Murdoch

Im Alter von 92 Jahren steuert Rupert Murdoch immer noch einen einflussreichen Konzern. © (pd)

Horrende Kosten eines Medienskandals

Rainer Stadler /  Der Medienmagnat Rupert Murdoch stand vor zehn Jahren im Fokus eines riesigen Skandals. Dieser kostet ihn noch heute viel Geld.

Im Juli 2011 deckte der Journalist Nick Davis im «Guardian» einen der grössten Medienskandale der jüngeren Zeit auf. Er berichtete, dass sich Mitarbeiter der Sonntagszeitung «News of the World» illegal Zugang zur Sprachbox des entführten Mädchens Milly Dowler verschafft hatten. Die Journalisten entfernten dabei einige Sprachnachrichten, um Platz zu schaffen für neue Botschaften, die sie abhören wollten. Die Löschungen führten dazu, dass die Eltern glaubten, dass das bereits ermordete Mädchen noch am Leben sei.

Prominente und ein Schulmädchen im Visier

Die Publikation des «Guardian» empörte die britische Öffentlichkeit. Der Verleger, der Medienmagnat Rupert Murdoch, sah sich gezwungen, die Sonntagszeitung wenige Tage später einzustellen. Nick Davis hatte bereits zwei Jahre zuvor erstmals über umfangreiche Bespitzelungen von Prominenten durch Journalisten von «News of the World» berichtet. Damit fand er damals kein Gehör. Vielmehr rügte der britische Presserat den «Guardian» wegen übertriebener Behauptungen. Erst der Bericht, dass auch ein «normales» Schulmädchen abgehört worden war, brachte die breite Öffentlichkeit in Aufwallung.

Das hatte für Murdoch schwere Konsequenzen. Er musste eine für ihn wichtige Mitarbeiterin, die Geschäftsführerin Rebekka Brooks, opfern und seinen Sohn James aus dem britischen Geschäft abziehen. Zudem war nun seine Expansion in den Fernsehmarkt blockiert. Er hatte bei den Behörden keine Chance mehr, eine Erlaubnis für die Übernahme von BSkyB zu erhalten. Vielmehr musste Murdoch vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission antraben und sich Asche aufs Haupt streuen. Der Skandal machte manifest, wie eng und verfilzt die Beziehungen zwischen Murdoch und führenden Vertretern des britischen Staats waren.

Politiker forderten eine strengere Kontrolle der Medien. Die Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von Lord Leveson machte entsprechende Vorschläge, die vom Parlament bewilligt wurden. Durchgesetzt wurden sie nie. Die britische Presse schloss die Reihen und blockierte die moderate Reform, die sie als Angriff auf die Medienfreiheit kritisierte. Die Politiker wollten eine staatliche Basis (Royal Charter) für die mediale Selbstskontrolle, auch um dem Presserat mehr Wirksamkeit zu verleihen. Doch die Verleger beharrten darauf, bei der Aufarbeitung medienethischer Probleme völlig autonom zu bleiben.

Ein Desaster

In finanzieller Hinsicht war die Affäre für Murdoch ein Desaster. Üblicherweise enden grössere Medienskandale mit der Auszahlung einer Entschädigung an die Opfer und mit der Abbuchung von Rechtskosten, die im schlimmeren Fall zusammen ein paar Millionen Franken ausmachen können. Nun ging es aber um Hunderte von Millionen. Das britische Fachorgan «PressGazette» hat dieser Tage eine Schätzung zu den gesamten Kosten des Skandals publiziert. Danach betragen sie etwa eine Milliarde Pfund. Das Organ stützte sich dabei auf Finanzberichte von Murdochs Medienhaus. So musste man 2011/2012 288 Millionen Pfund für die Abwicklung des Sonntagsblatts ausgeben. Obwohl die Zeitung sogleich durch eine Sonntagsausgabe der «Sun» ersetzt wurde, waren Einnahmeneinbussen in Höhe von 145 Millionen Pfund hinzunehmen.

Viel Geld verschlangen auch die Anwalts- und Gerichtskosten sowie die Entschädigungen an die Opfer. Allein zwischen 2018 und 2020 gab man dafür rund 130 Millionen Pfund aus. Wie «PressGazette» schreibt, rechnet Murdochs Verlag damit, dass man sich nun dem Ende der Rechtsstreitigkeiten nähere. Aber eine Milliarde Pfund hat der Skandal schon gekostet.


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Eine Meinung zu

  • am 13.07.2021 um 21:19 Uhr
    Permalink

    Es bleibt zu hoffen, dass die Mehrheit der grossen Medien, welche die Öffentlichkeit seit mehr als einem Jahr mit täglichen Panikmeldungen, unbelegten Behauptungen und aus jedem Kontext gerissenen Zahlen in Angst halten, dereinst auf ähnliche Art wegen Schreckung der Bevölkerung zur Verantwortung gezogen werden.

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