Nawalny_Haaretz

Wer ist Alexej Nawalny und was ist sein politisches Programm? Nur wenige stellen sich diese essentielle Frage. © Haaretz

Journalistische Recherchen sind zeitlich aufwendig

Christian Müller /  Im «Fall Nawalny» berichten viele Medien zu simpel – ein gutes Beispiel, was es braucht, um an mehr Informationen zu kommen.

Der für Russland zuständige Auslandredaktor der NZZ, Andreas Rüesch, hat am Samstag, 13. Februar 2021, als Aufmacher auf der NZZ-Frontseite einen Leitartikel zu Russland publiziert. Das Thema war Nawalny und Putins Zukunft. In seinem Text kommen die Wörter «Opposition» und «Oppositionelle» zwar etliche Male vor, aber Rüesch hat – absichtlich oder fahrlässig – darauf verzichtet, zu sagen, wie denn diese Opposition in Russland überhaupt aussieht. 

Dass Nawalny gegen Putin Opposition macht, wissen wir ja nun alle. Aber wofür steht Nawalny? Was ist das politische Programm dieses Putin-Kritikers, der mitten in der Covid-19-Pandemie und trotz aller Corona-bedingten Versammlungsverbote zu Demonstrationen aufrief? Und wer steht hinter Nawalny? Ist er der richtige Mann, von den westlichen Ländern zum Freiheitshelden hochstilisiert zu werden?

Am 20. August 2020 wurde, wie vermutet wird, Nawalny vergiftet. Seither sind sechs Monate vergangen. Und noch immer wird er behandelt, als ob er «die» Opposition in Russland vertrete. Selbst das «Echo der Zeit» von Schweizer Radio SRF, etwas vom Besten, was man in puncto internationaler Information «konsumieren» kann, hat erst kürzlich, am 16. Februar, in einem kurzen Bericht aus der russischen Provinz zum ersten Mal durchblicken lassen, dass Nawalny nicht einfach «der» Repräsentant der Opposition ist, sondern, im Gegenteil, von gewissen Gruppierungen der Opposition sogar klar abgelehnt wird – mit gutem Grund.

Wo gibt es unabhängige Informationen?

Den westlichen NATO-freundlichen Medien ist es gelungen, in der breiten Bevölkerung die Behauptung, in den russischen Medien gäbe es nur eine, vom Kreml diktierte Ansicht, in ein – vermeintliches –«Allgemeinwissen» zu verwandeln. Informationen aus Russland werden deshalb a priori als Propaganda und als falsch abgetan. Wer Russisch versteht und spricht, weiss natürlich, dass dies nicht der Realität entspricht. Nichtsdestotrotz gelten Infos aus Russland generell als unglaubwürdig und können deshalb für Recherchen westlicher Journalisten kaum gebraucht werden. Wo also zusätzliche Informationen holen?

Infosperber hat am 30. Januar darauf aufmerksam gemacht, dass Mark Episkopos, ein Mitarbeiter des (konservativen) US-amerikanischen Polit-Magazins «The National Interest» etwas genauer hingeschaut und darauf hingewiesen hat, dass Nawalny nicht in jeder Hinsicht derjenige Oppositionelle ist, der vom Westen unterstützt werden sollte, weil er in den vergangenen Jahren auch politische Gruppen unterstützt hat, die mitnichten westliche Werte vertreten. Gerade auch, weil Mark Episkopos kein Russland-Freund ist, sind seine Beobachtungen beachtenswert.

Ein paar weitere Beispiele

Eine sehr interessante und informative Analyse hat die Zeitschrift «Jacobin» publiziert: «How a Russian Nationalist Named Alexei Navalny Became a Liberal Hero», verfasst vom russischen Oppositionellen Alexey Sakhnin. Darin macht der politisch linksstehende Aktivist darauf aufmerksam, dass Nawalny keineswegs die Interessen der grossen Mehrheit der russischen Bevölkerung vertritt, sondern einfach für die Interessen einer anderen «Elite» kämpft. 

Wer also mehr über Nawalny und sein Programm wissen möchte, sucht deshalb weiter und findet über die Website «Natylie’s Place: Understanding Russia» ein einstündiges Homeoffice-Gespräch eines US-amerikanischen Journalisten mit eben diesem Alexey Sakhnin in Moskau und zusätzlich mit einer in New York lebenden Russin, Katya Kazbek, einer Journalistin, die ihrerseits eine interessante Website betreibt. Und wieder erhält man neue, interessante Infos über Nawalny und zur Frage, was eigentlich sein Programm ist und welche Interessen er denn in Wirklichkeit vertritt. (Natylie Baldwin ist oft lesenswert, hier zu ihrer Biographie.) Das Video mit dem Gespräch kann hier angeschaut werden.

