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Schauspieler Richard Gere: Vaterfreuden im Alter von 69. © cc

Schwächelnde Spermien älterer Herren schaden den Neugeborenen

Christa Dettwiler /  Immer mehr Männer zeugen Kinder erst im Alter von 40 bis 70 Jahren. Das erhöht beim Nachwuchs das Risiko von Krebs und Autismus.

Der Trend ist unverkennbar, zumindest in hochentwickelten Ländern. Paare warten länger mit dem Kinderkriegen. Während bei Frauen die Risiken später Mutterschaft ausführlich thematisiert werden und die biologische Uhr mit 50 abgelaufen ist, tickt sie für Männer offenbar bis in alle Ewigkeit. In den USA hat sich die Zahl der Väter über 40 in den letzten 30 Jahren verdoppelt. In der Schweiz hat sie sich in der gleichen Zeit sogar verdreifacht.

Lange ging man davon aus, dass ein höheres Alter nur für Mütter problematisch wäre. Eine neue Studie in den USA zeigt die Risiken später Vaterschaft auf. Mehr als 40,5 Millionen Geburten wurden analysiert, mit dem Ergebnis, dass ältere Väter das Risiko für Frühgeburten erhöhten. Auch die Gefahr eines geringen Geburtsgewichts, eines tiefen Apgar-Indexes (ein Punkteschema, mit dem sich der klinische Zustand von Neugeborenen beurteilen lässt) sowie das Risiko von Krampfanfällen steigen signifikant.

Mehr schwere psychische Probleme und Erbkrankheiten
Unter anderen deckte bereits 2014 eine Kohortenstudie in Schweden den Zusammenhang von später Vaterschaft mit einem erhöhten Risiko von psychiatrischen Problemen wie Autismus und bipolaren Störungen ihrer Kinder auf (JAMA: «Paternal Age at Childbearing and Offspring Psychiatric and Academic Morbidity».)

Die neue Studie im «British Medical Journal» BMJ kam zum Schluss, dass mehr als 12 Prozent der problematischen Geburten hätten vermieden werden können, wären die Väter jünger gewesen. Das Risiko einer Frühgeburt mit entsprechend geringem Gewicht ist bei älteren Vätern um 14 Prozent höher. Andere Studien haben eine Verbindung zwischen alten Eltern und erhöhtem Risiko von Erbkrankheiten – etwa Kleinwüchsigkeit –, sowie von Schizophrenie, bipolarer Störung oder Autismus hergestellt.

Eine Untersuchung von fast 400’000 Menschen, die in den 80erJahren in Israel zur Welt kamen, stellte fest, dass das Risiko für ein autistisches Kind bei einem Vater im Alter von über 40 sechs Mal höher ist. Andere Studien ergaben aus demselben Grund ein erhöhtes Risiko für Leukämie im Kindes- sowie Brust- und Prostatakrebs im Erwachsenenalter.

Väter über 50 geben 100 Erbgut-Mutationen weiter

Ein Grund für die Gesundheitsrisiken, die ältere Väter ihren Ungeborenen mitgeben, liegt in der Biologie. Während bei der Frau von Geburt an alle Eizellen vorhanden sind, bildet ein Mann dauernd neue Spermien aus. Das geschieht durch Teilen und Kopieren der DNA-Stränge. Mit jeder Teilung steigt das Risiko, dass sich Fehler einschleichen. Isländische Forscher lieferten schon 2012 genaue Zahlen. Demnach gibt ein 20jähriger Vater 25 neue Erbgut-Mutationen weiter, ein 36jähriger bereits 50 und ein 53jähriger 100. Eine Mutter dagegen gibt unabhängig von ihrem Alter rund 14 Mutationen weiter.

Aber auch die Lebensweise und der Gesundheitszustand eines Mannes können die Gene in den Spermien verändern. Michael L. Eisenberg von der Stanford University School of Medicine und Mitautor der US-Studie zu den Risiken später Vaterschaft nannte in der New York Times Übergewicht oder chronische Krankheiten sowie Rauchen oder Alkoholkonsum. Deshalb sollten Ärztinnen und Ärzte nicht nur mit Frauen, sondern gerade auch mit potenziellen Vätern Klartext reden.

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Eine Meinung zu

  • am 16.04.2019 um 12:41 Uhr
    Permalink

    Es «schwächeln» nicht nur die Spermien, sondern ganz offensichtlich auch die Recherchen zu diesem sehr oberflächlichen Artikel. Was besonders stört, ist die Klassifizierung von Schizophrenie, bipolaren Störungen, Autismus und auch Krebs als Erbkrankheiten. Beim Krebs trifft das auf nur wenige Arten zu, bei den psychiatrischen Erkrankungen gibt es dafür keinerlei Beweis und die Ursachen sind weitgehend unbekannt.
    Bitte in Zukunft seriöser recherchieren!
    ANTWORT DER REDAKTION: Die psychiatrischen Erkrankungen wurden nicht als Erbkrankheiten bezeichnet. Sie waren mit einem Komma abgetrennt. Jetzt noch deutlicher mit Gedankenstrichen. Der Artikel informiert über Resultate einer neuen, relevanten Studie.

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