Kommentar: Ein Arzt in Gaza widerspricht der Hamas
Red. Auf der Social-Media-Plattform «X» rechnet Arzt Ezzideen Shehab, ein Arzt, der in Gaza lebt und arbeitet, mit der diktatorischen Herrschaft der Hamas ab und weist deren Narrativ vom «nicht besiegten Volk» entschieden zurück. Er versteht sich als «Arzt, manchmal Schriftsteller, der versteckte Geschichten hervorholt, als eine Stimme der Ungehörten». Infosperber publiziert seinen fast verzweifelten Kommentar unverändert (Übersetzung mit Hilfe von «DeepL»).
«Seit dem frühen Morgen befinden sich meine Familie und ich in einem Zustand völliger psychischer Erschöpfung.
Heute haben wir erfahren, dass unsere Häuser, unser Land und unsere gesamte Nachbarschaft, jedes Haus, das unserer Familie und unseren Nachbarn, vollständig ausgelöscht wurden. Abgerissen. Zu einer öden Fläche aus gelbem Staub eingeebnet.
Seit den ersten Strahlen der Morgensonne erleben wir, was die Niederlage wirklich bedeutet.
Wir haben mehr als siebzig Mitglieder unserer Familie verloren. Wir haben unser Land verloren.
Wir haben jetzt kein Zuhause mehr, zu dem wir zurückkehren können, keine Mauern, die uns schützen, keinen Ort mehr, den wir unser Eigen nennen können.
Und dann erscheint einer der Führer der Hamas im Fernsehen und erklärt, dass «das Volk nicht besiegt worden ist», dass «Gaza standhaft geblieben ist und einen historischen Krieg geführt hat».
Möge die Geschichte also Folgendes festhalten:
Ich, Dr. Ezzideen Shehab aus Gaza, habe zusammen mit meiner Familie, meinen Freunden und deren Familien keinen Krieg geführt. Wir waren die Opfer einer Vernichtung, welche von der Hamas aus unseren Häusern heraus entfacht wurde, nur damit die israelische Armee über uns herfallen und ihre ganze Grausamkeit an den Zivilisten von Gaza auslassen konnte, während die Kämpfer der Hamas in ihren Tunneln verschwanden.
Die Geschichte soll die Wahrheit festhalten:
Wir wurden besiegt, gänzlich, schmerzhaft und vollständig besiegt.
Und wir, das Volk von Gaza, haben das Recht zu sagen, ob wir besiegt wurden oder nicht, nicht diejenigen, die bequem in Katar oder der Türkei sitzen.
Wir wurden zermalmt, gedemütigt und gebrochen, nachdem unsere Stadt zerstört, besetzt und ausgelöscht wurde.
Wir wurden vertrieben, alles. Alles, was wir aufgebaut hatten, wurde uns genommen. Wir mussten durch die Trümmer unseres eigenen Lebens wandern.
Und irgendwo inmitten all dessen verstand ich etwas Einfaches und Schreckliches:
Die Tränen meiner Mutter sind heiliger als die Heimat selbst, und die Gebrochenheit meines Vaters bedeutet mir mehr als jede Flagge. Denn was bedeutet eine Heimat, wenn sie diejenigen verschlingt, die man liebt, wenn sie den Tod verherrlicht, aber die Lebenden vergisst?
Wir waren nicht standhaft. Wir wurden in unserem eigenen Land als Geiseln gehalten.
Wir konnten nicht weggehen. Wir konnten diejenigen, die behaupteten, über uns zu herrschen, nicht loswerden.
Wir waren gefangen zwischen einem gnadenlosen Besatzer und Herrschern, die sich an unserem Leid nährten.
Wenn es einen Moment in meinem Leben gibt, in dem ich die Wahrheit sagen muss, ohne Angst, ohne zu zögern, dann ist jetzt dieser Moment.
Kurz und deutlich gesagt:
Wir waren keine Soldaten in einem Krieg.
Wir waren die Leichen, die darunter begraben wurden.»
Hier geht es zur englischen Originalversion.
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Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.









