Kommentar

«Hildebrand» durch «Köppel» ersetzen

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autorskeine ©

Fredy Gilgen /  Weltwoche-Chef Roger Köppel und SVP-Stratege Christoph Mörgeli betreiben bei ihrer Kampagne gegen die Nationalbank Zahlenakrobatik.

Ein einfache Frage: Wie berechnet man die Durchschnittstemperatur in unserem Land im vergangenen Jahr? Darauf gibt es auch eine einfache Antwort: Man zähle die 365 (oder 366) täglichen Durchschnittstemperaturen zusammen und teile dann das Resultat durch 365 (366). Das ergibt dann für das vergangene Jahr 9,7 Grad. Für Unterstufenschüler ist diese Rechnung keine Hexerei. Nicht so für Weltwoche-Chef Roger Köppel und SVP-Ideologe Christoph Mörgeli. Man müsse nur die Monate Dezember und Juni vergleichen, um auf den Durchschnitt zu kommen, behaupteten sie gleich zweimal hintereinander. Dies zwar nicht für die durchschnittliche Temperatur in unserem Land, sondern für die durchschnittliche Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro. Ob nun Temperatur oder Aufwertung, Jahresdurchschnitt bleibt Jahresdurchschnitt. Gerechnet wird immer gleich. Doch auf Basis ihrer offensichtlich willkürlichen, schlicht falschen Rechenmethode warfen sowohl Mörgeli wie Köppel Nationalbankpräsident Phillip Hildebrand vor, er betreibe Falschmünzerei. Ein krasses Eigengoal.
Noch absurder ist Köppels Hochrechnerei, der Schaden, den die Nationalbank im letzten Jahr angerichtet habe, sei pro Kopf der Bevölkerung gerechnet, doppelt so hoch wie der noch kaum bezifferbare Schaden durch die Atomkatastrophe in Japan… Ist der Mann noch bei Trost, muss man sich da ernsthaft fragen. Doch ganz offensichtlich handelt es sich bei Köppels Texten über die Nationalbank nicht um Aussagen über Fakten, sondern um Ideologie. Das lässt sich einfach nachweisen: Man ersetze in seinen Texten «Hildebrand» durch «Köppel» sowie «Nationalbank» durch «Weltwoche» und es ergibt sich Folgendes:

«Niemand kontrolliert die Weltwoche»

«Die gigantischen Fehler von Roger Köppel werfen die Fragen nach der Aufsicht auf. Druck machen müsste vor allem der Verwaltungsrat. Doch das Aufsichtsgremium bleibt untätig.
Journalistische Kompetenz und Integrität sind (auch bei den Medien!) die entscheidenden Qualitäten einer Führungskraft. Ist beides beim Verleger und Chefredaktor der Weltwoche noch vorhanden? Das laufende Jahr 2011 ist geprägt durch wiederholte schwerwiegende Fehlinterpretationen der Notenbankpolitik und durch Versuche diesen Schwachsinn durch ständig neue Vorwürfe zu übertünchen…»
Das nüchterne Fazit in Köppels eigenen Worten: «Wie falsch dürfen eigentlich Journalisten liegen, bis sie für ihre Fehler zur Rechenschaft gezogen werden?»


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