Tomas Avenarius SZ

Tomas Avenarius, aussenpolitischer Reporter der «Süddeutschen Zeitung» mit Schwerpunkt Kriegs- und Krisenberichterstattung © SZ

Deutsche erklären den Schweizern die Welt

upg. /  Von Zürich, Winterthur, Basel, Bern bis Thun informieren deutsche Journalisten aus deutscher Sicht. Tamedia sorgt dafür.


«Trump hätte weiter bombardieren sollen»

«Der US-Präsident hat den Angriff zu früh abgebrochen», titelten Tamedia-Zeitungen am 28. Juni. In seinem Kommentar meinte Tomas Avenarius: «Es wäre vielleicht doch besser gewesen, Amerikaner und Israelis hätten das Nuklearprogramm länger bombardiert und dem Iran seine Grenzen noch deutlicher aufgezeigt.»

Raphael Geiger doppelte auf den Auslandseiten nach: «Der Krieg ist vorbei, die Diktatur ist noch da.» Kristiana Ludwig informierte auf der gleichen Seite, «wie Tel Aviv seine Bürger besser schützen will».

Die Korrespondentin und die beiden Korrespondenten haben etwas gemeinsam: Alle sind deutsche Journalisten der «Süddeutschen Zeitung» SZ. In der Schweiz speist Tamedia die Leserschaft mit Kopien der SZ ab. Nur die Sprache wird auf Schweizer Art angepasst, damit es niemand merkt.1

Nicht nur über den Nahen und Mittleren Osten berichten die Schweizer Tamedia-Leitmedien mit einer deutschen Brille auf die Welt, sondern auch aus anderen politischen Brennpunkten: Aus Moskau, der Türkei, Ägypten dem Balkan und auch aus Beijing. Auch aus London und Madrid berichten deutsche Korrespondenten der SZ.2 

Die Sicht der neutralen Schweiz mit ihrem Fokus auf der Neutralität und dem humanitären Völkerrecht bleibt auf der Strecke.

Nur in Washington, Paris, Berlin oder Brüssel leisten sich Tamedia und der Mutterkonzern TX-Group Schweizer Journalisten und Journalistinnen.  

Geld wäre vorhanden: Die TX-Group schüttete ihren Aktionären im Jahr 2024 Dividenden von insgesamt 50,8 Millionen Franken aus.

Ohne eigene Korrespondenten können die Dividenden höher ausfallen. Dafür müssen sich die Leserinnen und Leser mit der deutschen Sicht auf das Weltgeschehen zufrieden geben.

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1Das Ausmerzen deutscher Begriffe wie abkotzen, Fahrstuhl, Grundschullehrer, Spitzhacke oder Jura-Gebirge klappt manchmal nicht, wie Marco Diener auf Infosperber berichtete. Siehe auch Daniel Goldstein: Der «sogenannte Stadtpräsident» lässt uns rätseln.
2Hier wurde anfänglich irrtümlicherweise auch Paris aufgezahlt.


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Keine
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4 Meinungen

  • am 30.06.2025 um 11:20 Uhr
    Permalink

    Wenn es transparent wäre, dass bei internationalen Themen vorwiegend die deutsche Sicht auf die Welt dargestellt wird, wäre das vertretbar. Der Leser könnte dann immer noch beschliessen, dass normalerweise das Gegenteil gescheiter wäre.

    • am 1.07.2025 um 16:46 Uhr
      Permalink

      Mit stört es auch, wenn Deutschland-Stämmige für unsere Bundesverwaltung in unseren Medien Nachrichten und Berichte verbreiten. Das passt irgendwie nicht.
      Oder – wie es beim Fernsehen SRF in der Sternstunde Philosophie öfters vorkommt – ein Thema von Personen aus Deutschland diskutiert wird, wie wenn es keine Einheimischen gäbe, die was dazu zu sagen hätten.

      Es kommt mir vor wie früher in Polen oder Sudeten-Deutschland die Deutschen das Land sich unter den Nagel gerissen und die bäuerischen Urbewohner einfach überrollt haben. Die waren nicht wortgewandt genug, sich dagegen wehren zu können.

      Hinzu kommt, dass die Nachrichten zu einem Einheitsbrei geworden sind. Es gibt kaum noch kontradiktorisch abgehandelte Themen. Wer nicht selber denken oder zwischen den Zeilen lesen kann, der fällt dieser einseitigen Berichterstattung zum Opfer. Die vierte Macht entwickelt sich immer mehr in Richtung Indoktrination.

  • am 30.06.2025 um 20:36 Uhr
    Permalink

    Allerdings. Aber noch wichtiger: Auch unsere Nachrichtenagentur SDA hat ihre Auslandsarbeit vor ein paar Jahren an die deutsche DPA abgegeben. Und die Berichte der SDA/DPA gehen an fast alle Schweizer Medien, inklusive SRF…

  • am 3.07.2025 um 11:27 Uhr
    Permalink

    Als nächstes könnte sich Infosperber die NZZ vornehmen, genauer: Der andere Blick. Da passiert das Umgekehrte, immerhin transparent, aber mich oft peinlich berührend wegen so viel Besserwisserei, die nahelegt, die deutsche Regierung könnte mit Gewinn gegen eine Equipe aus dem Hause NZZ getauscht werden.

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