Mit keinem Wort möchte ich über die Gefühle und Einschätzung dieses verzweifelten Manns urteilen. Nur darauf hinweisen, dass es oft vorkommt, angesichts des erfahrenen Leids seine eigene Führung verantwortlich zu sehen und nicht die Macht, die seit an die hundert Jahre hinter allem Tod und aller Zerstörung in Palästina steht: die Zionisten, auf deren suprematistischer, rassistischer, settler-kolonialen und ethnisch säubernden politischen Ideologie der „Jewish State of Israel“ gründet und schlussendlich zu dieser zweiten (!) Nakba – Katastrophe – für die Palästinensischen Menschen geführt hat.
Ihre eigenen Grosseltern, ihre Mütter, Väter, Brüder und Schwestern, ihre Kinder sind Leidtragende wie sie als Mitglieder der Widerstandsbewegung Hamas selbst.
Was ist der Ausweg aus diesem Leid von Unterdrückung, Mord und Totschlag in ewiger Besatzung? Der euphemistisch benannte, hinterhältige, ultimativ-koloniale „Peace Plan“ sicherlich nicht.
Der Internationale Gerichtshof/ICJ hat am 26.01.2024 die Hamas aufgefordert, alle Geisseln bedingungslos und sofort freizulassen (Ziff. 85 der Gerichtstentscheidung). Die Hamas hatte mit dem Massaker den Krieg ausgelöst im Wissen, dass sie die Bevölkeerung Gazas nicht werde schützen können. Sie ignorierte die genannte Aufforderung des ICJ permanent, d.h. unterliess die Freilassung und die damit die wahrscheinliche Beendigung des Krieges; vielmehr setzte sie die Bevölkerung Gazas der weiteren Bobmardierung durch Israel aus und nahm damit die absehbaren Kriegsfolgen in Kauf. Sie ignorierte auch die erneuerte Aufforderung des ICJ von Mai 2024, alle Geiseln sofort und bedingungslos freizulassen. – Wer sich für eine regelbasierte Friedensorndung einsetzt, muss die Einhaltung der entsprechendenn Pflichtzen durch alle Kriegsparteien boebachten und fordern.
Es kann ja nur ein zynischer Witz sein, auf ICJ und ICC hinzuweisen in diesem Kontext. Gaza wie auch das Westjordanland und Ostjerusalem sind illegal besetzt und hätten langst geräumt und Reparationen gezahlt werden müssen. Wie sämtliche Urteile zuvor ist es “Israel”, dass alle internationalen und Menschenrechts-Gesetze permanent missachtet.
Stellen Sie die Moral und Legitimität der Parteien nicht auf den Kopf. Hanas ist legitime Résistance gegen eine Besatzungsmacht (Genfer Konventionen. und Amendments.)
PS die Geschichte beginnt nicht am 7. Oktober 2023.
Höchst bemerkenswerte Aussage im Artikel: «Ich, Dr. Ezzideen Shehab aus Gaza, habe zusammen mit meiner Familie, meinen Freunden und deren Familien keinen Krieg geführt. Wir waren die Opfer einer Vernichtung, welche von der Hamas aus unseren Häusern heraus entfacht wurde, nur damit die israelische Armee über uns herfallen und ihre ganze Grausamkeit an den Zivilisten von Gaza auslassen konnte, während die Kämpfer der Hamas in ihren Tunneln verschwanden..»
Mit anderen Worten könnte das auch heissen: US-Präsident Trump der israelische Ministerpräsident Netanjahu, die Hamas-Funktionärs-Führungs-Clique und das Mini-Scheichtum Katar benutzen die Bevölkerung des Gaza-Streifen für politische, militärische und persönliche Machtspiele, um sich zu profilieren und von allen Sünden rein zu waschen und sich dann als die grössten Friedensstifter alle Zeiten feiern und bejubeln zu lassen. Die Resultat ist wohl: die Gazianer dürfen die Suppe in Schutt und Asche auslöffeln.
Gunther Kropp, Basel
Das palästinensische Volk war im Sandwich, die Zivilbevölkerung, die nie einen Krieg wollte. Daneben stehen die USA, die jetzt als Friedensbereiter kommen. Vergessen, dass sie die Waffen geliefert haben um das Volk zu bombardieren, sie sind aus meiner Sicht genauso schuld am ganzen Elend.
Jeder spricht von Frieden, wie geht es weiter im Westjordanland? Die Siedler werden weiter wüten. Immer noch 50% des Gaza-Streifens ist von den Israelis besetz, die Ein-/Ausfuhren werden immer noch von Israel kontrolliert. Das palästinensische Volk ist immer noch im eigenen «Gefängnis». Ein Gefängnis das nur aus Trümmern besteht. Ich spreche hier nicht von der Hamas, sondern vom Volk selbst.
