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Arbeitet – auf Zeit ausgeliehen – zum absoluten Mindestlohn © robozaen

Mindestlohn für humanoide Roboter

Christian Müller /  Immer mehr menschliche Arbeitskraft kann durch Roboter ersetzt werden. Jetzt gibt es die erste Job-Ausleihfirma für Roboter.

Der 47jährige Matthias Krinke in Berlin rühmt sich, die erste Zeitarbeits-Agentur für Roboter statt für Arbeit suchende Menschen zu haben.

Zeitarbeits-Agenturen leihen Arbeitskräfte aus. Das hat für die Arbeitskräfte leihenden Firmen grosse Vorteile: diese Mitarbeitenden unterstehen keinem Schutzgesetz und können jederzeit fristlos entsorgt werden. Amazon ist so ein Unternehmen, das im Ausland zwar mit schönen Versprechungen Arbeitskräfte anwirbt, sie dann aber vor Ort nicht einstellt, sondern nur «mietet». Infosperber hat über diese skandalösen Machenschaften, mit denen alle Rechte der Arbeitnehmenden unterlaufen werden, schon ausführlich berichtet.

Doch nicht nur der Trend, eigene Angestellte durch ausgeliehene Arbeitskräfte zu ersetzen, geht weiter, auch der Trend, Arbeitskräfte durch Roboter zu ersetzen, ist in vollem Gange. Roboter können 24 Stunden im Tag und 7 Tage in der Woche arbeiten, brauchen keine Ferien, werden nicht krank und kriegen keine Kinder. Und sie machen klaglos, was man ihnen befiehlt. Probleme mit Mobbing, internen Liebschaften und ähnliche Menschlichkeiten fallen weg.

Wegfallen tun allerdings auch die Arbeitsplätze. Ilija Trojanow hat in seinem Buch «Der überflüssige Mensch» mit eingehenden Recherchen und konkreten Zahlen eindrücklich darauf hingewiesen, welch menschlicher Katastrophe wir da entgegengehen. Nicht nur Industrie- und Haushalt-Abfälle landen auf den grossen Müllhalden, auch immer mehr Menschen sind da anzutreffen, weil sie hoffen, da noch etwas zu finden, das ihnen ein Überleben ermöglicht.

Als Beispiel: Allein die Einführung der Self-Scanning-Kassen in den Supermärkten kostet in den USA rund 3,5 Millionen Kassen-Frauen den Arbeitsplatz. In einem Supermarkt ein paar Stunden in der Woche an der Kasse zu arbeiten, war und ist noch immer für viele Frauen die einzige Möglichkeit, ihr eigenes Leben oder gar das Leben ihrer Familie zu finanzieren. Aber nicht nur viele Konsumenten in den USA: Auch Herbert Bolliger, oberster Migros-Chef und Herr über 100’000 Mitarbeitende, scannt in der Migros an der Kasse selber – und hilft damit, Teilzeit-Arbeitsplätze für Frauen im eigenen Betrieb abzubauen – so ganz im Sinne von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler…

Matthias Krinke aus Berlin schreibt zu seiner neuen Dienstleistung, Roboter auf Zeit auszuleihen, wörtlich:

«Mindestlohn für humanoide Roboter»

«Berliner Robotik-Zeitarbeitsfirma ermöglicht mit innovativem Industrie 4.0-Konzept kostengünstige und flexible Warenproduktionen.» Und Krinke zitiert sich dabei gleich selbst: «Durch dieses neue Konzept der Flexibilisierung der Arbeitswelt tragen wir maßgeblich zur Sicherung des Produktionsstandortes Europa bei und gehen auf die zunehmende Individualisierung der Produkte und Stückzahlen ein.»