Auf einer anderen Plattform sagt Katya Kazbek wörtlich:

«Es lohnt sich darauf hinzuweisen, dass sich die Einstellung der grossen Mehrheit der Russen zu dem Giftanschlag und seinen Folgen von deren Darstellung in der westlichen Presse deutlich unterscheidet, wie aktuelle Umfragen zeigen: Während Nawalny für viele Menschen undurchsichtig bleibt und viele neutral bleiben, sind die Menschen ihm gegenüber im Allgemeinen vorsichtiger und misstrauischer, als sie vorsichtig und misstrauisch gegenüber der russischen Regierung oder gar Putin persönlich sind. Nawalnys Popularität ist zwar im Zuge des mutmasslichen Giftanschlags etwas gewachsen [ ]. Sie liegt aber immer noch hinter der von Putin und sogar hinter der von Wladimir Schirinowski, dem Führer der rechtsextremen LDPR, zurück.»

Katya Kazbek an anderer Stelle:

«Damals gab Nawalny sich offen als Nationalist zu erkennen und nahm an nationalistischen Kundgebungen teil. Er begann in der liberalen, marktorientierten Partei Jabloko, wurde aber wegen seiner nationalistischen Ansichten rausgeschmissen. Dann gründete er seine Bewegung «Das Volk», die sich gegen illegale Einwanderung richtete, und er nahm unverhohlen fremdenfeindliche Videos auf, in denen er Menschen aus dem Südkaukasus mit Zahnlöchern und Migranten mit Kakerlaken verglich: Eines dieser Videos ist immer noch auf seinem verifizierten YouTube-Kanal zu sehen.»

Oder an anderer Stelle:

«Im Grunde passt er seine Politik dem an, was opportun erscheint, aber auch das scheint seiner Sache nicht ausreichend zu helfen. Er ist nicht Nazi genug für die Ultra-Rechten, er ist zu rechts für Linke, er verschreckt einige Liberale mit seiner Pro-Waffen-Haltung und mit seiner unsicheren Position betreffend die Krim, die beide für die Liberalen wichtige Themen sind. Er scheint nur bei denen volle Unterstützung zu finden, die mit allen Mitteln Putins Regierung weghaben wollen und sich um seine Ansichten und um seine Politik nicht wirklich kümmern.»

Wer sich für die Beziehungen zwischen den USA und Russland speziell interessiert, findet auf der Plattform usrussiaaccord.com täglich neue Berichte, Kommentare und auch Videos aus den verschiedensten US-Medien zu eben diesem Thema, die auf diesem Weg dann meist auch ohne bezahltes Abonnement zugänglich sind. 

Ein israelischer Filmproduzent hat noch anderes gesehen

Sucht der recherchierende Journalist Informationen zu einer speziellen geopolitischen Situation oder zu einer bestimmten Person, lohnt es sich oft, auch israelische Quellen abzuklopfen, um andere Perspektiven mitzukriegen. So findet man etwa auf Haaretz tatsächlich einen Beitrag eines Filmemachers, der ein aktualisiertes Portrait von Nawalny machen wollte. Ein paar kurze Sätze daraus zu Nawalnys Persönlichkeit:

«Trotz dieser Bilder, die die menschliche Seite Nawalnys zeigen, bleibt der Eindruck eines etwas teflonartigen Charakters, eines Mannes, der keine Gelegenheit für ein Selfie mit seinen Anhängern und Bewunderern auslässt, aber lieber mit seinem Telefon beschäftigt ist, wenn sie ihm ihren Schmerz und ihre Hoffnungen entgegenschreien. [ ]  Dieser unser Eindruck kommt wahrscheinlich daher, dass er der Filmcrew nicht erlaubte, die äussere Schicht der Kampagne zu durchbrechen und ihn in intimen Situationen zu sehen – mit seiner Familie, Freunden oder in persönlichen Momenten der Reflexion. Der Dokumentarfilm lässt die Zuschauer mit der Frage zurück, ob Nawalnys Kommunikationsproblem nicht doch ein tieferes, ein persönliches Problem widerspiegelt.»

