Kommentar

kontertext: Der Führer und die Demokratie

Martina Süess ©

Martina Süess /  Die lange Geschichte einer gefährlichen Liebschaft

Die Demokratie ist in Gefahr. Autoritäre Führerfiguren sind beliebt, nicht nur in sogenannten jungen Demokratien, sondern auch in Ländern mit einer langen demokratischen Tradition. Wie konnte das passieren? In den Medien hat sich eine einfache Erklärung durchgesetzt. Sie ist aber nicht nur falsch, sondern auch höchst bedenklich.

Die Gene, die Intelligenz oder doch die Globalisierung?

«Immer mehr Menschen kommen nicht zurande mit der wirtschaftlichen Globalisierung, der Komplexität des heutigen Lebens, mit der wachsenden religiösen und ethnischen Vielfalt in modernen Gesellschaften», las man kürzlich auf SRF online. Der Artikel mit dem Titel «Darum neigen viele von uns zu autoritären Führerfiguren» bezieht sich auf eine Publikation der Politikpsychologinnen Karen Stenner und Jessica Stern, in der es vor allem um die Situation in den USA geht. Stenner und Stern versuchen anhand einer psychologischen Metastudie (in der die Daten von zahlreichen empirischen Studien zusammengefasst werden) den Erfolg von Donald Trump zu erklären.

Die Schlüsse, die aus diesen Studien gezogen werden, lassen an sich schon aufhorchen: Der Hang zu autoritären Regimes sei erblich und habe mit mangelnder Intelligenz zu tun, heisst es da. Doch dann kommt der scheinbar unvermeidliche Kurzschluss, mit dem die Autorinnen ihren Text schliessen: Die autoritäre Neigung könne nämlich oft verborgen bleiben. Zum Ausbruch komme sie erst, wenn die Umstände es provozierten: «Multiculturalism, changing gender norms, and rapid globalization» könnten laut den Autorinnen dazu führen, dass Menschen zu Rassisten werden oder sich vehement gegen LGBTQ-Rechte wehren. Wie, warum und bei wem das geschieht, wird nicht weiter vertieft. Auch die Tatsache, dass historisch gesehen längst nicht jeder autoritäre Führer Rassismus, Konservativismus und Lesbenfeindlichkeit zum Programm machte, wird ausgeblendet. Der gegenwärtige US-amerikanische Kontext wird bedenkenlos als universell dargestellt. 

Vielfalt ist normal

Das Problem an dieser Erklärung: Sie geht von falschen Prämissen aus und verleitet zu falschen Schlussfolgerungen. Sie leuchtet nur deshalb ein, weil sie durch die unendliche Wiederholung in den Medien zur Floskel geronnen ist. Alle plappern es nach, ohne zu sehen, aus welcher ideologischen Ecke diese ungeheuerliche Behauptung eigentlich kommt. 

Erstens ist die kulturelle Vielfalt kein historischer Ausnahmefall, sondern die Regel, zumindest seit 2500-3000 Jahren. Die Homogenität der heutigen westlichen Gesellschaften ist hingegen eine historische und geographische Besonderheit. Auch ist es nicht das erste Mal, dass sich Geschlechternormen wandeln. Warum sollten die Menschen im 21. Jahrhundert plötzlich ausflippen und rassistisch werden, weil sie überfordert sind von etwas, das in der Geschichte der Menschheit eigentlich ganz normal ist? Die Erklärung ist zumindest mangelhaft.

Liaison dangeureuse

Zweitens geht diese Erklärung davon aus, dass die (autoritäre) Führerfigur der Demokratie fremd ist, dass sie ein vor-demokratisches Relikt ist, das mit der Demokratie eigentlich nichts zu tun hat. Damit wird impliziert: Menschen sind entweder reif für die Demokratie, dann brauchen sie keine Führerfiguren. Oder sie sind nicht fähig zur Demokratie, dann wünschen sie sich autoritäre Führerfiguren. 