Und weiter unten in seiner an die Medien versandten Werbeschrift, wieder wörtlich: «Im Rahmen einer Personalvermittlung können Eigentümer ihre Roboter anderen Unternehmen zur Verfügung stellen; und das ganz ohne zusätzlichen Aufwand! Diesen übernimmt hierbei die Zeitarbeitsfirma: Sei es die Beschaffung von Arbeit, der Transport zur Arbeitsstelle, das Einlernen der Arbeit oder die Versicherung der Roboter. Monatlich erhält der Eigentümer eine Gehaltsabrechnung zum Mindestlohntarif in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde.» – Geschäftsführer Matthias Krinke ist denn auch der einzige Mensch, der in seinem Unternehmen Robozän™ GmbH i.G.angestellt ist, aber wohl eher nicht für 8,5 Euro die Stunde.

Ein wunderbarer Arbeitsmarkt: Um Gewinne zu verstecken und Steuern dem Staat vorzuenthalten, gründet man in Panama, auf den Cayman Islands oder in Delaware USA eine Scheinfirma. Die im eigenen Betrieb Wegrationalisierten und jetzt Arbeitslosen aber überlässt man nur zu gerne dem Staat.

Ein Thema auch für den 5. Juni

Im Hinblick auf die Abstimmung am 5. Juni zur Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens müsste in der Schweiz auch diese Entwicklung noch genauer beleuchtet werden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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3 Meinungen

  • am 17.04.2016 um 11:43 Uhr
    Permalink

    Das Grundeinkommen ist ein falscher Lösungsansatz, es braucht die völlige Trennung von Arbeit und Einkommen.
    Siehe http://www.volleinkommen.ch

  • am 17.04.2016 um 12:17 Uhr
    Permalink

    @ Stefan Urheim: Das Grundeinkommen als falschen Ansatz zu bezeichnen ist voreilig, denn es gibt noch keine einheitliche Definition des Grundeinkommens. Es gibt sehr wohl falsche Ansätze (vernünftig hohe Sozialleistungen durch niedriges bGE ersetzen), aber auch einige sinnvolle Ansätze.
    Im Übrigen stimmen wir am 5. Juni nicht über die Ausgestaltung des bGE ab, sondern über einen Auftrag an den Bundesrat, die Ausgestaltung anzupacken! Danach bekommen wir dann bestimmt nochmals die Gelegenheit, dazu ja oder nein zu sagen.

  • am 17.04.2016 um 17:49 Uhr
    Permalink

    volleinkommen.ch… interessant.
    Eine sehr schöne Vision, sie soll auf Brüderlichkeit gründen, das gefällt mir, und wenn wir die Frauen mitnehmen, dann sogar auf Geschwisterlichkeit!
    Ob dies den Machtmenschen an den Hebeln auch gefällt? Die Besitzer der Massenmedien werden auf den demokratischen Prozess Einfluss nehmen, wie gewohnt.
    Wirtschaftswachstum durch Drogen, Pharma und Terror. Dass Kriege meist aus Gewinnsucht entstehen sollte klar sein, Spannungen zu erzeugen ist ein Mittel, die Wirtschaft wachsen zu lassen…
    Wenn wir Menschen geschwisterlich denken und handeln, ja gerne! – dann lösen sich sehr viele Probleme ohne grosse Theorien.
    Bis es soweit ist, sollten wir wenigsten versuchen, die steuerliche Belastung gerechter zu organisieren und insbesondere die menschliche Arbeit nicht durch Abgaben auf den Löhnen zu verteuern.
    Unsre Armee soll für den Einsatz an der Südgrenze fit gemacht werden, wer bezahlt die Soldaten? Es ist nicht der Staat, sondern die Soldaten selbst über die EO, eine sogenannte Sozialversicherung.
    Der Staat müsste doch die Soldaten entlöhnen und nicht die Sozialpartner der Wirtschaft über ihre Produkte durch die Kundschaft!
    Im Vergleich zur Vision Volleinkommen, wäre dies ein kleiner und reeller Schritt in die richtige Richtung.

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