Es gibt auch deutschsprachige Zusatzinformationen

Auch in deutscher Sprache gibt es zusätzliche Infos über Nawalny, wenn man sie sucht. Auf der Website Anti-Spiegel etwa kämpft der deutsche Thomas Röper, der seit langem in Russland lebt, zwar vor allem gegen die völlig einseitigen Darstellungen des Nachrichten-Magazins «Der Spiegel», aber oft tut Röper das eben, indem er berichtet, wie es wirklich war oder wie es ist. Und da kann man dann auch über Nawalny Dinge erfahren, die man sonst in den deutschsprachigen Medien kaum lesen kann. Etwa wie sich Nawalny vor Gericht verteidigte, nachdem er von einem 94-jährigen Veteranen wegen Verleumdung eingeklagt worden war. Nawalny hatte ihn in einem Video als «Verräter» und «Arschkriecher» bezeichnet. Ein ebenfalls lesenswerter Artikel

Lesenswert sind auch immer die täglichen Analysen der deutschen Plattform «German-Foreign-Policy», zu Nawalny und zur Opposition in Russland zum Beispiel hier.

Und Informationen aus Russland?

Und wenn man schliesslich, allen Zweifeln zum Trotz, doch auch noch schaut, was russische Medien zu Nawalny sagen, dann gibt es neben seinen Geldschiebereien und seinen Aufrufen zu Demonstrationen trotz Corona-bedingten Versammlungsverboten mindestens zwei Punkte, die sonst kaum erwähnt werden. Darunter die Information, dass Nawalny Unmengen Geld – vermutlich aus dem Inland und aus dem Ausland – erhalten habe, und zwar in Form von Bitcoins, was es unmöglich mache, herauszufinden, woher das Geld komme. Bitcoin-Zahlungen, deren Herkunft nicht eruiert werden kann? Infosperber hat sich sowohl bei einer Schweizer Firma, die im Bereich von Kryptowährungen aktiv ist, als  auch beim Finanzdepartement in Bern dazu kundig gemacht. Beide Stellen zeigten wenig Freude an der Medienanfrage, aber beide bestätigten schliesslich, dass es zwar nicht erlaubt ist, etwa aus der Schweiz Bitcoins anonym zu verschicken, aber dass es technisch eben doch möglich ist. Warum wird Nawalny in den westlichen Medien nachgerade hochgejubelt, ohne dass danach gefragt wird, woher er sein Geld hat? In den USA etwa müssen Zahlungen an eine Partei transparent gemacht werden.

Und schliesslich ein anderer Punkt, dem man ebenfalls nur auf russischen Plattformen begegnen konnte: Die bestrenommierte britische medizinische Zeitschrift «The Lancet» hat bekanntlich die Gelegenheit bekommen, die Resultate der Blutuntersuchungen nach Nawalnys Ankunft in der Berliner Klinik «Charité» einzusehen. Und was sieht man dort? Die Ärzte vom «Charité» fanden noch nichts, das zwingend auf eine Vergiftung hinwies. Es war, zwei Wochen später, erst das Labor der – der NATO zugehörigen – Deutschen Bundeswehr, das den Giftstoff Novichok entdeckte. Wer sich schon ein bisschen mit den Methoden der Geheimdienste, zum Beispiel mit der CIA, beschäftigt hat, der weiss aber, dass diese Geheimdienste zu ziemlich allem fähig sind, was einem Feind schaden kann. Zumindest taucht dann diese eine Frage auf: Wenn man dem russischen Geheimdienst zutraut, Nawalny vergiften zu wollen (oder es zumindest versucht zu haben), ist es dann abwegig, es auch für möglich zu halten, dass ein westlicher Geheimdienst dort Novichok findet, wo er mit diesem «Fund» seinen Intimfeind – ganz im Sinne moderner hybrider Kriegsführung – besonders hart treffen kann? Novichok ist zu Sowjetzeiten als Gift für Massenmorde entwickelt worden, eignet sich für den Mord einer Einzelperson aber überhaupt nicht. Aber dieses Gift hat den «Vorteil», dass es imagemässig nur mit Russland in Verbindung gebracht wird und dass eine Vergiftung mit Novichok also automatisch auf russische Vergifter schliessen lässt.  (Infosperber hat den Bericht in «The Lancet» ebenfalls nachgelesen (er ist nur registrierten Usern voll zugänglich), die zeitliche Differenz von zwei Wochen zwischen den beiden Blutuntersuchungen wird dort bestätigt.)

Wer ist Nawalny? Was ist sein Programm? Vom wem wird er unterstützt?

