Chef George Friedman verlangen schon seit langem, USA müsse alles tun, um zu verhindern, dass es zu einem «kooperativen Zusammenwachsen» von Deutschland und Russland komme. Das sieht Friedman als grösste geostrategische Gefahr für die USA. (s. https://www.youtube.com/watch?v=iLwNcix31dg). Mit der Zerstörung der für Deutschland existenziell wichtigen Energie-Adern NS 1 und NS 2 kann es auf längere Sicht kein «kooperatives Zusammenwachsen» zwischen Deutschland und Russland geben. Also Ziel erreicht! – mindestens für die nächste Zukunft. Ob USA selber gehandelt hat? Denkbar wäre z.B. auch eine polnisch-amerikanische Zusammenarbeit bei dieser Aktion gewesen.

  • am 3.10.2022 um 13:43 Uhr
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    Was aber ganz unabhängig von der Nationalität dieser Terroristen jetzt wirklich jedem klargeworden sein sollte, und was noch viel bedeutsamer ist, ist die Tatsache, dass der in der Ukraine begonnene Krieg spätestens mit diesem Zerstörungsakt endgültig und unleugbar in Westeuropa und auch in Deutschland physisch real angekommen ist!
    Was immer bestritten wurde, was aber immer offensichtlicher war, kann nun immer weniger verborgen bleiben: Die EU, auch Deutschland IST Kriegspartei!
    Selbst Bundesregierungsmitglieder bemühen sich in ihren starrsinnigen, feindseligen, fragwürdigen Absonderungen in sogenannte „soziale Netze“ offenbar gar nicht mehr, diese Tatsache zu verbergen: https://www.berliner-zeitung.de/news/karl-lauterbach-greift-philosophen-richard-david-precht-an-wir-sind-im-krieg-mit-putin-li.272720
    Wie kann dieser Wahnsinn nur beendet werden??

  • am 3.10.2022 um 14:26 Uhr
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    Danke – gut argumentiert, plausibel.
    Das geostrategische Gewicht des Argumentes, dass Amerika-Europa (wieder) näher zusammenrückt, v.a. D klarer Stellung beziehen soll, gegen die (momentane, ru) Autokratie, wäre sehr schön – hoffentlich ist da VIEL dran, nicht nur am «Nebeneffekt» der erweiterten Verdienstmöglichkeiten der USA!

  • am 3.10.2022 um 16:46 Uhr
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    Eine «False-Flag-Operation» kann man nicht ausschliessen. Allerdings wollen die Russen welchen Gaspreis in die Höhe treiben – wenn von Europa (DE) gar kein Gas bezogen werden darf?

    Cui bono?

    North Stream 2 verhindern? Das war schon länger erklärtes Ziel von Kiew, den USA sowie Polen, Litauen, Lettland und Moldau. Im Gaspipelinekrieg zwischen Kiew und Moskau wollte Kiew nicht auf die 2 Milliarden jährlich für die Durchleitungsrechte verzichten. Auch nicht auf abgezweigtes Gas. North Stream 2 wäre für Kiew eine Katastrophe.

    Gelesen in den Medien im März 2018:
    „Kiew will «Nord Stream 2» mit allen Mitteln verhindern. Es genießt die volle Unterstützung der USA. Außerdem stellten sich die Parlamente in Polen, Litauen, Lettland und Moldau mit einem Protestbrief gegen «Nord Stream 2»: Die geplante Pipeline sei eine «Bedrohung für die Energiesicherheit in der EU.»“

    Der letzte Satz ist natürlich völlig verrückt: Wie sollen MEHR Ost-West-Pipelines die Energiesicherheit Europas bedrohen?

  • am 3.10.2022 um 20:19 Uhr
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    Vielen Dank für die Veröffentlichung dieses mutigen Beitrags. Mit so viel «Whataboutism» riskiert ein Jornalist zurzeit als «Verschwörungstheoretiker», «Putinversteher» oder «Neonazi» (immerhin nicht mehr als «Antivaxxer») diskreditiert zu werden. Wäre spannend zu wissen, wer all die «Think-Tanks» immer wieder damit beauftragt, solche sich pandemisch verbreitende, meinungsbildende Wortkreationen in die Welt hinaus zu leaken.