Meine ehrlich Meinung: ein solcher Frieden wird nicht halten, obwohl ich es den Leuten dort gönnen mag, auf beiden Seiten. Die Extremisten auf beiden Seiten werden weiter wüten, da braucht es einen Systemwechsel.
Wenn Deutschland dank seiner bellizistischen Führung (wobei es egal ist, welche der Kartellparteien den Kanzler stellt) in den nächsten Krieg taumelt, werden wir danach dasselbe sagen können, auch die Franzosen, deren Präsident unbedingt Militär in die Ukraine schicken will. Und der normale Amerikaner hat sich weder von Korea noch von Vietnam, Irak, Lybien oder jetzt Venezuela bedroht gefühlt – muss(te) aber die Soldaten stellen: Das Volk zahlt immer die Zeche.
Das Muster scheint also universell dasselbe zu sein. Da stellt sich die Frage, warum (außer manchmal nach Diktaturen oder der Befreiung von Kolonialmächten, z.B. Mandela, Jose Mujica oder Gandhi) fast ausschließlich Soziopathen und Machtneurotiker an der Spitze der Staaten stehen, die das Volk für ihre Ego-Interessen in Geiselhaft nehmen. Es scheint einen grundsätzlichen Webfehler bei der Organisation der menschlichen Gesellschaft zu geben! «Der Mensch als Irrläufer der Evolution» (A. Koestler)
Hamas entstand und reproduziert sich aus den Volk. Es ist die nach Genfer Konventionen inkl. Amendments die legitime bewaffnete Resistance von Gaza, getragen von einem Großteil der Bevölkerung. Ihre Mütter, Väter, Großeltern, Kinder… …sind in Gaza. Wollen Sie uns weismachen, dass es sich lediglich um Machtspiele handelt?
Es geht um Befreiung aus brutalster, genozidaler, ethnisch säubernden Besatzung (auch im Westjordanland und Ostjerusalem geschieht das durch “Israel”) und um Selbstbestimmung.eines Volkes.
Wirklichen Frieden ergibt sich nur aus der Anerkennung dieser menschenrechtlichen Forderungen der palästinensischen Menschen, die die Folgen von Europas Holocaust zu tragen haben.
Die Stimme von Dr. Ezzideen Shehab aus Gaza ist 1 Stimme – was würden die 2 Millionen der anderen sagen ? Wir hören sie nicht und können nur vermuten. Diese Vermutung ist : die Menschen in Gaza haben nur die Wahl zwischen 2 Übeln : Hamas und Israel. Da Israel sich als gnadenloser Vollstrecker seines religösen Mythos (s.Beitrag von Denise Ellenberger, Basel am 13.10.2025 um 11:44 Uhr) verhält,muß man vermuten,daß die Hamas als das kleinere Übel gesehen wird.Die geäußerte Skepsis
gegenüber dem Trump’schen «Friedensplan» ist nur allzu berechtigt.
Die Ruinierung von Gaza wäre ohne die militärische und generelle Unterstützung der USA in der Vergangenheit und Gegenwart gar nicht möglich gewesen.
Ich kann verstehen, in vollständiger Aussichtslosigkeit auf eine würdevolles Leben, kann jemand – im vorliegenden Fall eine Arzt – sich damit abfinden, in einem von Israel hermetisch abgeschlossenen, unterversorgten Gefängnis eine irgendwie sinnvoll scheinende Existenz zu ertragen. Andere, und eben nicht nur die «Hamas», wollten das nicht mehr erdulden, haben zugeschlagen und gegen die schwerbewaffnete und äusserst brutale Allianz USA-Israel eine Niederlage erfahren, die nun, nachdem selbst die Verhandlungspartner getötet wurden, in bedingungsloser Kapitulation geendet hat. Die zionistische Besatzung, der Landraub, die Hauszerstörungen, die Vertreibungen werden weiter gehen, bis eine neue Generation nachgewachsen ist, die wieder für ein freies Palästina kämpfen wird. Die israelischen Besatzungspolitik wird eine neue «Hamas» kreieren. Das ist alles traurig, aber die Verantwortung dafür kann man nicht dem palästinensischen Volk aufbürden.