Eine kurze «wahre» Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Eine Quintessenz aus den oben zitierten und weiteren Informationen aus verschiedensten Quellen zu Nawalny aber gibt es: Nawalny ist nicht der Repräsentant «der» Opposition, denn «die» russische Opposition gibt es nicht. Nawalny geht es darum, selbst Macht zu erlangen. Um dies zu erreichen, nimmt er Unterstützung von allen Seiten an, öffentliche und geheime, von links und von rechts. Was er dann wirklich tun würde, wenn er selbst die Macht erlangte, ist völlig offen – und den meisten westlichen Regierungen und Medien aber offensichtlich gleichgültig. Die meisten Redaktionen versuchen auch nicht ansatzweise, etwas mehr über diesen Mann zu erfahren. Es genügt ihnen, zu wissen – und natürlich das dann auch zu schreiben –, dass Nawalny gegen Putin auftritt und also aus westlicher Sicht zu unterstützen oder gar zu verehren ist.

So simpel ist der heutige Journalismus geworden. Siehe Andreas Rüesch am 13. Februar auf der Frontseite der NZZ. 

Eine kleine Entschuldigung gibt es

Was den Journalistinnen und Journalisten, den Redaktorinnen und Redaktoren zugutezuhalten ist: Seit wegen der Werbung im Internet die Erlöse aus der Werbung in den klassischen Medien dramatisch eingebrochen sind, werden, als Sparmassnahme, viele Redaktionen zusammengelegt und alle werden personell ausgedünnt. Für eingehende Recherchen bleibt den Journalisten kaum mehr Zeit. Das können sich nur noch Journalisten leisten, die schon in Pension sind und sich die Zeit dazu freiwillig nehmen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Zum Autor deutsch und englisch.

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17 Meinungen

  • am 21.02.2021 um 11:55 Uhr
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    Die eigentliche Aufgabe unserer Medien wäre es, die Macht zu kontrollieren, zu recherchieren und informieren. Stattdessen ist ihre Funktion Propaganda, Beeinflussung, Täuschung und Ablenkung der Bevölkerung. Statt frei ist sie in Wirklichkeit geprägt von Selbstzensur, Tabus, Ideologien, Abhängigkeiten, Sachzwängen und letztlich allesamt konditioniert auf eine prowestliche Ausrichtung.

    Tunlichst verschweigen und verhindern sie, die Politik, die Universitäten und etablierten Organisationen, Bewegungen und dergleichen (allesamt letztlich Instrumente der Macht), dass sich die Bevölkerung bewusst wird, wie zum Erhalt unseres Wohlstandes andere Völker ausgebeutet und über sie durch Sanktionen, Gewalt und Krieg bestimmt wird und unsere dafür Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

    Sie verschweigen, verhindern und lenken die Bevölkerung mit end-, ufer- und folgenlosen Themen über Emigranten, Umwelt, Biden, Corona usw., usw. davon ab, dass es in Wirklichkeit Perspektiven, Alternativen, Möglichkeiten gegen Macht (in all ihren Formen), gibt: Ungehorsam, Verweigerung, Abbau von Macht, Solidarität und viele andere Möglichkeiten von gewaltfreiem Widerstand mehr.

    So sehr unangenehm und schmerzhaft dies auch sein mag: Konstruktive Veränderungen können NUR von ‘unten’ kommen. Also nicht von der, die Medien und die Politik dominierenden Bildungsgesellschaft der, gem. Orwell, ‘Mittleren’. Eine Binsenwahrheit. Man werfe einmal einen Blick in die Weltliteratur.

  • am 21.02.2021 um 14:26 Uhr
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    Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich interessiere mich schon lange für Russland. Als Pussy Riot (Musikerinnen, die provoziert haben) aktuell war, konnte ich auch nicht begreifen, dass alle für Putin waren, aber hier im Westen wurden wir auch über diese Bewegung immer falsch informiert. So las ich auch von Peter Scholl-Latour damals, dass wir hier oft falsch über den Orient informiert sind. Teils aus sprachlichen Barrieren oft aber auch, weil wir uns nicht die Mühe nehmen, andere Kulturen zu verstehen. So ist auch die neue Weltordnung vom ehemaligen Präsidenten W. Busch verschwunden, bevor sie begonnen hat.
    Ich erinnere mich auch an die Beiträge der Journalistin Frau Crone-Schmalz in Talkshows, die immer eine andere Ansicht hatte über Russland, weil sie dort gelebt hat.Dann wurde sie nicht mehr eingeladen, weil sie andere Ansichten von Russland hatte als die üblichen, die man hören wollte. Schade! Mir kommt es vor, dass Russland ein Feind bleiben muss wie für die Fussgänger die Radfahrer oder die Rechtsextremen die Ausländer. Zu einem konstruktiven Miteinander braucht es eben mehr als reisserische Worte. Es braucht menschliche Reife.