  • am 3.10.2022 um 20:41 Uhr
    Permalink

    Wer sprengte Nordstream 1 und Nordstream 2 (liess aber die dieser Tage eröffnete Gas-Pipeline Norwegen-Polen, die NS1/NS2 kreuzt, unberührt)?
    Oberinspektor Derrick und Lieutenant Columbo würden diese Frage mit Logik beantworten.
    Russland würde, wenn es nicht liefern wollen würde, den Gashahn zudrehen (dazu sind also keine Sprengungen nötig).
    Warum ist diese ARTE-Doku in offiziellen Kanälen kaum findbar?
    https://www.youtube.com/watch?v=lIdwUebHhjI#t=1m12s
    Rede von Wladimir Schirinowski (Gründer Liberal-Demokratische Partei Russlands) im Europarat 1999 (!):
    https://rumble.com/v1ko4dp-damals-nicht-ernst-genommen-heute-ein-prophet-schirinowski-sagte-bereits-19.html
    Die deutsche Wirtschaft wird zerstört:
    https://www.youtube.com/watch?v=q8yldz82Jhw
    https://www.youtube.com/watch?v=_3vqqD55reM
    Offenbarung:
    https://www.blick.ch/wirtschaft/amerika-will-europas-energieverluste-durch-die-ukraine-aggressionen-kompensieren-usa-nennen-nord-stream-explosionen-eine-enorme-chance-id17927212.html

    • am 4.10.2022 um 23:04 Uhr
      Permalink

      mit einer sprengung unbekannten Taterschaft, könnte sich Russland vertraglichen Strafzahlungen entledigen, die sonst geschuldet sein könnten. So viel zu den russischen Interessen.

      • am 5.10.2022 um 19:17 Uhr
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        Russland hätte ja via NS2 liefern wollen/können… das können sie nun nicht mehr.

        Cui bono spricht eine deutliche Sprache.

  • am 3.10.2022 um 21:46 Uhr
    Permalink

    Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland ist die anglo-amerikanische Urangst, und die Europäer waren und sind immer noch blöd genug, ihre eigenen Interessen hinter die amerikanischen zu stellen. Sie glauben bis heute unverbrüchlich daran, dass alles Gute aus dem Westen komme. Sie kriechen zu Kreuze vor den USA.
    „Die Milliarden Euro, die zuvor für Energielieferungen nach Russland gingen, gehen jetzt zu einem grossen Teil in die Vereinigten Staaten.“
    „US-Präsident Joe Biden hat im Februar angekündigt, Nord Stream 2 im Fall der Fälle mit allen Mitteln unbenutzbar zu machen.“

    • am 6.10.2022 um 09:49 Uhr
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      Biden hat dies auch kurz vor der Sabotage wieder gemacht.
      Die Indizien liegen derart klar, kein Ermittler der Welt würde die USA als möglichen Verdächtigen von vornherein ausschliessen. Mittel, Motiv, Gelegenheit.

      Die Hörigkeit Europas gegenüber den USA scheint mir nicht Dummheit zu entspringen sondern viel mehr das Resultat einer bewussten Strategie im Aufbau eines Netzwerks aus Think Tanks und NGOs zu sein. Es ist spätestens seit dem zweiten Weltkrieg das Hauptziel der US-Politik in Europa eine Annäherung zwischen Russland und Deutschland zu verhindern.

  • am 3.10.2022 um 22:03 Uhr
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    Der grösste Kampfverband der US Navy seit Ende des Kalten Krieges ist genau in der Gegrend in der das passierte. Sie haben ihr Identifikationssystem ausgeschaltet, damit niemand sie orten kann.
    Und mitten in diesen Kampfverband der USA sollen nun die Russen reingefahren sein und unter ihnen unbemerkt 4 Sprengungen vorgenommen haben. Dies auf dem gut geschützen Territorium der NATO (vor der Küste Dänemarks).
    Erstaunlich was man den Russen alles zutraut nur um von den USA abzulenken.
    http://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/US-Navy-zeigt-Flagge-in-der-oestlichen-Ostsee,usnavy102.html

    • am 4.10.2022 um 21:25 Uhr
      Permalink

      dank an Herrn Pichler für den spannenden Hinweis

    • am 6.10.2022 um 09:52 Uhr
      Permalink

      Und jetzt wird der Tatort abgesperrt und eine «offizielle» Untersuchung bestehend aus Parteien nur einer Seite vorgenommen. Unbeschreiblich die Vorgänge auf diesem Planeten.

