Obama_Romney

Viel Geld um nichts: die wahre Macht bleibt bei den Grosskonzernen © kopp

Obama oder Romney: alles bleibt beim Alten

Christian Müller /  Es tobt die teuerste Wahlschlacht der Geschichte. Aber es gibt auch die These, dass so oder so die Grosskonzerne regieren werden.

Zwei Monate vor dem Wahltermin 6. November 2012 werden in den USA auf beiden Seiten Hunderte von Millionen Dollars in die Wahlschlacht geworfen. Es wird noch und noch Dreck geschleudert. Es wird öffentlich erklärt, warum der Andere nichts taugt. Und es wird mit allen Mitteln mobilisiert, denn es kommt nicht zuletzt darauf an, wie viele Stimmbürger – und welche – an die Urnen gehen. Ewiges Glück und Fortschritt oder nacktes Elend und Weltuntergang, so scheint die Ausgangslage der Präsidentschaftswahlen heute zu sein.

Aber auch in Europa wird jeden Tag berichtet, kommentiert und spekuliert. Nur in einem Punkt herrscht Konsens: noch ist alles offen.

Es kommt gar nicht drauf an

Eine ganz andere Meinung hat Tony Cartalucci, ein politischer Beobachter, der vor allem auf der Website des «Center for Research on Globalization» publiziert. Seine These ist beachtenswert: Es kommt gar nicht darauf an, es bleibt so oder so alles beim Alten. Denn, so seine Argumentation: Hinter den Kulissen regieren ohnehin die grossen Konzerne. Busch = Obama = Romney ist seine politische Gleichung, und der ausführliche und argumentativ gut unterlegte Artikel trägt denn auch den Titel «Obamney gegen Rombama. «Mit einer Veränderung der Residierenden im Weissen Haus verhält es sich nicht anders, als wenn beispielsweise BP seinen Sprecher austauscht, der dann die öffentliche Meinung geschickt beeinflussen soll, während sich in der Zusammensetzung des Firmen-Vorstands und in der allgemeinen Zielsetzung des Unternehmens überhaupt nichts geändert hat.» So lautet einer seiner provokativen Sätze wörtlich. Das Übel sei, dass das Weisse Haus zu einer Agentur der Interessen der Wall Street und Londons verkommen ist, argumentiert Tony Cartalucci (»Because the White House is but a public relations front for the corporate-financier interests of Wall Street and London»).

Und wer sind die Hintermänner? Es sind die sogenannten Think-Tanks oder Denkfabriken, die allesamt von der Hochfinanz und der Grossindustrie finanziert werden. Von General Dynamics über Boeing bis Lockheed Martin, von Coca Cola und Pepsi bis zu Goldmann Sachs und zur Bank of Amerika, von BP und Shell bis zu Chevron und Statoil, sie alle und viele weitere Grosskonzerne sponsern die neokonservativen Think-Tanks, die Bush beraten haben, Obama beraten und Romney beraten werden, so er denn gewählt wird.

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Der Originalartikel von Tony Cartalucci findet sich auf der Plattform des Center for Research on Globalization, eine deutsche Übersetzung auf der Website des Kopp-Verlages.

(Die Website des Kopp-Verlages muss allerdings mit Vorbehalt beachtet werden. Zu den Kopp-Autoren gehören auch einige eher zwielichtige Figuren, wie etwa die ehemalige deutsche Fernsehmoderatorin Eva Herman oder der im Sold der Chemischen Industrie stehende Klimawandel-Skeptiker Edgar L. Gärtner, der es am 23. August 2012 immerhin auch in die Spalten von NZZonline geschafft hat.)


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Eine Meinung zu

  • am 8.09.2012 um 18:24 Uhr
    Permalink

    Die Meinung «Es bleibt alles beim alten» wird seit tausenden von Jahren verbreitet. Klingt abgeklärt und nach «so spricht einer der alles gesehen hat".
    Dennoch ist die Meinung grundfalsch und hat unter
    Historikern höchsten1 Minute Überlebenszeit.

    Kein Konzern hat auch nur im Entferntesten die
    Schlagkraft einer starken Idee.
    Hinzu kommen Leute mit Charisma und jene mit Supercharisma wie Moses, Jesus, Mohammed, Luther und Gandhi. Hitler, Stalin, Mao und Pot haben die Welt
    ebenfalls verändert.
    Und Erkenntnisse wie die von Darwin, Freud, Einstein usw. Sicher entspricht Obamas Entschlossenheit in keinster
    Weise seiner rhetorischen Begabung. Aber es wird die
    Welt beeinflussen ob er Präsident bleibt oder Romney unter Ryan und der Tea-Party kommt. Palin könnte seit Jahren Präsidentin sein. Die Welt wäre eine andere.

    Es werden Weichen gestellt – und irgendein mächtiger
    Konzern steht unversehes verdorrend in der Wüste.

    Es ist noch etwas zu bedenken. Die grossen Konzerne sind nicht in der Lage, langlebige kriminelle Vereinigungen – oder auch nur Kartelle – zu bilden. Die sich aus tausend
    Fakten selbstorganisierende und desorganisierende Komplexität übersteigt das menschliche Fassungsvermögen und da ist so ungeheur viel Rivalität und sind zu viele
    sich dauernd ändernde Konstellationen.

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