  • am 21.02.2021 um 14:40 Uhr
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    Nawalny ist nach meiner Sichtweise ausschließlich in eigener Sache unterwegs. Er hat weder eine politische Botschaft noch ein Konzept, er schlägt um sich, dreht sich wie eine Fahne im gegenwärtigen Wind. Er stiftet Unruhe und scheint gerne in der Öffentlichkeit zu stehen. Er kommt mir vor wie ein Unruhestifter, jemand der aufmischt, und darauf wartet, entdeckt zu werden, von dieser oder jener Interessengruppe, um sich womöglich als Anführer zu positionieren. Er hat noch nicht mal seine politische Familie gefunden, und erst recht keinen Wertekatalog. Der verlorene Sohn einer Sowjetunion die es nie gab, ein Unzufriedener, mit einem politischen Wortschatz welcher seinen Bildungsstand zu repräsentieren scheint. Nun hatte er es zumindest geschafft, zu einer Schachfigur der Mächtigen zu werden und in den Medien abgebildet zu werden. Wer finanziert ihn? Die Nato? Oder Russland selbst, als Köder der Unzufriedenen? Als man in als Novitschok-Vergifteten darstellte, musste ich lachen. Das war schon zu Propagandaverdächtig. Es gibt so viele Gifte, welche nach ihrer Wirkung schnell zerfallen und nicht nachweisbar wären. Quo Bonum, wem nützt es, oder hätte es genützt? Danke für den umfassenden Bericht und den Link zur Rede von Putin beim WEF. Seine Ansprache war wirklich sehr interessant.

  • am 21.02.2021 um 15:45 Uhr
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    Haben Sie bei Ihren Recherchen auch etwas erfahren über die Magenverstimmung, welche das Spitalteam bei Nawalny im Spital von Omsk gemäss den NATO-abhängigen westlichen Medien diagnostiziert hatten? Weshalb machte das Flugzeug überhaupt eine ausserplanmässige Landung in Omsk? Was hat die Charité in Berlin denn gemäss «The Lancet» bei den Blutuntersuchungen herausgefunden? In den NATO-abhängigen westlichen Medien wurde auch zu einem frühen Zeitpunkt vermeldet, dass ein Geheimdienstteam im Spital von Omsk Nawalnys Kleidung abholte – lange vor der Novichok-Unterhosen-Theorie. Auch das Fake News, um das Regime Russlands zu diskreditieren? Zu den Ereignissen scheint es doch noch etliche offene Fragen zu geben. Nach meiner Empfindung wird die Persönlichkeit Nawalnys auch in unseren Breiten in Mainstream-Medien seit Jahren kontrovers diskutiert. Er wird als Show-Man dargestellt, der gerne im Fernsehen kommt. Seine Rückkehr nach Russland gilt als mutig. Kann ich irgendwie nachvollziehen.

  • am 21.02.2021 um 16:31 Uhr
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    Herr Müller, Sie gehen auf das auf Video aufgezeichnete Gespräch von Navalny mit seinem Auftragskiller nicht ein (NZZ 21.12.2020).

  • am 22.02.2021 um 11:06 Uhr
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    Abstossende journalistische Qualität

    Wenn man Christian Müllers Artikels liest, weiss man im Voraus, dass es entweder um „Isreal-Kritik“ geht oder um „Putin-Verständnis“ oder seine geliebt-gehasste NZZ. Im jüngsten Artikel über Navalny schreibt Müller: „Am 20. August 2020 wurde, wie vermutet wird, Nawalny vergiftet.“ Also sind in den Augen Müllers die Medizinaldoktoren der Berliner Charité, eines der global renommiertesten Spitäler, die Navalny entgiftet haben, Leute, die „vermuten“. – Das darf nicht unwidersprochen bleiben. Da geht es nicht mehr darum, einen Pressemann nur zu kritisieren, weil man anderer Meinung ist. Nein hier geht es um die fundamentale journalistische Qualität. Manchmal kann man ja fast froh sein, dass es solche Irr-Meinungen noch gibt – wie man auch die SVP oder die AFD, sollte es sie nicht geben, ja beinahe erfinden müsste, um sich ganz und gar klar darüber zu werden, was wirklich nurmehr abstossend ist.

