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In vier Teilen berichtete Infosperber über die «Abu Dhabi Secrets». © is

«Abu Dhabi Secrets»: Die NZZ schreibt um den heissen Brei herum

Urs P. Gasche /  Den aufgedeckten Skandal um die Genfer Geheimdienstfirma Alp Services hat die NZZ lange verschwiegen. Jetzt schlägt sie zu.

Dass der private Detektivkonzern Alp Services Journalisten ohne ihr Wissen für eine politische Kampagne gegen Katar und die Muslimbruderschaft einspannte, ist für die NZZ nebensächlich.

Dass Alp Services mit unlauteren Methoden den Ruf des unbescholtenen Unternehmers Hazim Nada zerstörte und dessen Weltkonzern ruinierte, ist für die NZZ kaum erwähnenswert.

Laut NZZ haben die geleakten Dokumente der Alp Services keinen Skandal ans Tageslicht gebracht. Vielmehr hätten diejenigen skandalös gehandelt, die im Gegensatz zur NZZ darüber informierten. Unter dem Titel «Der Skandal um die ‹Abu Dhabi Secrets›» wirft NZZ-Redaktor Lucien Scherrer anderen Medien «fragwürdige Methoden» vor. Zu den «anderen Medien» zählt Scherrer den «New Yorker», den «Tages-Anzeiger», den «Spiegel», die französische Plattform «Médiapart» und den «SRG-Ableger RTS», nicht aber «Infosperber».

Die Fakten, über die Infosperber ausführlich berichtete

  • Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) beauftragten die private Genfer Geheimdienstfirma Alp Services, den VAE belastendes Material gegen Katar und die Muslimbruderschaft zu beschaffen. 
  • Alp Services griff dabei zu bedenklichen Methoden (beispielsweise unvorteilhafte und falsche Wikipedia-Einträge, Gerüchte, falsche Absender, Geheimhaltung der Auftraggeber). 
  • Mindestens zwei Schweizer Journalisten hat Alp Services für ihre Aufträge instrumentalisiert.
  • Insbesondere organisierte Alp Services einen Rufmord gegen ein weltweites Unternehmen und gegen dessen Besitzer Hazim Nada.

Alle diese Machenschaften kritisiert die NZZ nur am Rande. Einen angeblichen Medienskandal sieht sie darin, dass Katar und die Muslimbruderschaft alles andere als Engel seien und die anderen Medien mit «ausgeblendeten Fakten» den Eindruck erweckt hätten, Katar und die Muslimbruderschaft seien bedauernswerte Opfer der Täterin Alp Services und der auftraggebenden Emirate.

Dieser Eindruck sollte bei den vier Berichten von Infosperber nicht entstanden sein. Infosperber informierte in erster Linie über das – tatsächliche – Opfer Hazim Nada, die fragwürdigen Methoden von Alp Services und die Instrumentalisierung von Journalisten. Den Hintergrund hatte Infosperber wie folgt eingeordnet:

«Die Emirate (VAE) wollten Anhänger der von Katar unterstützten Muslimbruderschaft identifizieren und schädigen. Anfang 2017 verschärften sich die Spannungen zwischen den Emiraten und Katar, wo die Muslimbrüder willkommen sind. Beide Seiten investierten immense Summen in Anwälte, Lobbyisten und PR-Berater. So wollten sie Einfluss auf westliche Hauptstädte gewinnen. Als Quellen der ‹Informationen› dienten private Geheimdienste wie die Genfer Alp Services. Die Genfer Firma von Mario Brero witterte ein gutes Geschäft.» 

Die NZZ wirft den erwähnten Medien vor, dass sie sich nicht fragen, «von wem sie möglicherweise instrumentalisiert wurden». Tatsächlich gibt es kaum Whistleblower, die keine Interessen verfolgen. Im konkreten Fall freuen sich bestimmt Katar und die Muslimbruderschaft an den Informationen über die «Abu Dhabi Secrets». Das ändert jedoch nichts daran, dass die geleakten Dokumente Tatsachen enthalten, die von öffentlichem Interesse sind.

«Namentlich genannt wird Kurt Pelda»

Die NZZ schreibt: 

«Zum apologetischen Charakter der ‹Abu Dhabi Secrets›-Berichterstattung passt, dass auch renommierte Wissenschaftler und Journalisten, die sich mit Islamismus beschäftigen, in die Nähe von Schmierfinken, Spionen und Verleumdern gerückt oder sogar als ‹Islamverfolger› an den Pranger gestellt werden. Dies, weil sie mit Alp Services Informationen austauschten und zum Teil für Recherchen bezahlt wurden. Namentlich genannt wurde etwa der Schweizer Journalist Kurt Pelda, der unter anderem für die NZZ und Tamedia tätig war und heute bei CH-Media angestellt ist.»

Ganz ungeschoren kommt Pelda nicht davon:

«Man kann sich lediglich fragen, ob es klug ist von seriösen Wissenschaftlern und Journalisten, mit einem Büro zusammenzuarbeiten, das schon vor den ‹Abu Dhabi Secrets› wegen seiner abenteuerlichen Methoden bekannt war.»

Hazim Nada, den Alp Services mit Rufmord ruinierte, erwähnt die NZZ im seitenlangen Artikel lediglich kurz: 

«Als Opfer wird unter anderen der Unternehmer Hazim Nada erwähnt. Der Sohn des Bankiers Youssef Nada — ein bekennender Muslimbruder, der sich als ‹Aussenminister› der islamistischen Bewegung bezeichnete – soll als Terrorfinancier angeschwärzt worden sein, obwohl er im Gegensatz zu seinem Vater unpolitisch sei.»

«Soll» und «sei», obwohl die Fakten klar sind. Die NZZ informiert auch nicht darüber, dass Vater Youssef Nada zehn Jahre lang für seine Unschuld kämpfen musste. Erst im Jahr 2012 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Schweiz, weil sie Youssef Nada rechtswidrig auf die Sanktionsliste von Terror-Unterstützern gesetzt hatte. 

Die Verbindungen von Sohn Hazim Nada zur Muslimbruderschaft oder zu muslimischen Extremisten hat Alp Services auf unseriöse Art hergeleitet, um den dafür zahlenden Emiraten etwas Konkretes zu bieten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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Eine Meinung zu

  • am 26.07.2023 um 15:02 Uhr
    Permalink

    Danke für diesen Artikel. Ich bin schon lange Leser von Infosperber und ich schätze es sehr, dass hier Dinge aufgegriffen und beleuchtet werden, die in den Mainstream-Medien einfach untergehen.

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