Tatsächlich ist der Führer aber mit der Demokratie so gut wie verheiratet. Man könnte auch sagen, es ist eine liaison dangereuse mit einer langen Geschichte. Der Führer rückt nämlich genau in jenem historischen Moment in den Vordergrund, in dem sich die europäischen Nationalstaaten zu modernen Demokratien entwickeln. Oder anders gesagt: Die moderne Demokratie hat den Führer in seiner heutigen Gestalt erst hervorgebracht.

Das Palladium der echten Demokratie

Der deutsche Soziologe und Ökonom Max Weber glaubte, dass die Demokratie in der Moderne überhaupt nur als «Führerdemokratie» realisierbar sei, weil die «Diktatur der Massen eben: den ‘Diktator’ fordert, einen selbstgewählten Vertrauensmann der Massen, dem sie sich so lange unterordnen, als er ihr Vertrauen besitzt», wie er in seinem einflussreichen Artikel «Der Reichspräsident» von 1919 schrieb.

War Max Weber ein Faschist? Hatte er autoritätsgläubige Gene? Oder war er vielleicht einfach nicht besonders intelligent? 

Nein, Max Weber war ein herausragender Wissenschaftler, der sich für eine bürgerlich-liberale Politik engagierte. Und der sehr gründlich über die Probleme der Demokratie nachdachte. Dabei stellte er fest, dass die modernen Demokratien ein ganz besonderes Problem haben: Die Parteien könnten «das Volk» nur ungenügend repräsentieren, weil sie partikulare Interessen verträten. Es bestehe immer die Gefahr, dass sie sich gegenseitig blockierten, und die Regierung deshalb regierungsunfähig würde. 

Diese Probleme sollten durch einen direkt gewählten, charismatischen Führer gelöst werden. Denn ein vom Volk gewählter Führer könnte über dem Parlament stehen und das Parlament im Notfall ausschalten. Er wäre dazu legitimiert, weil er den Volkswillen persönlich verkörperte. Während das Parlament das Volk eher spaltet, könnte der Führer die gesamte politische Gemeinschaft repräsentieren. Deshalb wäre er auch berechtigt, autoritäre Entscheidungen zu treffen und im Alleingang die Gesetze zu ändern, wenn es die Situation erforderte. Er könnte also die Demokratie im Namen des Volkes aufheben, weil er selber der personifizierte Demos wäre. Für Weber war das die Grundlage der Demokratie – er nannte es selbst die «Magna Charta» und «das Palladium der echten Demokratie».

«Was er tut, wir folgen ihm»

Leider hat sich diese Idee als sehr viel gefährlicher herausgestellt, als sich Max Weber das vorgestellt hat. Hitler kam erst nach Webers Tod an die Macht, und Webers Idealvorstellung eines Führers hatte wenig mit den Diktatoren des 20. und 21. Jahrhunderts zu tun. Er träumte von einem grossen Mann, der seine Macht und sein Charisma verantwortungsvoll einsetzt und in den Dienst der Demokratie stellt. Sein Vorbild war der britische Prime Minister William Gladstone, der in England die Politik demokratisieren konnte, weil «die Massen an den ethischen Gehalt seiner Politik und vor allem an den ethischen Gehalt seiner Persönlichkeit» glaubten. Dieser Glaube sei so stark gewesen, schreibt Weber, dass man «nicht fragte: stehen wir sachlich auf dem Boden Gladstones?, sondern einfach auf das Wort Gladstones mit ihm abschwenkte und sagte: Was er tut, wir folgen ihm.»

Die Texte von Max Weber sind über hundert Jahre alt und zum grössten Teil von der historischen Realität und der politologischen Forschung überholt. Doch die grossen Probleme, die er thematisiert, sind noch nicht gelöst: Wie kann «das Volk» angemessen repräsentiert werden? Und wie kann eine demokratische Regierung alle vertreten und dennoch politisch handlungsfähig bleiben? Und an wem können wir uns in einer Demokratie emotional orientieren? Nicht nur mächtige Autokraten, sondern auch mehr oder weniger charismatische Populisten mit regionaler Reichweite finden in demokratischen Ländern Anerkennung, weil sie vorgeben, selbst die Lösung auf diese Fragen zu sein. 