  • am 22.02.2021 um 12:25 Uhr
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    Wenn Infosperber mithilft, Navalny als DEN Vertreter der russischen Opposition und liberaler Werte zu demontieren, wäre es schön, hier auch informiert zu werden über andere Vertreter der Opposition gegen Putin, die über weniger Showtalent und keine undurchsichtige Finanzen verfügen. Es gibt sie, und sie sind im Westen wenig beachtet, das heisst ihre Porträtierung wäre mit dem Konzept von Infosperber vereinbar und wäre eine echt prorussische Haltung, denn sie sind Russen wie Putin, auch wenn sie Menschenrechte verteidigen. Allerdings werden sie von der Regierung mit allen Schikanen und mit dem Vorwurf an alle Kritiker zum Schweigen gebracht, sie seien bezahlte Agenten und Verräter des Vaterlands, gut stalinistisch gesagt, Vertreter der Fünften Kolonne. Wenn Navalny nicht die moralische Legitimation hat, Korruption im Kremlumfeld aufzudecken, wer soll dann diese Aufgabe übernehmen? Hilft Infosperber durch Recherchen mit? Oder gibt es im Kreml keine Korruption? – Die von Christian Müller als Fake News dargestellte Meinung, die russischen Staatsmedien hätten nur eine, die vom Kreml diktierte Meinung, trifft nach meinen Recherchen (ich lese fliessend Russisch) vollständig zu. Man möge Beispiele einer Kremlkritik in diesen Medien aufzeigen. Das heisst nicht, dass alles falsch ist, was russische Staatsmedien melden, denn sie bringen ausgiebig richtige News, nämlich solche, die den Westen und die Opposition in ein schlechtes Licht setzen. Und solche wahren News gibt es leider.

    • am 23.02.2021 um 17:48 Uhr
      Permalink

      Herr Lüthi,
      Tatsächlich ist es für Menschen ausserhalb des russischen Kulturraums sehr schwierig, Vorgänge in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu begreifen. Es beginnt schon beim richtigen historischen Verständnis für die Zeit des «Grossen Vaterländischen Kriegs», wie die Menschen dort den 2. Weltkrieg nennen. Das Wissen, das uns seinerzeit in den Schulen vermittelt wurde, war sehr einseitig geprägt. Haben Sie zB von der rund 1 Million Hungertoten im damaligen Leningrad während rund 900 Belagerung gehört? Oder noch eindrücklicher: Vom «Plan B», der perfiden Idee im Falle eines Sieges über die Sowjetunion zig-Millionen von Menschen dem Hungertod zu überlassen?
      Was wir im Westen vermittelt bekommen hat den Zweck, vom Hegemonialanspruch der USA abzulenken. Putin hat das Verdienst, Russland aus der Asche des Zusammenbruchs anfangs der 90-er Jahre wieder herauszuführen und ihm den gebührenden Platz auf der Weltbühne zurückzugeben.
      Korruption ist ein grosses Problem, das auch in Russland offen diskutiert wird. Aber leider gilt noch immer im US-dominierten Westen die Brzeziński-Doktrin, welche sinngemäss besagt: «Willst Du China beherrschen, so musst Du zuerst Russland auf deine Seite holen». Das erklärt vieles, was aktuell geschieht.
      Nehmen Sie die Landkarte und werfen Sie einen Blick auf das Land, welches sich über 11 Zeitzonen erstreckt. Es ist reich an vielen natürlichen Ressourcen und schaffte es jüngst, auch in der Landwirtschaft eine bedeutende Position zu erreichen.

  • am 22.02.2021 um 19:28 Uhr
    Permalink

    Das entschuldigen der Journalisten fällt mir schwer. Weil sie grosse Macht über Normalverbrauchers wie ich eine bin besitzen und diese Macht bewusst, gezielt und gekonnt einsetzen.
    Ihre Hintermänner wissen um den Geldmangel, nicht nur der Journalisten (haben ihn mit verursacht) und stopfen grosszügig Löcher in der Portokasse, sollte ein Artikel nach ihrem Gusto ausgefallen sein.
    Hilfreich zur Wahrheitsfindung bei Zeitnot wegen Personalmangel ist, dass jeder Journalist über eine Anzahl Quellen verfügt, die er bei Bedarf zu einem Thema anzapfen kann – wenn er will.
    Aber eigentlich hätte der einfache Vergleich zwischen den beiden Herren Julian Assange und Alexej Navalny zur Meinungsbildung (nach Navalnys Genesung) genügt.

    Das Cabaret um Herrn A. Navalny, nach seiner Genesung, wurde von vielen Medien hier in der westlichen Welt wohlig aufgegriffen. Sie servieren uns «ihr Wissen», in aufdringlichsten Form seit achtzig Jahren, fast täglich brühwarm.
    Denke, dies ist nicht einfach nur ein grober Tritt an das Schienbein Russlands.

