Kommentar

Wo Cabaret und Politik sich treffen

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Steuersparinitiative zum Zweiten oder: Wie der Traum vom Eigenheim zum Albtraum werden kann.

«Mir mached’s nomal», beschloss das Cabaret Rotstift 1990 in einem Sketch über eine verunglückte Sketchprobe zur «zähtuusigschte Sändig». Wir auch. Wir stimmen am 17. Juni nochmals über die fast gleiche Bausparinitiative ab, die schon in der Abstimmung am 11. März verunglückt ist. «Wäge dem gaht doch d’Wält nöd unter», befand damals das Cabaret Rotstift. Das befindet jetzt auch der Hauseigentümerverband (HEV). Er hält an seiner Initiative fest, weil er der Schweiz mehr Hauseigentümer und sich selber mehr Mitglieder wünscht.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft tatsächlich eine Kluft: 76 Prozent der Schweizer Bevölkerung möchten laut HEV in den eigenen vier Wänden leben. Aber nur 40 Prozent konnten sich diesen Traum bislang erfüllen. Die Schweiz, so klagt der Verband, habe damit die tiefste Wohneigentumsquote in Europa.

Vergessen wir hier den Einwand, die Initiative beschere nur jenen Leuten ein Steuergeschenk, die sich Wohneigentum ohnehin leisten können. Lassen wir den Spott, der Bauspar- müsse eine Millionärspar-Initiative nachgeschoben werden, weil 90 Prozent der Bevölkerung vom Millionärdasein träumen, während die Millionärquote hierzulande noch tiefer ist als die Eigenheimquote. Nehmen wir optimistisch an, die Initiative diene tatsächlich der Vermehrung von Eigentum.

Wohin das führen kann, zeigt ein Blick über die Grenze: Ähnlich tief wie in der Schweiz ist die Wohneigentumsquote nur im bedauernswerten Deutschland. Die beneidenswerten Staaten Italien, Portugal und Irland hingegen haben die Schweizer Traumquote von 76 Prozent bereits erreicht. Am höchsten aber ist die Wohneigentumsquote mit 85 Prozent im sonnigen Spanien, wo die aktuelle Immobilienkrise die Banken in den Ruin treibt.

Wollen wir spanische Verhältnisse? Die Frage ist reif fürs Cabaret.


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Eine Meinung zu

  • am 14.06.2012 um 09:35 Uhr
    Permalink

    Lieber Hanspeter, wie recht du hast.
    Der aus dem sehr rechten Politspektrum stammenden Initianten dürfte sehr wohl bekannt sein, dass nur einkommensstarke und wohlhabende Personen von der Inititative profitieren. Aber um eventuell eine Mehrheit in der Abstimmung zu erhalten muss man halt auch den weniger Bemittelten etwas vorflunkern. Und damit natürlich auch das andere Ziel nicht aus den Augen verlieren: Steuern senken (umverteilen) und damit die öffentliche Hand (Staat) weiter schwächen…

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