Leere Worthülsen

Demokratie ist eine komplizierte Sache, und das Wort an sich sagt sehr wenig aus über die vielen Konzepte, die damit gemeint sein können. Im antiken Griechenland hat man etwas anderes darunter verstanden als im Frankreich des 18. Jahrhunderts oder in der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Wie sich unser Verständnis von Demokratie im 21. Jahrhundert entwickelt, wird sich erst noch zeigen. Ob es uns gelingt, die Demokratie von der Führerfigur zu befreien, oder ob wir kreative Wege finden, diese Figur zu bändigen oder zu verwandeln, ist noch nicht entschieden – und wird vielleicht auch nie entschieden sein. Skeptisch sollten wir aber gegenüber jenen Erzählungen sein, welche die Macht von autoritären Führern mit leeren Worthülsen wie «Globalisierung», «Multikulturalismus» und «Vererbung» erklären. Sie leisten keinen Beitrag zur Lösung des Problems, sondern verwechseln den Bock mit dem Gärtner.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Martina Süess ist Literaturwissenschaftlerin. Sie ist Autorin des Buches «Führernatur und Fiktion. Charismatische Herrschaft als Phantasie einer Epoche».

Unter «kontertext» schreibt eine externe Gruppe Autorinnen und Autoren über Medien und Politik. Sie greift Beiträge aus Medien auf und widerspricht aus politischen, journalistischen, inhaltlichen oder sprachlichen Gründen. Zur Gruppe gehören u.a. Bernhard Bonjour, Rudolf Bussmann, Silvia Henke, Mathias Knauer, Guy Krneta, Alfred Schlienger, Felix Schneider, Linda Stibler, Martina Süess, Ariane Tanner, Rudolf Walther, Christoph Wegmann, Matthias Zehnder. Die Redaktion betreuen wechselnd Mitglieder der Gruppe.

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9 Meinungen

  • am 22.04.2021 um 11:32 Uhr
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    Eine bildschöne, akademisch-elitäre Sichtweise, die ich -aus meiner Lebens-Efahrung zum Fressen gern habe

    «Primitive» Fakten sind doch wohl,

    dass «einfache» Lebewesen autark und «fertig programmiert» starten – und daher -naturbedingt/naturbestimmt keine Art «Führung» brauchen —

    während «höhere» Lebewesen einen sehr, sehr langen Lernprozess durchleben-
    den unterschiedliche «Führer» und «Leitbilder» prägen ,
    denen man ab Start erst mal total unkritisch folgt.
    ODER ?!

    Mit allmählich wachsender Selbstständigkeit braucht man immer weniger «Führungen»-
    ABER «Führer» sind — auch im demokratischen Alltag — all-gegenwärtig.

    Demokratie und Führungs-Persönlichkeiten sind also in keiner Weise irgendwie gegensätzlich zu sehen.

    Also -abschliessend- Dank für den Beitrag der Autorin, die ihre sichtbare Intelligenz schön Gassi führte, für deren kurzweiligen Unterhaltungs-Beitrag — hoch über dem
    «primitiv Alltäglichen» schwebend — und «sehr interessant» argumentierend !

    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

  • am 22.04.2021 um 12:48 Uhr
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    Einer Umfrage zufolge stimmen der Aussage, die [weitgehend von D’land beherrschte] EU könne „eine ähnlich starke Rolle in der Weltpolitik spielen“ wie die USA und China, beinahe die Hälfte der Deutschen zu – vor allem Anhänger der GRÜNEN (52 %) und FDP (56 %) sowie die Generation der 18- BIS 29-JÄHRIGEN (70 %).

    « … vereinfacht dargestellt geht die Argumentation so: Frankreich, England, das Land der franz. Revolution, die Angelsachsen, die haben Zivilisation und Demokratie und damit potenziell die Herrschaft des Pöbels. Wir Deutschen brauchen das nicht, wir haben Bildung, wir haben Kultur. Die ist aber sehr, sehr deutsch definiert. Wir gehen diesen ganz besonderen deutschen Weg, in dem Kultur und Macht miteinander versöhnlich sind. Dieser deutsche Kulturbegriff ist ein Überheblichkeitsbegriff» und «Möglich, dass die Barbarei durch die hohe Kultur beflügelt wurde» Volkhard Knigge.

