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Bill Gates: Milliarden für gute Zwecke. © mohamed_hassan

Gates-Stiftung: eine potente Medienförderin

Rainer Stadler /  BBC, CNN, Spiegel, Guardian und andere Medien bekamen von der Gates-Stiftung viel Geld. Sie fördert Beiträge über globale Themen.

Die US-amerikanischen IT-Giganten sind in den vergangenen Jahren auf dem Medienmarkt zu wichtigen Geldgebern geworden. Facebook und Google fördern mit millionenschweren Programmen den digitalen Journalismus, während die Stiftung von Melinda und Bill Gates den Redaktionen finanziell unter die Arme greift, wenn diese gemeinnützig inspirierte Beiträge über Entwicklungsthemen und die globale Gemeinschaft publizieren. Gemäss einer Auswertung des Medienorgans «Mintpress» gab die Stiftung dafür bereits über 300 Millionen Dollar aus. Auf der Website der Stiftung kann man herausfinden, wer wofür wieviel Geld erhalten hat, wenn man via Suchmaske die Namen von Medienhäusern eintippt.

Bekannte Namen sind darunter zu finden. Einige Redaktionen bezogen bereits Beträge in Millionenhöhe. Besonders hoch sind die Beiträge an die BBC, die seit 2006 über 50 Millionen Dollar bekam. CNN erhielt 3,6 Millionen, das öffentliche US-Radionetzwerk NPR 5,3 Millionen, Le Monde 4 Millionen, der britische Guardian mehr als 13 Millionen und der Spiegel 5,4 Millionen. Die grossen Schweizer Medienhäuser zählen nicht zu den Geförderten.

Der globale Süden im Fokus

Die von der Gates-Stiftung unterstützten Medien machen daraus kein Geheimnis. Der Spiegel legt dabei Wert auf die Feststellung, dass die redaktionelle Unabhängigkeit gewahrt bleibe. Die Stiftung übe keinen Einfluss aus. Dank ihrem Beitrag könne man aber die Berichterstattung über Themen wie Migration und Klimawandel ausbauen. Das Resultat der Förderung lässt sich auf der Spiegel-Seite «Globale Gesellschaft» begutachten. Da findet man einschlägige Beiträge über das Elend im globalen Süden, sei es die Missachtung der Frauen in Brasilien und Afghanistan oder die Umweltverschmutzung durch Plastik. Die Redaktion nahm den Krieg in der Ukraine zudem zum Anlass, um die weltweiten Auswirkungen des russischen Überfalls sichtbar zu machen. Ein Videobericht legt dar, dass das von Dürre heimgesuchte Somalia wegen des Kriegs in Osteuropa noch weniger Hilfe bekomme. Weitere Beiträge informieren über die Kriegsfolgen für ukrainische Leihmütter und für die Kornkammer Europas.

Die Themenschwerpunkte zur Dritten Welt versammelt die BBC unter dem Motto «Media Action» – die Initiative dazu wurde vor mehr als zwanzig Jahren ergriffen. Die Gates-Stiftung ist hier nur eine von zahlreichen Geldgeberinnen, zu denen auch staatliche Entwicklungsorganisationen der USA, der EU, Kanadas und von Norwegen zählen. Mit den Fördergeldern realisiert die BBC etwa Projekte zur Bekämpfung von Online-Gewalt gegen Frauen in Nepal, zur Gleichstellung der Geschlechter mit Hilfe von digitaler Kommunikation in Indien oder gegen die Diskriminierung von Behinderten in Nigeria. Die britische Sendergruppe fördert ferner die Entwicklung von unabhängigen Medien im globalen Süden.

Abhängigkeiten

Dass die vom Microsoft-Gründer geförderten Redaktionen unabhängig arbeiten können, darf man gerne glauben. Einfluss behält die Stiftung über die Kriterien, welche sie den Medien für die Einreichung von Gesuchen vorgibt. Eine an Unterstützung interessierte Redaktion wird also das Gesuch so formulieren, dass es dem Willen der Stiftung entspricht. Falls sie eine fortlaufende Förderung anstrebt, wird sie ebenso darauf achten, dass die realisierten Beiträge den Vorstellungen der Geldgeber entsprechen. Zudem: Die finanziellen Zuwendungen erschweren es den Redaktionen, kritische Berichte über allenfalls heikle Tätigkeiten einer so potenten Institution wie der Gates-Stiftung zu publizieren – jeder Geldstrom schafft gewisse Abhängigkeiten.

