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Auf eine beschichtete Pfanne im Haushalt wollen nur wenige verzichten. Dabei kann sie potenziell gefährliche PFAS enthalten. © cc-by Didriks/Flickr

Wegen PFAS: Klage über Sicherheit von Teflonpfannen

Daniela Gschweng /  Die Firma Tefal behauptet, ihre Pfannen seien sicher, die Kläger sehen das anders. Ein französisches Gericht muss darüber urteilen.

Die französische Justiz muss sich mit einem brisanten Fall auseinandersetzen: Drei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben am 9. Juli den Haushaltswarenhersteller Seb verklagt, zu dem die bekannte Marke Tefal gehört.

Seine Pfannen seien sicher, wirbt das Unternehmen. France Nature Environnement (FNE), Générations futures und die Association citoyenne et laïque des consommateurs (ACLC) sehen das anders und haben Klage wegen «irrenführender Geschäftspraktiken» eingereicht. Sie werfen Seb vor, Konsumentinnen und Konsumenten systematisch über die Risiken von Teflon zu täuschen. Ein Gericht muss nun beurteilen, wie sicher mit Teflon beschichtete Pfannen sind.

PTFE ist ein PFAS

Eine Tefal-Pfanne ohne Teflon jedenfalls kann es nicht geben, das sagt schon der Name: «Tefal» ist eine Wortkombination aus «Teflon» und «Aluminium». Teflon oder PTFE (Polytetrafluorethylen) wiederum ist eine PFAS und damit Teil einer Chemikalienfamilie, die in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Viele ihrer mehreren tausend Mitglieder sind giftig und zersetzen ich in der Natur quasi nicht, was ihnen den Beinamen «Ewigkeitschemikalien» eingetragen hat.

Das Polymer Teflon oder PTFE ist nicht wasserlöslich, gelangt aus einer beschichteten Pfanne also nicht so schnell ins Essen, wenn die Pfanne nicht zu hoch erhitzt wird. Teile der Beschichtung können sich aber mit der Zeit lösen. Bei der Teflon-Herstellung werden jedoch noch weitere PFAS eingesetzt, die in die Umwelt gelangen können. Die Umweltbelastung entsteht also nicht nur durch das fertige Produkt, sondern entlang des gesamten Lebenszyklus.

An der Unschädlichkeit von Teflon gibt es Zweifel. Um PTFE als krebserregend einzustufen, gebe es keine sichere Datengrundlage. Als «sicher» könne man Teflon deshalb aber nicht beschreiben, sagt die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC). Sie merke ausserdem an, dass ihre letzte Beurteilung schon mehrere Jahre her sei, fasst die Nachrichtenagentur AFP zusammen.

Auch andere PFAS in beschichten Pfannen

Ähnlich äussert sich die deutsche Verbraucherzentrale  in Bezug auf die Einschätzung der EU-Behörden Efsa und Echa sowie des Deutschen Bundesamts für Risikobewertung (BfR) – dessen letzte Beurteilung von Teflon stamme von 2018, gibt die Verbraucherzentrale Hamburg zu bedenken.

Die Konsumentenorganisation fand kürzlich in vier von sechs Antihaft-Pfannen bekannter Marken hohe Mengen organischen Fluors. Die Messung von organischem Fluor (total organic Fluorine, TOF) ist eine bewährte Methode, um PFAS im Gesamten nachzuweisen, wenn man nicht weiss, welche Einzelsubstanzen man genau sucht. Den höchsten TOF-Wert im Test hatte eine Tefal-Pfanne.

Die Verbraucherzentralen beklagen zudem, dass PFAS in Pfannen nicht sauber gekennzeichnet würden. Auf vielen Pfannen stehe beispielsweise der Hinweis «PFOA-frei». Frei von PFOA (Perfluoroktansäure) bedeute aber nicht «frei von PFAS». Auf manchen Pfannen finde sich gar keine Kennzeichnung.

Frankreich verbietet PFAS – aber nicht in Pfannen

Der Streit um die Tefal-Pfanne in Frankreich begann bei der Vorbereitung eines Gesetzes, das bald in Kraft treten wird. Frankreich verbietet ab 2026 PFAS in zahlreichen Küchenutensilien (Infosperber berichtete). Pfannen wurden davon aber ausgenommen – ein Lobbyingerfolg der Hersteller.

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«Unsere Pfannen sind sicher», warb Tefal in ganz Frankreich. Ein Gericht muss nun entscheiden, ob das stimmt.

Seb sei gegen ein drohendes Verbot mit einer grossen Werbekampagne vorgegangen, schildert «Le Monde». Das Unternehmen versicherte auf Plakaten im ganzen Land, seine Pfannen seien sicher. Auf seiner Website berufe sich das Unternehmen auf «Studien, die von den Gesundheitsbehörden in Europa und den Vereinigten Staaten durchgeführt wurden, [und] die Sicherheit von PTFE (Polytetrafluorethylen) gezeigt haben.»

Angaben, die nun vor Gericht angefochten werden. Die Beschwerdeführer sind der Ansicht, dass «die von Seb durchgeführte Kampagne geeignet ist, den Konsumenten über die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen ihrer PTFE-haltigen Produkte in die Irre zu führen».

Seb antwortet in einer Stellungnahme: «Die Seb-Gruppe nimmt diese neue Klage zur Kenntnis … Die Gruppe erinnert daran: Mehr als 50 Jahre wissenschaftliche Literatur belegen seine konstante Unschädlichkeit [von Teflon]. Wir sind gelassen und entschlossen. Wir beabsichtigen, unsere Produkte, unser Fachwissen und unsere Arbeitsplätze zu verteidigen …»

Der Prozess könnte zur Grundsatzentscheidung über die Sicherheit von Teflon-Pfannen werden. Die Stimmung im Land jedenfalls ist eher kritisch. In mittlerweile 28 französischen Gemeinden ist der Konsum von Leitungswasser für vulnerable Personen wie Kinder oder Schwangere verboten, weil das Wasser zu hohe PFAS-Mengen enthält. Die betroffenen Gemeinden fühlen sich damit zunehmend alleingelassen.


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