Anders Fogh Rasmussen 2009-2014 Generalsekretär der Nato. Seither Berater für Goldman Sachs

Anders Fogh Rasmussen: 2009-2014 Generalsekretär der Nato. Seither Berater für Goldman Sachs. © marti

NZZ als Stichwortgeberin für Ex-Nato-Generalsekretär

Urs P. Gasche /  Grosse Medien fragen oft einseitig: Warum hilft der Westen der Ukraine nicht noch stärker? Warum rüstet Europa nicht noch mehr auf?

Medienkonzerne überbieten sich mit Kritik an einer zu zögerlichen Aufrüstung, an hinausgeschobenen Waffenlieferungen und an allen denjenigen, die es noch wagen, Vorschläge für einen Waffenstillstand oder einen Frieden zu machen.

Es erinnert an die Zeit der Corona-Pandemie, als die meisten grossen Medien die Regierungen und Behörden nur einseitig in der Richtung kritisierten, dass Zwangsmassnahmen wie Quarantänen und Ausgehverbote zu wenig weit gingen oder kein Impfzwang eingeführt werde. Medien hatten Regierungen und Behörden nur selten mit Argumenten konfrontiert, wonach ihre Massnahmen unverhältnismässig oder sogar sinnlos seien.

Ähnlich einseitig verhalten sich viele Medien jetzt im russischen Krieg gegen die Ukraine. Ein Musterbeispiel war die NZZ am 5. März, als sie Gelegenheit hatte, den früheren Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zu interviewen. Dass dieser für mehr Aufrüstung und für maximale Waffenlieferungen einschliesslich der Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine plädiert, war klar.

Doch die beiden NZZ-Redaktoren Andreas Rüesch und Philipp Wolf nutzten die Gelegenheit nicht, um Rasmussen mit Gegenargumenten zu konfrontieren. Ihre einzige kritische Frage war Wasser auf Rasmussens Mühle: Warum will die Nato die Rüstungsausgaben in Europa lediglich auf zwei Prozent des Bruttosozialprodukts erhöhen und nicht auf drei oder vier Prozent?

Einige Stichwort-Fragen der NZZ seien hier dokumentiert:

«Wie kann sich Europa auf eine isolationistische Ära Trump vorbereiten?»

«Ist das Zwei-Prozent-Ziel überhaupt noch relevant, nun, da Krieg herrscht in Europa? Sollten nicht drei oder vier Prozent das Ziel sein?»

«Derzeit schliessen mehrere Länder wie Deutschland bilaterale Sicherheitsabkommen mit der Ukraine. Gehen diese Verträge über Symbolik hinaus?»

«Warum sollte man einem Abkommen für die Zukunft vertrauen, wenn etwa Deutschland die Ukraine schon in der Gegenwart zu wenig unterstützt und ihr Taurus-Marschflugkörper verweigert?»

«2024 droht für die Ukraine ein verheerendes Jahr zu werden, doch westliche Politiker wie Scholz oder Biden agieren zurückhaltend. Warum wird nicht energischer Munition für Kiew beschafft?»

«Wie sehen Sie denn Emmanuel Macron? Frankreich liegt bei der Militärhilfe für die Ukraine nur auf Platz 17.»

«Was hält Berlin und Paris davon ab, die Ukraine stärker zu unterstützen?»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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Kritik von Zeitungsartikeln

Printmedien üben sich kaum mehr in gegenseitiger Blattkritik. Infosperber holt dies ab und zu nach.

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7 Meinungen

  • am 7.03.2024 um 11:39 Uhr
    Permalink

    In wessen Aktionärsinteressen die vom Chefredakteur ausgehende Einseitigkeit in der Wahrnehmung des Ukraine-Konfliktes wohl steht? Freiheit muss sich an Gerechtigkeit, nicht am Wohlbefinden des Westens. Parteinahme eines Mediums wie die NZZ ist peinlich. Die NZZ ist geradezu „kriegsgeil“ geworden. Ich habe deswegen das Abo gekündigt.