    Erinnert etwas an die Arbeit Rupert Murdoch’s und seiner Zeitungen, damals in England: arte.tv/de/videos/098155-000-A/der-aufstieg-der-murdoch-dynastie-2-3/

    Danke für Ihren fundierten, Frieden stiftenden Beitrag Herr Müller. Freue mich auf Weitere:).

  • am 23.02.2021 um 09:44 Uhr
    Permalink

    Christian Müller verlinkt seine Beiträge vorbildlich mit den zitierten Originalquellen. Wenn man dieses Angebot nutzt und z. B. auf die Website von Thomas Röper geht, ist es doch etwas erstaunlich, dass wir hier den finden sollen, der uns endlich «berichtet, wie es wirklich ist» im Gegensatz zur Schweizer Lügenpresse, die uns als «Politposse» «miserabel» unterrichtet. Beim Durchgehen seiner Beiträge wird klar, dass es sich nicht um einen staatsunabhängigen, selber kritisch und gegnüber den Mächtigen unerschrocken recherchierenden Journalisten handelt, sondern um einen Lobbysten, der ohne jede kritische Beleuchtung alle Aussagen der russischen Staatsmedien und der hinter dem System Putin stehenden Politiker und Richter 1:1 dem Leser als Wahrheit empfiehlt. Neben die Demontierung Navalnys stellt er keine Recherche zur Korruption im innersten Machtzirkel; die Kritik an Navalnys Beleidigung eines Veteranen darf ungestört mit der rein sowjetischen, patriotischen Geschichtsverfälschung der Stalinzeit daherkommen usw. – Fast gleichzeitig mit Christian Müllers Artikel erschien bei Infosperber die Entlarvung der Schweizer Lobbysten für Chemiekonzerne, die sich natürlich nicht selber ein Urteil bilden über das Glyphosat, sondern sich der Aufgabe verschreiben 1:1 die Sicht der Konzerne weitergeben. Vielleicht kann Christian Müller auch die Geldflüsse, von denen Thomas Roeper lebt, transparent machen?

    • Christian Müller farbig x
      am 23.02.2021 um 17:32 Uhr
      Permalink

      @ Peter Lüthi: Man kann natürlich jeden, der über Russland schreibt und Russland nicht ausschliesslich schlechtmacht, verdächtigen, von Russland bezahlt zu sein. Das ist genau der Grund, warum ich in meinem Artikel mehrere Quellen angegeben habe. – Zum Anti-Spiegel sehe man Thomas Röpers Begründung, warum er diese Plattform initiiert hat: https://www.anti-spiegel.ru/ueber-anti-spiegel/ CM

  • am 23.02.2021 um 09:50 Uhr
    Permalink

    Infosperber muss unbedingt einen grösseren Bekanntheitsgrad erreichen!
    Wenn es eines Beweises für seine Offenheit bedarf, sind es gerade die kontroversen Leserbriefe, die Infosperber veröffentlicht. Ich selbst vertrete zB eine dezidiert eigene Meinung zu Themen wie Russland oder dem im Grunde genommen nie unterbrochenen «kalten Krieg». Kulturelle, historische und die Beherrschung der russischen Sprache mögen dazu beigetragen haben (Die Beiträge von Christian Müller bestätigen diese Sichtweise).
    Leider scheint mir die «westliche» Presselandschaft noch eintöniger geworden zu sein. Mir ist es schlicht unmöglich, einen Leserbrief in einer der Mainstreamzeitungen zu platzieren. Meine Frau und ich besuchten auch zweimal die Krim in den Jahren 2016 und 2018 und haben auch heute regen Kontakt mit zahlreichen Menschen in der Russischen Föderation.
    Früher gab es auch bei uns noch eine Meinungsvielfalt: Die den Gewerkschaften und der damaligen SP nahestehenden AZ-Ausgaben, die frühere «National-Zeitung», ja sogar teilweise der Tagi vertraten zu Kriegen in Vietnam oder in Afrika eine dezidiert eigene Meinungen. Heute erhalten wir über Fernsehen und Printmedien nur noch homogene Informationen.
    Wenn unsere politischen Verantwortlichen die «Meinungsvielfalt» der Medien fördern wollten, müssten sie speziell diesem Aspekt Rechnung tragen und nicht giesskannenartig Geld über alle Medien ausschütten.

