Sperberauge

Bald neuste Atombomben in Italien

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Die Tests der neusten US-Atombomben verlaufen positiv. In Italien werden die Militärbasen darauf vorbereitet.

Die «Sandia National Laboratories», die in den USA für die Entwicklung neuer Atombomben im Einsatz sind, haben Ende November ein Video veröffentlicht, in dem der Abwurf einer künftigen GPS-gesteuerten Atombombe aus einem mit Überschall-Geschwindigkeit fliegenden Kampfjet des Typs F-35A Lightning II gezeigt wird. Der Test erfolgte in der Wüste in Nevada und noch ohne Nuklear-Sprengkopf. 

F-35A_Lightning_II
Ein F-35A Ligthning II.

Das Video dauert 51 Sekunden und kann hier angeschaut werden: einfach hier anklicken.

Der italienische Politikwissenschafter und Journalist Manlio Dinucci schreibt dazu in der Zeitschrift «Il Manifesto»: 

«Die Bombe fällt nicht einfach senkrecht, sondern gleitet scheinbar zufällig dahin, bis im Heckteil Raketen gezündet werden, die ihr eine Drehbewegung verleihen und die neue Atombombe B61-12 (ferngesteuert von einem Satellitensystem) auf das Ziel zufliegt, das 42 Sekunden nach dem Abschuss auch tatsächlich getroffen wird.

Der Test wurde am 25. August auf der Testanlage Tonopah in der Wüste von Nevada durchgeführt. Ein offizielles Communiqué bestätigte den vollen Erfolg: Es ist der Beweis für einen jetzt möglichen nuklearen Angriff, den der Kampfjet mit Überschallgeschwindigkeit und im Stealth-Modus (mit den im inneren Laderaum platzierten Atombomben) ausführt, um durch die feindliche Abwehr zu dringen.

Die Bombe B61-12 verfügt über einen Nuklearsprengkopf mit vier Leistungsoptionen, die beim Abschuss je nach dem zu treffenden Ziel wählbar sind. So hat sie zum Beispiel die Fähigkeit, in den Untergrund einzudringen und tief zu explodieren, um Bunker von Kommandozentralen und andere unterirdische Strukturen zu zerstören.

Das Programm des Pentagons sieht den Bau von etwa 500 B61-12 vor, mit geschätzten Kosten von etwa 10 Milliarden Dollar (jede Bombe kostet also doppelt so viel, wie wenn sie vollständig in Gold gebaut würde). Es wurde offiziell bekannt gegeben, dass die Massenproduktion der neuen Atombombe im Finanzjahr 2022 beginnen wird, das am 1. Oktober 2021 (d.h. in elf Monaten) beginnt.

Nicht bekannt ist, wie viele B61-12 von den USA in Italien, Deutschland, Belgien und den Niederlanden deponiert werden, um die dortigen bisherigen B61 zu ersetzen, deren Anzahl bisher geheim ist.

Satellitenfotos zeigen, dass auf den US-Air-Bases Aviano (rund 100 km nördlich von Venedig) und Ghedi (rund 100 km östlich von Milano) Bauarbeiten im Gange sind, um die Ankunft der neuen Atombomben zu ermöglichen, mit denen die F-35A der US-Luftwaffe und, unter amerikanischem Kommando, die der italienischen Luftwaffe bewaffnet sein werden.

Die Situation, in der sich Italien befinden wird, wenn die F-35A, die für einen nuklearen Angriff mit den B61-12 Bomben eingesetzt werden können, auf seinem Territorium stationiert werden, ist leicht vorhersehbar. Als vorgeschobener Stützpunkt des hauptsächlich gegen Russland gerichteten US-Nukleareinsatzes in Europa wird sich dann Italien in einer noch gefährlicheren Situation befinden.

Italien wird noch mehr als bisher von den in Washington getroffenen strategischen Entscheidungen abhängig sein, die vermehrt zum Nachteil unserer Souveränität und unserer nationalen Interessen sein werden.

Italien wird die Militärausgaben von derzeit 26 auf 36 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen müssen, zu denen nach den bisherigen Plänen über 60 Milliarden Euro (zuzüglich Zinsen) hinzukommen, die vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung für militärische Zwecke bereitgestellt und aus dem Wiederaufbaufonds abgerufen werden.

Italien wird noch mehr als bisher gegen den Atomwaffensperrvertrag verstossen, dem es 1975 beigetreten ist und in dem es sich verpflichtet hat, ‹von niemandem Atomwaffen anzunehmen noch Atomwaffen direkt oder indirekt selber zu halten oder einzusetzen›.

Italien wird ferner den jüngsten UN-Vertrag über die Abschaffung von Kernwaffen ablehnen, in dem es heisst: ‹Jeder Vertragsstaat mit Kernwaffen auf seinem Territorium, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle eines anderen Staates befinden, muss die unverzügliche Beseitigung dieser Waffen sicherstellen›».