  • am 7.03.2024 um 15:09 Uhr
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    Weitere Stichwort-Fragen zum Vorschlag: Rüsten wir 2% aller Mainstream-Journalistinnen mit Waffen aus und schicken sie in die Ukraine? Oder sollten es gar 2 oder 5% sein? Ich denke da z.B. an die NZZ, ZDF,ARD, FAZ, Süddeutsche etc.. Waffen fordern ist das Eine, den Helm hinhalten das Andere…

  • am 7.03.2024 um 19:18 Uhr
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    Die These der NZZ-Redaktoren soll mit diesen Fragen vom Experten bestätigt werden. Widerspruch ist nicht erwünscht. Mir gefällt die russische Kriegsführung überhaupt nicht. Doch die dringenste Frage ist doch, wie wären die verantwortlichen Personen der beiden Kriegsparteien für einen sofortigen Waffenstillstand zu gewinnen, so dass der sinnlose Krieg beendet werden könnte und Verhandlungen ins Auge gefasst werden könnten.

  • am 7.03.2024 um 22:43 Uhr
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    NZZ-Abonnentin. Aber bei Artikeln von Andreas Rüesch weiss ich jeweils von Beginn weg, was einen erwartet. Das alte Feindbild Russland ist im neuen Kalten Krieg wieder topaktuell. Nicht nur bei der NZZ.
    Die NATO ist ein westliches Kriegs- oder Militärbündnis und dieses verteidigen seit 1949 alle Generalsekrätere. Wesley Clark allerdings war NATO-Oberfehlshaber und schien eine leicht andere Sicht der Dinge zu haben. Ein interessantes YouTube von ihm zu 9/11 und dessen Ursachen und Folgen.

  • am 7.03.2024 um 23:39 Uhr
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    Die Frage, warum der Westen der Ukraine Unterstützung zusagt, aber mit dieser hinterher hinkenden Hilfe den russischen Vormarsch bloss etwas hinausgezögert hat, ist absolut berechtigt.
    Da hätte man es gleich bleiben lassen können. Die der Ukraine gelieferten Waffen genügen nicht nur nicht, die bisher nicht russisch besetzten Gebiete zu schützen, auch Friedendverhandlungen sind
    damit nicht anzustossen. Der sogenannte Istanbuler Frieden, dessen Ablehnung der Ukraine vom Westen angeblich verordnet wurde, wäre einer fast kompletten Kapitulation des freien Landes Ukraine gleichgekommen. Ein solcher «Frieden» hätte erstens die Völkerrechts widrige Annexion der Krim und den brutalen + völlig unnötigen Krieg gegen die Ukraine legitimiert. Das hat die Ukraine ganz sicher auch ohne den Westen abgelehnt.
    Ausserdem:
    Der Infosperber schreibt AUCH einseitig: «Die Nato wollte näher an Russland».
    Dabei ist es doch offensichtlich: Russland will näher an die Nato.
    Frieden ja, bitte nur ohne Ignoranz.

    • am 8.03.2024 um 13:01 Uhr
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      Vielleicht liefert der Westen wenig, weil er nicht mehr liefern kann, und nicht, weil er nicht will/ möchte.
      Siehe zb. 155mm Artilleriegranaten, von welchen die EU zunächst 1 Mio versprochen hat, dann 500k angkündigt und letzlich 300k geliefert hat, wie Selenski sich unlängst beklagt hat.
      Siehe auch die deutschen Luftwaffengeneräle im abgehörten Gespräch: Sie sprachen von 50 bis max 100 Taurus, die sie entbehren könnten, mit der Bemerkung, dass diese Menge den Verlauf des Krieges nicht ändern würde.

      Russland will näher an die Nato? Können Sie das bitte einmal faktenbasiert erklären?

      • am 9.03.2024 um 00:52 Uhr
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        Wie Russland näher an die Nato will ? Faktenbasiert ?
        Seit über zwei Jahren kämpft sich die russische Armee Richtung Westen !
        Ist eigentlich ironisch gemeint, entspricht aber den Tatsachen.

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