  • am 4.10.2022 um 10:38 Uhr
    Permalink

    Kleiner Hinweis zu den LNG-Importen der EU aus den USA: Die EU betreibt eine website zu dieser Thematik (https://energy.ec.europa.eu › EU-US_LNG_2022_2 –> pdf downloaden.
    Daraus ist klar ersichtlich, wie NACH einem «Meeting between the Presidents of
    the European Commission and the United States» Mitte 2018 die LNG-Importe von nahezu Null innerhalb von 4 Jahren auf riesige Mengen angewachsen sind. 2021: «23% of US LNG exports went to the EU … «.
    Die USA haben massiv Front gemacht gegen NordStream2, bis hin zur Bedrohung von Bürgermeistern (!) in der Region, in der NordStream2 in Dtld an Land kommt (z.B.: http://www.focus.de/finanzen/news/nord-stream-2-jetzt-erreicht-der-streit-um-die-putin-pipeline-einen-deutschen-buergermeister_id_12108919.html).
    Man könnte sagen: Wer nicht hören will, muss fühlen.
    Wenn Drohungen nicht helfen, tut es Sprengstoff (?) Nur so ein Gedanke …

    • am 4.10.2022 um 22:59 Uhr
      Permalink

      Jetzt fehlt nur noch die Feststellung verschiedener Kommentatoren, dass die LNG Lobby in die Ukraine eingefallen ist und es beim Ukraine Krieg um eine verkappte US Exportförderung für Gasmultis geht.

      • am 5.10.2022 um 10:52 Uhr
        Permalink

        @HP Wüstiner:
        Na, an Ihrer Theorie ist wohl schon ein bisschen was dran.
        Waren nicht US-Vertreter schon lange vor 2014 (und erst recht vor Februar 2022!) in der Ukraine aktiv, haben dort Milliarden «investiert», die Ukraine aufgerüstet, militärisch gegen Russland in Stellung gebracht, gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Europa und Russland erfolgreich zu verhindern versucht, den Bürgerkrieg in Donbass mit mehr als 14.000 Toten (indirekt?) ermöglicht und unterstützt, Verhandlungen blockiert?
        Und zu welchem Zweck? Haben die USA schon jemals «Geschenke» verteilt ohne sich davon mehr Macht oder Überlegenheit für die eigene Wirtschaft und den militärisch-industriellen Komplex zu erwarten?
        Wie interpretieren Sie Blinkens jüngste Äußerungen?
        Es beschränkt sich sicher nicht auf die Interessen der US-LNG-Industrie.
        Die in weiten Landesteilen völlig marode Infrastruktur in der Ukraine und die zT völlig verarmte Bevölkerung dort haben vom US-Geld und Einfluss jedenfalls nicht profitiert.

  • am 4.10.2022 um 11:54 Uhr
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    Das die USA den grössten wirtschaftlichen und strategischen Nutzen von dieser Sabotageaktion haben, wurde ja bereits mehrfach geschrieben. Dem möchte ich noch hinzufügen, dass die USA eines der sehr wenigen Länder sind, welche über Uboote verfügen, welche speziel für solche Operationen ausgestattet sind. In der Vergangenheit haben sie damit auch gerne Unterwasserkabel angezapft, um die Kommunikation von Feind und auch Freund zu Spionieren. Die so gewonnen Informationen wurden oft für die eigenen wirtschaftlichen Interessen missbraucht, auch oder gerade weil dabei verbündete Staaten geschädigt wurden und Abhängigkeiten entstanden sind.
    So gesehen würde die Sabotage von Nordstream 1/2 sehr gut ins Bild passen.

  • am 4.10.2022 um 11:55 Uhr
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    Der Autor ergeht sich in diesem Artikel in reinen Spekulationen. Wozu soll dies dienen, frage ich mich. Der Wahrheitsfindung dient es sicherlich nicht. Eines ist gewiß, auch nach Beendigung des Ukrainekrieges und einer eventuellen Reparation beider oder einer Pipeline wird sich Westeuropa nie wieder von russischem Gas und Erdöl abhängig machen. Westeuropa wird nie von amerikanischem Flüssiggas abhängig sein.

  • am 5.10.2022 um 22:55 Uhr
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    Die Berliner Zeitung hat offenbar mit dem US-Ökonomie-Professor Jeffrey Sachs gesprochen, der ja in aktuellen Äußerung die USA (evtl. zusammen mit Polen) als Täter sieht:
    https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/nord-stream-pipelines-wohl-deswegen-zerstoert-jeffrey-sachs-hat-neue-theorien-zu-den-lecks-li.273634
    Die Aussagen von Sachs sind durchaus interessant, nicht nur in Bezug zu den Anschlägen auf die Pipelines, auch was die Folgen des Krieges für Deutschland und Europa betrifft und dass für Europa ein Verhandlungsfrieden der beste Weg wäre!
    Leider sind die Aussagen von Sachs m.E. etwas durch unsauber eingestreute eigene Statements der Berliner Zeitung verwässert.
    Außerdem: https://www.berliner-zeitung.de/news/russland-anschlag-auf-pipelines-hat-nord-stream-2-nicht-beschaedigt-li.273773,
    Russlands Energieminister bietet Gaslieferungen nach Europa über die angeblich nicht beschädigte Pipeline Nord Stream 2 an!?

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