    Die faschistischen Terrorregime Deutschlands, Italiens, Spaniens usw. waren Produkte des Bildungsbürgertums. Universitäten sind Brutstätten dieser Ideologie. Der orwellsche Terrorstaat ist ein Bildungsbürgerstaat. Gruen, Trojanow, Mausfeld u.a.m. haben sich mit dieser Bevölkerungsschicht auseinandergesetzt und auch Antworten (die allseits verschwiegen werden – versteht sich!) darauf gegeben.

    Heute drängen dieselben Kreise (die ‘Grünen’ z.B. sind die Partei der Besserverdienenden) welche mit wachsender Feindschaft auf die zunehmende Radikalisierung der Unterschicht reagieren, wieder an die Macht.

  • am 22.04.2021 um 13:19 Uhr
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    Die Sehnsucht nach einem Führer hat weniger mit der Staatsform zu tun als mit der Psychologie. Dass Menschen vor allem in unsicheren Zeiten nach Führung rufen, geschieht sowohl in demokratischen und noch viel mehr in undemokratischen Staaten. Der Vorteil der Demokratie besteht in der zeitlichen Beschränkung des Führers, 4 Jahre bei Trump, um bei diesem Beispiel zu bleiben.
    Die tiefenpsychologische Sehnsucht nach Führung kann von Psychologen besser erklärt werden als von Politologen.

  • am 22.04.2021 um 13:37 Uhr
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    Danke, liebe Frau Süess für diesen hervorragenden Denkanstoss-Text. Ich bin schon froh, dass es dem Sperberaugen-Beobachter-Team immer wieder gelingt, solche echten Fachfrau und Männer aufzuspüren, welche nicht einfach nur aufgrund ihres Titels irgendeinen Quatsch erzählen, sondern eben, wie Sie, Frau Süess, klare und nachvollziehbare Gedanken äussern. Ich bin bei der Lektüre der NZZ deshalb manchmal fast verzweifelt, und habe das Abo nicht mehr erneuert: zu viel ideologisch gefärbter Unsinn.

  • am 22.04.2021 um 17:08 Uhr
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    Danke, Martina Süess, für eine ausgezeichnete Analyse. Es ist wahrscheinlich das wichtigste demokratische Thema überhaupt und ist auch bereits digital von diversen Gruppierungen aufgegriffen worden, wie z.B. Digitale Gesellschaft (Schweiz) und Mehr Demokratie e.V. (Deutschland). Was noch fehlt ist (1) eine echte Bürgerlobby, also Gruppen engagierter Menschen auf Gemeindeebene, die sich intensiv aber neutral mit den notwendigen, anstehenden oder vollzogenen politischen Massnahmen auseinandersetzen, die Meinungen der Bevölkerung, der Befürworter und der Gegner evaluieren und dann Empfehlungen an Regierung, Parlament und Wähler*innen aussprechen. Stufe (2) wäre die Evaluierung kommunaler Politiker*innen entsprechend ihrer Einstellung, Können und Erfahrung in den Kernbereichen Gesundheit, Wirtschaft, Bildung und Zusammenarbeit, denn nur solche aus-gewählte Vertreter wären geeignet, später ins Parlament gewählt zu werden. wmortier@bluewin.ch.

  • am 22.04.2021 um 17:12 Uhr
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    Danke für den Artikel.
    Ich denke bestimmte Probleme sind in der Schweiz nicht aufgetaucht, weil wir keinen einzelnen Führer sondern ein Führerkollegial haben.
    Das ist zwar nicht immer unproblematisch, verhindert aber, dass eine Person alles entscheiden kann.

  • am 22.04.2021 um 21:35 Uhr
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    «Denn ein vom Volk gewählter Führer könnte über dem Parlament stehen und das Parlament im Notfall ausschalten. Er wäre dazu legitimiert, weil er den Volkswillen persönlich verkörperte.» – Diese «Ausschaltung» erleben die Demokratien aktuell seit der Ausrufung des Corona-Notfalles. Die «Führer» haben die Macht allerdings nicht an sich gerissen, sie wurden von den Parlamenten dazu ermächtigt. – Wie ein Unternehmen muss auch ein Staat letztlich klar, weitsichtig und autoritär geführt werden. Auch Demokratien setzen am Ende Personen mit bestimmten persönlichen, politischen und ideologischen Absichten auf den Thron der das Leben letztlich definiert. Im Idealfall gelten die Grundrechte der Verfassungen und im Idealfall repräsentiert diese Führung die demokratische Mehrheit. – In der Praxis gelangen leider nicht immer die Besten, sondern die Schlauesten, in Ränkespielen und Täuschung geübtesten Elemente zu Macht und Ehre.

