Mit solchen Arztaussagen sollte man sich nicht zufrieden geben
In einer repräsentativen US-Umfrage konnte bloss einer von drei Erwachsenen einfache Zahlenaufgaben lösen, zum Beispiel den grössten Wert in einer unsortierten Liste mit Zahlen finden. In einer anderen Umfrage wussten nur 56 Prozent der befragten Frauen, ob ein Risiko von 1 zu 112 grösser oder kleiner ist als ein Risiko von 1 zu 384.
Solche Unsicherheiten werden zum Problem, wenn die Betroffenen eine medizinische Entscheidung treffen sollen, von der viel abhängt. Die US-Ärztezeitung «Jama» gibt Ärztinnen und Ärzten deshalb Tipps, wie sie Patienten medizinische Zahlen mitteilen sollen, um diese besser zu informieren. Die Tipps sind aber auch nützlich, um Medienberichte zu medizinischen Themen kritisch zu beurteilen.
- Vage Begriffe wie «selten» oder «häufig» sind ungeeignet. Denn ein «seltenes» Ereignis kann Studien zufolge für das Gegenüber alles zwischen Null und 80 Prozent bedeuten, «häufig» kann alles zwischen 10 und 100 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit sein. Eindeutiger sind Zahlen wie 1 Prozent, 10 Prozent oder beides zusammen, eine Beschreibung mit solchen Zahlenangaben und Worten.
Wenn der Arzt oder ein Werbeartikel Sie zu einer bestimmten Entscheidung oder Verhaltensänderung drängen möchte, geschieht dies meist mit Worten anstelle von Zahlen: «Ihr Risiko ist hoch» oder «Es gibt kaum Nebenwirkungen». - Achten Sie darauf, dass Angaben mit dem gleichen Nenner präsentiert werden. «8 Prozent» ist für die meisten Menschen leichter verständlich als «1 von 12». Auch «etwa 3 von 1000 Personen» ist leichter zu verstehen als «1 von 333».
- Äusserst misstrauisch sollten Sie sein, wenn Ihnen ausschliesslich relative Risikoreduktionen präsentiert werden, ohne dass auch die absolute Risikoreduktion genannt wird. Wenn zum Beispiel eine Untersuchung Ihr Risiko, dass Sie in den nächsten zehn Jahren eine bestimmte Krankheit bekommen, «um 20 Prozent reduziert», klingt das verlockend. Tatsächlich aber kann es sein, dass von 1000 Untersuchten in zehn Jahren 4 statt sonst 5 daran erkranken. Das sind 20 Prozent weniger. 995 Personen bekommen die Krankheit in dieser Zeit auch ohne diese Untersuchung nicht.
Noch skeptischer sollten Sie werden, wenn die Vorteile einer Behandlung mit relativen – also gross erscheinenden – Zahlen belegt werden, ihre Nachteile dagegen mit absoluten – also klein wirkenden – Angaben. Das ist unseriös und irreführend und ein Zeichen, dass man Sie zu etwas überreden will. - Lassen Sie sich nicht mit blossen Laborwerten abspeisen, sondern bitten Sie um Informationen, um diese einordnen zu können: Wo ist die Grenze dessen, was in Ihrem Alter als normal gilt? Und ab welchen Werten sollte man eine Behandlung einleiten oder besondere Dinge beachten?
- Besser als Balkendiagramme sind grafische Darstellungen mit Symbolen. Sie zeigen anschaulich sowohl die Grundgesamtheit als auch wie viele Personen einen Nutzen oder einen Nachteil haben.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.
Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ihre Meinung
Lade Eingabefeld...