Atomenergie stagniert trotz "Renaissance"

Hanspeter Guggenbühl /  Stromlobbyisten künden eine «Renaissance der Kernenergie» an. Trotzdem sinkt weltweit die Bedeutung des Atomstroms.

Letztes Jahr wurden weltweit 442 Atomkraftwerke (AKW) betrieben. Diese verfügten über eine Leistung von 374 Gigawatt (374 mal KKW Gösgen) und deckten 13 Prozent des globalen Stromverbrauchs. Das zeigt die Broschüre «Kernkraftwerke der Welt», die das Nuklearforum Schweiz jährlich veröffentlicht. Vom globalen Durchschnitt gibt es grosse Abweichungen: In Frankreich etwa beträgt der Atomstrom-Anteil 75 Prozent, in der Schweiz 39 und in Japan 29 Prozent. In den meisten Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas hingegen dampfen gar keine nuklearen Kühltürme.

Anteil an Stromproduuktion sinkt

Die atomare Stromproduktion nahm seit 1990 weltweit nur noch leicht zu und stagniert seit 2005. Weil der Stromkonsum weiter wächst, schrumpfte der ANTEIL der Atomenergie seit 2005 global von 16 auf 13 Prozent. Grund: Der Atom-Gau 1986 in Tschernobyl dämpfte die Investitionslust.

Kurz nach dem Jahr 2000 kündigten Atomlobbyisten und atomfreundliche Regierungen eine «Renaissance der Atomenergie» an. Tatsächlich sind heute 53 neue Atomkraftwerke mit einer Leistung von 49 Gigawatt im Bau, die meisten davon in Asien (20 allein in China). Weiter listet das Nukleaforum 116 projektierte Atommeiler auf, darunter die drei umstrittenen Schweizer Projekte in Beznau, Mühleberg und Gösgen.

Neuer Atomstrom auf dem Papier

Doch wie das Beispiel Schweiz zeigt, ist ungewiss, ob alles Projektierte realisiert werden kann. Auch unter der Rubrik «im Bau» figurieren zum Teil Atommeiler, die nicht voran kommen. Auf der andern Seite erreichen in den nächsten Jahren Dutzende von Atomkraftwerken ihr Pensionsalter. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet darum in ihren Grundszenarien, dass der Anteil der Atomenergie am gesamten Strommix weiter sinken wird.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

SolaranlageBauernhof-1

Energiepolitik ohne neue Atomkraftwerke

Erstes, zweites und drittes Gebot: Der Stromverbrauch darf nicht weiter zunehmen.

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