  • am 23.04.2021 um 08:53 Uhr
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    Leider verlegt sich auch die Autorin aufs Behaupten. Vielfalt ist für sie «normal». Kulturelle Vielfalt sei kein historischer Ausnahmefall, sondern die «Regel». Die «Homogenität» der heutigen westlichen Gesellschaften seien eine historische und geographische Besonderheit. Auch sei es nicht das erste Mal, dass sich «Geschlechternormen» wandeln. Alle in Anführungszeichen gesetzten Begriffe sind interpretationsbedürftig, da sie keine eindeutigen Zustände oder Konventionen repräsentieren. Lässt man Dinge wie «Rasse» oder «Geschlecht» mal beiseite, könnte man sich darauf einigen, dass der Mensch ein Herdentier ist. Je stärker arbeitsteilig und von Planung abhängig eine Gesellschaft, desto mehr gilt dies. Da braucht es erstens einen gemeinsamen Nenner, zweites klare Entscheidungsstrukturen. Nach meiner Lebenserfahrung teilen sich die Menschen in zwei Gruppen, ganz unabhängig von der Regierungsform: Die einen fällen Entscheide und vermitteln sie. Die anderen warten auf Entscheide, führen sie aus oder überwachen das. Das bedingt Hierarchien, Gehorsam und Gewissheiten. Es gibt Perioden des Wandels, in dem die Entscheidungswege, der Gehorsam und Gewissheiten ins Wanken geraten. Vermutlich befinden wir uns als extrem arbeitsteilige Gesellschaft in einer Phase des Wandels. Dass in einer solchen Phase «Retter» gesucht werden, die das «gerade rücken» und diese Sehnsucht skrupellos ausgenutzt wird, ist leider folgerichtig. Was bleibt? Weiter solche Artikel schreiben und diskutieren!

  • am 23.04.2021 um 16:20 Uhr
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    Im Marketing der Automarken werden kaum andere Marken schlecht gemacht. Es gibt auch kaum Angstmache vor den anderen Marken. So bleibt DAS „Auto“ unbeschädigt.

    Im Marketing der politischen Parteien werden aber hauptsächlich die anderen Parteien und deren Spitzenpolitiker (ad personam) schlecht gemacht. So wird die „Demokratie“ beschädigt.
    Das Trump-Lager hätte viel von seiner polit. Marktmacht eingebüsst, hätten die Vertreter der US-Demokraten der Öffentlichkeit lediglich mitgeteilt, wie sie handeln würden.

    Wer sich angefeindet und machtlos fühlt. sammelt sich um einen „Starken geistig/sprachlichen Führer“, der vermeintlich das eigene Interessen-Lager ‹gross› macht, gegen die Feinde im In- u. Ausland.
    Die wieder wachsensende Geisteshaltung des -«Ressentiments»- in der Bevölkerung sollte viel mehr beachtet werden. Machtmenschen über die Köpfe wissen, wie sie die «Ressentimentären» für ihre Macht gewinnen können.

    Die demokr. Machtenteilung sollte sich nicht auf die nationalen staatl. Institutionen (Legislative, Exikutive, u. Judikative) beschränken, sondern auch andere Mächtige in der Gesellschaft nicht zu mächtig werden lassen, z.B. Markt-, Medien-, Kapital-Mächtige.
    Nationale Demokratien werden gegenüber ‹Global Playern› immer ohnmächtiger.
    Ein weiteres Kernzeichen für zunehmend fallierende nationale Demokratie ist Intransparenz bei transnationalen Herrschaftsverbänden und Machtmitteln.
    Zunehmend verkommen Demokratien so zu nützlichen Illusionen mit leeren Ritualen.

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