Manlio Dinucci ist ein erklärter Gegner der militärischen Liaison USA-Italien. Mit seinen Informationen versucht er, Italien gegen diese Militarisierung aufzurütteln. Er verdiente auch in der Schweiz, zur Kenntnis genommen zu werden. Von Chiasso bis zur nächsten Atombombe in Ghedi sind es keine 150 Kilometer. 

Übrigens: «The Most Lethal Virus is Not Covid-19. It is War.» (John Pilger) 


Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

Nato1

Nato: Sicherheit oder Machtpolitik?

Das Militärbündnis soll vor Angriffen schützen, doch Russland oder China fühlen sich von ihm bedroht.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

  • am 19.12.2020 um 12:12 Uhr
    Permalink

    Christian Müller, Ihren lebenswichtigen Artikel sollte die ganze Schweiz lesen und Infosperber unterstützen – statt jene Mainstream-Medienarmada alias US-Sprachrohr, die ich leider in der Schweiz etabliert sehe, Beispiel NZZ. In der Südostschweiz wird längst Pro-USA und Contra-Russland/China berichtet von Namen wie Ulf Mauder (Sos 18.12.2020), die mir alle nicht bündnerisch/schweizerisch scheinen. Ich berichte seit Jahren, dass Europa suizidal agiert, dass die USA an ihrem Endsieg (analog «Raubmord gegen die Native Americans» auf den ganzen Planeten ausweiten) seit über 150 Jahren arbeiten, und ich dokumentiere wichtige Stationen. Offenbar niemand interessiert es, die Klimaschüler Graubünden brachen den Kontakt ab (ich finde, die Deutschen Grünen sind als Partei die schlimmsten US-Agenten), mit Campax bin ich (Mitglied) deswegen derzeit im Clinch. Pulitzer-Preisträger Chris Hedges im Beobachter 25/2020: «Menschen ziehen es vor, die Augen vor der bitteren Realität zu verschliessen, das liegt einfach in unserer Natur.» Selbst angesichts des möglichen Untergangs? Antwort sinngemäss: «Ja – wir sind so.» Die Schweizer Armee-Milliarden nützen null, wenn man strategisch falsch denkt. Dass Europa allein (also ohne USA) mehr (als Opfer Russland/China zusammen) für Rüstung ausgibt (die unter US-Oberbefehl steht, wobei zur Irreführung jeweils ein Europäer den Generalsekretär mimt), wir den USA Europa als Schlachtfeld schenken, unsere eigene Beerdigung bezahlen: Volk der Dichter+Denker?

  • am 19.12.2020 um 16:09 Uhr
    Permalink

    Danke für den mutigen und informativen Bericht. Keiner möchte Krieg, könnte man meinen, doch der nächste Krieg wird der letzte sein. Von der Erde würde nichts mehr übrig bleiben als das, was wir sehen wenn wir den Mars betrachten. Abgesehen davon, das starke EMPulse in Kombination mit grosser Hitze physikalische Effekte auslösen können, Kettenreaktionen in der Atmosphäre, das unter ungünstigen Umständen ein thermonuklearer Sprengkörper reicht, damit es auf der Erde so aussieht wie in den Bildern von Hyeronimus Bosch. Das eine solche globale Kettenreaktion noch nicht passiert ist, bedeutet nicht, das es auch weiterhin nicht geschehen könnte. Heutige Erkenntnisse der Quantenfeldtheorie offenbaren schlimmstes, wie uns der dieses Jahr verstorbene Physiker Heinz Peter Wirz in der Weiterbildung offenbarte. So viele Gefahren, bis hin zu einem wo möglichen Oberbefehlshaber der sein emotionales Gleichgewicht verliert und auf den falschen Knopf drückt. Ich kann reine Verteidigungswaffen akzeptieren, jeder hat ein Recht darauf, sich zu beschützen. Aber Angriffswaffen und dann noch nuklear bestückt, und die Idee einiger US-Generäle einen Krieg auf europäischem Boden aus zu tragen, mit dieser Angst lebe ich seit meiner Kindheit, und es interessierte bisher wirklich niemanden. Nebst einigen Weltreligionen wollen noch Nationen die Weltherrschaft anstreben, würde man Dr. Bleuler fragen, er würde «Grössenwahn» bzw. «Schizophrenie» diagnostizieren. Die Lebenden werden die Toten beneiden.

  • am 26.12.2020 um 20:51 Uhr
    Permalink

    unglaublich, wie wenige menschen dieses stille atomare aufrüsten der EU mitbekommen – und wie noch wenigere sich daran empören! Leute, wacht auf, das ist NICHT zu unserem (EU, global) vorteil! Von diesen irrsinnsummen an geldern, die unsere regierungen verplempern, noch abgesehen. einige US-firmen reiben sich die hände 🙁

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...