In einigen Fällen reicht die Kooperation zwischen Stiftung und Geförderten offenbar weiter. «Mintpress» verweist auf einen allerdings etwas alten Artikel der «New York Times» von 2009. Danach vereinbarte die Stiftung mit dem Medienkonzern CBS, dass in Fernsehsendungen pädagogisch gewünschte Botschaften eingebaut werden, beispielsweise zur Verhinderung von übertragbaren Krankheiten – einem Kernthema der Stiftung, die sich weltweit für eine Verbesserung der Gesundheit engagiert. Im Jahr 2020 gab die Stiftung insgesamt 5,8 Milliarden Dollar für die Realisierung ihrer Zwecke aus.


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Keine
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5 Meinungen

  • am 5.04.2022 um 14:33 Uhr
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    Gerne lese ich die offenen Ansichten und Meinungen der Menschen, die frei und offen das Wort erheben, doch das, was ich weltweit verbreite, stösst leider beim Gros der Menschheit und vor allem bei den unfähigen und selbstherrlichen Regierenden aller Länder auf Ablehnung und wird gar als Lüge bezeichnet, und zwar auch vom Gros der Bevölkerungen, weil die Wahrheit nicht gewusst und nicht selbst gedacht werden will. Darum verzichte ich auf die Verbreitung meiner Worte und schweige, doch ich schätze sehr, dass Sie von Infosperber die Personen offen zu Wort kommen lassen, die noch Wert darauf legen, auf dem Weg INFOsperber das zu sagen, was ihnen wichtig ist.
    Lieben Gruss E. Meier

  • am 5.04.2022 um 18:06 Uhr
    Permalink

    Dieser Artikel scheint mir doch etwas gar blauäugig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine durch Spenden „gekaufte“ Redaktion kritisch über seine Geldgeber spricht. Es gilt auch hier das Motto: die Hand, die einen füttert, beisst man nicht.
    Zudem muss man wissen, wo die Stiftung von Bill und Melinda Gates sonst noch überall involviert ist, zum Beispiel in Big Pharma, WHO etc.
    Aber die Strategie ist natürlich hervorragend: es ist alles legal, es ist alles offiziell und man beeinflusst Teile des Weltgeschehens inklusive die Presse auf die sanfte Tour.
    Heinz Peter

  • am 6.04.2022 um 07:14 Uhr
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    Seit vielen Jahren lese ich den Spiegel, am Anfang die Druckversion und seit einiger Zeit vornehmlich Spiegel online.
    In dieser Zeit konnte (musste) ich feststellen, dass sich die politische Ausrichtung des Mediums stark verändert hat. Während in früheren Jahren der Spiegel investigativ und hinterfragend die Entscheidungen der Bundesregierungen begleitete, entwickelt er sich in zunehmendem Maß als reines Sprachrohr der Entscheider.
    Deutlicher Beleg war die Berichterstattung der Corona Problematik, hierbei speziell die mediale Präferierung von Impfstoffen sowie die Anstrengungen der Politik, eine Freigabe der Patente zu verhindern.
    In der Diskussion über das Verhalten der WHO in der Pandemie wurde bestenfalls der Einfluss Chinas bemängelt, zu keiner Zeit jedoch die privaten Interessen des Hauptsponsors Melinda und Bill Gates Stiftung.
    Eine internationale Berichterstattung sollte einem solch großen Medium auch ohne «Globale Gesellschaft» möglich sein.

  • am 6.04.2022 um 10:07 Uhr
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    Diese zum Teil mächtig gesponserten Medienhäuser werden sich hüten, kritisch über Bill Gates und seine Aktionen zu berichten…

  • am 6.04.2022 um 10:28 Uhr
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    Es gibt ein einfaches Sprichwort: Wer zahlt, befielt.

    Wie jedes Sprichwort ist auch dieses nicht in jedem Fall zutreffend und natürlich sehr allgemein gehalten. Ich denke aber trotzdem, dass es die inhärente, kapitalistisch-systemisch bedingte und legalisierte Korruption ganz gut abbildet. Dies bedeutet natürlich nicht, dass Geldgeber drein reden beim redaktionellen Inhalt. Aber die Redaktion weiss natürlich, welche Sichtweise ihre Geldgeber haben. Ob bewusst oder unbewusst, dass wird in die Entscheidung bzl. Berichterstattung mit einfliessen.

    Interessant zu wissen:
    Auch Swissmedic, zuständig für die Erfassung der Impfnebenwirkungen, erhält Gelder von der Bill and Melinda Gates Foundation. Und zwar 900’000.- von 2020 – 2023.

    https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/ueber-uns/internationale-zusammenarbeit/multilaterale-zusammenarbeit-mit-internationalen-organisationen-/bill-and-melinda-gates-foundation.html

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