  • am 23.02.2021 um 13:43 Uhr
    Permalink

    «Damals gab Nawalny sich offen als Nationalist zu erkennen und nahm an nationalistischen Kundgebungen teil. Er begann in der liberalen, marktorientierten Partei Jabloko, wurde aber wegen seiner nationalistischen Ansichten rausgeschmissen. Dann gründete er seine Bewegung «Das Volk», die sich gegen illegale Einwanderung richtete, und er nahm unverhohlen fremdenfeindliche Videos auf, in denen er Menschen aus dem Südkaukasus mit Zahnlöchern und Migranten mit Kakerlaken verglich: Eines dieser Videos ist immer noch auf seinem verifizierten YouTube-Kanal zu sehen.»

    Kurzer Kommentar zu diesem Abschnitt. Ich bin dem kurz nachgegangen, und das Video ist tatsächlich auf Youtube, aber nicht auf Nawalny’s offiziellem Kanal, sondern auf einem viel kleineren Kanal, womöglich fake: https://www.youtube.com/channel/UCvt2xzeS3FboiwIqbrWouFQ
    Wurde hier schlecht recherchiert, oder kapiere ich was nicht? Bitte um Stellungnahme, vielen Dank!

  • am 23.02.2021 um 14:52 Uhr
    Permalink

    Der Artikel ist mit seinen Links zweifellos nützlich. Aber: Es geht im «Fall Nawalny» aktuell gar nicht um seine Person, seine Agenda und die «Opposition», sondern schlicht und einfach um das Prozessgeschehen und die Urteile. Und da kann ich nur eines sagen: Russländischen Staatsanwält*innen, Richter*innen und Anwält*innen von Weltkriegsveteran*innen möchte ich nicht ausgesetzt sein.

  • am 25.02.2021 um 09:34 Uhr
    Permalink

    Können mir Christian Müller und seine Follower erklären, warum sie sich (wie Thomas Röper) intensiv für die Schwachstellen in Navalnys Vergangenheit und Transparenz interessieren, aber mit keinem Wort ihr Interesse bekunden, ob es im innersten Machtzirkel um Putin Korruption tatsächlich gibt und in welchem Ausmass, ob es von Navalny unabhängige Recherchen dazu gibt, und ob es denn legale, von der Staatsmacht und von Infosperber vielleicht sogar anerkannte Formen des Protestierens gegen Korruption gäbe, da die jetzigen Formen des Protests gegen die Staatsgewalt auch ohne Gewalttätigkeit illegal sind und deshalb völlig zu Recht, so verstehe ich Thomas Röper, mit massenhafter Verhaftung und strafrechtlicher Verfolgung beantwortet wurden. Für die Bevölkerung Russlands ist die Frage der tatsächlichen Korruption um den Kreml und bei den Provinzkönigen viel lebenswichtiger als die Finanzierungen und Entgleisungen eines Oppositionellen. Aber interessiert man sich bei Infosperber für die Bevölkerung? Oder kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass Protest gegen Korruption in Russland vom CIA finanziert ist, wie es die Staatsmedien melden, da es sich um den Ausnahmestaat in der Welt handelt, in dem die Mächtigen auch ohne Kontrolle durch eine unabhängige Justiz der Versuchung von Machtmissbrauch nicht erliegen? Ich bitte um Aufklärung!

    • Christian Müller farbig x
      am 25.02.2021 um 16:45 Uhr
      Permalink

      @ Peter Lüthi: Ja, man interessiert sich bei Infosperber für die russische Bevölkerung. Der Autor hat in Russland auch persönliche Bekannte. Diese kritisieren den Kreml natürlich auch für das eine oder andere, sind Putin aber nach wie vor dankbar, dass er der Katastrophe in den 90er Jahren unter Jelzin ein Ende gesetzt hat und den Vielvölkerstaat Russland zusammenhält. – Zur Opposition in Russland wird Infosperber in den nächsten Tagen einen weiteren Beitrag bringen – aber keine Angst: nicht von Christian Müller. Dafür mit Quellenangabe in russischer Sprache, damit auch Sie es im Original lesen können. CM

    • am 2.08.2021 um 15:56 Uhr
      Permalink

      mir ist einfach bewusst dass putin bzw sein machtapparat im defensiv modus agieren müssen, solange klar ist dass der die westlichen machtzirkel aus russland gerne ein weiteres irak, lybien, syrien, afghanistan etc machen will, und dafür nochsogerne mit extremisten jeder art kooperieren.

      das gilt auch für chinas vorgehen mit, bzw gegen die uiguren. nicht dass die autoamtisch exteemisten seien, aber über arrabische religionsschulen …. naja, kann geschult werden.

      schlimme menschenleben und umwelt gefährdende korruption gibts auch in den usa und deutschland. eine kriegssituation ist trotzdem schlimmer, und deswegen sollten diese art der ausland und geheimdienst politik der usa und auch der eu endlich mal aufhören.

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